Erfahrungen mit Therapie gegen Angst. Achtung Traumatisch.

Hallo erstmal.
Ich hoffe ihr hattet alle einen guten Start ins neue Jahr.
Im moment möchte ich noch kein zweites Kind, da mein kleiner erst 8 Monate alt ist aber irgendwann würde ich schon wollen, dass mein Kind ein Geschwisterchen bekommt. Ich würde gern kurz über die Geburt meines Kindes sprechen und wieso mich das im Moment beschäftigt.

Ich hatte leider keine schöne Geburt.. Von Beginn (als meine Fruchtblase geplatzt ist) bis zur Geburt hat es 36 Stunden gedauert, bis der Kleine dann endlich per Kaiserschnitt geholt wurde. Dadurch, dass der Muttermund sich nicht öffnen wollte, musste ich irgendwann eingeleitet werden. Ich empfand die Schmerzen als sehr schlimm und eig. bin ich ein Mensch der sehr ruhig ist und nicht vor anderen Menschen weint aber irgendwann (kurz vor Ende) konnte ich meine Tränen nicht zurück halten.
In dieser Zeit (wo der Muttermund sich öffnen sollte) wurde immerwieder die Hebamme gewechselt und eine davon riet mir davon ab die Pda zu nehmen, weil es alles nur noch länger hinauszögern würde. Bis heute versteh ich nicht, wieso ich mich nicht für mich selbst eingesetzt habe und darauf bestanden habe sie früher zu nehmen, obwohl ich die Schmerzen doch kaum aushalten konnte. Irgendwann habe ich danach verlangt, weil ich nicht mehr konnte und es war die beste Entscheidung. Sie haben das Wehenmittel weiterhin laufen lassen, wodurch mein Muttermund endlich öffnen konnte. Als es dann soweit war, haben sie die PDA abgestellt und das Wehenmittel schneller fließen lassen, was unglaublich schmerzhaft war. Der Kleine kam nicht durch den Geburtskanal und ist jedesmal nach dem Pressen wieder zurückgerutscht. Bis er dann per Kaiserschnitt geholt werden musste.

Ich hatte nach der Geburt sehr stark mit meinem Kreislauf zu kämpfen und konnte nach 4 Tagen immernoch nicht aufstehen, ohne dass mir schwarz vor Augen wurde. Als es dann irgendwann geklappt hat, wurde ich von einer Schwester alleine gelassen und bin im Bad umgekippt. Ich hatte anfangst auch Probleme eine Bindung zu meinem Kind aufzubauen und nicht das Gefühl ihn zu lieben. Mitlerweile ist das zum Glück nicht mehr so. Ich dachte auch, dass ich das alles ganz okey verarbeitet habe aber vor 2 Tagen hatte ich einen Magen-Darm-Infekt und musste mich übergeben. Aufeinmal kam bei mir die ganze Angst wieder hoch ich wäre Schwanger und müsste nochmal durch die Geburt. Mir war zwar bewusst, dass ich nicht Schwanger bin aber ich konnte die Angst in meinem Körper trotzdem nicht kontrollieren und fing an panisch zu werden.

Ich dachte es hätte geholfen mit Freunden/ Familie über die Geburt zu sprechen aber anscheinend ist das nicht der Fall. Ich träume leider auch immerwieder davon Schwanger zu sein und mit der Angst und den Schmerzen konfrontiert zu werden. Ich weiß nicht was ich machen soll.
Ich wäre für jeden Rat und jede Meinung sehr dankbar. Hat jemand Erfahrungen mit einer Therapie und hat sie euch dabei helfen können?

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Trau dich, eine Therapie zu machen und durchzuziehen. Es ist ein sehr guter Schritt, dass du siehst, dass du Hilfe bei der Verarbeitung brauchst. Du hast ein traumatisches Erlebnis hinter dir und es ist vollkommen in Ordnung, dass du die Geburt als schlimm empfunden hast. Ich weiß, dass so viele Erwartungen daran geknüpft sind und man so leicht das Gefühl bekommt, versagt zu haben oder nicht stark genug gewesen zu sein. Dabei ist eine Geburt ein Grenzerlebnis und es geht ganz ganz vielen Frauen wie dir.
Es kann eine Weile dauern, bis du einen Therapieplatz bekommst. Aber es wird sich lohnen. Am besten schaust du dir vorher an, welche Arten von Therapie es gibt und welche Art dir am meisten zusagt. Da gibt es nämlich große Unterschiede und jeder hilft etwas anderes. Vielleicht kann deine Hausärztin/Hausarzt oder Gyn dir auch etwas empfehlen.

Alles Gute dir 🍀😊

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Ich würde dir raten deinen Gynäkologen, sofern du ihm oder ihr vertraust, anzusprechen. Ich bin aus anderen Gründen in Therapie und habe meine Therapeutin über meinen Gynäkologen bekommen, wofür ich sehr dankbar bin

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Hey du,
Erstmal fühl dich gedrückt. 🫂

Ich hab zwar (noch) keine Geburt durch, aber dafür ein anderes traumatisches Erlebnis.
Ich dachte immer, mit anderen zu sprechen, würde mir helfen, hat es aber nicht. Bei mir war es am Ende so schlimm, dass ich kaum noch durchschlafen konnte, nachts Alpträume hatte. Panikattacken und Durchfall gehörten zur Tagesordnung.

Bitte hol dir auf jeden Fall professionelle Hilfe! Ich hab eine Traumatherapie gemacht & die hat mir nachweislich geholfen. Mir geht es sehr viel besser & ich kann mein Leben wieder leben.

Bei mir hat es lange gedauert, bis ich mir Hilfe geholt habe & das bereue ich heute.

