Mein Mann leidet an Erschöpfung, ein leichtes Burnout und phasenweise Depressionen. Therapie hatte er bisher nur eine Stunde, aber nun geht er in Kur. Er behauptet ja steif und fest, es liegt nur am Stress im Job. Ehrlichgesagt glaube ich das nicht. Vielleicht liegt es mit daran, aber er arbeitet seit 5 Jahren nur 90%einer 35-Stundenwoche,nun seit Corona 28 Stunden im Homeoffice. Klar, er hat ein Problem, das ist offensichtlich. Er meldet sich wegen jeder Kleinigkeit krank. Aber meiner Meinung nach (ich kenne ihn und seine Familie fast 20 Jahre und weiß Einiges, was da lief) liegen die Ursachen sicher in der Kindheit... Seiner Meinung nach war es ja das perfekte Elternhaus wo er herkommt.
Wird in einer Kur auch daran gearbeitet, die Ursachen zu finden? Das wäre ja wichtig um es zu bessern.
Falls es danach im Job eine Wiedereingliederung gibt und der AG stockt das Krankengeld auf, wird das dann mit dem KG wieder verrechnet und es bleiben nur 70%vom eigentlichen Gehalt?
Ich bin noch in Elternzeit bis April und arbeite momentan nur auf Minijob-Basis nebenher. Würde mein Mann nur 70%vom Gehalt haben, müsste ich mich schnell um eine Kinderbetreuung bemühen und meinen Job wieder aufstocken...
Nicht falsch verstehen. Ich liebe meinen Mann und unterstütze ihn. Aber ich mache mir gerade echt Sorgen um unsere Zukunft. Ich kann das nicht alles allein wuppen und was das Thema angeht ist mein Mann so verschlossen und hat auch nicht wirklich Infos wie mit der Aufstockung vom Arbeitgeber. "Es wird schon gut gehen..."
Kur (psychosomatisch)-Sorgen und Fragen...
Hallo,
ich glaube auch, dass bei euch mehr im Argen liegt. So ein ganz ganz kleinen Einblick bekommt man schon beim Lesen.
Du schreibst "Ich kann das nicht alleine stemmen. " Wenn du Existenzängste und (abstrakte) Geldsorgen hast, stemmst du da aber gerade gar nichts. Es wäre wohl eher dein Mann, der diesen Satz sagen würde oder könnte.
Wenn du darüber redest, bekommt man auch nicht den Eindruck, dass euer Kind erst wenige Wochen alt ist. Ich würde hier - ganz besonders mit dem Wissen um den Gesundheitszustand deines Mannes - ganz schnell den Weg zurück in die Berufstätigkeit (inklusive Kinderbetreuung) wählen.
Mit solchen Ansätzen entlastest du deinen Mann tatsächlich und trägst erheblich zur Verbesserung eurer Situation bei.
Naja, nachdem mein Mann gerade so fertig ist, stemmte ich Haushalt und Kinder so gut wie allein, weil er nach Feierabend nur noch joggt, liest, am Computer oder Handy ist und sonst nichts mehr auf die Reihe bekommt. Einen Tag in der Woche arbeite ich.Es ist nicht so, dass mein Mann finanziell allein da steht mit der Familie, ich beteilige mich an Miete und bezahle Lebensmittel sowie alles für die Kinder Bin also nicht ein faules Schmarotzer-Schwein, wenn du sowas andeuten wolltest Das ist glaube ich aus meinem Text so nicht herauslesbar. Es ging um die Wiedereinarbeitung und wie es da finanziell aussieht, ansonsten muss man rechtzeitig planen und nicht erst in einem Vierteljahr. Ich freue mich schon darauf, wieder arbeiten zu dürfen. Aber nachdem WIR entschieden hatten, das Kind 2 Jahre daheim zu betreuen haben wir eben erst dann einen Kindergartenplatz und der Arbeitgeber kann nicht von jetzt auf gleich einen Arbeitsplatz bereitstellen, wenn die Probleme plötzlich da sind! Wenn ich wieder voll arbeite, ist da der Haushalt nach Feierabend auch noch.
Mit nicht allein stemmen können... Naja, man macht sich eben Sorgen wie sich das entwickelt. Ich habe Angst, dass ich dies hier irgendwann finanziell dauerhaft allein stemmen muss, wenn sich alles verschlimmert...Momentan macht es eher den Eindruck, als ob mein Mann gar keinen Bock hat, das jemals wieder ordentlich auf die Reihe zu kriegen. Auch für Angehörige ist so eine Situation teils echt belastend muss ich dir sagen. Ich weiß nicht, ob du auch schon so etwas durch hast, Franzi_smile?!
