Hallo!
Meine (gute) Freundin ist Lehrerin am Gymnasium, sie hat ein Kleinkind und arbeitet 15 Schulstunden, kann 45 std. in die Kita, Großeltern sind alle ortsnah und gerne/oft einsatzbereit. Sie hat Haus und Garten und auch einen Mann, der mithilft.
Nun waren hier gerade 1,5 Wochen die Sommerferien vorbei und sie jammert schon wieder. Dass alles so anstrengend ist und sie (Zitat) "endlich mal eine Auszeit bräuchte".
Ich mag sie wirklich gerne, aber ich weiß nicht, wie ich darauf reagieren soll. Mit meinen beiden Kindern hatte ich in den Sommerferien gerade mal 4 Tage frei und musste ganz schön routieren, um sie unterzubringen.
Wie soll ich reagieren? Bisher habe ich nie etwas gesagt, aber nachvollziehen kann ich es einfach nicht und irgendwie möchte ich ihr mal sagen, wie leicht sie es hat mit der Ferienbetreuung.
Ich gönne ihr die Ferien wirklich und sicher hätte ich auch gern mehr Urlaub. Aber wir haben beide unseren Traumberuf - deswegen bin ich auch nicht missgünstig, schließlich hätte ich ja auch Lehrerin werden können, was ich aber nicht wollte. Aber mit Ihrem Gejammere komme ich irgendwie nicht zurecht.
Nun meine Frage: ist sie realitätfern oder muss ich mehr Verständnis haben?
Was meint ihr?
Freundin - Lehrerin - jammert - wie reagieren
PS: Natürlich kann das Kind 45 Std in die Kita.
Naja, Leid wird eben subjektiv gesehen.
Auch wenn Du es nicht nachvollziehen kannst, der Frau gehts nicht besonders gut. Vielleicht gibts noch andere (private) Gründe daß sie so empfindet.
Ob Du mehr Verständnis haben mußt können wir hier nicht beurteilen, Du bist doch mit ihr befreundet.
lg
Ja, wahrscheinlich ist die Schmerzgrenze einfach anders.
Danke für deine Meinung!
Jeder Mensch hat eine andere Streßtolleranz!
Es ist auch erwiesen, dass Lehrer schnell Burn-out haben, also einfach ausgelaugt sind.
Ich weiß was du meinst.... ich bin auch oft am Ende mit meinen Kräften, aber irgendwie und irgendwo sind immer Reserven
Manche frauen sind einfach Löwinnen, dazu gehört auch meine Mutter. 3 Kinder und Mann, Haus und Arbeit und Ausbildung! Und sie hatte trotzdem Zeit und Geduld für uns.
Andere Frauen sind nur mit einem Kind und Haushalt überfordert.
Wenn ihr super befreundet seid, dann kannst du ehrlich zu ihr sein, ansonsten sag einfach nichts weiter dazu-
LG
Wir sind sehr gut befreundet, aber meinst du, man darf sagen, dass man nicht verstehen kann, wie man nach 6 Wochen Unterrichtsfrei eine "Auszeit" braucht?
Das ist doch schon eine starke Kritik, ich weiß nicht, ob das nicht einen Knack in der Freundschaft bringt.
6 Wochen Unterrichtsfrei ist es ja schon, aber trotzdem nicht 6 Wochen Urlaub. Es muss sich auf das kommende Schuljahr vorbereitet werden und und und. Da steckt mehr Arbeit drin als man denkt.
Wenn du willst, kannst du auch mal jammern und schauen was sie sagt.
Ansonsten., wenn du dich nicht traust oder eben Angst hast das eure Freundschaft einen Knacks bekommt, sage was ich mir selber oft sage:
"Auch das ist bald geschafft und dann hab ich etwas Ruhe und Zeit für mich!" Die Kunst ist es, sich jeden Tag mal 10 Minuten nur Zeit für sich selber zu nehmen, das gibt Kraft!
Ich mache das immer wenn meine Kleine einen Mittagsschlaf macht, einfach nur TV schauen oder auch schlafen und mal so richtig faul sein, auch wenn es, wie gesagt, nur kurz ist.
Hast du einen Beruf mit viel Menschenkontakt und hohem pädagogischen Anspruch?! Nein? Dann bist du in der Hinsicht wohl realitätsfern!
Ich habe einen Job, dem ich mit schwierigen Menschen (die führen sich teils auch auf wie Pubertierende) zu tun habe. Ich habe beraterische und im Grunde auch sozialpädagogische Aufgaben. Und ich kann sagen, dass ich an manchen Abenden denke, dass ich selbst in meinen schlimmsten Hilfsjobs während der Studienzeit nie so fertig war nach der Arbeit.
