Schwangerschaftsdepression?!

Guten Abend,

Ich bin wirklich froh, dass man in diesem Forenteil anonym schreiben kann. Auch, wenn es zwar insgesamt recht anonym ist, unter einem "beliebigen" Nicknamen in einem Onlineforum zu schreiben, geht's mir doch besser, in grau zu schreiben.

Ich bin gerade zum zweiten Mal schwanger und es geht mir sehr, sehr schlecht. Unser erstes Kind ist fast 15 Monate alt und momentan so ein Sonnenschein. Das erste Jahr mit Kind war wirklich hart. Mein Baby hat quasi auf mir gelebt, ließ sich quasi nicht ablegen, ich habe keine Ahnung, wie viele Kilometer ich in unserer Wohnung zurückgelegt habe bei dem Versuch, mein Baby in den Schlaf zu tragen, zu beruhigen etc. Als mein Kind ein Jahr alt wurde, wurde es fast schlagartig besser. Es kann jetzt laufen und es LIEBT diese "Unabhängigkeit".

Ich habe sehr unter dem Lockdown gelitten und darunter, dass ich in der Babyzeit außer Spazierengehen kaum etwas mit meinem Baby machen konnte. Unsere Familien wohnen weiter weg, so saß ich große Teile meines Babyjahres bei uns zu Hause auf dem Wohnzimmerteppich. Wir sind einmal pro Tag rausgegangen und natürlich einkaufen etc., viel mehr ging nicht. Ja, jetzt sind die Zahlen wieder hoch, aber ich habe es sehr genossen, zwischendurch mit meinem Kind etwas unternehmen zu können, auch mit meinem Mann als Familie. Es war wirklich schön. Seit mein Kind laufen kann, ist es, wie gesagt, auch wie ausgewechselt. Wir haben so eine tolle Zeit zusammen, mein Kind ist momentan - bis auf normale Trotzmomente, die ich in dem Alter normal finde - so unglaublich toll, fröhlich und pflegeleicht. Ich hätte nicht gedacht, dass ich so etwas jemals sagen würde, aber seit vier Wochen oder so bin ich absolut erstaunt darüber, wie pflegeleicht ich mein Kind empfinde.

Ich selber habe auch viele Freiräume, weil mein Mann und mein Kind eine absolut enge Traumbeziehung haben. Er ist ein super Papa, unser Kind hängt extrem an ihm. Nur er darf unser Kind ins Bett bringen, so habe ich abends, nachdem ich das Abendessen ab- und die Küche aufgeräumt habe, quasi frei, während mein Mann unser Kind ins Bett bringt (wir haben versucht, uns abzuwechseln, aber das ist eine Katastrophe, darum machen wir es jetzt so). Ich gehe auch wieder arbeiten, seit mein Kind ein Jahr alt ist, nicht voll, sondern eine 60%-Stelle, sodass ich zwei Tage die Woche mit meinem Kind zu Hause bin. Es ist wirklich schön und ich kann manchmal sogar einfach nur entspannt auf dem Boden sitzen oder bekomme Hausarbeit gemacht, während mein Kind friedlich vor sich hin spielt.

So viel zu den Umständen. Jetzt kommt das Problem: Ich bin gerade, wie gesagt, zum zweiten Mal schwanger. Der Weg zu unserem ersten Kind war lang und steinig, ich dachte zwischendurch, nicht schwanger werden zu können. Ich wurde erst schwanger, als wir schon dachten, es klappt ohne externe Hilfe nicht. Als unser Kind ca. ein Jahr alt war, wollten wir es ganz ohne Druck wieder versuchen. Wir waren uns sicher, dass ich nicht so schnell schwanger werde, weil ich zu dem Zeitpunkt auch noch häufig gestillt habe. Ja, ich weiß, das war dumm. Und ich weiß wirklich absolut nicht, was wir uns dabei gedacht haben! Ich versuche, es zu verstehen - aber ich verstehe es nicht. Wirklich nicht. Ich kann einfach nicht verstehen, dass wir diese tolle Zeit, diese tolle Situation und das schöne Leben, das wir jetzt haben, so herausfordern mussten.

