Burnout oder ME/CFS seit 2015!?

Hallo zusammen,

das hier wird ein längerer Text… ich weiß, dass ihr hier keine Diagnosen stellen könnt - dennoch hoffe ich auf ehrliche Rückmeldungen, die mir in der Einschätzung weiterhelfen könnten.

Ich war schon immer ein Mensch, der sehr schnell in Stress geraten ist… Anspannung, Ängste, Perfektionismus und hohe Ansprüche an mich selbst waren immer meine Antreiber, alles zu schaffen und gut zu sein.

Wann alles angefangen hat, mache ich gern an einem bestimmten Zeitraum fest, an den ich mich sehr prägend erinnern kann: an einen Infekt um Ostern 2015 herum… denn ich kann mich unter anderem daran erinnern, dass meine Kopfschmerzen, die ich vorher auch schon kannte, sich in der Intensität und “Art und Weise” total verändert hatten… sie wurden danach nicht besser, so dass ich immer noch dachte, ich habe eine chronische Nasennebenhöhlenentzündung. Zudem fühlte ich mich abgeschlagen wie bei einem Infekt. Ich reagierte plötzlich mit abartigen Kopfschmerzen auf Rauch (Osterfeuer), war total erschöpft wie bei einem Infekt, wie fiebrig. Anhand dieser Erinnerung und deutlichen Verschlechterung meiner allgemeinen Gesundheit sowie zahlreicher anderen Symptome die sich bei der Erkrankung ME/CFS finden lassen, wurde im Januar 2022 dann genau diese Diagnose gestellt. Inzwischen habe ich dauerhafte mittelstarke bis starke Kopfschmerzen/chronische Migräne, dauerhafte Muskelschmerzen in den Beinen, extreme Müdigkeit und Erschöpfung, trockene Augen/Mund/Nase, Schwindel/Benommenheit… das sind die Dinge, die 24/7 in unterschiedlicher Intensität da sind, manchmal kommt weiteres dazu, vor allem dann, wenn ich mehr als sonst gemacht habe oder gewisse Trigger (Zugluft, Wind, Bewegungen der HWS wie beim saugen oder fegen = geht nicht mehr, Rauch, gestörter Schlaf,...). Mehr gemacht sind minimale Dinge… inzwischen bin ich schon mittags so fertig, dass ich kaum noch wach bleiben kann, man sieht mir dann auch an, dass mein Körper nicht mehr kann und völlig fertig ist. Meinem Beruf im Büro gehe ich noch ach und krach mit 33 Stunden in der Woche nach, zum Teil aus dem Home Office. Ich schaffe das aber kaum noch. Über die Jahre hat sich alles dermaßen verschlimmert… Psychisch geht es mir grundsätzlich eigentlich gut… nur diese krasse Verschlimmerung, die Reduzierung von Lebensqualität um so viel, die lässt mich an manchen Tagen zweifeln, wie mein Leben SO weitergehen soll. Wenn ich meine Grenzen wahre, damit es nicht noch schlimmer und schlimmer wird, müsste ich dringend noch weniger machen als ohnehin schon. Freizeit habe ich keine mehr, weil nichts mehr geht und Verschlimmerung, Sport schon seit Jahren nicht mehr, das bringt den Super-Gau mit Verschlimmerung für zwei bis drei Wochen und Kortison-Stoßtherapien mit sich… Freunde treffen geht nur noch an sehr guten Tagen, tagsüber am Wochenende… Mini-Spaziergänge…

Soweit erscheint mir alles plausibel, dass es die Erkrankung ME/CFS ist… jetzt kommt das aber: es ist zwar typisch für ME/CFS, dass bei Krankheitsbeginn nicht nur ein Virus im Spiel ist, sondern auch eine stressige Lebensphase - dennoch frage ich mich, ob sich bei mir nicht ein extrem schlimmer Burnout entwickelt hat, den ich NIE auskuriert habe und mein Körper das nach 9 Jahren auch nicht mehr schafft - im Gegenteil, da ich immer weiter funktioniert habe, alles mit Medikamenten weggedrückt, wurde alles noch schlimmer.

