Welche "Behandlung" hat sich bei Asperger-Kindern bewährt????

Hallo zusammen,

ich habe einen 9-jährigen Sohn, den ich seit der Säuglingszeit als "schwierig" empfunden habe. Auch hatte ich immer das Gefühl, dass er irgendwie anders ist als andere Kinder.
Ich habe 3 Kinder, aber er ist irgendwie "besonders".
Nun hat mir eine Kinderpsychologin gesagt, dass sie bei meinem Sohn das Asperger-Syndrom in Verbindung mit ADS (er ist extrem zappelig, unruhig, unkonzentriert) vermutet. Ich habe nun schon ein wenig im Internet gestöbert, aber wenig Information dazu gefunden, wie Kinder mit Autismus oder Asperger Syndrom behandelt werden.
Ich möchte mein Kind nicht verbiegen.

Er soll so sein dürfen wie er ist.

Aber ich würde ihm gerne das Leben etwas einfacher machen.
Wer hat Erfahrung mit dieser Störung oder einen Tip, wie ich meinem Kind langfristig helfen kann ?

Gruss
Eni

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Erstmal Daumen hoch für Manavgat - die Antwort ist absolut korrekt..

Ich schrieb mal kurz nach Weihnachten meine Empfindungen auf, weil man mich drum bat, einen Einblick in das zu bekommen, was ich fühle..

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Es ist Heilig Abend. Durchgefroren komm ich nach Hause zurück. Ich war allein in der Stadt unterwegs - es war wunderschön..
Ich genoss die Ruhe, lebte auf wie ein Kind beim Anblick der Lichter und vor allem war ich froh, allein zu sein.
Allein... Ja, das, wovor die meisten Menschen Angst haben - das ist meine Welt..
Allein fühl ich mich beschützt, geborgen - ich hab das Asperger Syndrom..

Es fing schon an, als ich ganz klein war. Wir hatten oft Besuch zu Hause - ich hasste Besuch..
Im Kindergarten hatte ich die grössten Probleme - ich konnte mit den ganzen Kindern nichts anfangen und jeder Tag begann mit verzweifeltem Weinen..
Sogar mein Geburtstag war eine Qual.. Es wurden Kinder eingeladen und ich war froh, wenn sie abends wieder weg waren..

Meine Eltern glaubten, ich wäre 'schüchtern' - aber das bin ich nie gewesen..
Die 'Angst' vor anderen Menschen ist keine wirkliche Angst, sondern das Unbehagliche am Gefühl der Nähe..
Ich weiss, dass mich an diesem Punkt nur wenige Leute verstehen werden..

Ich bin sehr intelligent, konnte mit 11 Monaten laufen, schrieb mit 5 die ersten Worte..
Motorisch hatte ich hingegen schlimme Probleme immer schon.. Heute überspiele ich es und lache selber drüber - nenne mich selbst 'Tolpatsch'.. Humor ist, wenn man trotzdem lacht.. Es vergeht kein Tag, an dem mir kein Missgeschick passiert..

Das Asperger-Syndrom stellte ich bei mir erst vor einigen Jahren fest, es ist inzwischen diagnostiziert.. Meine Eltern wussten, dass mit mir etwas nicht stimmte, ich war 'anders'.. Aber wie soll man aufs Asperger-Syndrom kommen, wenn man nie davon gehört hat? Gar nicht.. Also luden sie weiterhin Kinder ein, mit denen ich spielen 'musste'..
Es war Quälerei..
Ich genoss es, wenn ich aus der Schule kam und mich allein beschäftigen konnte.. Ich machte alles Mögliche: Ich bastelte, malte in Malbüchern (Zeichnen fiel mir schwer, aber mit Farben umzugehen war klasse), ich las sehr viel, ja, ich schrieb sogar ganze Bücher per Hand ab - in mehreren Sprachen..

Ich war und bin sehr geräusch-empfindlich.. Andere Kinder liebten zu Silvester Knallkörper - ich weinte los, wenns nur darum ging, einen Knallbonbon aufzureissen..

Manche Dinge, die für andere selbstverständlich sind, musste ich 'lernen'.. So war es z.B. so, dass ich oft meine eigene Stimme nicht einschätzen konnte - ich sprach oft zu leise, dann wieder viel zu laut.. Wenn man mich drauf ansprach, mochte ich gar nichts mehr sagen..
Aber ich lernte es, gleiche Lautstärke beizubehalten..
Ich hatte Probleme, einen Scherz von einer ernstgemeinten Aussage zu unterscheiden - auch das kann man lernen, weiss ich heute..
Mit der Frage: 'Wie gehts?' konnte ich lange nichts anfangen.. Ich lernte zu sagen: 'Danke, gut.. und selbst?'.. Eine auswendig gelernte Floskel - aber mehr bedeutet die Frage ja ansonsten auch niemandem..