Alle Welt denkt immer "Hach, Lehrerin, süß, ellenlang Ferien und alles wunderbar." Aber dem ist nicht so.
Ch.
...deren Cousine ebenfalls Lehrerin ist (ohne eigene Kinder) und die nach einigen Jahren auch ziemlich fertig war und zur Kur fuhr.
Dass du den schwierigsten Job hast, hast du ja schon oft genug betont.
Meinen allerhöchsten Respekt!
Schöne Ironie.
Hallo,
hast du schon jemals als Lehrerin gearbeitet? Ich arbeite auch "nur" 18 Stunden und kann dir sagen, dass ich mit 2 Kindern (1 Baby) abends fix und alle bin. Schließlich ist man nach 18 Stunden nicht fertig, sondern muss Eltern beraten, Arbeiten kontrollieren, Konferenzen und Fortbildungen besuchen, Zeugnisse schreiben und Stunden vorbereiten - diese Zeit bekommt man nicht bezahlt und muss sie trotzdem leisten und auch in den Ferien kann man nicht 6 Wochen daheim sitzen. Jede Unterrichtsstunde verlangt volle Konzentration und man kann nicht mal eben kurz Pause machen oder mal schnell eine rauchen.
Übrigens ist gerade die erste Zeit besonders stressig, weil viele Konferenzen stattfinden und man sich auf eine neue Klasse einstellen muss.
Haus und Garten? Die habe ich auch - also noch mehr Arbeit!
LG
Danke für deine Einschätzung!
*räusper*
Deiner Aussage
"Schließlich ist man nach 18 Stunden nicht fertig, sondern muss Eltern beraten, Arbeiten kontrollieren, Konferenzen und Fortbildungen besuchen, Zeugnisse schreiben und Stunden vorbereiten - diese Zeit bekommt man nicht bezahlt und muss sie trotzdem leisten"
...kann ich so nicht stehen lassen.
Die Zeit die du korrigierst, Elternabende ansetzt und Elterngespräche führst gehören zur Lehrerarbeitszeit dazu und werden daher mit dem Gehalt abgedeckt.
Die Bezahlung ist nicht für die reine Unterrichtszeit gedacht sondern eben auch für all die anfallenden Arbeiten die rundherum dazu gehören. Ob das angemessen ist ist eine andere Diskussion.
LG Sophie
Hallo
ich würde sie einfach Fragen
warum sie so schnell so fertig ist - oder was sie besonders stresst
dann wird sie es dir ja sagen können
jeder Mensch ist unterschiedlich belastbar
und auch jede Arbeitssituation ist unterschiedlich, auch jedes Jahr, jede Klasse
vielleicht hat sie besonder schwierige Kinder, der Lehrplan wurde umgestellt und sie muß sich alles neu erarbeiten ect.
auf die vielen Ferien bin ich auch ein bißchen neidisch bei Lehrern, die hätte ich auch gerne, und das man in der Regel Nachmittags nicht so spät heim kommt
aber nicht neidisch bin ich auf eine bestimmte Art Kinder, die Eltern und die Meinung der Menschen über Lehrer
und vielleicht braucht sie die Auszeit ja gar nicht vom Beruf
oder sie ist vielleicht schon wieder schwanger, und deswegen nicht ganz Top fit
Grüße Silly
Es ist so, dass sie eigentlich seit Jahren jammert, wie anstrengend der Job ist.
Klar, mit Job, Haushalt und Kindern ist man ko.
Aber wenn ich ständig so fertig wäre, würde ich doch was ändern.
Für die Kinder in der Schule ist das ja auch nicht so toll.
Danke für deine Meinung, da sollte ich mal intensiv nachfragen. Vielleicht findet sich ja eine Lösung für sie.
Hallo
klar frag sie einfach - was sie als besonders auslaugend erlebt - nicht mit dem Ton der Kritik sondern wirklich auch aus Interesse, dann bekommst du bestimmt auch einen besseren Einblick
achja
ich jammer auch immer über die nervigen Eltern
und ändern tue ich auch nichts
( wobei ich jetzt gerade noch in der Elternzeit bin )
Grüße Silly
Zu den 15 Schulstunden kommt aber noch die Zeit der Unterrichtsvorbereitung und das Korrigieren von Klassenarbeiten. Sie wird also schon einige Zeit länger arbeiten in der Woche.
Das weiß ich doch.
Ich denke nur, wenn man über Jahre so belastet ist, dann müsste man doch etwas ändern, oder?
Manchmal reicht es auch, wenn man sich mal ausjammern kann und einfach ein Mensch zum Zuhören da ist.
Was soll sie denn auch ändern? Ihren Beruf aufgeben?
Hallo!
Also das ist echt schwierig.
