Wie lange Antidepressivum nehmen?

Hallo,

aufgrund einer Angststörung muss ich aktuell ein Antidepressivum nehmen.
Über 10 Jahre lang hatte ich meine Ängste im Griff, vor Kurzem bin ich aber wieder in alte Muster gefallen, mir ging es überhaupt nicht gut und diesen Zustand hab ich fast 2 Jahre lang nun mit mir herum getragen bis es kürzlich gar nicht mehr ging.
Mein Hausarzt verschrieb mir daraufhin ein Antidepressivum, niedrig dosiert, wir schauen ob das ausreicht.
Parallel bemühe ich mich um Psychotherapie und warte auf einen Termin.

Nun hab ich mich gefragt, wie lange man denn ein Antidepressivum eigentlich nehmen sollte. Gibt es da überhaupt Richtwerte? Ich habe zwar erst vor knapp 2 Wochen begonnen und ich nehme diese Hilfe auch an, aber frage mich gleichzeitig auch, wie lange man denn sowas einnimmt. Online finde ich verschiedene Infos dazu, habe leider vergessen, meinen Hausarzt zu fragen (mach ich natürlich noch beim nächsten Rezept).
Ich gehe davon aus, dass ich ja noch etwas warten muss auf eine Therapie und es auch eine Weile dauern wird, bis sie was in mir bewirkt. Wie weiß man, dass man das Antidepressivum absetzen kann?

1

In deinem Fall sollte die Psychotherapie schon eine Weile laufen und du mindestens 6 Monate beschwerdefrei sein, bevor ihr an eine Reduktion der Medikamente denken könnt.

2

Ich persönlich habe mich darauf eingestellt, es lebenslang zu nehmen.

Sonnige Grüße

3

Ich nehme es jetzt seit 8 Monaten und habe mich anfangs auch total unter Druck gesetzt, dass ich es schnellstmöglich absetze. Aber ganz ehrlich… wenn ich ein Bein gebrochen habe, warte ich auch bis es ausgeheilt ist. Und das ist bei mir definitiv noch nicht der Fall. Trotz Therapie und intensiver Arbeit an mir
Ich wünsche dir alles Gute!

8

Danke, ich wünsch dir auch alles Gute 🍀

4

bei Dingen, die Gefahr laufen, dass Rückfälle sehr schnell passieren können, nur weil mal im Alltag ein Vorfall war zB. , nimmt man Medikamente oft jahrelang oder lebenslang und stabil zu bleiben.
Meine Mutter hatte immer eigenmächtig reduziert ohne Absprache mit dem Arzt und jedesmal die fette Quittung gekriegt.
das war keine Gute Idee. -- sie hatte eine Zwangsstörung und ist schwer depressiv gewesen, - hat aber mehrfach im jahr wieder depressive Phasen, -- bei sowas nimmt man eigentlich ein Leben lang Medikamente.

Bearbeitet von tr357
5

Das hatte ich befürchtet.
Tatsächlich befeuern meine Ängste relativ simple (und leider unvermeidliche), alltägliche Dinge. Da es aber so so lange ruhig war, hat mich dieser Rückfall umso mehr überrascht/überfordert und es hat deshalb überhaupt so lange gedauert, bis ich Hilfe eingefordert habe.

Tja, dann schauen wir mal. Es fühlt sich richtig an, aber irgendwie auch „schwach“, nun Medikamente zu brauchen um den Alltag meistern zu können.

11

tatsächlich kann man sowas aber auch als Erleichterung sehen. -- Ohen Medikamente ist die Gefahr immer da. -- Mit Medikamenten darf man sich in Sicherheit fühlen, dass alles gut ist und bestenfalls nicht wiederkommt. -- ich finde das eher ein Vorteil mit Medimenten, wie man das sehen kann und nicht als schwach oder ähnliches....

6

Hallo meine Liebe,

ich kann dich sehr gut verstehen! Erstmal tut es mir leid mit dem Rückfall. Das kann leider immer wieder mal vorkommen, auch wenn manchmal ewig Ruhe ist. Erstmal ist es ja sehr gut, dass es dir lange gut ging. Das heißt ja auch, du kannst es wie beim letzten Mal überwinden.
Keiner kann dir sagen, wie lange du sie nehmen musst. Aber an erster Stelle sollte wirklich stehen, dass es dir gut geht. Antibiotika nimmt man ja auch so lange, bis es einem besser geht. Und wie hier schon jemand schrieb, am besten wirklich monatelang beschwerdefrei sein und dann in Absprache mit dem Arzt sehr sehr langsam reduzieren. Viele Ärzte sagen man solle die innerhalb 2 Wochen absetzen. Totaler Quatsch. Da ist ein Rückfall fast vorprogrammiert.
Lieber eine mini Dosis runtergehen. 2-3 Wochen abwarten bzw abwarten bis man die Reduktion gut verträgt. Und dann erst weiter.