Gibt es einen rein körperlichen Burnout? ODER aber einen Burnout, bei dem man sich psychisch wieder stabilisiert, aber das körperliche bleibt und schlimmer wird, weil es eben keine längere regenerative Pause gab? Dass es nach so langer Zeit auch nicht mehr gelingt, also dem Körper?

Ich zweifle, weil…

Ich hatte 2013 eine heftige Trennung, da ging es mir aber körperlich noch ganz normal gut, war fit und konnte alles machen.. nach der Trennung bin ich dann in eine WG gezogen, habe angefangen zu studieren, jedes Wochenende Party gemacht, Nebenjob gehabt, bin viel gereist und hatte eine extrem aktive Freizeit. Es war super, denn endlich, nach 7 Jahren Beziehung konnte ich das nachholen, was mir vorher gefehlt hat. Ich genoss es völlig, gefühlt in wenigen Monaten meine halbe Jugend nachzuholen, mit 27…

Es war geil!! - ABER ich kann mich auch erinnern, dass ich extrem (!!) gestresst, überfordert und stark überlastet war. Immer in Aktion. Ich genoss das Stressgefühl, das Adrenalin, nie Zeit zu haben zum Entspannen. Das war für mich langweilig und eine Schwäche. Ich hatte keinen TV, weil ich dafür ohnehin NULL Zeit gehabt hätte. Ich merkte zwischendurch aber immer wieder, dass mir alles zu viel wurde.. An solchen Tagen erinnere ich mich an einzelne Kopfschmerztage, Krankheitsgefühl, Abgeschlagenheit und Muskelschmerzen in den Beinen. Ich wüschte, ich hätte es da ernst genommen, DENN es waren nur einzelne Tage, ich konnte eine Ibu nehmen, oder zwei und die half - heute undenkbar… ich bin dauerhaft so voll mit Kortison und verschreibungspflichtigen Schmerzmitteln… :( Ich erinnere mich auch an Heulkrämpfe auf der Toilette der Hochschule, völlig überlastet und weinend mit dem Gefühl und den inneren Sätzen “Ich KANN nicht mehr.” Ich hatte damals das Bedürfnis nach Ruhe, Pause und ich wünschte, ich hätte darauf gehört…! Stattdessen MUSSTE (heute weiß ich, es muss NICHT) ich ja das Auslandssemester vorbereiten, Prüfungsphase, WG-Gründung mit Freundin umsetzen, Nebenjob - alles zeitgleich. Ich stand morgens früh auf und war nachts im Bett… monatelang. Im Auslandssemester wurde es dann richtig schlimm: ich konnte nicht mehr joggen gehen, ohne dass ich mich nach wenigen Metern gefühlt habe wie mit einer Grippe (hatte dann auch wirklich erhöhte Temperatur wie ich später immer wieder bemerkte), abgeschlagen körperlich, Gliederschmerzen und Kopfschmerzen. Bei weitem (!) harmlos im Vergleich zu heute… ich versuchte es immer wieder, aber immer ging es mir so. Vor allem nach Bewegung, aber auch in der Sonne, bei Wind oder feucht-kalter Luft… oder Kontakt zu erkälteten Personen (was für mich eher für ME/CFS spricht, da immunologische Reaktionen komisch bei Burnout klingen oder)

Ich habe es dort irgendwie überstanden… wieder zu Hause, ging es mir erst einmal etwas besser… auf Heizungsluft, Wind, Zugluft und Rauch reagierte ich weiterhin mit Kopfschmerzen und Schlappheitsgefühl, aber sonst keine weiteren Symptome. Auch wenn zum Beispiel mein Mitbewohner erkältet war, wurde ich komischerweise NIE krank, ich hatte jahrelang keine Erkältung, nichts - NUR/ABER eben dieser körperlichen Reaktionen: ich habe mich teilweise hundeelend gefühlt: als ob ich richtig schlimm krank würde, es aber nie wurde: stattdessen die teilweise abartigen Kopfschmerzen, Gliederschmerzen…

Ich war damit beim Arzt, wurde aber nur komisch angeschaut. Großes Blutbild war unauffällig, was ja auch bei ME/CFS genau so ist… die Erkrankung kennt nur kaum ein Arzt und es gibt sogar solche, die diese leugnen (was nicht mehr dem aktuellen Stand der Wissenschaft entspricht - Stichwort Dr. Carmen Scheibenbogen von der Charité, Uni Erlangen, Dr. Stingl in Österreich… und weitere Ärzte mit Kompetenz bzw. Forschungswissen, dass es sich hierbei definitiv um eine physisch bedingte Erkrankung handelt, nicht psychisch bedingt, aber durch Stress getriggert).

