Dürfen Leistungssportler Antidepressiva einnehmen?

Oder ist das schon Doping?
Die Frage habe ich mir nach dem aktuellen Fall gestellt, wenn niemand weiß bzw. wissen darf, daß ein Sportler an Depressionen leidet, nimmt er dann auch keine Medikamente (die bei der Krankheit zwingend notwendig sind)?
LG elfe

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Ich habe mal mit dem Antidepressivum gegooglet, welches ich vor sechs Jahren für eine Weile verschrieben bekommen hatte (Serotonin-Wiederaufnahmehemmer, werden oft bei Depressionen verschrieben) und unter anderem das hier gefunden:

"Verschreibung von Dopingmitteln in therapeutischer Absicht. Es gibt nur eine begrenzte Zahl von Maßnahmen, die als Doping gelten und gleichzeitig insofern ärztlich geboten sind, als bei Unterlassung Schaden für den Patienten zu befürchten ist (z. B. Antiasthmatika, Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer gegen ADHS). In dieser Konstellation würde eine Behandlung zwar gegen die Anti-Doping-Bestimmungen verstoßen, nicht jedoch gegen den Grundsatz des ärztlichen Berufsethos, in erster Linie dem Wohl des Kranken verpflichtet zu sein. Der Arzt steht dann vor der Wahl, die Behandlung trotz deren Qualifizierung als Doping durchzuführen und in Kauf zu nehmen, dass der Sportler nicht starten darf, oder eine andere Behandlung durchzuführen, die nicht mit den Anti-Doping-Bestimmungen in Konflikt steht, möglicherweise aber weniger aussichtsreich ist. Derartige Fälle sind selten und haben bei Unterlassen meist nur geringe unerwünschte Wirkungen. Zudem besteht verbandsrechtlich die Möglichkeit, bei Vorliegen einer Erkrankung eine medizinische Ausnahmegenehmigung für die Einnahme verbotener Wirkstoffe zu beantragen."

http://www.zentrale-ethikkommission.de/page.asp?his=0.1.56 Punkt fünf

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#danke für den Link.
Das wäre ja dann sehr verzwickt für den Patienten, denn er müsste ja seine Krankheit melden.

Habe hier noch eine Liste gefunden:
http://www.nada-bonn.de/fileadmin/user_upload/nada/Downloads/Listen/090113_NADA_Beispielliste_2009.pdf

Allerdings ist auf dieser wirklich nur ein sehr kleiner Teil Antidepressiva zu finden, wobei ich mir wieder die Frage stellen, ist die Krankheit wirklich so selten unter Leistungssportlern (Stichpunkt: Leistungsdruck, fehlende Berufs-Alternative, Selbstverwirklichung bei Verletzungen in Gefahr)?
Ich selbst nehme schon sehr lange Paroxetin (gegen das Angsthasensyndrom #schein), welches laut Liste dann verboten sein müsste.

Über meine Krankheit spreche ich nur sehr selten, man erntet immer Unverständnis und man bietet garstigen Menschen ein regelrechte Zielscheibe. Und ich bin nicht berühmt, von daher kann ich nachvollziehen, daß ein Leistungssportler mit dieser Krankheit nicht an die Öffentlichkeit geht. Soetwas haftet wie Kaugummi.

LG elfe (gedopt)

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Was ich mir dazu heute überlegt hatte: Mir wurde in der Reha nahegebracht bzw. ich habe es dann als probates Mittel für mich erlebt, dass Bewegung und/oder Sport beim Aufkommen eines Schubs diesen abfangen kann. Wenn ich wie gerade jetzt im Novmeber, einer Zeit, die ja generell eher düster und traurig ist und für mich persönlich auch viele "Erinnerungsfallen" birgt, merke, dass ich etwas abrutsche, versuche ich wenigstens im Kleinen, mich mit Bewegung zu fangen. Steige eine Station früher aus um einen strammen Marsch nach Hause zu machen und solche Dinge.

Die Forschung hat ja in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht, man hat sogar ein Phänomen "Sportsucht" entdeckt und geschildert, dass Sport"süchtige" wohl auch richtig depressiv werden können, wenn man sie auf Entzug setzt. Ich hatte mir heute überlegt, ob bei Spitzensportlern vielleicht auch so etwas mit zum Tragen kommt - gerade auch, wenn sie wie Robert Enke sensibel und anfällig für solche Dinge sind (dass es eine genetische Disposition für Depressionen gibt, weiß man inzwischen ja auch) und sie verletzungsbedingt oder aber durch fehlenden Vertrag quasi auf Sport- und Erfolgerlebnisentzug gehen. Also, ob so etwas den depressiven Schub, der ohnehin schon lauert, vielleicht noch verstärkt...? #kratz Ich denke da zum Beispiel auch an Sebastian Deisler oder auch André Agassi.

Ein weites Feld, ich denke aber, die Forschung wird da noch einiges ergeben.

Lieben Gruß und halt' Dich tapfer
Ch.
seit vier Jahren ungedopt

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ist in china wieder ein sack reis umgekippt?

reichen die ewigen depressionen postings nicht langsam?

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Hast wohl heute Ausgang?

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Wow, hast dich ja richtig ins Zeug gelegt für deinen kluge Antwort.

Nun fragt mal jemand wenigstens etwas interessantes,
und nich nur son Dünpfiff ,
trotzdem gibt es immernoch genug Leute die draufklicken obwohl sie wissen das sies nicht juckt, um dann nur ein absolut unangebrachter und sinnloser Kommentar abzugeben.

Was muss das Leben langweilig sein.

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Hallo!
Mein Mann ist Leistungssportler. Er hat in Peking Gold gewonnen und wird regelmaessig von der NADA kontrolliert. Immer unangemeldet und auch nachts. Die gehen mit auf die Toilette und schauen direkt zu beim p...! Es gibt eine sogenannte "Rote Liste", wo alle verbotenen Stoffe draufstehen. Die Sportler gehen auch zu speziellen Aerzten, die sich damit auskennen. Auf keinen Fall zum Hausarzt um die Ecke! Falls der Fall eintreten sollte, das es keine Ausweichmedizin gibt, muss man sich eine Ausnahmegenehmigung holen mit genauer aerztlicher Begruendung. Mein Mann wurde mal in die Notaufnahme gebracht, wo er nen Innenohrausfall hatte, da konnten die ihm erst nach 2 Tagen Medis geben, weil das Ok der NADA fehlte. Macht man es doch, riskiert man den Job und hat jedenfalls ne 2Jahressperre sicher!

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Danke für Deine Antwort.

Auszug aus der NADA Beispielliste zulässiger Medikamente
2009 :

"Was tun bei Erkrankungen?
Ansprechpartner bei Erkrankungen sollte zuerst immer ein Arzt sein. In Trainingslagern und auf Wettkampfreisen wäre das der zuständige Arzt am OSP oder der Mannschaftsarzt. Die behandelnden Ärzte sollten über das aktuelle Doping-Reglement informiert sein. Bei Besuchen des Hausarztes sollte dieser darauf hingewiesen werden, dass man Leistungssportler ist und dem Doping-Kontrollsystem unterliegt."

Somit ist ein Sportler ja gezwungen, bei der Einahme von Antidepressiva mindestens mit dem Mannschaftsarzt zu sprechen.

LG