Das Reden am Telefon ist für Autisten ganz, ganz anstrengend - ich selber telefoniere auch nur im äussersten Notfall.. Es ist für uns am Telefon noch viel schwieriger, Emotionen rüberzubringen, oder zu erfassen, als wenn man sich gegenübersteht oder Mails schreibt.. Zum Termine-Vereinbaren reichts grad noch, aber mit privatem Gespräch sind die meisten von uns völlig überfordert..

Wie lebe ich heute?
Ich arbeite, ich habe es gelernt, dass mir Menschen keine Angst mehr machen..
Ich habe Bekannte, aber grosse Probleme, einen Menschen als 'Freund' zu bezeichnen..
Ich besuche Personen und lasse Besuch zu - aber ich zwinge mich dazu, um nicht ganz aus der Rolle zu fallen in meinem Umfeld..
Ich möchte nicht 'anders' sein..
Ich bin aber froh, wenn ich nach einem Treffen dann wieder allein bin..

Ich halte es nicht aus, länger als ein paar Stunden mit Menschen zusammen zu sein.. Ich werde unruhig, muss aufpassen, dass ich nicht ironisch oder gar aggressiv werde..
Ich brauche 'meine Welt' einfach..
Ich habe gelernt, dass ich diese Panik überwinden kann, wenn ich eine Ausrede suche und für 10, 15 Minuten nach draussen gehe - am besten ists, dann laut Musik zu hören über Kopfhörer..
Eine absolute Flucht zu mir selbst..

Mir fehlt die Zeit.. Aber wenn ich sie hätte, würde ich wirklich wochenlang nur schreiben, basteln, lesen können, ohne Kontakt zu anderen Menschen haben zu wollen..

Ich habe immer wieder starke Depressionen.. Es ist kein Wunder, denn es belastet, wenn man sich immer wieder verstellen muss.. Wenn ich 'meine Ruhe' hab, hab ich durchaus mal wahre 'Höhenflüge', dann gehts mir einfach total super.. Wenn das Gefühl vorüber ist, fall ich nicht vom Hochhaus zu Boden - nein, ich knalle aus dem Himmel direkt in die Hölle.. Ein ganz normaler Jahrmarktbesuch hatte mich einmal schon so aus der Bahn geworfen, dass ich eine heftige Panik-Attacke bekam (ich war noch nichtmal losgegangen, sondern zog lediglich zu Hause meine Jacke an)..

Ich habe gelernt, mit Asperger zu leben - und hoffe, ihr lernt, mich zu verstehen..

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Wie gesagt, ein "Outing" ist nicht ratsam.. Es ist zuwenig über Asperger bekannt und wenn danach bei Google gesucht wird, kommen wir in Schubladen, in die wir nicht hineingehören.. Asperger = Autismus = Behinderung = geistig behindert

Diese Unruhe kenn ich auch noch aus der Schule.. Das, was der Lehrer erklärte, wollte ich gar nicht wissen.. Das hab ich zur Not "mal eben" zu Hause gelernt, wenn ichs für eine Arbeit brauchte - alles andere war Zeitverschwendung für mich.. Ich würde das bei deinem Sohn vielleicht nicht als ADHS sehen, sondern als Symtom von Asperger..

Ich würde dir aber dazu raten, IHM zu sagen, dass "jedes Kind" unterschiedlich ist.. Er ist nunmal so, wie er ist und andere Menschen müssen ihn so akzeptieren, wie er ist.. Er darf nicht das Selbstbewusstsein verlieren.. Ich war etliche Male kurz davor, vor allem als Kind.. Es ist schwierig, immer wieder zu hören: "Du bist aber kooomisch.." oder wenn von Erwachsenen "böse Absicht" unterstellt wird, wenn man zum zweiten Mal innerhalb von Minuten etwas umkippt.. Das machen wir ganz sicher nicht absichtlich..

Wir brauchen keine "Behandlung", wir brauchen nur Verständnis dafür, dass wir wir nicht in das Schema der meisten Menschen passen..

Ich wünsch euch alles Gute :-)

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vielen Dank für deinen Beitrag!

