Künstliches Koma nach Herzinfarkt, warum?

Hallo zusammen,

die Oma meines Sohnes hatte vorletzte Nacht einen Herzinfarkt. Sie wurde ins künstliche Koma versetzt und sollte heute eigentlich "geweckt" werden.
Die Ärzte haben heute aber beschlossen, sie bis Pfingsten im Koma zu lassen.

Kann mir jemand verraten, warum das so ist?

Ich dachte immer, dass man in ein künstliches Koma versetzt wird, wenn man so schwere Verletzungen hat, dass man die Schmerzen nicht aushalten würde.

Danke,
Gruß Lena

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Hallo,
zwei meiner angehörigen lagen auch im Künstlichen Koma die machen das sich die Patienten besser erholen können ich würde sagen für die Genesung.
Das heist ja immer im Schlaf wird man schneller gesund.

Ich Drück die Daumen

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Okay, das klingt logisch.

Leider ist ziemlich viel falsch gelaufen. Es wurde kein RTW geschickt, man musste sie selbst mit dem Auto ins Krankenhaus bringen. Dort wurde sie erst nicht versorgt. Die Ärzte haben die Situation falsch eingeschätzt.

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Meine Oma hatte einen Herzstillstand wurde dann noch wiederbelebt zu lang dadurch hatte sie eine Hirnschwellung.
Deswegen haben sie sie ins Koma gepackt dann war sie im Wachkoma und ist dann eingeschlafen. Also Daumen Drücken es gibt noch wunder auch wenn ich keines hatte.

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Hallo Lena,

eine schwere Verletzung oder Krankheit kann den Körper in extremen Stress bringen. Ganz einfach gesagt: Schlaf ist eine Schutzfunktion des Körpers, die Stress reduziert. Ein künstliches Koma ist somit eine künstlich erzeugte Schutzfunktion, damit die Körperfunktionen nicht "panisch werden" und zu viel Stress generieren. Man erhofft sich dadurch eine bessere, schnellere Heilung und natürlich eine Vermeidung einer Verschlechterung.

LG
Christina

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Vielen Dank für deine Antwort. Das klingt plausibel. Ich denke, man will vermeiden, dass sie sich wegen irgend etwas aufregt.
Als ihre Tochter in den Wehen lag, wurde sie direkt mit eingeliefert wegen Herzproblemen und zu hohem Blutdruck.

Oh man, ich hoffe, dass alles wieder gut wird. Sie ist so eine liebe.. Hat ihren Mann schon durch einen Herzinfarkt verloren.

Ich würde sie gern (sobald sie wieder stabil ist) besuchen und meinen Sohn (ihren Enkel) mitnehmen. Aber ich habe Angst, dass sie sich vor Freude zu sehr aufregt.. Beim letzten Treffen hat sie vor Freude geweint.

Gruß Lena

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Man will bestimmt nicht nur vermeiden, dass sie sich aufregt. Die körperlichen Funktionen geraten unweigerlich in Stress, bei einer schweren Erkrankung. Das hat nur sekundär mit ihrem Gemütszustand zu tun. Man vermeidet so, dass der Körper "stresstechnisch" verrückt spielt. Und mit reduzierter körperlichen Stressreaktion = bessere Genesung.

Besuche sie ruhig, nach Absprache mit den Ärzten. Zuwendung tu immer gut.
LG
Christina

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Hallo Lena,

da ich einen großen Teil meiner Zeit auf Intensivstationen verbringe, versuche ich Dir mal zu antworten. Ist natürlich schwer, da ich ja die Krankengeschichte nicht kenne.

