Feststellung GdB (Grad der Behinderung)

Hallo zusammen,

Noch ist es nicht soweit, aber ich spiele mit dem Gedanken einen Antrag auf Feststellung des GdB beim Versorgungsamt zu stellen.

Meine aktuelle Situation:

32 Jahre alt, 3 Kinder, grundsätzlich vollzeit berufstätig, seit nunmehr 6 Monaten krank geschrieben

Die Diagnose Fibromyalgie wurde aufgrund von Ratlosigkeit "schonmal" gestellt; nach weiteren Befunden wird dennoch gesucht.
Ich bin derzeit in Behandlung bei:
- Allgemeinmediziner
- Orthopäde (wg. fortgeschrittener Arthrose der Wirbelsäule)
- Rheumatologe (Befund oder Ausschluss weiterer rheumatischer Erkrankungen)
- Schmerzmediziner (Schmerzen)
- Psychotherapeut (wg. Schmerzen, Stress, Depressionen)

Beim googlen von Informationen zum möglichen Grad der Behinderung bei Fibromyalgie bin ich auf folgende Info gestoßen:

"Als Ergebnis sollte Ihr Arzt dann seine Einschätzung des Schwergrades geben. Dabei kann er sich an der Polyarthritis orientieren."

So, die Bewertung erfolgt dann soweit ich weiß durch das Versorgungsamt nach Aktenlage und unter folgendem Ansatz:

- Ohne wesentliche Funktionseinschränkung (leichten Beschwerden) => GdB 10

- Mit geringen Auswirkungen (leichtgrad. Funktionseinbußen, geringe Krankheitsaktivität) => GdB 20-40

- Mit mittelgradigen Einschränkungen (dauernde erhebliche Funktionseinbußen und Beschwerden, therapeutisch schwer beeinflußbare Krankheitsaktivität) => GdB 50-70

- Mit schweren Auswirkungen (irreversible Funktionseinbußen, hochgradige Progredienz) => GdB 80-100

Da ich was diese Themen angeht, noch absoluter Neuling bin, frage ich mich, zu welcher "Gruppe" ich gehören müsste, um zu wissen, wann ich ggf. Widerspruch einlegen sollte und wann nicht.

Ich würde gerne wissen, was im Rahmen der Feststellung "geringe Auswirkungen", "mittelgradige Auswirkungen" und "schwere Auswirkungen" sind.

Da eine solche Einschätzung immer sehr subjektiv ist, hier mal ein paar Info's darüber, wie ich mich fühle, was ich kann, was nicht, etc.

- Zustand seit ca. 6 Monaten nahezu unverändert (das halbe Jahr davor zunehmende Schmerzen)

- Medikamente derzeit: 2x tgl. 100mg Tramadol + 3 mal tgl. 1000mg Novalgin

- Dauerschmerzen (Schmerzskala je nach Tageszeit 6 - 8); Schwerpunkt der Schmerzen im Bereich LWS, Kreuzbein und Becken / Hüfte

- Stehen geht nicht mal wenige Minuten (Reicht nichtmal um an der Kasse anzustehen), Laufen -> auch hier reicht es nichtmal zum einkaufen, würde mal eine Strecke von ca. 400m schätzen, sitzen geht mit vielen unterschiedlichen Positionen und unter mäßigen Schmerzen, am angenehmsten ist Liegen

- weitere Schmerzen im HWS Bereich, Nacken, Schultern, Ziehen bis in die Arme (so dass es Probleme beim Anziehen macht), schmerzende Handgelenke, so dass ein Abstützen schwierig wird, teilweise Schmerzen in den Ober- und Unterschenkeln (brennen), schmerzende Füße beim "längerem" Stehen, so dass ich zum Beispiel Essen nur im Sitzen zubereiten kann

