Radiojodtherapie

Hallo!

Bei meiner Tante wurde vor ca. einem halben Jahr eine Überfunktion der Schilddrüse festgestellt und man empfahl ihr eine Radiojodtherapie (hoffe, das heißt so #kratz) Sie soll jedenfalls 3 Tage stationär bleiben. Jedenfalls hat sie sich bis jetzt keinen Termin geben lassen und ich rede und rede und rede #bla Aber sie scheint da irgendwie Angst vor zu haben.

Was sind denn die Folgen, wenn sie diesen Termin immer weiter raus schiebt? Kennt sich da jemand aus? Vielleicht überzeugt sie das dann ein wenig #gruebel

#danke schon mal für eure Antworten!

LG
Tina

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Ich leide auch an einer Überfunktion und mein Arzt meinte auch das wenn ich weiter auf die Tabletten nicht anschlage die obengenannte Therapie oder Op bekomme.Der Körper kann nicht so lange in der Überfunktion gelassen werden.Das schlimmste bei Nichtbehandlung siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Thyreotoxische_Krise

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#danke für den Link.

Werd da wohl noch mal ausführlich mit meiner Tante reden müssen ;-)

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Hi,
also, abgesehen vom schlimmsten, was passieren kann (wurde Dir ja schon verlinkt) ist es einfach nicht gut, den Organismus permanent auf Hochtouren laufen zu lassen. Und das passiert halt bei einer Überfunktion.

Radiojodtherapien sind vermutlich die sanfteste, langfristige Therapie dafür. Sicher sanfter, schmerzfreier und sicherer als eine OP - und das wäre die Alternative.

RJTs werden stationär durchgeführt in Deutschland. In anderen Ländern sind sie auch ambulant möglich (ich glaube, z.b. in Frankreich, halt mit Auflagen für den Patienten) - aber D hat derart strenge Atomgesetze, dass das alles hier mit einem für die Patienten zunächst mal beängstigendem Aufwand betrieben wird. "Bunker" ist der Spitzname, den viele Patienten diese Isolierstationen geben. Allerdings werden die Stationen wohl teilweise recht patientenfreundlich gemacht, ich habe sogar was von einem Biergarten gehört (Gerüchte aus dem Klinikum Rechts der Isar, München - wo sonst ;-)). Auf meine Klinik (DKD Wiesbaden) traf die Bezeichnung "Bunker" allerdings voll zu. Wobei es - Gerüchten zufolge... - dort auch schon wilde Partys gegeben hatte, denn erlaubt war so ziemlich alles außer dem Verlassen der Station.

Diese Angst ist nicht gerechtfertigt. Denn die Therapie ist weitestgehend schmerzfrei, Nebenwirkungen sind extrem selten und noch seltener dauerhaft (anders als bei SD-OPs, wo das schon öfter vorkommen kann).

Die Therapie läuft auch weitestgehend ohne körperliche Beeinträchtigungen ab - Ausnahmen sind SD-Krebspatienten wie ich, die vor der Therapie in eine "krankhafte" Unterfunktion müssen und daher natürlich Symptome spüren.

Bei der RJT selbst schluckt der Patient eine Kapsel mit radioaktivem Jod. Das Jod wird durch die SD aufgenommen, und die Radioaktivität zerstört diese teilweise. Täglich wird von außen gemessen, wie hoch die Reststrahlung ist, die man abgibt, und wenn ein bestimmter Wert erreicht oder unterschritten wird, darf man heim.

Die Halbwertszeit von dem Zeug, was man geschluckt hat, ist super kurz. Nach zwei Wochen Wartezeit (und die ist wohl wirklich sehr, sehr vorsichtig bemessen) darf man bedenkenlos wieder Babys und Schwangere knuddeln, so lange man will. Nach frühestens 6 Monaten darf man bzw. frau wieder schwanger werden - auch diese Frist ist sehr vorsichtig bemessen, und eine frühere Schwangerschaft weder eine Indikation für einen Abbruch, noch ein Grund dafür, kein gesundes Kind zu bekommen.

Man ist in D halt super vorsichtig mit den Dingen. Und gerade diese Vorsicht macht halt Angst.

Die Folgen einer unbehandelten Überfunktion sind schlimmer für den Körper als eine Radiojodtherapie. Vor allem, weil die RJT sich eben nur auf die SD auswirkt (und, wenn man die Anweisungen nicht befolgt bzw. in seltenen Fällen auch bei anderen Patienten die Speicheldrüsen - aber bleibende Beeinträchtigungen sind wirklich super selten).

Ich hatte 2004 zwei Radiojodtherapien, nicht wegen Überfunktion sondern als Nachbehandlung nach SD-Krebs. Bei mir sollte durch die Therapie auch noch der allerletzte im Körper vorhandene SD-Rest zerstört werden. Im zweiten Anlauf hat das auch geklappt.

Nebenwirkungen der Therapien hatte ich keine, außer halt die Unterfunktion, in die ich dafür musste - aber das muss Deine Tante soweit ich weiß nicht.

Im September oder Oktober 2004 war meine letzte Therapie, und im Mai 2006 kam unser Sohnemann auf die Welt. Vielleicht überzeugt Deine Tante das davon, dass diese Therapien wirklich für den Körper sehr, sehr schonend sind!

Viele Grüße
Miau2

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Vielen lieben Dank für deine ausführlich Antwort. Da hast du ja schon einiges erlebt #schock Aber schön zu hören, dass es auch gut ausgehen kann. Werd da also noch mal ein ernstes Wörtchen mit meiner Tante reden ;-)

Dein Kleiner ist übrigens ein ganz Süßer #herzlich

LG
Tina