Ich nehme seit 2 Jahren Antidepressiva. Ich habe 2 mal versucht, zu reduzieren. Aber in meinem Leben ist einfach so viel los, dass dann zB eine Jobkündigung kam und ich wieder in ein Loch gefallen bin. Jetzt habe ich akzeptiert dass ich sie nehmen werde, bis die großen Baustellen in meinem Leben bewältigt sind und es dann nochmal versuchen.

Es fühlt sich auch nur "schwach" an, wenn du es als dein persönliches Versagen ansiehst. Das ist es aber nicht. Es ist eine Erkrankung, die immer mal durchbrechen kann. Mal ist sie akut, mal nicht. Und ich persönlich bin sehr dankbar, dass ich durch die Medikamente wieder glücklicher leben kann 😊

Ich wünsche dir alles Gute!

7

Vielen Dank für deine aufbauenden Worte ❤️‍🩹 und großen Respekt dafür, dass du ähnliches durchmachst und dich so gut hältst 🍀

Du hast eigentlich recht: ich hab mich da schon mal rausgekämpft, werde das auch wieder schaffen und es ist im Moment einfach das Beste, wenn ich mit Medikamenten dagegen steuere. Immerhin hab ich mittlerweile die Verantwortung für 2 Kinder, mein Mann steht da aber zu 100% hinter mir und unterstützt mich, bestärkt mich darin, dass es der richtige Weg ist. Den Gedanken, dass ich versagt habe, hab ich leider trotzdem öfter. Es wirkt bei anderen so einfach, „einfach so“ sorglos und unbeschwert zu leben.

Ich bin ja grundsätzlich bei Medikamenten auch nicht zimperlich, auch nicht bei den Kindern. Aber irgendwie hab ich Respekt vor Psychopharmaka und eine (zugegeben kurze) online Recherche hat nichts sinnvolles ergeben, sondern eher Ängste geschürt weil oft geschrieben wurde, Psychopharmaka würden nur selten als Langzeittherapie Sinn machen, viele Patienten nehmen sie viel zu lange, aber einen „empfohlenen Zeitraum“ konnte ich eben nicht finden. Aber das wird dann wohl nur der Verlauf zeigen können.

9

Ich denke mittlerweile, dass es vor allem stark ist, wenn man sich eingestehen kann, dass man ohne Unterstützung nicht weiterkommt und sich diese entsprechend sucht. Damit bist du auch ein gutes Vorbild für deine Kinder 😊 (auch wenn sich das vllt anders anfühlen mag).

Und ja, oft hat man das Gefühl, andere kriegen ihr Leben doch locker gemeistert. Im Endeffekt stimmt das aber ja auch nicht. Wir können nicht in andere Menschen reinschauen. Eine enge Freundin von mir hat seit ein paar Jahren massiv mit Depressionen zu kämpfen. Sie musste ihren Job deswegen aufgeben. Sie hat vorher selbst mit psychisch Kranken gearbeitet und hat mir gerade erst erzählt, dass ihre damaligen Kollegen alle selbst Antidepressiva nehmen 😅🙈

Ich habe mich über ein Jahr geweigert, Medikamente zu nehmen. Ich halte es für absolut richtig, Respekt davor zu haben und es nicht leichtfertig zu nehmen.
Meine Therapeutin hat immer mal nachgehakt und gemeint: "ich bin ja jetzt auch kein Fan davon, aber dir geht es seit Monaten so schlecht... Du kannst es doch zumindest mal probieren" Und hat mir immer wieder von einer Freundin erzählt die dauerhaft AD nimmt und dadurch geht es ihr einfach super. Letztlich hab ich es dann doch versucht und Schritt für Schritt mein Leben wieder auf die Reihe bekommen :)

10

Habe auch eine Angst/Panikstörung und muss das Antidepressivum ein lebelang nehmen. Ohne käme ich überhaupt nicht zurecht im Alltag.