Arzt nimmt meine Probleme nicht ernst

Hallo ihr Lieben

Ich habe folgendes Problem… ich war heute bei meinem Hausarzt (heute das erste Mal gesehen, da ich vor 4 Jahren neu zugezogen bin und selten beim Arzt bin) und habe mich endlich getraut loszureden, denn mir geht es seit geraumer Zeit schlecht. Mein Mann war sehr stolz auf mich und wartete mit beiden Kindern draussen, sodass ich in Ruhe mal mit dem Arzt reden konnte, denn ich wünsche mir schon etwas länger eine Therapie, nur habe ich mich das bisher nicht getraut, weil ich mir einreden wollte, dass doch alles gut ist.

Ganz kurz und knapp: Ich liebe meinen Mann (er ist toll!!!), wir haben zwei wundervolle Kinder und ich habe alles, was ich brauche. Gesund sind wir, eine schöne Wohnung haben wir, finanziell ist auch alles in Ordnung. Nur bin ich das Problem. Ich fühle mich manchmal grundlos leer, weine los, will manchmal sogar „weg“ (im Sinne von… ihr wisst, was ich meine). Später bereue ich diese Gedanken, weil ich ein schlechtes Gewissen gegenüber meiner Familie habe, denn ich liebe sie doch alle so sehr und habe gar keinen Grund dazu so zu denken! Schliesslich liebe ich unsere beiden Schätze und meinen Mann genauso. Sie sind so lieb zu mir.
Aber dennoch tue ich es. Also ich habe dennoch diese Gedanken in mir (ab und zu), dass ich mich frage, ob mein Leben ein Sinn ergibt. Fühle mich schlecht, wie die grösste Versagerin auf der Welt und wünsche mir ein kurzes Leben, dass ich bald erlöst sein werde.

Beispiel: Ich freue mich wahnsinnig auf unseren Familienausflug. Alles ist schön und ich liebe es mit meinen Mann und den Kindern den Tag im Zoo/Schwimmbad zu Bett verbringen . Dann gibt es aber Tage, an denen all das keinen Spass mehr macht. Die Freude ist einfach nicht da, wie weggewischt und ich frage mich dann wieder, wo der Sinn meines Lebens ist? Und dieses Gefühl macht mich wahnsinnig, denn es zerstört mich von innen und ich bin dann auch sehr unfair zu meinem Mann und beschimpfe ihn! Das tut mir immer so leid und ich entschuldige mich zutiefst dafür. Ich will ihm ein schönes Leben geben und nicht eine Frau, die rumspinnt. Es sind eben immer nur einige Tage im Monat, an denen es mir so ergeht und da gibt es weitere Beispiele und Gedanken aus meinem Leben, aber ich wollte mich kurz fassen.
So richtig hat es angefangen, als ich nach der Geburt unseres 2. Kindes nach Hause bin.
Ich frage mich, ob es was mit der Geburt zu tun hat, oder ob es etwas anderes ist? Ob es vielleicht nur eine Phase ist, oder ich tatsächlich nur zu blöd bin und mir einrede, es würde mir so schlecht ergehen.
Was ich auch seltsam fand, als wir meine Familie, die weiter weg wohnt, besucht haben, habe ich mich wie jedes Mal tierisch gefreut, aber ich fühlte mich dennoch leer und die Freude war nicht mehr so gross, wie sonst. Ich fühlte mich wieder leer und traurig und ich wusste nicht, wieso. Ich bin auch sehr wütend, denn ich will gar nicht so fühlen und ich brauche dringend Hilfe und ich hoffe die Psychotherapeutin wird mir auf diesem Weg helfen können.

Als ich dem Arzt einiges erzählen sollte, habe ich mich im Endeffekt total verschlossen, nur das Nötigste erzählt, aus der Oberfläche, nichts aus dem tiefsten Inneren meiner Gefühle. Ich weiss nicht, wieso, aber ich konnte mich einfach nicht öffnen und habe mich geschützt. Ich wollte nicht vor ihm weinen! Aber mir geht es total schlecht damit! Am liebsten hätte ich schluchzend um Hilfe gebeten! Ich will wieder ein glücklicher Mensch sein!!! Was stimmt nur mit mir nicht?

Und dadurch, dass ich nicht ganz offen bei dem Gespräch mit dem Hausarzt war, fühlte ich mich am Ende auch gar nicht ernst genommen. Denn er wollte mir eine Paartherapie empfehlen. Und er erzählt mir quasi, dass meine Gefühle irgendwo „normal“ sind, denn ich bin erst Mitte 20 und müsste noch herausfinden, wer und was ich bin. Dann fühlt man sich eben so und er selber als Arzt, hat sich ab 20 auch mal verloren gefühlt. So richtig hat er erst mit 40 Jahren verstanden, wer er ist, und was er will.
Jetzt bin ich komplett durcheinander… ich habe Angst, dass die Therapeutin mich genauso wenig ernst nehmen wird. Oder hat mein Hausarzt vielleicht recht? Bin ich zu jung und habe deshalb so ein Gefühlschaos in mir? Sind diese Gefühle normal? Gibt es hier Mama, die genauso manchmal empfinden?

