Guten Abend,
Ich steh gerade unter Schock.
Meine Schwiegermutter hat meinem Mann heute völlig aufgelöst mitgeteilt, dass der Krebs zurück ist. Sie galt seit 2014 als geheilt.
Sie hatte 2010 Brustkrebs, 2011 Gebärmutterkrebs und nun wieder Brustkrebs.
Wie viel Pech kann man haben?
Ich weiß gar nicht was ich denken soll, was ich tun kann was passieren wird...
Morgen bringt mein Mann sie in aller Früh zu den nächsten Untersuchungen.
Ich werde ihm den Rücken frei halten damit er sich kümmern kann...
Was kann/soll/muss ich sonst tun? Was nicht?
Die Schwiegermutter ist alleinstehend nach Scheidung, mehr Familie gibt es nicht mehr, mit der Cousine ist sie mittlerweile leider zerstritten, mit zweien ihrer ehemaligen Freundinnen auch (sie war sehr schwierig drauf in den letzten Jahren seit der Pandemie). Also da ist leider nicht viel da an sozialem Netz außer meinem Mann (Einzelkind) und mir...
Mein Verhältnis zu ihr war nicht immer friktionsfrei da unterschiedliche Einstellungen zum Thema Mutterschaft und Co aber ich hab sie gerne und sie mich auch, wir haben uns letztlich immer arrangiert.
Mein Mann steht neben sich, der hat auf Funktion geschaltet und meint er macht sich erst Sorgen wenn es was zum Sorgen machen gibt, bis dahin muss man schauen was nun ansteht.
Ich bin überfordert, möchte nichts falsch machen.
Vielleicht hat ja jemand einen Tipp für mich...
Danke!
Liebe Grüße, Guppy
Schwiegermutter hat zum 3.Mal Krebs
Hallo!
Als erstes würde ich sagen: Ruhe bewahren! Damit meine ich dich. Deine Schwiegermutter ist aufgeregt genug, dein Mann offensichtlich auch. Deshalb ist es wohl deine Aufgabe, etwas Ruhe in die Sache zu bringen.
Abwarten! Begleitet sie zur Diagnostik/Therapie, wenn ihr könnt. Seid bei Arztgesprächen dabei. Denn vier oder sechs Ohren hören mehr als zwei. Aufgeregte Ohren hören überhaupt nichts. Ruhig zuhören, sacken lassen, gemeinsam beraten, dann Entscheidungen treffen. Oder um ein erneutes Gespräch bitten, wenn was unklar blieb. Lasst euch Zeit! Ich weiß, dass bei Krebs immer alle denken, dass die Zeit rennt und alles schnell passieren muss. Nein, ein bisschen Zeit zum Überlegen hat man immer.
Regelt das mit der Vorsorgevollmacht. Patientenverfügung wäre auch schick, aber Vorsorgevollmacht ist wichtig. Wer soll für deine Schwiegermutter entscheiden, falls sie das nicht mehr selbst kann? Das meine ich nicht ausschließlich für den allerschlimmsten Fall. So eine Situation kann auch z.B. nach Operationen vorübergehend auftreten. Wer soll dann den Hut aufhaben und wer traut sich das zu?
Reden und zuhören! Hört, was sie zu sagen hat. Das ist vielleicht nicht immer das, was ihr hören wollt, aber sie wird sich schon seit der ersten Diagnose Gedanken machen, was eigentlich alles passieren kann. Redet über den großen, weißen Elefanten im Raum, den niemand sehen will. Dabei darf man weinen und wütend sein, aber ignorieren solltet ihr den Elefanten nicht.
Gesund wird deine Schwiegermutter nicht mehr. Ich glaube, das ist deine Frage hinter deinem Beitrag, oder? Das bedeutet aber nicht, dass sie morgen tot umfällt oder nun alles ganz schnell ganz furchtbar wird. Als mein Mann die infauste Diagnose bekam, war uns allen wichtig, dass der Alltag weiter geht. Der ganz profane Alltag. die Krankheit brauchte ihren Raum und den hat sie bekommen, aber sie bekam nicht die Hauptrolle.
Neulich sage eine sterbende Frau zu mir: "Weißte, was ich jetzt am liebsten tun würde? Ich würde mir gern einen Lappen nehmen und hier Staub wischen." Der Raum war nicht besonders schmutzig, sie wollte nur so wie früher ganz profane Dinge tun.
Wahrscheinlich wird deine Schwiegermutter das auch wollen: Weiter machen wie bisher so lange das möglich ist. Sie will den Alltag leben und sie will autonom bleiben. Dabei kannst du ihr helfen.
Alles Gute!
Vielen lieben Dank für deine Anregungen und die so empathisch beschriebenen Wege, das hilft mir sehr!
Ungefähr so haben wir es jetzt fürs erste organisiert und versuchen, solange wir nichts anderes wissen, die Ruhe zu bewahren.
Heute war alles schon ein bisschen fassbarer. Das Krankenhaus ist top mit der Struktur die es vorgibt, das gibt auch halt.
Vielen lieben Dank nochmal, ich werde deinen Text sicher öfter lesen, je nach Voranschreiten der Situation.
Lieben Gruß, Guppy