Da es damals mein Leben noch nicht arg eingeschränkt hat, habe ich das erst einmal so hingenommen, auch wenn ich immer wieder gemerkt habe, das etwas nicht stimmt. Es ging mir eben nur an einzelnen Tagen schlecht. Erschöpfung war durchaus auch ein Thema, aber auf anderem Level als jetzt: ich hatte einfach VIEL zu VIEL weiter um die Ohren… Meinen Hochschulabschluss macht ich dann im Januar 2016. Im Frühjahr 2017 lernte ich dann meinen damaligen Freund kennen, leider eine Fernbeziehung mit zusätzlichen Pendeleien am Wochenende - nicht die Welt, aber bei dem Stress, den ich ohnehin immer schon hatte, nicht optimal die 1,5 Stunden on top. Da ging es noch halbwegs, richtig schlimm wurde es dann, als ich etwa 1 Jahr später mit meinem Freund zusammengezogen bin: ich wollte es unbedingt und da er Lehrer war, konnte er nicht einfach so die Stelle wechseln (Versetzung ist nicht einfach von heute auf morgen möglich): wir suchten eine Lösung und die sah dann so aus, dass wir eine Stadt halbwegs in der Mitte fanden (nicht ganz…): mein Arbeitsweg waren von da an 75 km pro Weg und zwischen 1 und 1,5 Stunden Fahrzeit pro Weg, je nach Verkehrslage. Ich hatte zuvor an die 50 Bewerbungen geschrieben - damals war der Fachkräftemangel in meiner Branche noch nicht so ar g wie heute - ich fand nichts, wollte aufgrund von Kinderwunsch etc. mit 32 aber auch nicht noch Jahre weiter eine Fernbeziehung. Es ging mir zunehmend schlechter, vor allem die inzwischen diagnostizierte Migräne wurde ganz übel: fast täglich mit entsprechendem Medikamentenverbrauch. Meine Stimmung kippte zunehmend: zum einen aufgrund des Stresses, aber vor allem durch die Beeinträchtigungen durch meine körperlichen Beschwerden: ich war so fix und fertig von Schmerzen, Selbstvorwürfen und Frustration… ich weinte viel, konnte nicht mehr gut damit umgehen, meine Freunde zurückgelassen zu haben (klar nicht weit, aber dennoch) und im Gegenzug dazu einfach SO fertig zu sein, körperlich am Ende durch die Fahrerei, Arbeit selbst usw. Es kam häufig zu Streit, da mein damaliger Freund mit meinen Emotionen, Überforderung, Sorgen und FRustrationen nicht umgehen konnte. Im Nachhinein zeigen auch Sätze wie “Was möchtest du denn eigentlich nehmen, wenn du mal richtig Schmerzen hast?!”, dass es GAR nicht greifen konnte, WIE heftig meine Schmerzen waren… mit Ibuprofen brauchte ich es auch da schon lange nicht mehr zu probieren, das ging durch wie Wasser.