Ich bin mittlerweile in der 16. SSW. Dass wir das Kind bekommen, war von vornherein klar, weil ich grundsätzlich psychisch in manchen Situationen nicht ganz so stabil bin. Eine Abtreibung hätte mich vermutlich mein ganzes Leben lang unglücklich gemacht. Zumal wir es ja drauf angelegt hatten! Also kam es schon erst recht nicht in Frage.

Unser Kind wird keine zwei Jahre alt sein, wenn das Geschwisterchen kommt. In meinem Umfeld haben zwei, drei Paare diesen Altersabstand und bevor ich zum zweiten Mal schwanger wurde, habe ich mir das total schön vorgestellt - der Gedanke, dass das erste Kind gar nicht mehr weiß, wie es ohne das Geschwisterkind ist, die typische Traumvorstellung von einer engen Geschwisterbeziehung dank kleinem Abstand, ähnliche Interessen der Kinder. Im Nachhinein weiß ich nicht, was mich zu diesen seltsam verklärten Gedanken bewogen hat. Waren es die Hormone, weil mein Baby plötzlich kein Baby mehr war, sondern offiziell ein Kleinkind, schon so groß, schon etwas unabhängig? Mittlerweile sehe ich nämlich nur noch Nachteile an so einem kleinen Abstand.

Ich schlage mir die Nächte um die Ohren, indem ich auf Google ohne Ende Erfahrungsberichte danach suche, wie es mit "zwei unter zwei", wie man es heute so schön nennt, so ist. Und je mehr ich lese, desto mehr Panik bekomme ich. Und das Schlimmste ist, dass ich so ein unglaublich schlechtes Gewissen meinem älteren Kind gegenüber habe. Es ist bei der Geburt des zweiten noch so klein! Es wird die Eltern so früh teilen müssen, obwohl es entwicklungspsychologisch noch gar nicht so weit ist. Ich habe so große Angst, mein Kind zu vernachlässigen. Es ist gerade so ein glückliches und zufriedenes Kind und ich habe das Gefühl, dass ich alles kaputt mache durch das neue Baby. Außerdem habe ich einfach Angst, dass ich es nicht schaffe. Das Babyjahr mit meinem ersten Kind war streckenweise wirklich Horror. Wie soll ich es aushalten, wenn es wieder so schwer wird, da aber noch ein zweites Kind ist?

Ich habe mir hier auf urbia schon so viel zu kleinen Altersabständen durchgelesen. Es gibt natürlich auch positive Erfahrungsberichte, es gibt Leute, die es toll finden, aber es hilft mir leider alles nichts. Ich fühle mich die ganze Zeit so, so schlecht und frage mich, was wir unserem Kind damit angetan haben, wieso wir nicht einfach noch ein Jahr warten konnten. Dann wäre unser Kind fast drei gewesen bei der Ankunft eines Geschwisterchens und wäre vielleicht besser damit zurecht gekommen. Manchmal denke ich mir sogar, es wäre besser gewesen, ein Einzelkind zu haben. Mein Mann ist Einzelkind und sagt, er hätte das nicht gewollt, aber ansonsten kenne ich eigentlich fast nur glückliche Einzelkinder (jetzt im Erwachsenenalter). Ich bin selber kein Einzelkind, sondern mit einer jüngeren Schwester aufgewachsen, unser Abstand ist fast 3 Jahre und wir haben trotzdem miteinander gespielt und verstehen uns nach wie vor. Ich verstehe es also wirklich nicht - weder, wieso ich plötzlich denke, unser Kind hätte es als Einzelkind besser, noch, wieso ich unbedingt einen Abstand unter drei Jahren wollte. Außerdem bin ich mit nur einem Kind schon oft am Limit, obwohl mein Mann sich total lieb und viel kümmert und mir dadurch wirklich Freiräume schafft! Diese Freiräume sind mit einem zweiten Kind dann natürlich erst mal weg... Wie sehr werde ich dann erst am Limit sein, wenn ich gar keinen Freiraum mehr habe?! Unterstützung vor Ort haben wir nicht, da unsere Familien beide weiter weg wohnen.