Wahrscheinlich ist das Herz der Patientin nach dem Herzinfarkt so schwach, dass es mit Medikameten (sog. Katecholamine) unterstützt werden muß. Vielleicht braucht sie sogar eine maschinelle Unterstützung der Herzleistung (sog. intraabdominelle Gegenpulsation: IABP). Beides ist nur möglich, wenn der Patient tief und fest schläft. Das erreicht man mit dem sog. "künstl. Koma" (medizinisch: Sedierung)

Vielleicht hat sich durch die Herzschwäche auch Wasser in der Lunge gesammelt und das Atmen ist alleine zu schwer. Dann muß der Patient künstlich beatmet werden. Dafür braucht man auch eine Sedierung.

Außerdem kann es gut sein, dass die Intensivmediziner jeden Stress von der Oma d Sohnes abschirmen wollen. Auch dazu eignet sich diese Sedierung. Eine künstliche Beatmung ist übrigens meistens notwendig, das der Schlaf so tief ist, dass die Atemreflexe erlöschen.

Es gibt übrigens viele Möglichkeiten, ein "künstl. Koma" zu erzeugen. Man kann es mit starken Schmerzmitteln (Opiaten), mit starken Schlafmitteln (Barbituraten, Propofol) oder mit einem Mix aus beiden machen. Man entscheidet das nach Erkrankung und und Zustand des Patienten.

Ich hoffen, ich habe es auch für den "Laien" verständlich erklärt. Wenn Du noch Fragen hast, gerne über PN.

Liebe Grüße

Sanne

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Du hast es ganz toll erklärt, vielen Dank dafür! Ich habe mich immer schon gefragt WIE man jemanden in ein künstliches Koma versetzen kann. Sedierung kenne ich, aber ich dachte, dass es mehr braucht, um jemanden in ein Koma zu versetzen. Könnte man es mit einer Narkose vergleichen?


Noch eine Frage (völlig anderes Thema). Stimmt es, dass man nach einer Narkose noch im OP wachgespritzt wird und danach wieder schläft?

Nach meiner OP hat es knapp 4 Stunden gedauert, bis ich wieder wach war. Die Schwester meinte aber, dass sie mich direkt nach der OP wach gemacht und extubiert haben, ich auch ansprechbar war (ich kann mich erinnern, dass ich gesagt habe "Mir ist was aus der Nase gefallen" was auch immer das gewesen war) und danach wieder für ein paar Stunden eingeschlafen bin, bevor ich "richtig" wach wurde. Kann das sein oder habe ich das nur falsch verstanden?

Liebe Grüße
Lena

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Hallo,

ja Sedierung und Narkose ist ähnlich. Es unterscheidet sich im Wesentlichen durch die Tiefe des Schlafes. Das kann man durch verschiede Verfahren messen.

Zum Thema Narkose: NEIN, man wird nicht "wachgespritzt". Narkose geht so: man spritzt dem Patienten zum Einschlafen ein starkes Schmerzmittel, ein Schlafmittel und ein muskelentspannendes Mittel. Dann hört der Patient auf zu atmen und der Anästhesist benutzt eine Atemhilfen (verschiedene Masken und/oder Beatmungsschlauch), um den Patienten zu beatmen.
Die Narkose wird entweder durch Medikamente, die kontinuierlich über eine Spritzenpumpe gegeben werden oder durch ein Narkosegas, dass mit jedem Atemhub gegeben wird (+ ein Schmerzmittel) aufrecht erhalten.

Wenn die Op zu Ende ist, stoppt man entweder die Medikamente oder die Narkosegaszufuhr. Mit den modernen Subtanzen ist der Patient innerhalb von wenigen Minuten wach und atmet. Der Tubus wird dann gezogen.

Dass Du noch solange geschlafen hast, liegt an den Schmerzmitteln, die man während und nach einer OP bekommt. Die machen einfach müde. Außerdem warst Du schon wach (im Sinne von "keine Narkose mehr"), aber Du kannst Dich an die erste Zeit nach der OP nicht mehr erinnern. Das kommt auch zum Teil von den Medikamenten während der Narkose. Zum Teil aber auch von den Beruhigungsmitten, die man vor der OP bekommt.

Sanne

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