Arte Doku über Frühchen

Hallo zusammen,

ich schaue gerade die Doku über extrem Frühgeborene Kinder auf arte und muss sagen...ich bin fassungslos und weiß gar nicht,was ich denken soll.
Ich wusste wirklich nicht,dass in einigen Ländern Frühgeborene erst ab der 25ten Woche medizinisch versorgt werden.Ich dachte bis jetzt total naiv,dass einfach JEDEM lebend geborenen Kind geholfen wird!

Auf der einen Seite zeigen sie dieses unglaublich berührende Beispiel des kleinen Mädchens,dass in der 23ten Woche auf normalen Wege,unbeschadet geboren wurde und dann sogar noch selbstständig geatmet hat und auf der anderen Seite den Maastrichter Arzt,nach dessen Meinung es besser ist,ein frühgeborenes Kind sterben zu lassen anstatt (eventuelle) Behinderungen in Kauf zu nehmen.
Heißt das,dass dieses kleine,selbstständig atmende Wesen in Maastricht einfach seinem Schicksal überlassen worden wäre?Ohne jegliche medizinische Hilfe?Und das obwohl sie sich in's Leben gekämpft und sogar spontan geatmet hat?Nur,weil sie 2 Wochen zu früh geboren wurde? #zitter
Das diese Entscheidung dann noch von Menschen getroffen wird,die nicht die Eltern dieser Kinder sind,macht mich noch wütender.
Wer hat denn (ethisch gesehen,nicht juristisch) das Recht zu entscheiden,ab wann Leben lebenswert ist,oder ob ich als Elternteil nicht gewillt bin,potentielle Behinderungen bei meinem Kind in Kauf zu nehmen?
Da frage ich mich doch,warum man Schlaganfall- oder Herzinfarktpatienten überhaupt behandelt,denn wie hoch ist da die Gefahr einer bleibenden Schädigung?Wird Menschen mit diesen Krankheitsbildern dann geholfen,weil sie einfach schon eine gewisse Lebenszeit hinter sich haben?Oder weil sie Beitragszahler in den Krankenkassen sind?

Mich würde interessieren,wie ihr das seht!
Oder war sogar schon jemand von euch in der Situation,an solch eine "Wochen-Grenze" gestoßen zu sein?
Vielleicht hätte ich das ganze auch im Frühchen-Forum posten sollen,aber möchte auch niemandem mit meiner Frage zu Nahe treten,der sich gerade u.U selbst um sein Kind sorgt.

Danke für eure Antworten!

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"Ich wusste wirklich nicht,dass in einigen Ländern Frühgeborene erst ab der 25ten Woche medizinisch versorgt werden"

Dazu gehört Deutschland. In Deutschland werden Frühgeborene EIGENTLICH erst ab der SSW versorgt.

ABER: Auch in noch früherer SSW wird man gefragt, ob gerettet werden soll oder nicht. Die Chancen auf Überleben sind aber vor der 25. SSW verschwindend gering.

Hier finden mehrere sehr schwerwiegende Faktoren Einfluss: Ärzte und Elternpaar müssen entscheiden, ob es sinnvoll ist, das Leben auf Gedeih und Verderben zu erhalten, auch mit dem sehr großen Risiko, später schwerste Schäden beim Baby in Kauf nehmen zu müssen.

Dort eine ethische Grenze zu ziehen, was ist richtig, was ist falsch, ist mehr als schwierig.

Ab einer gewissen Grenze kann man die Entscheidung nur in Gotteshand legen.

Ich stand 2008 vor dieser Entscheidung. Ich hatte in der 22. SSW starke Wehen, man dachte schon, es ginge los. Man musste mich, bzw. uns damals aufklären. Das tat man dann auch.

Man fand zum Glück recht schnell heraus, warum ich wehte. Hatte eine starke Pilzinfektion, nichts bakterielles, nichts was sich auf die Fruchtblase legte.

Was blieb war eine Wackeschwangerschaft bis 38 + 0, wo man meinen Sohn gesund auf die Welt holte.

