Migräne und ständige Angespanntheit

Hallo,

ich bin mittlerweile schon seit über 7 Jahren Migränepatientin. Durchschnittlich kam ich auf 3 Attacken im Monat, die allerdings meistens 48-36 Stunden andauern.

Zur Beginn der Diagnose hatte ich es mit Physiotherapie, Entspannungskursen und Sport versucht, allerdings keinerlei Besserung bemerkt.

Eine medikamentöse Therapie zur Prophylaxe mit Betablockern habe ich auch hinter mir. Als der KiWu stärker wurde, setzte ich diese nach Absprache mit meiner Neurologin ab. (Sie hatte im Übrigen auch nur wenig Erfolg.)

Mitte 2022 wurde ich dann endlich schwanger und die Migräne-Attacken waren deutlich weniger. Auch in der Stillzeit konnte ich auf Triptane verzichten und eine IBU half bereits.

Leider komme ich derzeit wieder auf meine 3 Attacken im Monat - Tendenz eher steigend. Ich merke, dass ich durch mein Kleinkind (1 Jahr) ständig angespannt und im Alarmmodus bin. Selbst wenn er mittags schläft, entspannt mein Körper nicht und erwartet, dass ich schnell hoch zu ihm muss, weil er sicher gleich nach mir ruft. Das kommt selbstverständlich ab und zu vor, ist aber nicht die Regel 😅
Bewusste Entspannungsmomente schaffe ich nur außerhalb des Hauses ohne Kind. Diese Momente sind derzeit mit einem Vollzeit arbeitenden Mann und Baustelle daheim eher selten machbar.

Möglicherweise könnte das ein guter Trigger sein, weshalb die Migräne derzeit so extrem ist. Und Migräne mit Kleinkind ist ja eh der Jackpot 🥲
Da ein weiterer Kiwu besteht, muss ich auf die medikamentöse Prophylaxe verzichten. Meine Neurologin schlägt runterfahren (psychisch) vor.

Ich wollte mal von euch hören, ob diese Alarmbereitschaft noch „normal“ ist. Ich weiß, dass ich daran arbeiten müsste, aber mir fehlt gerade der Ansatz.

Gibts hier Migränepatienten, die in erfolgreicher Therapie sind?

Danke euch ☺️

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Ich denke, dass ständige Alarmbereitschaft krank macht.

Sonnige Grüße

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Ich habe schon mein Leben lang mit Migräne zutun. Bei mir war es auch während der Schwangerschaft deutlich besser und ist danach mit voller Wucht zurück gekommen.

Ich komme zurzeit auch auf 3-4 Attacken pro Monat. Bei mir dauern sie ebenfalls 48-72 Stunden. Triptane wirken meistens nur wenige Stunden. Danach kommen die Schmerzen wieder.
Auch ich bin sehr angespannt durch mein Kleinkind und meinen Job und merke, dass es mir schwer fällt zur Ruhe zu kommen.
Was mir hilft sind geplante Zeiten für mich. Ich habe zB die Absprache mit meinem Mann, dass wir feste Abenden in der Woche haben, an denen man dem Anderen den Rücken frei hält. So weiß ich, dass ich Dienstag, Donnerstag und Samstag "frei" habe und zB zum Yoga oder spazieren gehen kann.

Zusätzlich achte ich penibel darauf regelmäßig zu essen und was ich esse. Wenn mein Blutzucker zu sehr absackt oder durch Süßspeisen zu sehr durch die Decke geht, bekomme ich Migräne.

Progressive Muskelentspannung kann auch sehr hilfreich sein. Allerdings nicht während einer akuten Attacke, sondern als Prophylaxe. Man muss jedoch dran bleiben und regelmäßig üben.

So blöd es klingt, mir hilft zudem zu akzeptieren, dass es zu meinem Leben dazu gehört und ich eben nicht immer 100% geben kann. Ich geize nicht mit Triptanen, versuche aber auch nicht während einer Attacke weiterzumachen als wäre nichts, sondern mir Ruhe zu gönnen soweit es irgendwie geht und um Unterstützung zu bitten. Das war für mich eine große Überwindung und auch für meinen Mann nicht immer leicht, da er manchmal selbst zurückstecken muss, weil ich eben nicht immer voll leistungsfähig bin.

Zudem werde ich bald eine Psychotherapie beginnen bei jemanden, der auf Patienten mit chronischen Schmerzen spezialisiert ist. Ich hoffe dadurch zu lernen, noch besser mit meinem Alltagsstress und dem Schmerzgeschehen umzugehen.

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Vielen dank für deinen Bericht. Irgendwie erleichternd zu hören, dass es anderen auch so geht.

Darf ich fragen, wie du zu der Therapie gekommen bist? Hat dich dein behandelnder Arzt dahin verwiesen?
Meine Neurologin hält glaube ich nichts davon und ohne Rezept weiß ich gar nicht, ob man heutzutage einen solchen speziellen Therapeuten bekommt.

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Mein Neurologe hat mich auch nur mit Medikamenten abgefrühstückt. Ich habe verschiedene Prophylaxen ausprobiert. Betablocker war eine Katastrophe. Amitriptylin hat mich komplett matschig im Kopf gemacht. Mit Topiramat bin ich eine Weile sehr gut ausgekommen. Leider darf das Medikament nicht während der Schwangerschaft eingenommen werden, da es Schäden am Kind verursachen kann. Ich habe es deswegen zu Beginn der Kinderwunschzeit abgesetzt. Weil ein weiterer Kinderwunsch besteht, habe ich es auch nicht wieder angefangen.

Bei mir waren die Anfälle irgendwann so heftig, dass sie meine Lebensqualität dermaßen eingeschränkt haben, dass es mir auch psychisch nicht mehr gut ging. Ich bin deswegen bei meinem Hausarzt gewesen und habe um eine Überweisung gebeten. Die Therapeutensuche war langwierig und frustrierend. Ich habe sehr sehr viel telefoniert, zig Absagen kassiert und stehe seit Monaten auf Wartelisten. Wenn ich wieder eine Absage bekommen habe, habe ich einfach nachgefragt, ob sie mir jemanden empfehlen können der sich mit dem Thema auskennt. Oft kennen sich Therapeuten untereinander und wissen, welche Schwerpunkte die Anderen haben.

Du brauchst für eine Psychotherapie kein Rezept, sondern lediglich eine Überweisung. Die kann auch dein Hausarzt ausstellen. Wenn du ständig diese Anspannung fühlst, überhaupt nicht mehr runter kommst und es dich sehr belastet, wird er sie dir vermutlich ohne Probleme ausstellen.

Bearbeitet von Schmerzkopf
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Ich weiß nicht wie alt du bist, aber falls es möglich ist: verschieb den Kinderwunsch bis du wieder wirklich entspannen kannst und nimm die Tabletten die dir helfen.
Die Baustelle wird nicht ewig bleiben und meist wird es mit Kind ja auch besser, wenn die erstmal die 3 erreicht haben.