Ich fühle mich so verloren…
Danke fürs Lesen.

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Was hast du denn von dem Arzt erwartet? Er hat dich heute zum ersten mal gesehen und weiß nichts von dir. Du erzählst irgendwas, öffnest dich aber nicht "nur das Nötigste erzählt, aus der Oberfläche, nichts aus dem tiefsten Inneren meiner Gefühle".

Ich weiß ja nicht, WAS du erzählt hast, aber er hat eine verheiratete junge Frau mit zwei kleinen Kindern vor sich sitzen, die offenbar sehr unglücklich ist.

Er konnte ja auch nur raten, was mit dir los ist. Von daher hat er dir eine Paartherapie vorgeschlagen, wenn er damit so daneben lag, warum hast du nicht eingehakt, dass du eine Therapie für dich möchtest?

Und warum bist du überhaupt zum Hausarzt gegangen, wenn du doch zu einer Psychotherapeutin möchtest?

Ich wünsche dir, dass du schnell einen Therapieplatz findest und sei froh, dass dein Mann dabei hinter dir steht, das erleichtert einiges.

Viel Glück #klee

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Ich bin kein Arzt, aber wie Du empfindest, ist absolut nicht "Normal", um sich zu finden oder so. Sorry aber der Arzt erzählt Quatsch, sowas habe ich auch noch nicht gehört.
Hast Du noch einen Frauenarzt, dem Du Dich anvertrauen könntest??Du solltest ohnehin erstmal mit Blutbild usw. durchgecheckt werden, auch Schilddrüse usw..und dann kann entschieden werden, ob Du psychologische Hilfe brauchst.
Derzeit sind die Wartezeiten unendlich lange bei Therapeuten, vielleicht kann man Dir hier besser raten, ich hab das gefunden:

Das Info-Telefon Depression der deutschen Depressionshilfe ist ein bundesweites Beratungsangebot für Menschen, die an Depressionen leiden, Angehörige von Betroffenen oder Menschen, die sich über das Thema Depression informieren wollen. Über die deutsche Depressionshilfe finden Sie Krisendienste und Beratungsstellen, das Online-Forum Depression sowie einen Selbsttest. 

Das Info-Telefon ist unter der Rufnummer 0800 33 44 533 erreichbar.Die deutsche Depressionshilfe bietet eine Übersicht überregionaler Krisentelefone für Deutschland, Österreich und der Schweiz. 

LG Moni

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Hallo,
das klingt sehr nach einer sogenannten Wochenbettdepression (postpartale Depression). Therapeutische Hilfe wäre absolut ratsam. Wann ist euer zweites Kind zur Welt gekommen? Hast du vielleicht noch eine Hebamme? Die könnte dir auch weiterhelfen. Leider ist es sehr schwierig aktuell an einen Therapieplatz zu kommen, da es in Deutschland zu wenig dieser Plätze gibt. Ich würde dir empfehlen, bei der Krankenkasse nachzufragen. Wenn möglich, kannst du auch erst einmal zu einem Psychiater gehen.
Versuche, wenn möglich eine regelmäßige Tagesstruktur in deinen Alltag einzubauen. Achte auf dich, mache Dinge, die dir gut tun. Schraube den Stress zurück, wo immer es geht. Lass dich unterstützen, wo es geht. Auch wenn das als Mutter kleiner Kinder natürlich viel verlangt ist. Das sind alles keine Heilmittel, aber sie können helfen auf dem Weg zur Besserung.
Achso, und was der Hausarzt gesagt hat, ist Unfug. Mag ja sein, dass er selbst eine Krise in den 20ern hatte, aber deshalb ist das nicht "normal" und es bringt auch nichts, die Zähne zusammen zu beißen. Du hast den ersten Schritt getan. Du hast die Talsohle durchschritten. Du bist bereit Hilfe anzunehmen. Du kannst stolz auf dich sein. Lass dich von dem Arzt nicht verunsichern. Ab nun wird es besser.

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Hey, ich kann dir nicht wirklich einen Rat geben, aber ich habe auch hin & wieder mal solche Phasen. An manchen Tagen ist alles schön und gut und an anderen Tagen ist einfach alles sch*** und muss weinen . Und das obwohl man ja eigentlich glücklich und zufrieden ist mit dem was man hat und das alle gesund sind. Ob es am Alter liegt, weiß ich nicht. Denke nicht. Ich bin selber Mitte 20 und habe hier im forum schon oft gelesen, dass Frauen solche Phasen haben.. Ich denke es kommt auch drauf an, wie oft diese Phasen sind. Vielleicht spielen die hormone einfach verrückt oder man ist mit sich selbst einfach nicht ganz zufrieden und unausgeglichen. Sprich lieber nochmal mit dein/er Frauenarzt/in deines vertrauens, vielleicht ist er/sie Verständnisvoller als dein Hausarzt.

Ich wünsche dir alles Gute und viel Glück 🍀

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" wünsche mir ein kurzes Leben, dass ich bald erlöst sein werde."