Irgendwann kamen dort auch noch “Attacken” dazu, so nenne ich es immer, bei denen mein Herz-Kreislauf-System völlig überreagiert hat… häufig war es in extrem stressigen Situationen (emotional, z. B. nach Streit) oder aber wenn ich zu viel Koffein zu mir genommen hatte, meistens in Kombi mit Aspirin, von der ich heute behaupten würde, es nicht zu vertragen: mir wurde von jetzt auf gleich extrem unwohl, einfach körperlich ganz elend… rote, stark juckende Hände, dann Durchfall (reines Wasser), Bauchkrämpfe, Übelkeit… und dann extremes Herzrasen, kalter Schweiß am ganzen Körper, ganz schlimm- gleichzeitig ging der Blutdruck so runter, dass ich schon drei mal das Bewusstsein verloren habe. Einmal im Büro, so dass der RTW gerufen wurde. Mein Herz wurde daraufhin untersucht und ist gesund. In Kombi mit den anderen Symptomen würde es zu ME/CFS passen… damals war ich dann beim Hausarzt am neuen Wohnort, berichtete ihm alles, wie es mir geht und da ich so überfordert und belastet mit all dem war, weil ich mein Leben nicht mehr so leben konnte, wie ich wollte, da ich kaum noch etwas unternehmen konnte durch all die starken Beschwerden - und wenn, wurde es dadurch noch schlimmer, eine Belastung für die Beziehung war, habe ich dort auch geweint. Das war dann wohl ausschlaggebend für seine Diagnose: Panikstörung. Seht ihr das? Auch diese Attacken… ich habe mich damals sehr eingelesen und bei den beschriebenen Panikattacken war immer die Rede von Ängsten, Angst zu sterben, Luftnot - das kenne ich alles NICHT. Es hat mir Angst gemacht, was da passiert ist - aber Panik hatte ich dabei in dem Sinne nicht. Heute taucht genau die Reaktion noch auf, wenn ich Adrenalin gespritzt bekomme, wie es häufig in Betäubungsmitteln zugesetzt ist (Arzt) - dann bekomme ich die Spritze und 2 Minuten danach passiert das - hat die Spritze KEIN Adrenalin, passiert das nicht!! Passt doch nicht zu Panikattacken? Dann wäre es auch ohne Adrenalin und aus reiner Angst der Fall? 2019 fand ich eine Stelle direkt am Wohnort - Arbeitsweg 10 Minuten und die Symptome bessern sich deutlich - sie waren NIE weg, aber gingen zurück, psychisch wurde es daraufhin auch besser.

2020 kam es dann zur Trennung und ich schlief über Monate bei meinen Eltern oder Freunden in der Heimatstadt - 100 km entfernt… meine Arbeit war ja nun wieder weiter weg, am Wohnort, an dem ich mit meinem Freund gelebt hatte. 2x die Woche konnte ich aufgrund von Corona Home Office machen, aber mind. 3x pendeln… wieder mind. 3, manchmal mehr Stunden am Tag reine Fahrtzeit. Die Trennung zog sich zudem über Monate hin: mal wollte er wieder, dann wieder nicht - obwohl ich brühwarm miterleben musste, dass er bereits eine Beziehung, nicht nur Affaire, mit seiner Arbeitskollegin begonnen hatte. Ich ließ mich ein paar mal auf das hin und her ein, da ich ihn sehr geliebt habe. Ich schlief ständig woanders, war unter Dauerstress - nach drei Monaten zog ich dann zur Zwischenmiete in eine WG (etwas anderes ließ sich so schnell nicht finden und ich konnte dort nicht länger bleiben, emotional), pendelte aber noch fast ein halbes Jahr. Ich schlief nur wenig, da ich so erschöpft war, dass ich viele Energy Drinks trank und aufgrund dessen + Schlafstörungen aufgrund der Trennung schlecht schlafen konnte. Zudem war ich abends erst spät zurück und musste morgens früh raus. Ich merkte da schon, dass ich einfach aufgrund dessen VÖLLIG erschöpft war: Migräne verschlimmerte sich innerhalb weniger Wochen wieder ins Chronische (definiert mit mind. 15 Tagen pro Monat), fast täglich, Grippegefühl… je mehr ich machte, desto schlimmer wurde es akut… ich weiß noch, dass ich einen Tag den Keller leer räumte in der alten Wohnung und es zwei Stunden später losging mit Halsschmerzen, Gliederschmerzen, Kopf… krank fühlen. DAS ist wiederum das, wo ich denke: es ist ME/CFS, kein Burnout.