Was stimmt nicht mit mir?? Manchmal habe ich den Eindruck, das Ganze entwickelt sich zu einer Schwangerschaftsdepression. Würde mich nicht wundern - ich habe einen "Hang" zu psychischen Problemen und nach der Geburt meines ersten Kindes eine Wochenbettdepression (die jedoch weit über die Dauer des Wochenbett hinausging).

Ich weiß nicht, was ich machen soll. Ich möchte mich so sehr über die Schwangerschaft freuen, aber ich kann es nicht. Am liebsten hätte ich, dass man die Schwangerschaft nicht mal sieht... Ich habe außerdem den Eindruck, dass ich mit niemandem darüber reden kann - meine beste Freundin hat einen großen Kinderwunsch (hat schon zwei ältere Kinder und möchte ein drittes Nachzüglerkind), mein Mann hat eine "das wird schon"-Einstellung (die ich normalerweise toll finde, aber gerade habe ich das Gefühl, dass ich mit meinen Sorgen gar nicht an ihn ran komme), meine Eltern sagen nur "Beim ersten Kind hast du gemeckert, weil es nicht klappt, beim Zweiten klappt es sofort und du bist trotzdem nicht glücklich." Und so sitze ich hier mit meiner Angst, fast schon Panik und meinen Sorgen, jeden Tag, und habe das Gefühl, dass ich mit niemandem darüber reden kann.

Ich weiß nicht, was ich machen soll. Ich weiß nicht, wie ich mit der Situation klar kommen soll. Wie ich mich mit diesem schrecklich schlechten Gewissen meinem ersten Kind gegenüber arrangieren soll. Wie ich diese Angst ablegen kann. Ich weiß es einfach nicht, aber es geht mir unglaublich schlecht und ich wünschte mir, ich könnte was dagegen tun - ich weiß nur nicht, was.

Hat jemand einen Rat? (Und bitte - keine "Ich habe den gleichen Altersabstand und es war/ist die Hölle"-Kommentare. Die habe ich mir bereits zur Genüge durchgelesen und mit jedem einzelnen wächst die Panik mehr Richtung unerträglich...)

Danke an alle, die bis hierhin gelesen haben...

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Bitte dringend Frauenarzt und wenn vorhanden Hebamme ansprechen!

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Habe ich bereits, warte aber noch auf eine Rückmeldung bzgl. Termin.

Ich hatte gehofft, hier im Forum hat vielleicht jemand einen Rat für mich und ich dachte, vielleicht war jemand mal in einer ähnlichen Situation und kann mir sagen, wie es weiter ging...

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Du solltest dich nicht so sehr von Erfahrungen anderer abhängig machen, da es bei jedem komplett unterschiedlich sein kann. Wohl oder übel musst du da einfach durch und abwarten, wie es bei dir laufen wird.

Ich wünsche dir alles Gute #klee

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Es geht mir eigentlich weniger um die Situation mit dem Altersabstand an sich, sondern darum, was das mit mir macht. In meiner ersten SS habe ich mich über die SS und auf das Kind gefreut, während jetzt alles, was ich fühle, negativ ist. Und ich weiß nicht, ob das noch normal ist, weil man beim zweiten Kind vielleicht mehr Angst hat, weil da ja schon eins ist, und sich viele Leute so fühlen oder ob das eher Richtung Depression geht.