=> Dies alles führt dazu, dass ich meinen Alltag zu einem Großteil in meinen 4 Wänden gestalten muss. Besuche mit den Kindern auf dem Spielplatz sind kaum möglich, an Ausflüge ist nicht zu denken; sportliche Aktivitäten mit den Kindern gehen auch nicht. Kinobesuche oder sonstige Veranstaltungen halte ich nicht durch, da ich mich spätestens nach einer halben Stunde mal wieder hinlegen muss, etc. Aktivitäten mit Freunden finden kaum noch statt. "Soziale Aktivitäten" finden derzeit nur noch in dem Rahmen statt, dass ich mit meinen Kindern die Großeltern besuche. Dort bin ich dann froh, wenn sie sich um die Kinder kümmern, und ich mich ausruhen kann. Ein großes Problem besteht auch darin, dass ich aufgrund der Medikamente nicht mehr selbst Auto fahren kann (möchte), öffentlicher Straßenverkehr ist schwierig, da es nicht immer eine Sitzmöglichkeit gibt + Wartezeiten, etc. Also muss ich es für alle Strecken so organisieren, dass mich / uns jemand fahren kann. Hausarbeit ist nur sehr eingeschränkt und in kleinen Etappen möglich: z.B. Waschmaschine ein/ausräumen, kleine Fläche saugen, Spülmaschine einräumen, Essen vorbereiten, "aufräumen". Probleme macht: Betten machen / beziehen, Wischen, Bügeln, Fensterputzen (geht gar nicht), putzen von größeren Flächen wie z.B. Bad und Co (geht auch gar nicht).

Konkrete Frage:

Da die Bewertung nach Aktenlage geschieht, und ich schon so einiges Niederschmetterndes darüber gehört / gelesen habe meine Frage:

Reichen meine persönlichen Einschränkungen aus, um "mittelgradige Einschränkungen" anerkannt zu bekommen? Oder gelten all die Einschränkungen, die ich derzeit habe nur als "geringe Auswirkungen"? Wer kennt sich aus? Wie war es bei Euch? Welche Erfahrungen habt ihr gemacht?

Ich bin Euch für alle Informationen dankbar.

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Hey :-) Ich kann Dir eines wärmstens empfehlen: Geh für einen geringen Mitgliedsbeitrag zum VdK Ortsverband, der für Dich zuständig ist. Ich hab da mal gearbeitet. Da arbeiten auf Sozialrecht spezialisierte Juristen, die Dir helfen, den Antrag richtig zu stellen und Dich bei Problemen beraten - ohne zusätzliche Kosten.

Alles Gute
corny123

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Hallo,

Mein jüngster hat einen GdB von 100 und soweit ich informiert bin wird nur die Krankheit angerechnet die am stärksten ausgeprägt ist und kein Schnitt sämtlicher Erkrankungen.

Beantragen kannst du immer, kostet ja nichts und widersprechen auch.

Einfach mal probieren und dann siehst du ja was raus kommt. Zum VdK würde ich erst gehen, wenn du einen Antrag abgelehnt und der Widerspruch erfolglos war. Ach die erste Sitzung beim VdK ist kostenlos und Mitglied würde ich da nicht werden, dafür kannst du dir auch eine AdvoCard leisten.

Tschau Tschau

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Hallo,

ich würde es auf jeden Fall versuchen. Das Formular kannst du dir aus dem Internet downloaden.

Habe es bei unserem Sohn auch gemacht. Hat eine Weile gedauert, es wurde aber sofort ein GdB 50 genehmigt.

Es waren zwei Krankheiten ausschlaggebend.
Befunde habe ich übrigens keine gehabt und konnte somit keine beifügen. Die haben sie sich alle bei den angegebenen Ärzten/bei der Physio angefordert.

LG

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Hallo, endlich mal jemand dem es so geht wie mir. keiner glaubt mir, wenn ich von meiner Erkrankung erzähle. Meine Nachbarin denkt ich bin zu faul um die Hausordnung zu machen, aber mir fällt es verdammt schwer und deswegen mache ich sie auch nur unregelmäig.Obwohl ich schon mal von meiner Erkrankung erzählt habe

Aber wie gesagt, es glaubt halt keiner, solange man noch alleine laufen kannund nicht im Rollstuhl sitzt oder an Krücken geht.
Meine Schmerzen sind selbst mit Medikamenten unerträglich und mein Haushalt sieht nicht so ordentlich aus wie ich das gerne hätte. Ich leide aber zum Perfektionismus und bin deshalb immer depri wie es in meiner Wohnung ausschaut.

Ich bin froh das ich seit einem halben Jahr ein Auto habe und nicht mehr so viel laufen muss, denn ich kann teilweise keine Treppe steigen, weil meine Knie schmerzen und dick sind, so ist es teilweise an allen Gelenken.

Ich würde mich rießig freuen, wenn wir uns austauschen könnten und vielleicht uns gegenseitig Mut machen könnten.

LG von arimas