Das habe ich irgendwie übersprungen.. Weiß dein Mann davon wie du denkst?!
Also wenn es schon so schlimm ist, würde ich das aufjedenfall ansprechen und das am besten so schnell wie möglich.

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Hi, ein schneller Tipp.
Wenn ihr eine Psychiatrie in der Böhe habt, dann hat diese vielleicht eine Ambulanz und eine Notsprechstunde. Da kannst du ganz offen sprechen. Du musst keine Sorgen haben, dass man dich einweisen. So etwas passiert tatsächlich nur in großen Ausnahmesituationen und du hörst dich definitiv nicht so an. Die können dir dann schnell Hilfe anbieten. Mir hat zum Beispiel ein psychiatrischer Pflegedienst geholfen. Es kam jemand zu mir nach Hause zum reden. Ich hatte eine postpartale Depression. Es wurde wie bei dir immer schlimmer. Zieh vorher die Bremse. Viel Kraft!

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Hm, ich laß das mal mit den Verdachtsdiagnosen.
Aber, auch ein Arzt ist kein Hellseher und muß schon den Leidensdruck eines Patienten spüren. Das konnte er aber bei dir nicht, weil du dich beherrscht hast und er dich gar nicht kennt. Vielleicht ist es auch einfach nicht der richtige Hausarzt für dich. Manchmal muß man auch da ein paar Frösche küssen, bevor man den passenden gefunden hat. Und nicht jeder Therapeut passt zu einem, das muß man sich auch bewußt machen.

Ich weiß das der Ursprung deines Posts etwas anderes möchte, aber mich macht stutzig, das der Arzt jetzt zu Beginn nicht mal körperliche Ursachen (was ja nun mal sein Gebiet ist) ausschließen möchte. Oder hast du das nur nicht erwähnt?

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Hallo,

es tut mir leid, dass es dir so schlecht geht. Und ich finde nicht, dass das "normal" ist. Vermutlich hast du dem Arzt zu wenig erzählt und warst zu "beherrscht" beim dir unbekannten Arzt, so dass er vielleicht die Heftigkeit deiner Probleme nicht erkannt hat. Zumal du ihm ja auch völlig fremd bist.

Der Tipp mit der Notfallsprechstunde in der Psychiatrie kam schon. Wenn es so schlimm ist wie du beschreibst, wäre das vielleicht wirklich eine Möglichkeit. (Denn: Einen Therapeuten zu finden, kann leider auch länger dauern...)

Was mir in deinem Text noch aufgefallen ist: Du schreibst, es ist nicht immer so, nur ein paar Tage pro Monat? Kann es mit deinem Zyklus zusammenhängen? (Bedenklich wären soooo extreme depressive Verstimmungen trotdzem, aber vielleicht wäre dann sogar ein Frauarzt ein guter Ansprechpartner?)

Ich wünsche dir alles Gute und dass du schnell Hilfe bekommst!

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Passen die Phasen zum Zyklus? Depressive Stimmung kann durchaus Teil der PMS sein. Das habe ich seit der Geburt meines Kindes auch schlimm, bei mir ist es nur Ungeduld und schlechte Laune.
Wenn du da was erkennen kannst, kannst du auch zum Frauenarzt.

Wenn es nicht passt, kümmere dich zeitnah um eine Therapie. Man kann auch Depressionen bekommen, wenn man heile Familie hat und alles stimmt. Noch scheint es bei dir zu gehen, aber es wird ja nicht besser, wenn nicht gleich behandelt wird.

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Genau das selbe mit dem Zyklus habe ich auch beim Lesen gedacht!

Ich habe seit dem zweiten Kind auch oft PMS, was ich nicht kannte.
Zudem finde ich persönlich auch, dass das sehr wohl was mit dem Alter zu tun haben könnte: ich fühlte mich in den zwanzigern auch nicht immer super wohl in meiner Haut und habe mich gesucht.

Würde daher auch raten: Zyklus beobachten zu den Phasen und aufschreiben an welchem Tag es mir wie geht. 2 Monate bis 3. Vorher wirst Du auch eher keine Therapie bekommen (natürlich kannst Du die jetzt schon suchen wenn Du Hilfe brauchst!!!)

Tip: wende Dich mal an Diakonie oder Caritas. Da gibt es auch oft Gesprächsmöglichkeiten und ggf hilft das (schneller)!

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Du musst dir einen Psychotherapieplatz suchen, eventuell mit medikamentöser Unterstützung. Dazu musst du dem Arzt die Chance geben, zu erkennen, dass du eventuell depressiv o.ä. bist. "Ich fühle mich leer" ist nicht besonders aussagekräftig. Erzähle ihm von deinen typischen Symptomen - plötzliches Weinen ohne Grund, ab und an ansatzweise suzidale Gedanken. Das reicht für entsprechende Überweisungen. Leider haben niedergelassene Therapeuten sehr lange Wartelisten. Die Kassen können dir helfen, trotzdem Termine zu bekommen und/oder Online-Optionen auszuloten.