Panikstörung und schwanger

Hallo zusammen,

gibt es hier Mütter mit Panik-/ Angststörung? Ich bin auf der Suche nach Austausch.

Kurz zu mir: Ich bin Mutter von drei Kindern und aktuell schwanger mit dem 4. Kind. Ich leide seit 2019 an, in sehr unregelmässigen Abständen auftretenden, Panikattacken. Es hat irgendwann mal nachts angefangen und dann sind die Attacken über das Jahr verteilt immer in Stresssituationen wiedergekommen. 2020 bis Mitte 2021 ging es dann, da war ich fast panikfrei und letztes Jahr im Sommer hat es mich dann durch mehrere Monate puren Corona-Arbeits-Familien-Stress wieder ziemlich erwischt mit Höhepunkt im Oktober, da hatte ich nach einer nächtlichen Attacke zwei Wochen lang einen regelrechten Burnout, war krank geschrieben und bin seitdem in Therapie.

Seitdem läuft es eigentlich gut, ich habe viel an mir gearbeitet, nehme mir Auszeiten, arbeite an der Harmonie zwischen meinem Mann und mir (wir haben uns in 2021 viel gestritten), wir haben ein schönes Familienleben mit normalen Hoch und Tiefs...

... hätte ich nicht vor ein paar Tagen einen Schwangerschaftstest gemacht, der positiv war und mich sofort in eine neue heftige Panik versetzt hat.

Ich erwache seitdem jeden Morgen mit Angst auf und habe auch tagsüber schwallartige Angstgefühle: Was denken die Anderen? Die halten dich nun ja für völlig bekloppt: Wie kann man sich mit bereits bestehender Panikstörung und entsprechenden stressbedingten Ursachen nun noch ein VIERTES Kind aufhalsen? Was wird meine Therapeutin dazu sagen? Was meine Eltern? Meine Freunde, die Frauenärztin, der Hausarzt, bei dem ich im Oktober noch saß und mein Herz ausgeschüttet habe?

Und dazu kommt natürlich ganz konkret die Angst: Wie soll ich das alles meistern mit noch einem Kind?

Und als Tüpfelchen natürlich auch immer die Angst vor der Angst: Ich werde nie wieder angstfrei sein, das wird nie wieder aufhören, wie kann ich eine gute Mutter sein, wenn ich regelmäßig mit Panikattacken zu kämpfen habe? Womöglich wird es in der Schwangerschaft sogar schlimmer? Was, wenn etwas schief geht, z.B. eine schlechte Diagnose oder eine Fehlgeburt, und ich völlig in einem Angstzustand versinke?

Ich bin gerade voller Selbstzweifel, Selbstvorwürfe und Ängste. Vielleicht kann mir jemand mit ähnlicher Situation oder Vergangenheit einen Rat geben...? Ich würde mich freuen.

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Ich würde es mit radikaler Akzeptanz und Achtsamkeit versuchen.

Das hat mir geholfen.
Wenn die Gedanken hochkommen, diese wegschieben und im Moment leben.
Solltest du aber mit der Therapeutin besprechen wie das funktioniert und ob das für dich in Frage kommt, ich habe das auch in einer Klinik trainiert.

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Das ist, glaube ich, genau der Ansatz, den meine Therapeutin auch verfolgt. Sie hat das Thema Achtsamkeit gerade letzte Woche eingeführt, richtig anwenden konnte ich es in der akuten Situation aber natürlich noch nicht. Wenn ich erstmal eine Panikattacke/ einen Angstzustand habe, komme ich da aus eigener Kraft, ohne das einige Zeit vergeht, leider noch nicht raus.

Sie hatte mir eine Achtsamkeitsübung "verschrieben", aber wie gesagt, ich war gerade in den Anfängen als mich der Schwangerschaftstest aus der Bahn geworfen hat.

Kannst du mir erzählen, wie du das Thema in deinen Alltag eingebunden hast? Ich bin noch so weit weg davon zu verstehen, wie ich das Thema in meinen trubeligen Tag integrieren kann. Wie kann ich achtsam sein, wenn neben mir drei Kinder rumhopsen, eine Spülmaschine piepst und das Telefon klingelt? Lernt man das irgendwann ganz automatisch zu integrieren? Es ist noch so abstrakt für mich.

Ich habe nun auch angefangen, morgens 10 Minuten zu meditieren, bin da aber natürlich auch noch total am Anfang, so dass man von positiven Effekten auch hier noch nicht sprechen kann...

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Ja fange einfach ganz langsam an. Das wichtigste dabei ist, dass du dann eben im Moment bleibst. Gerade wenn die Unruhe oder Angst hochkommt, sich selber beruhigen in dem man daran denkt dass nichts passieren kann und die Gedanken wegschieben.

Mit kleinen Kindern ist das tatsächlich schwieriger. Meine sind schon Teenager da hat man automatisch weniger Stress.

Generell sich selbst keinen unnötigen Stress machen ist auch wichtig.

Viel Erfolg dabei und alles Gute für die Schwangerschaft.

