Guten Morgen,
die Woche bekamen wir ( Eltern der 4. Klässler) Post von der Bildungsminsterin. Es ging um die neue Gemeinschaftsschule, die im Schuljahr 2012/2013 im Saarland eingeführt wird.
Meine Tochter gehört damit zum ersten Jahrgang, der diese Schulform besuchen kann/soll.
Nun habe ich mich etwas damit beschäftigt und verstehe den Sinn dieser Schulreform absolut gar nicht.
Es gibt dann später nur noch entweder die Gemeinschaftsschule (auf der von Hauptschulabschluß oder Abitur alles möglich ist) oder halt ein Gymnasium, dazwischen nichts mehr. Programm der Schule soll eigentlich sein, dass "starke" und "schwache" Kinder voneinander profitieren und so besser lernen sollen.
Meine Tochter besucht jetzt auch schon eine integrative Grundschule, von der dieses Prinzip auch schon behauptet wird. Leider sieht es in der Praxis aus, dass sich das komplette Lernen nur an den Schwachen orientiert. Die schlauen und Mittelmaß-Kinder können praktisch sehen wo sie bleiben.
Ganz klar, auch lernschwache und/oder behinderte Kinder müssen und sollen unterrichtet werden aber es kann doch nicht auf Kosten der "normalen" Kinder geschehen.
Die Idee ansich ist ja nicht wirklich schlecht, wenn da nicht im Gegenzug die Sparmaßnahmen der Regierung wären und zuwenige Lehrer da sind. Denn ganz logisch, wie soll ein einziger Lehrer lernbehinderte Kinder fördern und den Rest der Klasse auch noch permanent beschäftigen, das kann nicht funktionieren und funktioniert auch in unserer Schule eher schlecht.
So, nun wirbt die Gemeinschaftsschule damit, dass ein Sitzenbleiben bis zur Klassenstufe 8 ausgeschlossen ist. Was soll der Mist ? Das würde ja bedeutet, dass jeder wirklich jeder schon seinen Hauptschulabschluß in der Tasche hat, nur dadurch, dass er die Schule besucht. Wozu braucht man dann noch Leistungskontrollen, wenn es ohnehin keine Konsequenzen für schlechte Noten gibt ? Wie soll man da als Lehrer oder Eltern das Kind zum lernen motivieren ?
Zu dem habe ich auch hier "Angst" dass wieder nur auf die schwachen Rücksicht genommen wird und der Rest sehen kann, wo er bleibt. Ich kann mir nämlich nicht vorstellen, dass das Land dann auf einmal noch etliche Lehrer einstellen wird.
Also bleibt den "normalen" Kindern eigentlich nur noch der Weg zum Gymnasium. Ein Mittelding wird es ja nicht mehr geben.
Ich bin gerade deswegen etwas sauer/irritiert weil jetzt für uns bald die Entscheidung ansteht, auf welche Schule unsere Tochter gehen soll.
Sie ist nicht dumm, ganz im Gegenteil, versteht schnell aber ist auch stinkend faul - eigentlich ein klassischer Realschulkanditat. Aber was bleibt uns nun übrig ? Wir werden sie auf ein Gymnasium schicken und hoffen, dass sie sich doch da irgendwie durchbeißt.
Denn wenn ihr klar wird, dass man nicht sitzen bleiben kann, wird sie keinen Handschlag tun. Und ich glaube, da ist sie nicht die einzige. Ein Kind mit dann 10 Jahren kann die Tragweite doch noch gar nicht erkennen.
Auch die merkwürdigen Schulabschlüsse der Gemeinschaftsschule kann nicht so wirklich nachvollziehen. Es gibt sage und schreibe drei unterschiedliche Arten von mittleren Bildungsabschlüssen. Was soll das ? Wer soll da noch durchblicken ?
Mir kommt es mittlerweile wirklich so vor, als wolle die Regierung die Volksverdummung noch unterstützen, damit letztendlich jeder Depp (sorry für die Ausdrucksweise) einen Schulabschluss bekommt, egal ob er etwas dafür getan hat oder nicht. Und was ist mit den Eltern, die sich ohnehin schon nicht um die schulischen Belange der Kinder gekümmert haben ? Auch die haben doch einen Anreiz sich weiter nicht zu kümmern, weil eine Klasse wiederholen, fällt ja aus.
Wie gesagt, ich verstehe den Sinn dieser Schulreform nicht wirklich, vielleicht habe ich auch nur einfach noch nicht den praktischen Nutzen erkannt. Gibt es vielleicht in anderen Bundesländern schon eine solche Schule und jemand kann von seinen Erfahrungen berichten ?
Liebe Grüße
Tiffy
Gemeinschaftsschulen im Saarland
Hallo Tiffy,
wir haben diesen Wisch auch am Montag bekommen.
Ich fühl mich langsam hier wie ein Versuchskaninchen bzw. meine Kinder.
