Depressionen

Ich brauche ein bisschen Rat, und ich denke auch ein paar aufheiternde Worte.
Ich weiß gar nicht so recht wie ich anfangen soll. Ich bin mittlerweile seit einigen Jahren alleinerziehend. Und seit 10 Jahren selbstständig. Nach der Geburt von meinem Kind entwickelte ich eine Posttraumatische Belastungsstörung, ich war in psychologischer/psychiatrischer Behandlung und trotzdem kämpfte ich damit mehr als zwei Jahre. Es ging mir unglaublich schlecht. Nicht nur psychisch sondern auch körperlich. Ich war 10 Monate in Elternzeit, meine Psychologin meinte ich solle mich krankschreiben lassen für 1-2 Jahre. Ich dachte, dass das mein Problem nicht löst und bin nach der Elternzeit wieder arbeiten gegangen. Ich denke das war damals auch die richtige Entscheidung.
Als ich anfing „zu heilen“ hat sich mein Mann damals sehr unschön von mir getrennt. Alles wurde erstmal wieder schwieriger. Aber ich habe mich gefangen. Zunächst schien es zumindest so.
Es entwickelte sich eine Depression, ich wollte morgens nicht mehr aufstehen und nehme mittlerweile seit 2 Jahren antidepressiva. Diese Depressionen verliefen in Wellen, mal waren Tage/ Wochen super und dann gab es Wochen die sehr schlimm waren. Gefühlt werden es immer weniger gute Phasen, mittlerweile fühlt es sich an als gäbe es kaum noch welche.
Das ganze schlägt sich vor allem in meinem Job nieder. Ich kann einfach nicht! Ich kann nicht mal begründen warum, aber ich kann einfach nicht. Es bilden sich Ängste aus wie damals vor Prüfungen für die man nicht gelernt hat. Ich schaffe nur das nötigste und es fühlt sich so an als wäre mein Akku immer leer. Ich merke so einen Druck, dass ich mich verschließe. Ich mache meine Arbeit seit 10 Jahren. Ich brauche vor nichts Angst haben, ich kann das was ich tue. Deshalb lässt es sich nicht erklären. Das Problem was sich jetzt allerdings auftut ist, dass ich gerade so ausreichend verdiene. Ich habe jeden Monat Angst meine Rechnungen nicht zahlen zu können. Meine Rücklagen sind aufgebraucht.

Ich bin eine sehr starke Frau. Ich habe alles allein geschafft, alles selbst erarbeitet und ich habe das Gefühl ich gehe gerade in die Knie. Ich will ja auch eine gute Mutter sein und das ist zur Zeit das wo ich meine Energie reingeht.

Jetzt habe ich überlegt mich krankschreiben zu lassen. Das erste mal. Mein Arzt sagte einige Monate wären kein Problem. Es klingt nach so großer Erleichterung aber irgendwie fühle ich mich schlecht mit dem Gedanken. Ich brauche ein bisschen Mut und Zuspruch. Ist es okay das zu tun?
Ich möchte die Zeit nutzen wieder Kraft zu bekommen. Was könnt ihr mir raten?

1

Natürlich ist das okay!! So kann es ja nicht weiter gehen und du MUSST wieder auf den Damm kommen! Sonst brichst du irgendwann zusammen und damit ist absolut keiner geholfen.

Sammle wieder Kraft. Achte auf dich! Und dann geht’s wieder bergauf! :) gute Besserung!

2

Wenn du (psychisch) krank bist, ist es natürlich OK, dich krankschreiben zu lassen.

Du schreibst, dass du selbständig bist. Dann brauchst du doch gar keine Krankschreibung, oder? Wichtig wäre auch zu wissen, ob du dann Kunden verlieren würdest. Kannst du eine Vertretung organisieren?

3

Du bist krank. Eine AU ist selbstverständlich angemessen. Nimm das an. Grade psychische Krankheiten brauchen oft lang um zu heilen, da ist eine AU über Monate oder evtl auch Jahre manchmal sehr sinnvoll, wenn man währenddessen eine Therapie macht. Du brauchst deime Energie jetzt um an dir/für dich selbst zu arbeiten, nicht für andere.
Ich wünsche dir alles alles Gute und gute Besserung!