Wenn Du Vollzeit arbeitest und dein Mann nicht mehr, könnte er sich um Kind und Haushalt kümmern, wenn ihn das mehr erfüllt.
Zur Kur/Reha: da wird nicht viel gemacht werden können. Ziel: zurück in die Arbeitsfähigkeit.
Wie? Fast egal.
Ein guter Therapeut, wird vielleicht oder auch nicht ins Wespennest stechen. Das müsste dann ambulant zu Hause weiter bearbeitet werden. Therapien dauern durchaus Jahre.
Ob das gelingt, kommt auf den Therapeuten an und wie dein Mann mitmacht. Leugnet er alles oder verdrängt es, wird da schwer ranzukommen sein.
Kur/Reha wegen Arbeitsfähigkeit: da geht es weniger um die Ursachen, wie es dazu kam. Eher darum, was man verändern sollte, um es arbeitstechnisch so zu machen, damit es gefühlt besser wird. Egal wie sehr das Gerüst darunter wackelt. So lange man was drauf bauen kann, wird zuerst das versucht.
Zur beruflichen Situation:
was würde er denn seiner Meinung nach verändern wollen?
Mehr arbeiten? Weil er meint das so zu müssen?
Weniger arbeiten?
Könnte er sich vorstellen mehr die Kinder zu versorguen und du mehr arbeiten? Oder würde ihn das noch mehr belasten, weil er seiner anerzogenen Männlichkeit nicht nachkommt.
Würde es ausreichen den Arbeitszuplatz zu wechseln?
Oder den AG?
Fühlt er sich in seinem Beruf nicht wohl?
Sind es seine Kollegen, die Tätigkeiten, Abgabefristen?
Das sind Fragen, die bei einer Reha gestellt werden.
Kommen dann aber alter Muster hinzu, die ihn prägen: bspw.
- falscher Beruf, weil die Eltern das so wollten
- wenn er nicht der Alleinverdiener ist, ist er ein Versager (fühlt sich so)
- wenn das Geld nicht reicht, ist es seine Schuld (fühlt sich so)
sonstiges
Dann wird es schwierig. Dazu bräuchte er genug Leidensdruck um sich zu öffnen, eine passende Therapie
oder so viele zusammenbrüche, dass er längere Zeit eine stationäre Therapie macht. Das wäre dann keine Kur/Reha, sondern eine psychosomatische Klinik mit Anschluss ambulanter Therapie.
Da er im Moment schon überlastet zu sein scheint, könnte es sein, dass er gar nicht den Kopf frei hat für Geld, danach, wie geht es weiter.
Eine gute Reha-Klinik hat Sozialberatung in der Klinik und bietet da eben auch Beratung an. Welche Anträge müssen noch innerhalb der Klinikzeit gestellt werden, was hinterher, in welcher Reihenfolge usw.
Da könnte ich mir vorstellen, dass ihm das jetzt, vorher zu viel ist. Keine Kraft für gewohnte Tätigkeiten, dann aber was Neues,komplexes erlernen.
Da es dich im Moment mehr interessiert als ihn, würde ich mich da selbst informieren. Wo weiß ich jetzt auch nicht.
Partnerschaft: da unklar ist, wie lange das dauert, ob es immer mal wieder zu gesundheitlichen Problemen kommt, da unklar ist, wie heftig das sein kann: suche dir selbst auch Hilfe. Für dich!
Wenn ihr beide zusammenbrecht, ist keinem von euch geholfen.
Verteile einiges auf mehrere Schultern. So, dass du seinen Teil mitauffangen kannst, ohne dass es dir zu schwer wird.
Das wiederum kann auch ihn entlasten, weil er nicht bis zum Umfallen durchhalten muss. Wenn du stabil bist und Hilfe hast, steckt er nicht im Zwiespalt: durchhalten bis zum Umfallen um dich zu entlasten (was dich dann noch mehr belastet) oder weniger tun, dich dafür aber zusätzlich belasten.
Sucht euch ein gutes Netzwerk. Du für dich auch. Nur wenn du auch was für dich tust und auch auf dich achtest, kannst du das dauerhaft mittragen.
Alles Gute und viel Kraft.
Ein dickes Like für die "anerzogene Männlichkeit". Wenn man(n) dann der (scheinbar) einzige ist, der das nicht leisten kann, rutscht er ganz ganz schnell in die "Versager"-Ecke 🤦♀️
Aus meiner Sicht bringt so eine Reha nichts. Gruppentherapie und sich die Probleme der anderen anhören, Vorträge, spazieren gehen ... Es sind auch keine oder kaum Psychologen da, nur Sozialpädagogen. Ich Frage mich, warum die Kassen das überhaupt bezahlen ...