Zunächst einmal muss ich einer meiner Vorschreiberinnen recht geben: Jeder Mensch hat eine andere Stresstoleranzgrenze. Meine Freundin zum Beispiel rennt mit ihrem Baby zu allen möglichen Kursen, nimmt es zum Shoppen mit, ins Cafe, zu Großeinkäufen und und und. Dabei wirkt sie totaaaal gelassen. Mir wäre schon alleine das Babyschwimmen viiiiel zu stressig. So viel mal dazu
Ich bin auch Lehrerin (noch in Elternzeit mit dem 2.Kind) und werde dann ab nächsten Sommer auch wieder einsteigen mit ner halben/dreiviertel Stelle und zwei Kindern, Haus und Garten. Und ich weiß jetzt schon, das wird richtig hart. Das Ding ist wirklich, dass der Lehrerjob eben (wenn man ihn GUT machen will) mehr als nur die Unterrichtsstunden abverlangt. Man muss IMMER präsent sein, nach dem Unterricht, zu Hause, oft noch abends auf irgendwelchen Konferenzen, Elternabenden etc. Das sind oftmals die Dinge, die so stressen.
Es ist auch mein Traumjob, ohne Frage. Aber man hat eben einfach den Kopf voll, egal ob volle Stelle oder nicht. Und dann noch die Sorgen, die die eigenen Kinder mit sich bringen, zu teilen bzw den Haushalt zu erledigen und noch Ehefrau zu sein...Das ist eine echte Herausforderung.
Meiner Meinung nach braucht man, um den Lehrerjob lange machen zu können, einen guten Ausgleich in Form von Sport, Entspannungstechnik, oder was auch immer. Das Problem ist nur, dass das noch mehr Zeit raubt, von der eh schon zu wenig da ist...
Freu dich doch einfach, dass du ein scheinbar unstressigeres Leben führst, bzw dass du mit dem Stress, den auch du haben wirst, besser zurecht kommst. Frag doch deine Freundin mal, was genau sie so fertig macht. Vielleicht kannst du sie dann etwas besser verstehen.
LG
Laboe
Danke für deine Worte.
Ja, ich werde mal genauer hinhören.
Ich will gar nicht sagen, dass ich stressressistenter bin. Ehrlich gesagt - in den Ferien mit meinen paar Tagen Urlaub und 2 Kindern war ich ganz schön an meiner Grenze - und dann kommt sie und jammert mir mit ihren 6 Wochen unterrichtsfrei noch einen vor, anstatt mir zuzuhören.
Na gut, wenn sie dir gar nicht zuhört, dann liegt das Problem vielleicht darin, dass sie grundsätzlich nur sich selbst sieht. Das ist natürlich nicht die feine Englische. Das hasse ich auch, wenn man einfach mal sein Problem ausquatschen will und dann nur hört: Ja, aber bei mir ist das so und so...
Wie gesagt, 6 Wochen unterrichtsfrei sind nicht 6 Wochen frei! Man hat ca. 2 Wochen davon richtig frei. Den Rest ist man entweder an der Schule (Konferenzen, Vorbereitungen, Klassenraum gestalten...) oder zu Hause am Arbeiten.
Aber ich merke jetzt ohne Job auch mit 2 Kindern, das das schon reicht. Von daher kann ich dich total verstehen. Bin abends auch ausgelaugt. Wie gesagt, darf an meinen Wiedereinstieg in den Job noch gar nicht denken.
Laboe
hallo,
ich kenn auch viele viele solcher jammernden lehrerexemplare.
sie stöhnen wenn sie gegen vier nach hause kommen weil sie noch elterngespräche hatten und jammern wenn sie zur zweiten stunde müssen weil sie dann im berufsverkehr stehen.
ich kenne nicht nur einen lehrer, sondern eine hand voll. alle sind sie ähnlich in ihrem jammerverhalten.
von den sechs wochen, hatten sie alle mind. fünf wochen frei.
fast alle liegen im sommer gegen drei schon eine stunde am see in der sonne. und ja sie arbeiten auch, sicher ist es auch anstrengend, vor 25 kleinen oder großen kindern zu unterrichten, 25 pinsel im gestaltenunterricht auszuwaschen, hofaufsichten zu halten usw.
ich arbeite 40 stunden die woche in einem job, der 8 stunden konzentration vor dem rechner erfordert. ich habe haus und garten, zwei kinder, tätigkeiten im kiga meiner kinder. die mir bekannten lehrerinnen haben entweder ein großes kind oder sind bereits wieder ohne kinder unterwegs und sind dennoch dauergestresst.
ich kann dir nur sagen, dass ich oft nur noch mit einem "hmm!" auf das gejammere reagiere.
versuche es als comedy zu verstehen und gib ein wenig kontra.
gruß