Depression meines Mannes....ich brauche Hilfe von außen

Hallo,
Ich bin an einem Punkt, an dem ich einfach mal Hilfe und Tipps von außen brauche....

Eigentlich wäre unser Leben so schön .... eigentlich ...wäre da nicht die Depression meines Mannes.
Wir (beide Anfang 30 und 2 Kinder 4 J + 2 J.) können eigentlich zufrieden mit unserem aktuellen Leben sein, sind körperlich ! gesund, haben zuckersüße Kinder, gute Jobs und ein gemütliches Zuhause.
Jedoch kämpft mein Mann immer wieder phasenweise mit depressiven Stimmungen. Wirklich greifbar wurde es nach der Geburt der 1. Tochter. Ich denke durch die Geburt/neue Verantwortung wurde er auch stark mit der eigenen Kindheit auseinander gesetzt und diese war für ihn alles andere als schön. Durch schwierige Verhältnisse ist er sehr gefühlskalt und auch irgendwie 'alleine' in seiner Familie aufgewachsen. Bis heute leidet er noch sehr darunter und sein Verhältnis zwischen den Eltern und ihm ist bis heute sehr distanziert!
Als die 1. depressiven Phasen kamen hat er sich anfangs noch an die Arbeit geschleppt, doch irgendwann ging nichts mehr und er war 8 Monate krankgeschrieben. In dieser Zeit hat er sich das 1. Mal mir gegenüber richtig geöffnet und etwas von seinem Gefühlsleben geschildert. Grundsätzlich ist er nicht der große Redner und frisst den Frust lieber in sich hinein.
Nachdem der Hausarzt eine 'Alltagsdepression' diagnostiziert, folgte eine Vorstellung bei einer Psychiaterin und mehrer Gesprächstermine. Ich war sehr froh, dass etwas ins Rollen kam. Den an unserem Familienalltag konnte er teilweise gr nicht mehr teilnehmen. Bei zwei Terminen sollte ich auch dabei sein. Aber so richtig half es meinem Mann nicht, ich hatte den Eindruck, dass die Chemie zwischen ihm und der Psychiaterin einfach nicht passte aber mein Mann traute sich nicht das anzusprechen und brach die komplette Therapie bei ihr ab.
Nun wir versuchten gemeinsam wieder Fuss zulassen und mein Mann fand eine neue Arbeitsstelle, die ihm große Freude bereitet bis heute.
Jetzt 2-3 Jahre später holt ihn alles wieder ein, er kommt morgens kaum aus dem Bett, alles fällt ihm schwer, schläft sehr schlecht. Ich merke richtig wie er in sich gefangen ist. In guten Momenten kann er mir erzählen wie es ihm geht, in schlechten macht er zu, blockt ab und vergräbt sich nur weiter.
Ich weiß als einzige von seinen depressiven Phasen, vor dem Rest der Umwelt hält er es verborgen. Was es für mich sehr schwer macht.
Ich versuche für unsere Familie alles zusammenzuhalten aber es ist auf Dauer einfach unfassbar anstrengend. Ich möchte ihm helfen aber wie bekomme ich ihn aus seinem Loch?
Ich finde, er braucht dringend therapeutische Hilfe aber er ist der Meinung, dass ihm das in der Vergangenheit auch nicht geholfen hat. Er hat einfach kein Vertrauen in die Hilfen. Hausarzt, Psychiater alle haben ihn nicht richtig ernst genommen.
Ich habe viel gelesen, was man als Angehörige tun kann und wie man sich verhalten sollte aber das ist immer so oberflächlich.
Kann mit jedem Tipps oder ich Erfahrungen geben wie ich meinen Mann darin bestärke wieder Hilfen anzunehmen?

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>>>Hausarzt, Psychiater alle haben ihn nicht richtig ernst genommen.<<<

Ist ja auch praktisch, wenn andere schuld sind.
Hätte der Hausarzt ihn nicht ernstgenommen, hätte er ihn nicht zur Psychiaterin geschickt.

Außerdem sind Hausärzte keine Therapeuten und die wenigsten Psychiater bieten Therapien an.

Wenn dein Mann Hilfe will, soll er sich einen Psychotherapeuten suchen, wenn es ihm sehr schlecht geht evtl. mit medikamentöser Unterstützung durch einen Psychiater.

Du kannst ihn unterstützen, aber Wollen muss er schon selber.