In der Zwischenmiete konnte ich 8 Monate wohnen, dann musste ich also wieder umziehen. Obwohl ich so fertig war, arbeitete ich an den meisten Tagen noch (würde ich NIE wieder so machen). Lernte parallel sogar jemand neues kennen… wobei ich weder körperlich noch emotional irgendwelche Ressourcen dafür gehabt hätte. Es war auch mein Kinderwunsch, der mich antrieb, denn ich empfand nach und nach Wut auf meinen Ex, mir wertvolle Jahre genommen zu haben und mich am Ende so hingehalten, betrogen und verletzt zu haben. Ich war 34 damals. Ich zog dann also um, in eine eigene Wohnung - wozu ich körperlich eigentlich gar nicht in der Lage war - ich aber musste, ich musste ja raus… Als ich am ersten Abend in dieser Wohnung stand und in den Himmel schaute, passierte etwas, das ich lange nicht mehr getan hatte: ich stand am Fenster und konnte nicht mehr aufhören zu weinen. Jetzt war ich zurück in meiner Lieblingsstadt - aber SO wollte ich das nie - ich wollte diese Trennung nie, zu keinen Zeitpunkt… ich schaute in den Himmel und sah die beiden vor mir, in unseren alten Wohnung… Bestimmt noch ein weiteres halbes Jahr träumte ich jede Nacht von den beiden: von meinem Ex und seiner Arbeitskollegin - mein Schlaf war eine Katastrophe. Tagsüber ging es. In den ersten Wochen nach der Trennung habe ich viel geweint, dann nicht mehr.

Kurz nach dem Umzug bemerkte ich starke Muskelschmerzen in den Beinen - die bis heute dauerhaft geblieben sind, seit drei Jahren. Gleichzeitig bzw. wenige Monate zuvor hatte ich eine neue Stelle gefunden - wozu ich eigentlich auch nicht in der Lage war, aber musste, da ich unmöglich weiterhin 200 km am Tag mit über 3 Stunden pendeln konnte. Auch hierzu war ich eigentlich nicht in der Lage, gar nicht. Was ich gebraucht hätte und bitter bereue nicht getan zu haben: PAUSE; AUSZEIT. Emotional, aber vor allem körperlich. Wenn man mal ehrlich ist, stand ich zu der Zeit schon (mit wenigen Monaten Ausnahme) dauerhaft seit fast 8 Jahren unter Dauerstress, mit extremen Spitzen.

Da es mir in dem ersten Jahr nach dem Zusammenziehen mit meinem Ex damals ja auch schon ähnlich schlecht ging und dann nach etwa einem Jahr (Jobwechsel an den Wohnort, siehe oben) besser ging - nicht gesund, aber etwas besser), dachte ich immer, dass es irgendwann auch wieder besser wird, wenn alles wieder stabiler und weniger stressig wäre - so war es aber nicht - es blieb, bis heute… :(

Um das ganze noch zu Ende zu erzählen: den Job machte ich dann auch nur ein Jahr: mir ging es körperlich so schlecht, dass ich immer wieder einzelne Tage AU war und auch zwei Wochen (eigentlich nicht die Welt) in einer Schmerzklinik war - nach einem dreiviertel Jahr wurde mir ein Aufhebungsvertrag vorgelegt… ich war dann tatsächlich 4 Monate zu Hause, das war im Herbst 2022… auch schon davor war ich nur noch in der Lage meinen Job irgendwie durchzuhalten, saß aber oft so fertig am Schreibtisch, dass ich nicht in der Lage war, etwas zu tun. Die Ruhe nach dem Austritt änderte nichts… es kam zu spät, auch die Reha half nichts, machte es eher schlimmer, da die Wege weit waren und ich eigentlich null Kraft dafür hatte… Schwimmen etc… sollte mir helfen, es wurde aber alles noch schlimmer: die Schmerzen im Kopf, in den Beinen, die abartige Erschöpfung, alles nahm zu.

Im Januar 2022 trat ich meine jetztige Stelle an, aufgrund des Aufhebungsvertrages musste ich ja wieder mal wechseln - ich hasste und hasse diese ganzen Veränderungen SO dermaßen. Sie waren nicht gut. Aber auch rückblickend weiß ich nur wenige Stellschrauben (AU sein!!), die ich hätte anders händeln können.

