Hallo,
Ich hoffe hier auf Rat.
Mein Mann ist ex Alkoholiker. Auch nicht seit gestern, er ist mehr oder minder seit fast 2 Jahren trocken mit 1-2 Rückfällen die er mir auch erzählt hat.
Nun ist es so, mein Mann ist seitdem sehr unzufrieden. Er meinte es fühlt sich an wie permanente Entzugserscheinungen.
Grade kam ich runter, da er erzählte mir grade wieder wie scheiße es ihm geht und ich könnte so nicht zurück arbeiten gehen, weil er es nicht schafft auf beide Kinder gleichzeitig aufzupassen und er ja jetzt schon ausrastet. Ich bin derzeit in Elternzeit mit unserem Sohn und er soll eigentlich diese übernehmen, damit ich am 01.11. Zurück arbeiten gehen kann. Unser Sohn ist 11 Monate alt und meine Tochter aus erster ehe 4. Sie hat allerdings eine Entwicklungsverzögerung und ist daher etwas eingeschränkt, braucht sehr viel Aufmerksamkeit. Soll aber jetzt ab November in die Kita.
Wir sind zudem vor kurzem umgezogen in einem größeren Haus, ich denke mein Mann hat einfach gehofft, dass es hier alles besser wird.
Über folgende Symptome berichtet er insbesondere, vielleicht kann jemand helfen.
Starke innere unruhe,
Impulsivität - er kann von jetzt auf gleich an die Decke gehen
- permanente unzufriedenheit
Das dermürbt ihn so sehr, dass er darüber nachdenken muss wieder zu trinken, damit diese ewige Anspannung für einen Moment weg ist.
Er war schomal beim Arzt, der hat ihn allerdings nur so starke Beruhigungsmitteltropfen gegeben, dass er ständig eingeschlafen ist.
Wir hatten zuletzt ziemlich krasse Beziehungsprobleme, nicht zuletzt auch, weil ich ihm empfohlen habe sich auf adhs diagnostizierten zu lassen.
Ich bin diagnostizierte ADHSlerin seit der Kindheit. War in mehreren Tageskliniken in meiner Kindheit und nehme seit jeher Medikinet.
Er hat man eine Medikinet von mir genommen und meinte, dass es dann besser war, jedoch steht eine Diagnose noch aus und die wartelisten sind ja ewig hier in Deutschland.
Jemand Tips, wie ich meinem Mann helfen kann? Oder er besser sich selbst?
Ex-Alkohliker mit starker innere Unruhe Familie braucht rat
Ist er schon mal auf ADHS getestet worden? Die Symptome kenne ich daher. Er wäre jetzt nicht der erste ADHSler, der sich in eine Sucht flüchtet. Ich würde mich einem Psychiater vorstellen oder mit dem Therapeuten sprechen.
Edit:les erst jetzt, dass du das auch vermutest. Ja, Wartelisten sind lang, aber wenn man sich auf keine draufsetzen lässt, wird das nie was. Ansonsten bei der Krankenkasse anrufen und zuweisen lassen.
Geht er in Meetings der AA oder ist er sonst irgendwo in einer Selbsthilfegruppe organisiert? Das halte ich für elementar. Trocken auf Dauer sein und dabei zufrieden zu sein ist mehr als einfach nur nicht zu trinken.
Mir scheint, ihm ist nie gelungen, alternative Entspannungsmöglichkeiten zu entwickeln. Was ist mit Sport? Meditation? Hat er kleine Entspannungsrituale wie z.B. eine Tasse Tee im Garten trinken, spazieren gehen, Musik auf Kopfhörer hören, in die Wanne gehen etc.?
Was hat er, außer kein Alkohol mehr zu trinken (ich will diese Leistung nicht klein reden, das ist toll!) getan, um trocken zu bleiben? Selbsthilfegruppen könnten ihm hier wirklich helfen und es ist sicherlich auch gut, sich die Unzufriedenheit und den Druck von der Seele zu reden bei Leuten, die wissen, wie sich Cravings (Suchtdruck) anfühlt.
Parallel kann man sicher auch über eine Medikamentation nachdenken. Neben Beruhigungstabletten könnten eventuell Antidepressiva eine Hilfestellung sein. Die Abnehmspritzen, die aktuell in aller Munde sind, helfen wohl auch global gegen Suchtdruck, da sie das Belohnungszentrum im Hirn ausknipsen, wenn ich das richtig verstanden habe.
Du selbst solltest eventuell mal bei den Al Anons vorbeischauen. Du scheinst mir viel Verantwortung für deinen Mann zu übernehmen und dir seinen Kopf zu zerbrechen. Das ist aber sein Job, meines Erachtens läufst du Gefahr, weiter coabhängig zu agieren. Du wirst von außen keinen Rückfall verhindern. Trocken zu bleiben, auch unter miesen Umständen und Stress, ist einzig und allein der Job deines Mannes!
Ich kann dir nur das raten, was du wahrscheinlich nicht hören willst. Schau, dass du die Kurve bekommst und hau ab mit den Kindern.
Meine Mutter ist Alkoholikerin. Meine Kindhaut war der Horror. Ein Albtraum. Ich bin ein kaputter Mensch. Immer noch. Nach knapp 40 Jahren noch. Sie hat 18 Jahre getrunken. Als wir klein waren, ist sie sogar mit uns und den Nachbarskindern betrunken Auto gefahren. NIE IM LEBEN würde ich ein/mein Kind mit einem Alkoholiker alleine lassen. Dann war sie 17 (!!!) Jahre trocken. Sie hat besoffen einen schlimmen Unfall gebaut. 17 Jahre trocken !! Und vor 2 Jahren fing sie wieder an.
Meine Tante und auch deren Ehemann haben eine ähnliche Laufbahn hinter sich. Meine Tante ist immer wieder mal ein paar Jahre trocken, um dann wieder total abzustürzen. Mein Onkel säuft sich kontinuierlich tot. Ohne Pause.
Ich weiß, das willst du nicht hören. Aber ich für meinen Teil habe mit meiner Mutter abgeschlossen. Sie hat mein Leben zerstört. Und das leider auch noch in meinem Erwachsenenalter.