Achte auf dich, nicht dass du dich dabei aufreibst, du bist nicht für ihn verantwortlich.

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Danke für deine Antwort!
Ja, du hast Recht. Er muss es wollen und an diesen Punkt müssen wir kommen.

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Hallo,
Aus eigener Erfahrung kann ich dir sagen das alles nur etwas hilft wenn dein Mann die Hilfe auch möchte.
Und weder Medikamente noch Therapie sind ein Wunder Mittel.
Mein Mann ist zwar bereit zur theraphie zu gehen nur gibt es hier überhaupt keine Plätze seit sein Psychologe aufgehört hat geht es stetig bergab und wir finden einfach keinen neuen.
Ich glaube als Angehöriger kann man nicht viel tun natürlich kann man sich etwas damit auseinander setzen aber ich bin auch ehrlich nachvollziehen kann ich es einfach nicht.
Ich kann versuchen zu unterstützen und ich kann versuchen da zu sein aber wie du selbst sagst der Spagat ist für einen selber nach gewisser Zeit zu viel.
Auch wir haben 2 Kinder und wenn der Alltag dann nur auf einem Lastet muss man selbst aufpassen dabei nicht kaputt zu gehen.
Ich würde nochmal mit ihm reden und schauen das er versucht einen neuen Platz zu bekommen und das er sich eben klar machen muss das es kein Wunder Mittel ist.
Zum Hausarzt würde ich aufjedenfall gehen und in der akut Phase eventuell medikamentös unterstützen aber auch das ist nur eine Unterstützung und keine Heilung.

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Danke für deine Erfahrung!

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Du bist halt leider keine Therapeutin und selbst wenn - man kann nur helfen, wenn derjenige Hilfe möchte.

Es gibt aber auch Hilfen für Angehörige. Vielleicht suchst du dir da mal was.

Alles Gute euch und ich hoffe, dein Mann nimmt doch noch Hilfe an und findet einen netten Profi.

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Meiner Schwester geht auch so mit Ihrem Mann
ABER
Sie hat darauf bestanden das er sich die RICHTIGE HILFE holt und sie haben sogar 4 Therapien abgeschlossen!
Zu glauben man könnte gemeinsam gegen eine Depression in diesem Ausmaß ohne fremde Hilfe ankommen ist sehr naiv.
Unbedingt einen für ihn guten Therapeuten suchen!
Meine Schwester hat in dieser Phase keine weiteren Kinder mit Ihm bekommen und er hat seine Arbeit auf 60% reduziert UND hätte er sich weiter darauf ausgeruht und hätte er sich dem nicht gestellt wäre Sie gegangen!
Auch Kinder haben das Recht bei gesunden Eltern aufzuwachsen!
Nun 8 Jahre später geht es unglaublich gut und sie haben inzwischen 3 Kinder und er einen unglaublich guten Therapeuten an der Hand,der wird ihn wahrscheinlich noch lange begleiten.
Er arbeitet aber trotzdem nur noch 50% und die Beiden schaffen sich viele Freiräume und kümmern sich um ihre auch seelische Gesundheit.

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Ja, da sagst du etwas Wahres .... "gemeinsam gegen eine Depression in diesem Ausmaß ohne fremde Hilfe ankommen ist sehr naiv" .... ich werde auch darauf bestehen müssen.

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Unbedingt darauf bestehen!

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"Ich möchte ihm helfen aber wie bekomme ich ihn aus seinem Loch?"

Du - gar nicht.
ABER - du hast einen guten Ansatz und der ist wichtig: er braucht therapeutische Hilfe.


Schritt 1:
kümmer dich um dich selbst. Das ist extrem wichtig!
Nur, wenn du dir selbst auch Unterstützung holst, kannst du überhaupt für ihn da sein.

Er sitzt in seinem Boot mit Leck und droht unterzugehen.
Du sitzt in einem eigenen Boot ohne Paddel.
Besorge dir Paddel, Rettungsring, Schlauchboot, Kontakte zur Seewacht usw.