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Hast du eine Hebamme? Hast du mit ihr mal gesprochen?
Ich hatte eine ähnliche unschöne 1. Geburt (einzig dass sie nicht im Kaiserschnitt geendet ist) und hatte sie verdrängt. Mit Schwangerschaft nr. 2 kam das wieder hoch. Hab dann mit der Hebamme gesprochen und den geburtsbericht mir zuschicken lassen und viel aufgearbeitet und Strategien entwickelt. Aber sie kam auch immer wieder an den Punkt und meinte dass wenn mir unser Gespräch nicht reicht ich das
Mit einem Psychotherapeuten aufarbeiten soll. War soweit aber okay und ich war dann ganz zuversichtlich. Es gab auch von ihr immer wieder den Hinweis dass sowas ein Grund für einen Kaiserschnitt sein kann. Hatte dann nachdem Nr. 2 sowieso lange in BEL lag mit dem Frauenarzt gesprochen der das auch sofort gemacht hätte und für einen Kaiserschnitt alles in die Wege geleitet hätte. Am Ende hat sie sich gedreht und ich war soweit zuversichtlich es zu schaffen. Hatte mir aber fest vorgenommen nicht einleiten zu lassen sondern nur wenn ich von selbst Wehen bekomme natürlich zu entbinden und sonst auf einen Kaiserschnitt zu bestehen.
Die 2. Geburt war ganz anders. Es war kein blasensprung. Es ging abends mit Wehen los, wir waren um sechs morgens im Krankenhaus und um kurz nach 9 kam sie auf die Welt. Ich hatte eine Hebamme die mich machen ließ. Ich bin jetzt natürlich froh um die zweite Geburt die mich versöhnt hat. Aber was da für dich passt musst du rausfinden. In Gesprächen. Ich würde immer wieder mit meiner Hebamme anfangen aber das kann genauso gut über den Frauenarzt laufen. Wünsche dir alles Gute und dass du es gut verarbeitest.

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Ich kann dich nur ermutigen das Thema anzugehen.
Ich habe eine ähnlich traumatische Geburt erlebt. 48 Stunden Wehen ohne nennenswerten Geburtsfortgang, Kaiserschnitt und sehr schlechter Umgang durch Pflegekräfte nach Geburt (Gewalt und Grenzverletzungen).
Ich habe das Thema sehr lange in eine Kiste gepackt und versucht es zu ignorieren, bis es mich letztlich überrollt hat. Seitdem habe ich mit heftigen Panikattacken, Schlafstörungen und depressiven Symptomen zu kämpfen, die nicht nur den Gedanken an ein weiteres Kind unmöglich machen, sondern auch meinen Alltag sehr einschränken.
Nach einen Erstgespräch mit einem Therapeuten steht der Verdacht PTBS im Raum. Im Moment bin ich auf der Suche nach einem passenden Therapieplatz. Alleine, dass ich den ersten Schritt gemacht habe um das Thema aufzuarbeiten hilft mir schon sehr. Oft ärgere ich mich, dass ich das Thema nicht schon viel früher angepackt habe, aber ich bin zuversichtlich, dass ich die Geburt irgendwann verarbeiten werde.
Ich wünsche dir viel Kraft und hoffe sehr, dass es dir bald besser geht.

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Danke für die lieben Worte. Ich versuche mich demnächst auch zu erkundigen. Ich kann nur leider mit niemandem aus meinem Umfeld reden, weil es dann immer heißt, dass keine Frau es leicht hatte und ich einfach „sensibel“ wäre. Ich weiß aber dass das nicht stimmt, es verletzt mich aber schon.

Ich wünsche dir auch viel Erholung und dass es dir sehr bald wieder viel besser geht!

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Ich kann dich gut verstehen. Ich bin auch oft belächelt worden, zumal ich lange gar nicht richtig in Worte fassen konnte, was genau passiert ist, da ich an vieles keine Erinnerung habe oder es nur Bruchstücke sind. Erst jetzt, fast 1,5 Jahre nach der Geburt, kommt die Erinnerung langsam wieder und ich kann etwas besser benennen, was konkret so schlimm war bzw. warum manche der Geschehnisse mich so belasten. Teilweise sind es Kleinigkeiten, die aber in Summe bei mir zu einem überwältigenden Gefühl der Hilflosigkeit, des Ausgeliefert seins und des Kontrollverlusts geführt haben.
Mir wurde direkt nach der Geburt immer wieder gesagt, dass ich mich nicht so anstellen solle, da es dem Kind gut gehe und das sei die Hauptsache. Ich habe mir selbst Vorwürfe gemacht, warum ich mich nicht einfach freuen und das ganze Thema vergessen kann. Oft bin ich auch gar nicht gefragt worden wie es mir geht. Es ging immer nur darum, wie es dem Kind geht und ich bin dahinter irgendwie komplett verschwunden oder wurde nicht ernstgenommen. Irgendwann habe ich aufgehört ehrlich zu antworten, wenn doch mal jemand gefragt hat. Mir wurde in den Monaten nach der Geburt immer wieder gespiegelt, dass kein Interesse an einem ehrlich Geburtsbericht besteht bzw. an einem ehrlichen Feedback zur momentanen Situation. Niemand möchte hören, wenn es nicht gut läuft. Solange das Kind wohlauf ist und die Mutter keine gravierenden körperlichen Schäden davon getragen hat, ist das Thema nicht weiter von Belangen …
Ich bin sehr froh, dass es die Beziehung zu meinem Kind nicht belastet, aber ich selbst bin seitdem ein anderer Mensch und habe sehr viel von meiner früheren Leichtigkeit und Lebensfreude verloren.