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Die Diagnose ist doch am Ende eigentlich "egal". Wenn du Hilfe brauchst/überfordert bist und dir schon solche Gedanken machst, dann würde ich sie mir schnellstmöglich nehmen. Dafür muss man sich auch nicht zu schämen.

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Für mich klingt es auch so als würdest du dringend Hilfe brauchen. Mache ruhig ein wenig Druck bei deinem Gynäkologen und erläutere kurz die Situation. Ein psychisches Problem mit einem guten anonymen Rat zu lösen erscheint mir kaum möglich. Du verrennt dich da glaube ich in deine negativen Angstvorstellungen. Wer sagt dass es bei euch alles so schlimm wird und deine Große nur unglücklich ist damit? Du machst sie aktuell sicher viel unglücklicher damit dass du deine ganze Zeit und Energie in dein Angstthema investierst anstatt in sie. Deshalb und auch für dich und dein Baby natürlich, musst du das dringend zeitnah angehen. Als Übergangslösung kannst du probieren deine Einstellung selbst ein wenig zu ändern und dich zu sortieren und zu reflektieren. Hierfür kannst zum Beispiel jeden Tag etwas aufschreiben dass an dem Tag schön war mit deiner Tochter, bei dir und bei deinem Baby. Und was ggf. auch helfen kann ist wenn du Briefe schreibst: an deine Tochter an dein Baby an dich. Das muss zumindest jetzt keiner lesen und sollte auch nicht aber es kann helfen seine Gefühle zu Papier zu bringen. Unsere Kinder sind auch dicht gewesen aber ich fand es tatsächlich bereichernd unsere Tochter wurde durch ihren Bruder eher ausgeglichener und der kleine Mann war und ist die Gemütlichkeit in Person. Auch ich und meine Geschwister haben einen engen Abstand und meine Mutter hat eine ähnliche Erfahrung gemacht. Ich habe mich nie von meinen Geschwistern groß gestört gefühlt. Klar gab es auch einmal Eifersucht etc. aber ohne konnte ich mir nie vorstellen. Es muss nicht so anstrengend und schwierig werden wie du denkst. Du hast jetzt auch viel mehr Erfahrung als bei Nummer 1 vieles geht viel leichter und klar Kuss das große Kind auch einmal zurückstecken aber das lernt es sehr schnell und erhält dafür andere Bereicherungen durch das Geschwister. Auch ein größerer Abstand hat Nachteile. Es gibt nie das Nonplusultra. Aber man kann sich für einen Weg entscheiden bzw. seinen eigenen Weg annehmen und das Beste daraus machen. Gute Besserung!

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Hallo,

Ich war in der gleich situation. Als unsere erste Tochter so ca 16 Monate alt war wurde ich schwanger. Wir haben es auch drauf ankommen lassen aber direkt geplant war es sozusagen nicht. Plötzlich war ich schwanger und hatte Panik ohne Ende. Ich hab mich verrückt gemacht und nur noch geweint obwohl wir uns immer zwei Kinder gewünscht haben, hab ich trotzdem einen Termin zum schwangerschaftsabbruch gemacht, den ich aber nicht wahrgenommen habe
Die Zeit war so schwer für mich, ich hatte genau wie du ein schlechtes Gewissen meiner ersten Tochter gegenüber.

Aber nun wo unser Baby da ist und unsere erste Tochter große Schwester ist, kann ich dir nur sagen das es so wunderschön ist.. Unsere große Tochter ist nun 26 Monate alt und unser Baby 4 Wochen und es klappt alles so toll. Unsere große isg so selbstständig geworden und hat überhaupt kein Problem damit mal warten zu müssen wenn ich mich ums Baby kümmer. Also wirklich es ist so schön mit den beiden kleinen. Unsere große isg so liebevoll mit ihrer Schwester.

Sprich am besten mit deinem Arzt darüber falls es wirklich eine Depression ist, aber ich möchte dir nur sagen, dass du keine angst vor dem geringen altersabstand haben musst
DS klappt schon alles :)