Das heißt
- psychologische Hilfe für DICH
Die Belastung, die du mitträgst (ähnlich wie pflegende Angehörige IST enorm! Das alleine zu schaffen ist unwahrscheinlich)
Selbsthilfegruppe für ANGEHÖRIGE. Auch du brauchst Raum.
Netzwerk für dich und die Kinder. Falls es akut ist, du ihn mal eben in eine Klinik fährst, Zusatztermine hast, seinen Part mitauffängst, selbst am Rande deiner Kräfte bist. Die Kinder versorgt zu wissen, um mal eine Stunde durch den Wald zu rennen, kann echt viel wert sein.

Nur wenn du deine eigenen Grenzen kennst, kannst du ihm sinnvoll beistehen. Ohne diese zu kennen und co-abhängig werden, schadet euch beiden und den Kindern.

2. Pluspunkt: wenn er mitbekommt, dass dir psychologische Hilfe gut tut, macht ihm das evtl. auch Mut.

3. Was sagt denn die Krankenkasse?
Bei so langer Krankschreibung, wird diese ja auf Maßnahmen bestehen? Ambulante Therapie macht er gerade nicht. Musste er schon einen Rehaantrag stellen oder wurde ihm eine Tagesklinik nahegelegt?

Was macht er aktuell? Geht er weiterhin arbeiten (um nicht zum Hausarzt zu müssen) oder ist er krank geschrieben?

Wenn er arbeiten geht, bereitet einen Notfallplan vor. Patientenverfügung, was du darfst und was nicht.
Wobei ich ehrlich sagen muss, in einer akuten depressiven Phase würde ich ihn da nicht selbst darauf anspechen ! Sondern mit einer Fachperson (diese haben Schweigepflicht, wenn du erzählst, wie es dir als Angehörige geht!) darüber sprechen, was sinnvoll ist.
Netzwerk aufbauen ist dann sehr wichtig. Wenn er nicht zum Arzt geht und zusammen bricht, kann alles sehr schnell gehen und über dich hereinbrechen. Normale Aufgaben, seine für dich mit und ein Strudel an neuen Aufgaben.

Wenn er krank geschrieben ist, ist es sinnvoll mit einem Arzt seines Vertrauens zu sprechen.
Die Krankenkasse wird das nicht ewig mitmachen und auf Behandlung bestehen. Je früher er es selbst angeht, desto besser kann er mit dem Arzt über Möglichkeiten sprechen und mitentscheiden, was er möchte/nicht möchte. Wenn er zu lange wartet, hat die Versicherung ihre Hand drauf.

4. Was sinnvoll sein kann: sich über verschiedene Möglichkeiten informieren. Oftmals sind ja nur Psychiatrie und Reha bekannt.

Es gibt auch psychosomatische Akutkliniken
Psychosomatische Reha
Tagesklinik

ambulante und stationäre Angebote.
Beides kann Vor- und Nachteile haben.
Leider wissen das viele Hausärzte nicht.

5. Wo Infos bekommen
- direkt in einer Klinik anrufen und fragen, wo man Infos bekommen kann
- VdK
- Beratungsstellen für Angehörige von psychisch Kranken

6. Ob er das dann annimmt, kann nur er selbst entscheiden. Darauf hast du keinen Einfluss!
Erkenne deine eigenen Grenzen (und Hoffnungen), überlege dir, wann für dich die Grenze erreicht ist.
Dann kannst du auch ehrlicher anbieten, wie du ihn unterstützen kannst. Z.B. Kliniken recherchieren - aber nicht für ihn hingehen.

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Vielen Dank für deine vielen Tipps!
Ich habe einiges aus deinem Beitrag mitgenommen und als nächstes Schritt suche ich mir eine richtige Hilfe!
Ja, er geht arbeiten. Daher stellt die Krankenkasse keine Maßnahmen.

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Hallo,

ich habe ebenfalls einen Mann, der seit unserer Hochzeit 2 depressive Phasen hatte.
Es ist so unglaublich anstrengend und ich persönlich muss gestehen hab nur kurz wirklich Verständnis und werde dann genervt #zitter Das darf man aber offen nie zugeben, muss immer brav Verständnis aufbringen. Fällt mir schwer, denn auch auf mir lastete jedes Mal das gesamte drumherum, sein Frust, seine Aggression usw. der Alltag. Nach den Angehörigen fragt kaum einer, Selbsthilfegruppen hätte ich zeitlich gar nicht besuchen können. Job, Kinder, Haus - daneben macht man nichts anderes mehr zusätzlich...

Ich schließe mich den anderen an:
Helfen kannst Du nicht wirklich wenn er ständig Ausflüchte findet, um sich nicht zu kümmern.