Mein ältester Sohn ( 24 ) war der 1.Jahrgang an der Erweiterten Realschule.....seine Mittlere Reife hat er letztendlich an der Gewerbeschule gemacht...
mein jüngerer Sohn ( 20 ) war der 1.Jahrgang G 8......sein Weg zum Abi war sehr stressig.....
und meine Tochter wechselt nächstes Jahr. Sollten ihre Noten so gut bleiben, wird sie aufs Gymnasium gehen, auch wenn sie eine faule Schülerin ist.
Ich habe keine Lust auf noch ein Kind als Versuchskaninchen.
Aber so ist das schon immer hier im schönen Saarland....jede Regierung bringt irgend einen neuen Murks bezüglich der Bildung unserer Kinder.
LG
Simone
Hallo Simone,
schön, dass ich das nicht alleine so sehe. Ich befürchte nur, dass es dann nächstes Jahr wohl einen "Run" auf die Gymnasien geben wird, weil viele da nicht durchblicken bzw. keine Lust auf Versuchskaninchen haben.
Mit viel Glück, hat man dann Klassenstärken von über 30 Kindern .
Mensch, hätten die damit nicht noch etwas warten können ?
Liebe Grüße
Tiffy
Ach herje ....davon wusste ich gar nix.
Mein Sohn kommt erst in zwei Jahren in die Schule aber wenn man das jetzt so liest wirds einem ganz Mau.
Also ich erkenne nun auch nicht wirklich einen Sinn in dieser Reform , du bist nicht allein
als wir im Sommer 2010 hier nach Schleswig Holstein gezogen sind von Niedersachsen her musste meine Tochter auch auf eine Gesamtschule - ging vorher auf die Realschule. ( Ende 5.Klasse damals)
Nach nem halben Jahr als es Zwischenzeugnisse gab hab ich dann bemerkt das sie meine Tochter nach Hauptschule "berechnen"........
Auf meine Frage hin hiess es dann das es ja eigentlich egal wäre nach welcher Schulform sie benoten, weil das bei einer Gesamtschule nix aussagen würde......und gute HS-Noten wären ja besser wie schlechte RS-Noten.....
Jetzt kam sie in die 7.Klasse......bin ja mal gespannt......mir ist nur wichtig das sie nen gescheiten Abschluss bekommt.
Der Unterricht wird übrigens nicht irgendwie unterteil.....Real-und Hauptschüler haben den gleichen Stoff und schreiben die gleichen Arbeiten.
Hast du in der ganzen Debatte denn irgendeinen Sinn an Herr Kesslers Ausführungen gefunden?
Du hast seit dieser "Reform" eigentlich nur noch die Möglichkeit das Gymnasium zu wählen oder eine meist teure private Alternative.
Wir haben im Saarbrücker Raum noch 2 Realschulen - die Willi-Graf in Sbr. und eine in St. Ingbert - da drauf zu kommen ist schon seit der Zusammenlegung der Realschulen und den Hauptschulen ein echter Krampf. Und für die Montessorie zahlst dich dumm und dirmelig.
nein, das sag ich ja, dass sich mir der praktische Nutzen noch nicht so ganz erschließt.
SB und ING und fällt bei uns aber definitiv aus, denn bis sie mit Bus und Bahn dort ist, bzw. wieder zu Hause, braucht sie sonst nix mehr zu machen. Privatschule habe ich auch schon überlegt aber auch hier wieder das Entfernungsproblem
Ja uns gehts da nicht besser -schon durch die GS-Reform mussten wir unsere/n auf eine Schule außerhalb des Ortes schicken, was wir nur mit Fahrgemeinschaften überbrücken (können) genauso wird es sich wieder verhalten - hinzu Fahrgemeinschaft oder ich muss halt meine Stunden reduzieren und danach (bis es Altersmäßig nicht mehr nötig ist ) ab in den Hort oder die Nachmittagsbetreuung.
Ich freu mich jetzt schon auf den Stress
Hi
Bei der Deutschen Schulreform verwundert es mich gar nicht mehr das wir kaum noch die Pisastudie bestehen.
Mein Sohn macht nun das verkürzte Abi und zum Dank werden mal eben x Lehrerstunden gekürzt weil *oh mein Gott* plötzlich so viele Grundschüler da sind (ich dachte das weiß man schon länger) die die Lehrer dringender brauchen.
Na toll kaum eine Woche Schule rum schon 8 Freistunden wegen Lehrermangel. Ich frag mich wie das weiter gehen soll.
Ich weiß nicht wo unsere regierung die "tollen" Ideen hernimmt die die Schule verbessern soll und im Grunde doch nur Chaos verbreitet und nix bringt.
Allein im Chemieunterricht sind keine Materialien für Experimente da sodass die Schüler dem Lehrer zuschauen dürfen und im Prinzip genausoviel lernen als würde da ein Film laufen.
Gruß Angel