Mit meinem neuen Freund war ich grundsätzlich sehr glücklich, er war und ist rücksichtsvoll - es stresste mich nur dennoch auch oft immer wieder, da er sehr viel Zeit brauchte, wir nur wenig unternehmen konnten und könnten, weil meine Belastungsgrenze so arg unten ist.. selbst Tagesausflüge sind schon kritisch. Unser Zusammenziehen zog sich sehr lang hin, nach 2,5 Jahren (und einem Jahr suchen - nichts war ihm gut genug) zogen wir endlich zusammen… eigentlich ein guter Zeitrahmen, aber trotz meiner körperlichen Situation hatte ich immer noch meine Lebensträume im Hinterkopf, meine Wünsche und Träume. wir zogen 2022 zusammen, da war ich 36, inzwischen bin ich 38. Im letzten Jahr haben wir Eigentum gekauft, einen alten Kotten (Resthof, ohne Landwirtschaft) - und auch das war wieder anstrengend. Irgendwie, fragt mich nicht wie, habe ich das geschafft. Überstanden. Hier bin ich jetzt aber angekommen und merke, dass ich langsam zur Ruhe kommen, innerlich zumindest, mein Körper leider nicht. Der ist weiter im Stres- und Alarmmodus. Zwischenzeitlich war ich nochmal in der Reha, wo es aber eher um Akzeptanz meiner Erkrankung und Integration der niedrigen Grenzen in mein Leben ging, Annahme von Hilfe im Haushalt und ähnliches. Im März war ich dann noch einmal in einer Schmerzklinik. An Prophylaxen habe ich soweit alles durch und aufgrund des aktuellen Kinderwunsches wird auch nichts rumprobiert aktuell. Meine Diagnose lautet chronische Migräne. Es geht eher um das Verhalten im Alltag: Regelmäßigkeit, kein Stress, viele Pausen, Entspannung, gesunde Ernährung - dafür einstehen, was ich brauche. Aber egal wie sehr ich das umsetze: es bringt nichts mehr und ich glaube nach 4 Jahren auf diesem miserablen Gesundheitszustand bringt das auch nicht mehr viel - ohne negative klingen zu wollen.

Für mich ist es wichtig zu wissen, ob es die Folgen eines Burnouts sind oder ME/CFS, was auch durch Stress getriggert werden kann - denn von ME/CFS erholt man sich eher nicht mehr - ohne negativ sein zu wollen, ich weiß einfach zu viel über die Erkrankung inzwischen. Meine Aussichten auf irgendwann wieder ein normales Leben laufen dann gegen null - bei einem Burnout wäre es vielleicht anders?

Gerade aufgrund des Kinderwunsches bin ich bereit, noch mehr auszuprobieren, obwohl ich schon unendlich viel probiere und es den Rahmen sprengen würde, auch dies noch hier niederzuschreiben.

Wenn ich könnte, würde ich… nach der Arbeit zwei mal in der Woche joggen gehen oder walken oder Rad fahren, mich am Wochenende wieder abends verabreden, Cocktails trinken gehen, Paragliden, im Sommer ins Freibad gehen, wandern gehen, nach Asien in den Urlaub fliegen - allein all das zu schreiben, zaubert mir ein Lächeln ins Gesicht. Wenn das wieder gehen würde, ich wäre der glücklichste Mensch auf der Welt. Ich bin noch so voller Wünsche und Träume und liebe das Leben so sehr - nur nicht so, mit den Einschränkungen. Mein oberster Wunsch in der Kinderwunsch. Mein Freund ist SO lieb und sagt immer, dass wir das gemeinsam hinbekommen. Erst brauchte er Zeit, aber jetzt ist er so süß… ich hoffe, das mein Körper das mitmacht - Ärzte haben da gar keine Bedenken, aber sie fühlen sich auch nicht wie 80 in ihrem Körper und manchmal denke ich, sie können gar nicht greifen, wie es mir oft geht. Ich habe jeden Tag Kopfschmerzen, meist leicht bis mittelstark inkl. ausstrahlende Nackenschmerzen (typisch für Migräne), Muskelschmerzen in den Beinen, Müdigkeit, trockene Augen/Nase/Mund, leichter Schwindel (eher Benommenheit) - das ist immer da, in unterschiedlicher Intensität und nimmt durch Trigger (Bewegung HWS, Wind, Sonne, Massagen, Histamin,.....) zu - oder eben durch zu viel, was für andere definitiv nicht zu viel ist und nichts mehr mit der Überanstrengung von früher zu tun hat - ich mache ja nicht mehr extrem viel, im Gegenteil. Im Moment ist es oft so, dass ich mittags oder nachmittags SO fertig bin, dass ich nicht mehr in der Lage bin, noch wach zu bleiben - ich kann mich eigentlich immer zusammenreißen, aber aktuell GEHT es nicht mehr, ich muss mich dann hinlegen und meist auch direkt schlafen.