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Wie hab ich denn "Symptom" geschrieben? #schock
Sorry :-D

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Hallo Eni,

leider ist das Asperger Syndrom, genau wie andere Autismus Spektrum Störungen nicht behandelbar. Es gibt keine spezielle Therapie. Am besten lässt du dich von der behandelnden Kinderpsychologin beraten, ob sie Therapie in Einzelbereichen empfehlen würde. Häufig haben Asperger ja auch motorische Defizite, in dem Fall wäre Ergotherapie evtl sinnvoll, evtl. als Gruppentherapie (?). Besonders wenn dein Kind Auffälligkeiten im Sozialverhalten zeigt, wäre das, oder eine andere Gruppentherapie (Soziale Kompetenzen, o.ä.) angebracht.

LG #blume

2

Asperger needs no cure.

Davon sind die aspies weltweit überwiegend überzeugt.

Besorge dir: ein ganzes Leben mit dem asperger Syndrom von Tony atwoods

Hilfreich ist: Verhaltenstherapie.

Aspies können verhaltensstrategien lernen, um nicht unangenehm aufzufallen und um selbst nicht manipuliert zu werden. Aber all das kostet immens kraft. Daher ist es nötig, rückzugsmöglichkeiten zu schaffen und Situationen zu meiden, die zu einem overload/Zusammenbruch führen können: Menschenmengen, fremde unübersichtliche Orte (Flughafen, Hauptbahnhof, Rummelplatz). Von übel ist jeglicher Zwang (Schau mir in die Augen, gib mir die Hand, lass dich von Tante ernähren abknutschen, lass xy mit deinem Spielzeug spielen u. ä.

Dein Ansatz ihn zu lassen wie er ist, ist der richtige. Kombiniert mit guten Strategien für den Alltag kann asperger zu einem Vorteil umgemünzt werden.

Noch ein Hinweis: ich persönlich rate (in Deutschland) von einem outing, besonders in Schule und Beruf, dringend ab.

Gruß

Manavgat

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#pro

Dem ist nichts hinzuzufügen!

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Nicole Schuster hat Asperger und hat Bücher geschrieben. Ich weiss nicht, wie gut die sind, aber ich habe einen Beitrag von ihr gesehen, der mir sehr gefiel.

Eine starke Frau, die sich sozusagen zwischen den Welten bewegt.

L G

White

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Mein Mann ist auch ein kleiner "Aspi". Er war immer besonders, das ist aber nie richtig diagnostiziert worden. Wir arbeiten aber beide in der Medizin und da ist es mir erst aufgefallen und jetzt kann man dem Kind einen Namen geben...

Die Ausprägung ist ja sehr unterschiedlich und mein Mann fällt im normalen Umgang mit anderen nicht so auf. Mir fällt es eben auf, weil ich es weiß und er einem zum Beispiel nie in die Augen guckt, wenn er mit einem spricht. Er sieht den Leuten immer auf den Mund, oder die Augenbrauen (dann fällt es ihnen nicht auf).

Es stört ihn auch nicht, wenn er alleine ist. Er hat sich eine Arbeit gesucht, die recht theoretisch ist und bei der er Sachen nach einem Schema "abarbeiten" kann.

Als Kind war er auch sehr umtriebig (in den 80ern hat noch keiner ADS diagnostiziert), aber das Leben auf dem Land war da hilfreich. Er ist einfach immer rausgegangen, wenn er wollte. Schule war nie seins, aber das Abi und ein Studium (das dann sehr gut) hat er geschafft.

Als Eltern hilft wohl am besten, das Kind in bestimmten Schranken gewähren zu lassen und nicht zu drängen, wenn zum Beispiel kein Kontakt zu anderen hergestellt wird. Mein Mann lebt gern nach einem Schemaplan, den er sich selbst zurechtgelegt hat. Vielleicht könnt ihr mit deinem Kind auch so etwas machen.

Als Erwachsene kann ich nur empfehlen, dran zu denken, das ein Autist, nicht von selbst drauf kommt, das anderen Leuten was fehlen könnte oder manche Sachen sie verletzen können. Man muss ihn drauf hinweisen, und zwar immer mal wieder. Vielleicht kann man das mit häufigeren Wiederholungen in der Kindheit für den Erwachsenen einfacher gestalten.

Ansonsten wünsche ich euch alles Gute und hoffe ich konnte dir etwas Hoffnung geben.

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Hallo,

ich empfehle das Buch "Buntschatten und Fledermäuse" von Axel Brauns. #blume

LG