Frauenärztin Dr. Susanne Koene

Expertenrat Sport in der Schwangerschaft

Sportlich aktive Schwangere leiden weniger unter den schwangerschaftstypischen Beschwerden. Doch welcher Sport ist gut für mich und mein Kind? Bis zu welcher Woche darf ich reiten? Welche Sportarten sollten jetzt eher gemieden werden? Dr. Susanne Koene von mothers-talk.de beantwortete eure Fragen.

Best of-Fragen

Gynäkologin_Köne

Über die Expertin

Dr. Susanne Koene ist Gynäkologin und Sportmedizinerin. Sie ist in Hamburg in eigener Praxis tätig.

 

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3 wichtige Fragen aus dem Expertenforum

Reiten und Yoga

Frage: Da ich Reiterin bin würde mich natürlich interessieren bis zu welcher Woche ich reiten darf? Außerdem beginnt bald ein neuer Yoga-Kurs an dem ich teilnehme. Dies ist allerdings kein spezieller Kurs für Schwangere. Was muss ich beachten? 

Expertin: Das mit dem Reiten ist gar nicht so einfach zu beantworten, da viele Ärzte der Meinung sind, in der Schwangerschaft müsse unbedingt auf das Reiten verzichtet werden.
Es ist schon richtig, Reiten ist mit einer Sturzgefahr verbunden und auch die Pflege
des Perdes (Hufe auskratzen) ist nicht ungefährlich für eine Schwangerschaft. Das muss also letztlich jeder mit sich selber ausmachen, wie viel Risiko er bereit ist, in der Schwangerschaft einzugehen.
Aber es ist sicherlich verständlich, dass Sie keine Sprünge und kein Jagdreiten mehr machen und damit die Gefahren schon einmal deutlich reduzieren. Zudem sind Sie "Reiterin" woraus ich entnehme, dass Sie keine Anfängerin sind und nicht bei jedemTrab geworfen werden. Anfängerinnen würde ich nicht raten, weiter zu reiten. (wussten Sie, dass Princess Anne bis zum 9. Monat im Sattel sass?)
Beim Yoga brauchen Sie keinen speziellen Schwangerschaftskursus, sprechen Sie mit der Kursleiterin/leiter da Sie beim Yoga Dreh-und Twist-Bewegungen nicht machen sollten, damit der Bauch nicht gestaucht wird. Ansonsten ist Yoga in der Schwangerschaft gut geeignet, da man sich bewegen und auspowern kann. Zudem ist es ein guter Ausgleich, da Sie in fortgeschrittenen Schwangerschaftswochen möglicherweise etwas Schwierigkeiten haben werden, aufs Pferd zu kommen.

 

Bauchmuskeln

Frage: Ich trainiere im Fitnessstudio im s.g. Milon-Zirkel. Dies sind neun Geräte zum ganzheitlichen KraftTraining. Zwei der Geräte konzentrieren sich auf die geraden und seitlichen Bauchmuskeln. Nun bin ich schwanger (13ssw) und wir haben sowohl die Gewichte reduziert, als auch den Bewegungsradius eingeschränkt, dass ich mich nicht so sehr strecke. Eine Freundin, ebenfalls Trainerin meint allerdings, auf gar keinen Fall Bauchmuskeln belasten.

Expertin: Wie immer gilt auch hier: keine Regel ohne Ausnahme: Schon in vielen Antworten des heutigen Tages, haben Dr. Masson und ich darauf hingewisen, dass die geraden Bauchmuskeln nicht zu stark beansprucht werden sollen, da der Bauch darunter wachsen muß. Für die schrägen Bauchmuskeln gilt die Einschränkung nicht. Insgesamt sind Muskeln wichtig und stabilisieren den Rumpf- daher finde ich für Sie persönlich derzeit den Plan perfekt. So lange Ihr Frauenarzt keine Risikofaktoren bei den Vorsorgen entdeckt und Sie sich mit Ihrem Trainigsumfang wohlfühlen, klingt das in Ordnung. Sollten Sie allerdings merken, dass Ihre Gebärmutter während des Trainings oder danach mit starken Kontraktionen reagiert, müssen Sie den Stop setzen.

 

Abnehmen durch Sport

Frage: Ich bin eh schon übergewichtig und habe vor der Schwangerschaft Sport gemacht um Abzunehmen. Täglich 30 min Fahrradfahren und 30 min Laufband. Ich bin jetzt wieder schwanger und Frage mich ob ich das weiter machen sollte, um nicht wieder wie bei meinem 1. Kind 15 kg zuzunehmen.Kann ich meinen Kind schaden wenn ich das mache?

Experte: Ich finde es bemerkenswert und gut, dass Sie das Thema "Gewicht" ansprechen, zumal wir heute wissen, dass Übergewicht nicht nur auf Sie beschränkt bleibt, sondern auch eine Bedeutung für Ihre kommenden Gegenrationen hat. Wenn mütterliches Übergewicht ggf. mit Diabetes auch noch mit mangelnder Bewegung einhergeht, kann es zu einer Fehlprogrammierung bestimmter Regulationsmechanismen des Ungeborenen kommen. 
Wir wissen, übergewichtige Mütter bekommen übergewichtige Kinder, sie haben vermehrt Früh- und kompliziertere Geburten. Diese sog. fehlerhafte Programmierung lässt sich nur durch eine entsprechende Ernährung und ausreichende Bewegung vermeiden. Beides gehört zusammen. Fahrradfahren und Laufen auf dem Laufband sind für die Ausdauer sicherlich gut, das reicht aber nicht aus, um das Gewicht zu reduzieren. Dafür müssen Sie auch Kraftübungen machen. Frühestens nach 30 min fängt der Körper an, Fett zu verbrennen. Eine moderate Anstrengung ist gut geeignet, denn wenn die Pulsfrequenz zu hoch ist , werden doch erst die Kohlehydrate verbraucht. Ein guter Puls für die Fettverbrennung bedeutet: 180 minus Lebensalter, das sind bei einer 30-Jährigen immerhin 150 Schläge pro Minute. In der Schwangerschaft darf man normalerweise 11-15 kg zunehmen, bei einer Schwangeren mit einem BMI (Bodymass-Index) von 30 sollte die Gewichtszunahme auf 5-9 kg beschränkt werden! Ihrem Kind werden Sie damit nicht schaden, ihm eher nützen.