Antriebsprobleme / lange Müdigkeit 10 Jahre nach Burnout/schw. Depressionen

Moin zusammen,

Vor jetzt gut 10 Jahren hatte einen Schicksalsschlag und, wie ich heute weiss, davor schon depressive Tendenzen aufgrund von Einsamkeit und anderen Themen. Das hat dann dazu geführt, dass das Fass bei mir übergelaufen ist, wie man in diesem Zusammenhang dazu ja gerne sagt. Sprich: ich konnte seitdem nicht mehr arbeiten, ließ mich krankschreiben und war stationär in zwei Krankenhäusern. Diagnose: Schwere Depressionen (hatte Suizidgedanken).
Ich würde auf Antidepressiva eingestellt usw. War da nicht mal eine schlechte Zeit. Man war von netten Leuten umgeben, ich hatte sogar Sonderausgangsrecht um auf Konzerte zu gehen. Ich denke daran sogar gerne zurück.

Nach den Therapien in den Krankenhäusern habe ich woanders einen Job gesucht und gefunden, bin umgezogen, habe keine Antidepressiva mehr gebraucht usw.

Mittlerweile bin ich sogar verheiratet und habe ein Kind :-)

Trotz all dieser positiven Erfahrungen (wobei es auch ab und zu negative Erfahrungen gab, aber die positiven überwiegen deutlich) habe ich aber immer noch mit Antriebsproblemen und langer Müdigkeit, insbesondere Morgens, zu kämpfen. Auch wenn ich gut geschlafen und ausreichend lange geschlafen habe, fühle ich mich nicht wirklich erholt. Ich merke nur über den Tag an meiner Energie, dass ich genug geschlafen habe. Ich gehe immer ungefähr zur gleichen Zeit schlafen und stehe auch immer ungefähr zur gleichen Zeit auf.

Wenn ich Urlaub habe, sind diese Sachen zwar deutlich geringer, aber trotzdem dann noch vorhanden.

Ich habe immer gehofft, dass es mit den Jahren besser wird, aber dem ist leider nicht so :-(.

Man sagt immer Sport soll dabei helfen, aber damit tue ich mich sehr schwer bzw. sorgt das bei mir dann immer für Probleme, weil ich dann keine Energie mehr für den (Familien-) Tag bzw. die Arbeit habe. Ich bin danach einfach fertig und muss mich mit aller Kraft wieder wach bekommen, wenn die Arbeit ruft. Oder ich muss mich hinlegen, wenn ich merke dass gar nichts mehr geht. Die meiste Zeit habe ich auch Nullantrieb mich überhaupt sportlich zu betätigen, weil alles mental so anstrengend ist und ich mich nicht aufraffen kann.

Momentan schaffe ich den Alltag, in dem ich mich, wann immer es geht, in der Mittagspause hinlege und ausruhe (arbeite im Homeoffice). Wenn es mal richtig anstrengend war lege ich mich auch zu anderen Zeiten hin und arbeite diese Zeit dann nach.

Hat hier jemand vielleicht eine Idee, wie ich meinen "Zustand" verbessern kann?

Bei meinem letzten Checkup habe ich auch darüber mit meinem Hausarzt gesprochen und er meinte nur, ich sollte wieder eine Therapie anfangen, was ich aber in Anbetracht der allgemeinen Situation schwierig finde (Stichwort Wartelisten) und ich wüsste auch gar nicht, wo ich das in meinen Alltag unterbringen könnte. Und da ich jetzt auch nicht mehr depressiv in der Ecke sitze und nichts tue, frage ich mich, ob das überhaupt was bringen würde.

Zu meinen Schwierigkeiten mit Energie und Sport hat er gar nichts gesagt.

Viele Grüße in die Runde

1

Wie alt ist denn dein Kind und wieviel arbeitest du? Ist dein Kind noch klein und arbeitest du zusätzlich auch noch viel, fände ich es nicht verwunderlich, dass Dir der Antrieb fehlt.

2

Hast du die Parameter von Vitamin D, B, Eisen und Jod mal bestimmen lassen?
Wie sehen eure Nächte aus?

3

Sind die Schilddrüsenwerte und das Ferritin in Ordnung? Wie ist der Blutdruck? Wurde eine Schlafapnoe ausgeschlossen?

4

Seit wann ist das exakt so? Ich denke da auch an Corona und ME CFS. Das ist bei denen ja Recht ähnlich. Belastungsintoleranz nennt man das. Hatte ich auch eine Zeit. Hatte Glück dass sich das gegeben hat. Denn es gibt auch welche die nicht so viel Glück haben und es bleibt dauerhaft oder wird gar schlimmer.

5

Naja aber dir geht es nicht gut, glaubst du allen anderen auf den Wartelisten geht es schlechter? Und andersrum gefragt, wie schlecht muss es dir gehen, damit du eine Psychotherapie in Erwägung ziehst?

Ich denke schon dass eine Psychotherapie sinnvoll wäre. Gerade weil da eine Familie dran hängt.

Wünsche dir alles Gute!

6

Mir geht es sehr ähnlich,insgesamt bin ich seit über 13 Jahren von einer chronisch rezidivierenden Depression betroffen, die sich hauptsächlich durch antriebsminderung äußert. Mein Körper hat "verlernt" wie es anders ist. Es war harte arbeit, da Mechanismen zu finden, die mir helfen, wieder mehr Antrieb zu haben.
Letztes Jahr habe ich meinen Job gewechselt, keine Wochenenden mehr arbeiten, mehr regelmäßigkeiten. Ich bin gelernte Optikerin, Arbeitsbedingungen wie im Handel. Dadurch wurde ein großer Schritt Veränderung getan.
Ich lebe inzwischen strikt nach Zeitplan, weiche ich davon an, gewinnt das Monster und ich komme nur schwer wieder in den Rhythmus. Viele sehen das als Gefängnis, für mich ist es die Freiheit weg von der Depression. Ich musste lernen, dass ich Anstrengungen.mit sehr viel mehr Entlastung kompensieren muss.
Eine große Hilfe ist mein E-Bike. Ich bin in Bewegung, aber ohne das es körperlich zu anstrengend wird. Damit erledige ich inzwischen fast alles, weil es mir gut tut. Gerade jetzt im Dunkeln Januar, wo das Wetter so mies ist, und ich zur Arbeit (hin und zurück je eine Stunde) nicht damit bewältigen kann, merke ich, wie es mir schlechter geht.
Ich würde ein deiner Stelle, wenn das körperliche gecheckt ist, nochmal hinschauen, wo die großen Energiefresser sind. Am Ende bleibt aber vielleicht auch nur die radikale Akzeptanz, dass du eben nicht mehr leisten kannst.