Ich frage mich, was ich noch tun kann. Ob es aktuell noch helfen könnte, mich länger rauszunehmen, denn was weiterhin ein Stressfaktor ist, ist die Arbeit. Der Arbeitsweg ist mit 40 - 45 Minuten pro Weg noch ok, aber das Arbeitsvolumen ist so extrem, dass auch gesunde Kollegen das als Dauerthema haben, zu heftig für alle ist. Das ist nicht gut für mich, aber ein Wechsel “nur” deswegen kommt für mich auch nicht in Frage. Ich schaffe einfach keine Einarbeitung nochmal, gar nicht. Und wenn ICH das sage, ist das definitiv nicht übertrieben. Mein Körper kann nicht mehr. Aktuell arbeite 33 Stunden in der Woche, habe Gleitzeit und arbeite 2x aus dem Home Office - das ist sehr hilfreich. Ich habe auch schon überlegt, auf 75 % runterzugehen, das wären dann 6 Stunden am Tag - aber das Hauptproblem ist der Stress/Arbeitsvolumen und nicht unbedingt (nur) die Dauer.

Was könnte ich noch ändern? Mich wirklich mal für 3 Monate rausnehmen/AU und versuchen nur alles aus den Kliniken umzusetzen? Ganz bzw. nur etwas für mich tun? Jeglichen Stress eliminieren? Mich um unsere 5 Hühner und den Kater kümmern, lesen, ausruhen, puzzeln, malen, gesund essen, an guten Tagen kleine Spaziergänge (bis 30 Minuten gehen dann) machen…wir wohnen hier mitten in einer Bauernschaft, auf dem Land mit 4.500 qm… draußen hängt eine Hängematte im Kirschbaum, die ich liebe… ich komme mir unverschämt vor, aber manchmal kommt mir der Gedanke, dass ich das nochmal versuchen sollte - mein Körper ist gefühlt in einer Art Dauer-Aktivierung gefangen, völlig erschöpft. Ich habe das Gefühl, dass ich das als letzten Versuch für unseren Kinderwunsch probieren sollte… was meint ihr? Habt ihr andere Ideen? Im Moment möchte ich nichts unversucht lassen, dass es mir doch noch besser gehen kann. Für mein zukünftiges Kind - auch wenn ich nie nie nie so alt Mama werden wollte, im Gegenteil, gilt jetzt eben nur noch: jetzt oder nie.

Ich frage euch als zweites nach eurer ehrlichen Meinung, nach eurer Erfahrung, hinsichtlich der Einschätzung zu ME/CFS oder Burnout: denn ein Gespräch mit einer Kollegin hat mich nachdenklich gemacht… sie hatte ein Burnout und arbeitet nur noch 20 Stunden, da sie mehr nicht mehr schafft. Sie erzählte mir, dass sie an Tagen, an denen Sie mehr vorhat, sich immer vorher und nachher mehr ausruhen muss, sonst bekäme sie Kopfschmerzen und wäre fertiger… das wusste ich nicht, dass das bei Burnout auch so sein kann.

Aber psychisch geht es mir eigentlich ganz gut... mir geht es vor allem dann psychisch schlecht, wenn ich starke Schmerzen habe, Dinge aufgrund dessen nicht machen kann, meine Lebensqualität aufgrund der Schmerzen und Erschöpfung so leidet... Auch Antriebslosigkeit im Sinne von “sich nicht aufraffen können” oder keine Motivation/Lust haben, kenne ich nicht - im Gegenteil, sobald es halbwegs geht, bin ich begeistert, mache ich etwas - und bekomme dann die fette Quittung mit Schmerzen und Erschöpfung.