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Hallo,

ich habe auch eine Angststörung. Das ganze fing aber schon an als ich 17 Jahre alt war. Ich war immer wieder ein paar Jahre komplett beschwerdefrei und dann fing es wieder an. Mittlerweile bin ich 32 und habe zwei Kinder.
Die "Angst vor der Angst" kenne ich nur allzugut.

In den Schwangerschaften wurden die Angst- und Panikattacken bei mir viel besser. Hätte ich niemals erwartet.

Früher hatte ich auch immer Sorge, aufgrund der Angststörung keine gute Mutter sein zu können. Das ist aber Quatsch. Mit einer guten Therapeuthin an der Hand kann man echt gut mit so einer Angststörung leben.

Bei mir ist es mittlerweile auch so, dass mir Panikattacken nicht mehr so viel ausmachen. Ich habe zwar auch selten welche, aber wenn ich mal eine habe ist es in diesem Moment sehr unangenehm, ich vergesse es aber schnell wieder wenn es vorbei ist. Hab mich wohl einfach dran gewöhnt.

Und was die anderen bezüglich deiner Kinderplanung denken, kann dir echt egal sein. Es ist dein Leben und du bist keinem eine Rechenschaft schuldig.

Ich wünsche dir alles Gute und mach dir nicht zu viele Gedanken.

Liebe Grüße

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Danke für deine liebe Antwort! :)

Ich glaube, die Angst vor der Angst ist mein allergrößtes Problem. Aus diesem Kreislauf wieder auszubrechen, ist so schwierig und kommt mir gerade unmöglich vor.

Dass du schreibst, dass deine Panikattacken in der Schwangerschaft sogar "viel besser" wurden, beruhigt mich. Natürlich muss das auf mich und meine Schwangerschaft nicht zutreffen, aber meine Hoffnung ist groß. Ich habe auch den Gedanken, dass ich durch die Schwangerschaft vielleicht an einigen Stellen automatisch wieder mehr auf mich achten muss und mir Ruhe antun kann, weil für alle anderen ganz offensichtlich ist, dass ich diese brauche. Wie oft legt man sich mal kurz hin, mit drei Kindern, Haus und Arbeit? Aber wenn ich schwanger bin, wird natürlich auch meine Umgebung sensibilisiert und das schlechte Gewissen bei mir wird kleiner, mir mehr Ruhemomente einzubauen.

Meine Panikattacken haben das Problem, dass sie außergewöhnlich lang andauern. Meistens beginnen sie nachts und ziehen sich dann, begleitet von allerlei körperlichen Symptomen, vor allem starker Übelkeit und Zittern, bis morgens. Danach fühle ich mich wie gerädert, so dass meistens dann auch der Folgetag daran glauben muss. Im Moment sind sie durch die Angst davor, dass sie lange andauern, nochmal deutlich länger geworden und ich bin nun zum zweiten Mal nach der eigentlichen Panikattacke in einem Angstzustand verharrt, den ich tagelang nicht loswerde.

Seit gestern und jetzt gerade ist bei mir wieder alles völlig normal. Der Gedanke an das Baby ist immer noch aufregend, beängstigend, teilweise sorgenvoll ("Wie soll das alles werden?"), aber eben in einem ganz normalen Rahmen.

Es ist total erschreckend wie mein Gehirn mir tagelang einen Strick dreht und ich nicht dagegen ankomme. Das nervt mich so! Ich bin ja eine fröhliche Person, liebe meine Familie, habe einen ganz normalen Alltag – aber wenn mich die Angst überkommt, kreisen meine Gedanken nur noch um sie und alle Rationalität in mir drin kommt überhaupt nicht mehr dagegen an.

Dieser Kontrollverlust ist sicherlich auch Teil des Problems...

Oh Mann....... :(

Ich freue mich jedenfalls, dass du gelernt hast, damit so gut umzugehen und die Panikattacken quasi "wegsteckst" wie andere eine Migräne. Ich wünsche dir auch alles erdenklich Gute!

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Ich kann dich wirklich gut verstehen. Ich hatte auch oft solche langen Panikzustände. Je mehr ich versucht habe dagegen anzukämpfen, desto schlimmer wurde es. Es hat nur geholfen, es einfach anzunehmen.
Ich finde es auch verrückt, was der Kopf einem für Streiche spielen kann.

Was machst du denn, wenn du so einen Angstzustand hast? Mir hilft immer körperliche Betätigung sehr gut. Putzen wirkt bei mir Wunder. Vielleicht kannst du das mal versuchen? Wenn ich mich hinlege und so versuche runter zu kommen, macht es das nur schlimmer. Entweder locker an der frischen Luft spazieren gehen oder einfach Küche oder Bad ordentlich putzen.

Auf jeden Fall möchte ich dir gerne klar machen, dass es kein Drama ist eine Angststörung zu haben. Man kann damit wirklich gut leben.

Was ich dir übrigens nicht empfehlen kann, sind Medikamente, die abhängig machen. Ich war 4 Jahre lang auf Benzos und das war echt nicht schön. Musste dann einen Entzug machen.

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