Es ist eine mehr als schwierige Situation, atemraubend, beängstigend, vor so einer Entscheidung zu stehen.

Wir hätten uns für das Retten entschieden. Den Rest hätte ich Gott überlassen.

Bin aber heilfroh, dass uns die Erfahrung erspart blieb.

Dir alles Gute!

Janette

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"Es ist eine mehr als schwierige Situation, atemraubend, beängstigend, vor so einer Entscheidung zu stehen."

So ging es mir in der 24ten Ssw auch.Habe es dann auch bis zum errechneten Termin geschafft.Ich hätte mich nur niemals dazu entscheiden können,meine Tochter einfach einschlafen zu lassen,wäre sie tatsächlich in der 24Ssw gekommen.
Es sei denn,die Schäden wären in hohem Maße Lebensqualitätsbeeinträchtigend für Sie gewesen.
Die Eltern,die diese Entscheidung treffen müssen,haben wirklich den größten Respekt verdient.

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Hallo!

Meine Freundin hat 2003 Zwillinge in der 23. SSW bekommen. Der Beitrag gestern hat mich daher sehr gerührt. Das Mädchen damals ist nach 2 Tagen im KH an massiven Gehirnblutungen gestorben, der Junge (Geburtsgewicht 630g) hat es überlebt und war so groß wie eine Männerhand. Er war 3/4 Jahr im Krankenhaus und aus ihm ist letztendlich ein toller Junge geworden, wenn auch mit für uns merklichen Behinderungen.
Er geht mittlerweile zur Förderschule, begreift aber z. B. Rechnen garnicht. Er hat zudem eine Stimmenbandlähmung, so das er nur sehr sehr leise und kratzig sprechen kann usw..
Alles nicht so gravierend aber auch nicht gerade optimal um als Erwachsener heutzutage selbstständig leben zu können. Auch muss man sich als Eltern im klaren sein, dass man immer von Therapie zu Therapie hetzt und von seinem eigenen Leben quasi nichts mehr über bleibt.

Letztendlich bin ich der Meinung sollten Eltern darüber entscheiden was mit ihrem Kind passiert, jedoch finde ich sollte man abwägen ob ein Leben dann würdevoll ist oder nicht.
Denn viele Kinder sind blind, haben massive Lungenprobleme und geistige Schäden, da stellt sich mir die Frage ob man die Kinder nicht lieber ohne Maschinen einschlafen lässt oder sie mit aller Macht ins Leben zwingt.
Sicher keine einfache Entscheidung und für Außenstehende einfach nicht nachvollziehbar.

Nudelmaus

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"Denn viele Kinder sind blind, haben massive Lungenprobleme und geistige Schäden, da stellt sich mir die Frage ob man die Kinder nicht lieber ohne Maschinen einschlafen lässt oder sie mit aller Macht ins Leben zwingt."

Es ist schwierig.
Ich denke,Blindheit ab Geburt ist nichts,was ein Kind einschränkt.Für uns Gesunde ist das vielleicht so,aber wenn man als Kind blind aufwächst,kennt man es ja nicht anders.Genauso ist es mit geistiger Behinderung.Als ich in einem Behindertenheim gearbeitet habe,habe ich verdammt viele lebensfrohe Menschen mit den unterschiedlichsten Behinderungsgraden kennengelernt.Keiner von ihnen,hat mit seinem Schicksal gehadert.Da ist es wohl eher der Schmerz über ein "nicht normales" Kind,der die Situation für die Eltern so schlimm macht.
Ich gebe dir aber Recht,was das "mit aller Macht in's Leben zwingen" angeht.Wenn ein Kind wirklich dermaßen geschädigt ist,dass nachgewiesen keine Außenwahrnehmung stattfindet,es vielleicht sogar Schmerzen hat und sein Leben im Krankenbett verbringen müsste,würde ich mich schweren Herzens wahrscheinlich auch für's einschlafen lassen entscheiden.

liebe Grüße

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Die Behandlung eine Frühchen ist nie schmerzfrei, sonst würden die meisten Kinder keine starken Schmerzmittel bekommen

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