In welchen Zustand können Organe gespendet werden?

Guten Tag,

mich interessiert, in welchem Zustand nach zum Beispiel einem Unfall Organe gespendet werden können. Ich war früher der Annahme, dass man wirklich richtig tot ist und dann die Organe entnommen werden. Durch Reportagen hatte ich aber mal gesehen, dass der Körper bei der OP noch am Leben gehalten wird. Also kann man vorher noch gar nicht tot sein?

Ist man also in einem absolut kritischen Zustand , bei dem die Ärzte wissen, dass es nicht gut ausgehen wird und dann muss die Familie entscheiden, dass man spendet, so dass es dann noch lebend entnommen wird und danach werden die Geräte abgeschaltet?

Vielleicht hat ja jemand Ahnung und kann mir genaueres erklären. Ich war nur zu tiefst bestürzt, als es einmal hieß, dass einem Jungen Organe entnommen wurden und ihm keine Schmerzmittel bei der OP gegeben wurden, er aber zuckte vor Schmerzreaktionen des Körpers .

Danke für Infos und Gruß

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Organe werden gespendet, wenn der Hirntod von zwei verschiedenen, an der Transplantation nicht beteiligten Ärzten mit einem zeitlichen Abstand vvon 12, 24 oder 72 Stunden (abhängig von Alter und Hirnschädigung) festgestellt wird.

Der kritische Zustand ist zu dem Zeitpunkt schon vorbei. Der Tod hat begonnen, unaufhaltbar. Selbst wenn die Maschinen weiterlaufen, tritt früher oder später der Herztod ein. Ohne Maschinen innerhalb von Sekunden.

Der Herztod tritt ein, wenn eine Perfussionsflüssigkeit injiziert wird, das passiert unmittelbar vor der Entnahme und dient dem Erhalt der Organe.

Die Reaktionen bei der Entnahme sind Reflexe im Rückenmark. In der Regel werden aber Medikamente gegeben, um diese zu unterdrücken, damit bei der Entnahme die Organe nicht beschädigt werden.

Ich war schon mal bei so einer Diagnostik dabei. Die wäre für einen lebenden Menschen, der bei Bewusstsein ist, extremst schmerzhaft (manche sprechen von "Folter"). Und bei dieser Diagnostik dürfen im Gehirn keine Reaktionen messbar sein.
Es ist keine Aktivität mehr vorhanden. Der Mensch ist tot und spürt keine Schmerzen.

Wenn der (vermeintlich) Hirntote als Spender in Frage kommt, dann wird durch Maschinen der Herztod hinausgezögert, damit die Organe weiterhin durchblutet werden. Sonst würden sie für eine Transplantation unbrauchbar werden.

Ich war selbst schon bei solchen Transplantationen beteiligt und bin selbst Organspender.

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Kritischer Zustand reicht nicht. Der Patient muss hirntod sein. Der Rest lebt dann nur noch durch Maschinen.

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Beschäftige Dich wenn Du es genauer wissen möchtest mal detaillierter mit der schon angesprochenen Diagnostik, also damit was alles an Tests gemacht wird um sicher zu gehen.

Ich habe mir das mal näher durchgelesen und war danach von der Vorstellung geheilt, dass ich meine eigenen Organe dringender bräuchte als jemand anders.

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Ich habe irgendwann auch angefangen mich mit diesem Thema auseinanderzusetzen. Also ernsthaft auseinanderzusetzen - fernab vom jugendlich unbekümmerten "Organspende, na klar, da bin ich dabei". Was soll ich sagen, desto mehr ich darüber gelesen habe, desto mehr hat sich meine Meinung geändert und am Ende des Prozesses habe ich meinen Organspendeausweis, den ich bis dahin immer bei mir trug, zerrissen und weggeschmissen.

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Magst du das näher erörtern?

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Das Thema ist recht komplex und ich glaube, Grundsatzdiskussionen zu dem Thema sind vermutlich an der Stelle auch nicht erwünscht.

Aber da Du fragst: Für mich persönlich war es die Erkenntnis, dass der Tod im Sinne eines fehlenden Herzschlags / einer fehlenden Atmung hier durch Menschen einfach neu definiert wurde. Was eben bedeutet, dass einem Menschen Organe entnommen werden, dessen Herz noch schlägt und der noch atmet. (Aus welchem Grund er das tut sei mal dahingestellt, aber er tut es.) Ich bin nicht gläubig, aber für mich wird hier eindeutig eine ethische Grenze überschritten. Auch die Themen "Organhandel als Geschäftsmodell" oder "Wie lange leben Menschen mit gespendeten Organen eigentlich noch und wie hoch ist die Lebensqualität?" haben mich zum nachdenken gebracht. Interessant sind auch die Berichte und Studien über die Persönlichkeitsveränderungen von Menschen, die ein gespendetes Organ erhalten haben. Alles in allem stehe ich dem Thema inzwischen recht kritisch gegenüber. Aber letztlich muss sich jeder natürlich seine eigene Meinung dazu bilden.

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