Frauenarzt Dr. Masson

Expertenrat Mutterpass

Ich bin frisch schwanger, wann bekomme ich meinen Mutterpass? Was meint das „plus" unter dem Eintrag „Blut"? Und was bedeuten die rätselhaften Abkürzungen? Alle Fragen rund um den Mutterpass beantwortete der Gynäkologe Dr. Dirk Masson in unserem Expertenforum.

Best of-Fragen

Dr_Dirk_Masson

Über den Experten

Dr. med Dirk Masson ist Gynäkologe und Pränataldiagnostiker. Nach vielen Jahren als Oberarzt an der Universitäts-Frauenklinik in Hamburg, gründete er das "Pränatalzentrum Hamburg", das er über 20 Jahre leitete. Nach Einstellung seiner regulären beruflichen Tätigkeit gründete er "mother-talk" (www. mothers-talk.de), eine Plattform für Kinderwunsch, Schwangerschaft und Mutterschaft, die es sich zur Aufgabe macht, medizinische Themen korrekt und verständlich zu vermitteln.

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3 wichtige Fragen und Antworten aus dem Expertenforum

Wann bekomme ich den Mutterpass?

Frage: Kurz zu unserer Geschichte...Wir versuchen seit knapp 2 Jahren ein Baby zu bekommen.Leider kam es in diesen 2 Jahren 4x zu Fehlgeburten. Vor einem halben Jahr begaben wir uns in eine Kiwu -Klinik. Es gab Hormonbehandlungen und als nächstes hätte eine künstliche Befruchtung angestanden. ABER: In unserem Pausenzyklus wurden wir ohne jegliches zutun plötzlich schwanger. Jetzt befinden wir uns in der 6ssw (5+3) und am Dienstag haben wir die Fruchthöle mit Dottersack gesehen. Nun aber zur Frage: Bekomme ich den MuPa in der Kiwu oder von meinem normalen Fa?Und wann könnte ich ihn bekommen?

Experte: Als erstes erst einmal herzlichen Glückwunsch zum erfüllten Kinderwunsch in der Therapiepause. Glauben Sie mir, Sie sind kein Einzelfall. Vielleicht liegt es einfach daran, dass man sich damit abgefunden hatte, ohne künstliche Befruchtung eh´kein Kind bekommen zu können und geht viel entspannter "zu Werke". Der Mutterpass wird üblicherweise beim ersten Besuch Ihres Frauenarztes ausgestellt, und Ihnen später ausgehändigt, nachdem z.B. die Blutgruppe u.ä. bestimmt und eingetragen ist. Wegen des Zustandes nach 4 Fehlgeburten sollten Sie eine Bestimmung Ihrer Blutgerinnung durchführen lassen, möglicherweise haben das aber die Kollegen in der Kinderwunschpraxis schon getan. Erkundigen Sie sich danach und lassen auch die Werte im Mutterpass vermerken.

 

TSH-Wert?

Frage: Ich habe bei sonstiges einen TSG-Wert von 3,06 stehen, was bedeutet dies?

Experte: TSH bedeutet "Thyreoidea stimulierendes Hormon", also ein "die Schilddrüse stimulierendes Hormon", das in der Hirnanhangsdrüse produziert wird, und das die Produktion des Schilddrüsenhormons in der Schilddrüse und ihre Ausschüttung ins Blut steigert.
Die TSH-Werte liegen
a) im ersten Schwangerschaftsdrittel (also bis zur 14. SSW) bei 0,1-2,5 mU/l (millieinheiten pro Liter),
b) im zweiten Schwangerschaftsdrittel (also bis zur 27/28. SSW) bei 0,2-3,0 mU/l und
c) im dritten " (also bis zur 41. SSW) bei 0,3-3,0 mU/l.

Nun muss man berücksichtigen, dass jedes Labor seine eigenen Richt- und Grenzwerte hat, der Wert bei Ihnen aber dennoch im obersten Bereich der Norm liegt. Hier sollte ggf. demnächst eine Kontrolle erfolgen und bei deutlicher Erhöhung über 3,0 auch die Werte fT3 und fT4 bestimmt werden, um auch eine leichte Hypothyreose, also eine Schilddrüsenunterfunktion, auszuschließen, zumal im Verlauf der Schwangerschaft der Bedarf an Schilddrüsenhormon ansteigt. Man schätzt, dass 2,5 % aller Schwangeren davon betroffen sind. Häufige Ursachen sind z.B. auch Jodmangel u.a. Erst stärkere Unterfunktionen können in der Schwangerschaft die motorische und geistige Entwicklung des Kindes beeinflussen. Das ist aber bei Ihrem Wert derzeit nicht anzunehmen.

 

Risikoschwanger, aber nicht eingetragen

Frage: Also ich frage mich, ob es denn üblich ist, dass die FA nicht eintragen, dass man risikoschwanger ist. Mir wurde es gesagt aufgrund sehr vieler Gründe, unter anderem meiner op letztes Jahr in der mir 2 Organe entfernt wurden. Meine Hausärztin und die Hebamme haben sich verwundert...aber ich kann da ja nichts zu sagen. Stand bei meinen beiden großen auch nicht drin. Sie füllt es nie aus. Jetzt bin ich etwas verunsichert. Ist es denn normal, dies mündlich zu machen oder soll ich sie Montag ansprechen?

Experte: Ich denke, der Mutterpass ist umfangreich genug, dass alles, was im Zusammenhang mit der Schwangerschaft steht, dort vermerkt werden könnte und müsste. Warum das in Ihrem Fall unterblieben ist, kann ich nicht sagen. Als der Mutterpass eingeführt wurde in den 70er Jahren, haben wir oftmals im Kreissaal ein leeres Heftchen vorgefunden. Den Ärzten war es lästig, diese auszufüllen. Es hat Jahre gedauert, viele meiner Kollegen vom Sinn des Mutterpasses zu überzeugen, der ja zugegebenermassen zusätzliche Schreibarbeit erfordert.
Aber mittlerweile hat die Qualität der Eintragungen deutlich zugenommen. Ausnahmen gibt es leider immer noch. Sprechen Sie Ihre Ärztin darauf an, lautet meine Empfehlung.