Die Kollegin sagte aber auch, es wäre bei weitem nicht so stark wie bei mir ausgeprägt. Was denkt ihr - habe ich ein Burnout völlig verschleppt und hänge nun seit vielen Jahren (!!) in einer extremen körperlichen Erschöpfung fest?

Ich danke all denjenigen, die das wirklich gelesen haben…!!

1

Grundsätzlich möchte ich hier keine großartige Beurteilung abgeben.

Ich möchte dir nur da lassen, was mir beim Lesen extremst aufgefallen ist....nämlich wie oft due erwähnst, das es dir doch psychisch gut geht und körperlich eigentlich auch, obwohl du ja genau das Gegenteil beschreibst...selbst wenn du denkst, das es dir gerade körperlich gut geht.

Das ist ja kein positives Denken, das ist ja fast schon reflexartig, wie du immer wieder einschiebst, das es dir psychisch gut geht.

Wenn ich Beiträge lese, dann habe ich da meistens auch so Bilder zu im Kopf.....bei dir sehe einen Fußgänger, der vor ein Auto gelaufen ist, aufspringt und "Mir geht es gut!" ruft, drei Meter läuft und dann in sich zusammensackt. Das sind ja Reflexe, aber der Verstand hat noch gar nicht begriffen, das man gerade umgefahren wurde. So wirkst du gerade auf mich.

Hast du eigentlich schon therapeutische Begleitung? Denn du trägst da ja wirklich ein Päckchen mit dir rum. Es ist verdammt schwer, sich auf ein neues (einegschränkteres) Leben wirklich einzulassen und wir alle tendieren eben zu "Mir gehts gut."/ "Hätte schlimmer kommen können.". Bis zu einem bestimmten Punkt mag das auch ein Antrieb sein, aber das klappt nicht bei jedem. Aus meiner Sicht akzeptierst du deine neuen Grenzen nicht, das ist auch verdammt hart, wenn es einen aus dem aktiven Leben haut. Ich weiß das.

Ich rate dir dringend zu therapeutischer Begleitung, falls du sie noch nicht hast. Und nimm diesen Text mit dorthin. Mehr kann ich leider nicht dazu sagen.

2

Also erst mal; das hört sich alles nach wirklich viel an. Ich frage mich da schon, wieso du nicht schon früher einige Stufen zurückgeschaltet hast. Dein Körper hat Dir ja nicht nur einmal Signale gegeben… Aber um auf deine Frage einzugehen: ich glaube nicht, dass das ein, ich nenne es jetzt mal „ chronisches Burnout“ ist. Ich denke, sowas könnte durchaus möglich sein, glaube es aber in deinem Fall nicht, da mir hier einfach die körperlichen Symptome zu stark überwiegen. Vielleicht liege ich auch falsch klar, aber das wäre meine Antwort darauf. Was mir beim lesen des Beitrags aber in den Sinn kam; du schreibst, alles ist anstrengend für Dich. Der kleinste Spaziergang, mit Freunden treffen geht nur tagsüber am Wochenende, wenn der Tag lang war musst du dich sofort hinlegen und schlafen. Das ist natürlich traurig und ich verstehe deinen Wunsch nach einem „normalen“ Leben mit Ausflügen absolut. Aber- das wird ja mit Kind alles nochmal viiiiel krasser. Die Tage UND die Nächte werden lang, die Kinder älter, krabbeln irgendwann, dann musst du gefühlt 24/7 hinterherspringen, später wollen sie bespaßt werden und fordern Unternehmungen.
Ich will Dir da gar nicht reinreden, aber beim Lesen des Textes dachte ich echt „wow, das sind viele Baustellen“. Also jetzt rein körperlich. Und wie du sagst ja auch echt einschränkend in deinem Leben. Aber mit Kind wird das ja alles nochmal viel viel doller.
Wie stellst du Dir das vor? Wie gesagt; absolut nicht böse gemeint, nur das, was mir beim Lesen sofort kam.