Du musst für Dich und Deine Kinder jedoch nach Dir schauen.
Dabei darfst Du Deinem Mann sehr wohl Grenzen setzen und ihm schon auch sagen, dass alle leiden wenn er sich nicht kümmert. Du kannst von miraus ja noch einen Termin machen wenn er das nicht selbst schafft aber ansonsten würde ich auch deutlich mich abgrenzen.

Ich hoffe, Ihr übersteht das!
Dir wünsche ich von Herzen viel Kraft!

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Auch dir danke für deine persönlichen Einblicke und ich erkenne mich in einigen Sätzen wieder!
Ich wohne sehr ländlich, die nächste Selbstgilfegruppe ist weit weg und mit kleinen Kinder schwer zu organisieren. Aber vielleicht finde ich ja eine Möglichkeit für mich, es hilft mir einfach schonmal zu erfahren, dass es anderen Ähnlich geht. Leider ist eine Depression eines anderen kein Thema, was man mal so locker am geselligen Abend mit Freunden bespricht.

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Ja, er braucht wieder Hilfe. Dringend! Eure ganze Familie ist sonst langfristig in Gefahr.
Ich empfehle, Kontakt zu einem psychologischen Psychotherapeuten aufzunehmen. Das sind keine Ärzte, sondern Psychologen - häufig einfühlsamer etc als Psychiater. Dort kann er eine neue Therapie beginnen, am besten eine kognitive Verhaltenstherapie!
Der Hausarzt ist die falsche Adresse bei psychischen Erkrankungen. Nochmal einen anderen Psychiater aufzusuchen kann aber sinnvoll sein, um therapiebegleitend auch Antidepressiva verschrieben zu bekommen.

Wenn du Tips brauchst, wie man einen geeigneten Therapeuten findet, melde dich gerne!

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Danke dir! Ja, ich werde mich mal auf die Suche begeben!

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OK, die erste Psychiaterin war vielleicht ein Griff ins Klo. Das kommt vor, ist aber kein Grund um zu sagen es bringt nichts.
Bei anderen Erkrankungen holt man sich auch eine zweite, dritte,.. Meinung ein.
Vorrangig benötigt dein Mann einen Psychologen. Wie schon erwähnt sind oft mehrere Anläufe notwendig, bis man auf den richtigen trifft zu dem dein Mann Vertrauen hat und der natürlich auch kompetent ist.
Den Psychiater braucht er nur, wenn er Medikamente benötigt. Zur Überbrückung würde ich eine Medikation befürworten.
Danach kann man immer noch schauen, ob es ohne vielleicht auch geht.

Um ihn zum Umdenken zu bewegen würde ich ihm ins Gewissen reden. Erstens hilft er sich selbst und zweitens ist es seine Pflicht alles zu tun, damit es ihm besser geht. Schließlich hat er eine Familie und damit eine Verantwortung.
Er darf auch wissen wie schwer die Last für dich mittlerweile geworden ist. Das sollte eigentlich ein Anreiz für ihn sein um in die Puschen zu kommen.
Klingt radikal, aber es geht so einfach nicht weiter.
Ich habe zwar "nur" eine psychisch kranke Freundin, aber es hat sehr viel Zeit, Kraft und Nerven gekostet sie wieder auf ein normales Level zu bekommen.
Zum Teil musste ich ihr richtig in den Hintern treten. Klingt brutal, aber es nützt nichts wenn 2 Kinder involviert sind.
Bei ihr liegt der Hund auch in ihrer Kindheit begraben. Nur irgendwann muss man diese Zeit auch loslassen. Strich drunter und abhaken.

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Danke auch dir!
Die Verantwortung für die Familie...ich finde auch, dass da die Vernunft Siegen sollte!

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Bei richtig schweren Depressionen bedarf es zunächst einer medikamentösen Einstellung, um die Botenstoffe im Gehirn wieder in Einklang zu bringen. Nur so kann der Betroffene überhaupt "Kraft" haben, um sich in einer Therapie mit sich selbst zu befassen und zu lernen, was er für sich tun kann, welche Skills er anwenden kann, wenn er merkt, dass sich das Loch wieder öffnet.

Chronische Depressionen begleiten einen das Leben lang und man muss immer wieder an sich arbeiten.

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Danke für deinen fachlichen Input!