4

Das klingt wirklich sehr belastend. Ich kann deinen Wunsch nach einer „Pause“ von dem Druck verstehen. Deine Erkrankung scheibt sich bereits chronifiziert zu haben. Wenn du nicht dauerhaft aus dem Arbeitsleben ausscheiden willst, sollte die Zeit der Krankschreibung möglichst kurz gehalten werden und du solltest in dieser Zeit unbedingt Massnahmen ergreifen, um im Anschluss wieder arbeitsfähig zu sein. Wenn du dich in dieser Zeit komplett zurückziehst und „nur ausruhst“, brechen alle Strukturen weg, die Ängste verfestigen sich und der Wiedereinstieg wird zur unüberwindbaren Hürde. Ich an deiner Stelle würde mich nur teilzeit krankschreiben lassen (50%), in dieser Zeit intensiv an den Ängsten und der Depression arbeiten und an den restlichen Tagen eine normale Struktur beibehalten. Vorgelagert allenfalls ein kurzer stationärer Aufenthalt, um die Medikamente neu einzustellen und alles einzuleiten.

5

Hallo TS,

ich selbst wurde 2011 mit einer Depression und Angsterkrankung diagnostiziert und möchte dir einfach mal meine Gedanken und Erfahrungen mitteilen.

Ich habe für mich – ganz ohne Resignation – akzeptiert, dass ich wohl immer mit dem Thema Depression beschäftigt sein werde. Andere haben Rheuma, ich bin halt mal mehr Mal weniger latent depressiv. Dafür nehme ich auch jeden Tag mein gering dosiertes Antidepressiva, so ist es halt Punkt um.
Ich habe für mich Dinge identifiziert, die mir Struktur geben und dir mir wichtig sind. Tägliches Joggen zum Beispiel. Der Sport als solches ist für Körper und Geist gut und es ist mein tägliches Erfolgserlebnis. Egal ob es mir psychisch gut oder schlecht geht, wenn ich das Joggen abgehakt habe, war es auf jeden Fall kein verlorener Tag. Das pusht mich wirklich sehr.

Auch mein Job ist mir wichtig, weil es mir einfach wichtig ist mir selbst zu beweisen, dass ich zwar depressiv bin aber es „hinbekomme“ mich die 40 Stunden in der Woche zusammen zu reißen und etwas zur Gesellschaft beitragen zu können. Ich bin aber angestellt, habe also nicht diesen Druck wie du quasi jeden Tag funktionieren zu müssen.

Kannst du dir vorstellen, in ein Angestelltenverhältnis überzugehen? Das würde dir wahrscheinlich sehr viel Druck aus dem Kessel nehmen. Gerade als „erkrankte“ Person ist es verständlich, dass man sich Sicherheit wünscht, die dir als Selbständige eher abgeht.

Ich bin gerade bei Depressionen eigentlich nicht so der „Fan“ von langen Krankschreibungen. Klar, wenn du mal eine Pause zum Erholen brauchst nimm sie dir. Ich rate dir aber dich zu überprüfen, ob es dir in 4, 5 Wochen wirklich besser geht. Man neigt ja bei Depressionen sehr dazu, in diese Grübelspirale zu verfallen. Also ich denke von wochenlangem lange Schlafen und in den Tag hinein leben ist einem nicht wirklich geholfen. Du musst halt aufpassen, dass du die freie Zeit wirklich sinnvoll nutzt und dir Strukturen beibehältst.

Das ist erstmal das, was mir spontan einfällt. Ich weiß, dass es das nicht besser macht, aber dadurch, dass die Depression mittlerweile ja eine Volkskrankheit ist, gibt es auch viele Chancen. Es gibt viele Betroffene, mit denen man sich austauschen kann, viele Angebote, viel Forschung auf dem Gebiet. Hast du dich mal in Fachliteratur eingelesen? Da geht es weniger darum, irgendeine Lösung für sich zu finden als das man diesem großen unbekannten Gespenst mal einen Namen gibt. Ich finde das für mich wichtig, eine Depression sachlich greifbar zu machen. Deine Kraftlosigkeit ist ein ganz typisches Symptom. Und ganz ehrlich, du bist Mutter, erkrankt und auch noch Selbständig. Wer würde da nicht morgens manchmal einfach gern liegen bleiben? Das hört sich anstrengend und kaum zu bewältigen an, ist es aber nicht! Du musst nur deine Methoden finden und das wirst du : )

Alles Gute für dich

6

Nur krank schreiben alleine reicht nicht. Lass dich in eine Tagesklinik einweisen, damit du wieder auf die Füße kommst. Bist du bei einem Psychiater?
Wenn "nein", dann mach da bitte auch einen Termin aus.