Guten Abend,
Es gibt ein Thema welches mich ab und zu beschäftigt, jedoch habe ich diese Frage noch niemandem in meiner Familie gestellt.
Ich bin Mitte 20 und war seit ich denken kann 5-9 Jahre fast jedes Wochenende in jeglichen Kliniken und Krankenhäusern meinen kranken Opa (Schlanganfall, Herz-OPs und zu letzt Krebs) besuchen bzw ich musste immer mitkommen da meine Eltern mich nicht alleine lassen wollten. Ich erinnere mich an meinen Satz mit ca 5 Jahren "Ich will nicht mehr jedes Wochenende im Krankenhaus sein" daraufhin ist nurnoch 1 Elternteil gefahren und ich war nicht dabei. Trotz meines damaligen jungen Alters habe ich die schlimmen Krankheiten und Situationen irgendwie mitbekommen und aufgenommen auch wenn ich mich nun kaum noch daran erinnern kann.
Seit einigen Jahren habe ich öfters Sorge das ich eine Krankheit habe oder eine Krankheit bekommen könnte. Ich bekomme regelrecht Panik und habe jetzt schon Angst vor dem Sterben. Auch die Angst das eine mir nahe stehende Person erkrankt belastet mich. Das ganze hört sich für mich nicht wirklich normal an. Ich bin eigentlich glücklich und führe ein tolles Leben, nur kommen öfters diese Ängste auf, welche mich in dieser Phase am unbeschwerten Leben hindern.
Kommen diese Gedanken bzw Ängste aus meiner Kindheit? Ich hätte so gerne eine Antwort auf diese ganzen Fragen..
Eventuell kennt sich jemand von euch etwas in der Psychologie aus.
Ich bin gespannt auf eure Antworten.
Danke und viele Grüße
Kindheit durch krankes Familienmitglied oft im Krankenhaus verbracht - Spuren hinterlassen?
Hallo
Ich bin keine Psychologin, aber du bist ja von Kind auf ziemlich sensibilisiert auf das Thema. Als Kind ist es sehr viel zermürbender, intensiv Krankheitsthemen ausgesetzt zu sein, da man die Schwere der Situationen nicht richtig einordnen kann. Ich kann mir zudem vorstellen, dass der gegenwärtige (ungewisse) Zustand mit dem neuen Virus die Ängste praktisch beflügelt.
Andererseits ist es vielleicht Zeit, dass du das Thema in deiner Familie öffnest: Wie nahmen deine Eltern Opas Krankheiten wahr? Wie alt war er und war es nicht ein Stück weit 'plausibel', dass er in dem Alter diese Probleme bekam? Ich kann mir vorstellen, dass die WE auch deine Eltern belastet haben.. sprecht einfach mal darüber. Geht das?
Dann zu KKH generell: In diesen werden ja kranke Menschen in der Regel gesund gepflegt. Stell dir vor, man geht krank rein und gesund wieder raus - das ist ein sehr 2-dimensionales Schema, ist klar. Aber das ist doch die Grundidee von einem KKH. Es soll einem danach wieder gut gehen. Natürlich ist es bei länger dauernden gesundheitlichen Problemen mühsam, und wer will schon seine WE so verbringen. Dennoch finde ich es wichtig, dass man das etwas neutral und distanziert betrachtet, wenn möglich. Ich begleite momentan meinen Vater praktisch regelmäßig zum KKH, da er nicht fahren kann. Es ist immer die Hoffnung dabei, dass das jeweilige Problem gelöst wird und er wieder gesund und selbstständig wird. Ohne Die Möglichkeiten in einer Klinik wären etliche Leute aufgeschmissen.
Zu deinen Ängsten: Hier musst du dich, glaube ich, allgemein mit Leben und Tod auseinandersetzen. Wenn du religiös bist, kannst du dich entsprechend im passenden Gotteshaus (Kirche, Moschee..) austauschen. Wenn das nichts für dich ist, hilft vielleicht eine Konsultation bei einer Psychologin. Versuche ausserdem, die Dinge wenn möglich rational zu betrachten: Was jagt dir diese Ängste ein? Was ist es jeweils konkret, was dich diesen Ängsten hilflos ausliefert? Möchtest du die Ängste besiegen? Ängste sind übrigens ein Alarmzeichen unseres Körpers und man kann diese bis zu einem gewissen Grad annehmen. Sie gehören zum Leben dazu. Aufgrund von Ängsten werden die ganze Zeit Entscheidungen gefällt (pro/contra etwas). Auch von grossen Politikern 😉. Du könntest mit externer Unterstützung lernen, deine Ängste als Werkzeug zu deinen Gunsten einzusetzen.
Ich hoffe, da sind ein paar Gedankenanstösse dabei.
Auweia, ich halte es für eine absolute Zumutung, dass ein Kind jahrelang seine Wochenenden im KH verbringen muss!
Ich kann mir gut vorstellen, dass dich das heute noch prägt.
Du könntest versuchen, einen Therapeuten zu finden, der das mit dir aufarbeitet. Vielleicht hilft dir das.
Es könnte schon sein, dass es aus der Kindheit kommt. Es kann aber auch woanders her kommen.
Die größere Frage ist auch, wie geht es dir weiterhin damit.
Schränken dich diese Ängste ein? Beeinträchtigen sie dein Leben jetzt? Dann würde ich mir Hilfe suchen. Beratungsstelle (Adressen), Seelsorge (drüber reden) bis hin zu therapeutischer Unterstützung um mit den Ängsten umgehen zu lernen.
Ja das kann gut sein. Ich habe als Kind jeden Monat meine Mutter in der Psychiatrie besucht und es hat auch Spuren hinterlassen