Einst waren wir eine „normale Familie“. 1 Kind, Hund, katze, mein Mann und ich jeder einen gut bezahlten Job. Es wurde ein altes Haus gekauft und aufs Land gezogen. Mein Mann machte sich selbstständig und ich bekam unser zweites Kind, alles lief bestens. Dann ging meine Firma während meiner Erziehungszeit pleite. Also fing ich nach den zwei Jahren eine Fortbildung IT-Bereich an. Fand auch sofort eine neue Arbeit, zwar nur mäßig bezahlt und nur ein Saisonjob für jeweils 8 Monate, aber es reichte trotzdem gut. Wir renovierten, machten einmal im Jahr mit den Kids Urlaub, viele Wochenendausflüge mit dem Zelt.
Dann kam „Sie“ wieder in unser Leben. Eine alte Freundin meines Mannes vor unserer Zeit. Sie wurde von ihrem Mann verlassen wegen einer Anderen. Nun heulte sie sich tagtäglich bei ihm aus, was ich nicht wusste. Als ich es mitbekam kämpfte ich 6 Monate, dann löste er hier alles auf und ging. Zog 500 km fort zu ihr und ihren Kindern. Zurück blieben seine völlig verstörte 4 jährige und sein Sohn, damals 12 Jahre. Ich verstand die Welt nicht mehr, dachte immer meine Ehe wäre sehr gut. Wir hatten zwei tolle, gesunde Kinder, liebten uns nach 14 Jahren noch jeden zweiten Tag, hatten noch soviel Pläne und plötzlich war nichts mehr wie es war.
Nach anfänglichem schweren Schock fing ich allein an weiter zu renovieren. Es war wie eine art Therapie. Ich arbeitete, war für meine Kinder da und das leben normalisierte sich einigermaßen. Unterhaltszahlungen kamen spärlich oder gar nicht, da er jetzt arbeitslos war und bis heute ist. Wir schränkten uns ein, aber es reichte noch immer. Ich konnte weiter das Haus abbezahlen, also wir konnten wohnen bleiben, was für mein Kids sehr wichtig ist An den We`s machten wir weiterhin Ausflüge, gingen schwimmen, zelten usw. die Kleine ging in die Musikschule, mein Sohn in den Sportverein. In den 4 Monaten Winterpause bekam ich mittlerweile Arbeitslosenhilfe, da ich ja nun seit ein paar Jahren nicht mehr durchgängig arbeitete. Da es aber von meinem früheren Gehalt berechnet wurde, war es sogar mehr, als in den Monaten, in denen ich arbeitete. War mir aber egal, da ich meine Arbeit liebte.
Dann der nächste Schock. Mitte letzten Jahres musste mein Betrieb mich aus wirtschaftlichen Gründen entlassen. Ich rutschte sofort in ALG 2 rein. Plötzlich hatten wir nur noch die Hälfte. Ok, bestimmt nur eine Übergangslösung. Ich hatte immer gearbeitet, teilweise in Führungspositionen. Besitze beste Qualifikationen, super Zeugnisse, da wird sich schnell etwas anderes finden. Gott war ich naiv. Mittlerweile 41 Jahre alt, alleinerziehend mit zwei Kindern, eins das erst 7 ist, also für das man noch krankgeschrieben werden kann, bei hoher Arbeitslosigkeit in dieser Gegend.....6 richtige im Lotto sind wahrscheinlicher, als einen job zu finden.
Nun leben wir seit 7 Monaten von ALG 2 und 200 Euro Unterhalt für beide Kinder. Das Haus ist nicht zu verkaufen. Hier im Dorf stehen schon 2 Häuser länger zum verkauf, alle ziehen weg, aber nicht hier her. Die Kinder musste ich von allem abmelden, sogar von der Nachhilfe für meinen Sohn. Das Geld reicht oft nur bis zum 20, da ständig etwas außergewöhnliches passiert. Den Kindern kann ich kein Essensgeld für die letzte Woche in der Schule mitgeben. Zweimal im Monat bekommen wir von der Tafel abgelaufene Lebensmittel und welkes Gemüse, ohne das es gar nicht mehr gehen würde. Ich drehe jeden Cent fünfmal um. Es geht, aber ein Leben ist es nicht mehr. Mir blutet das Herz, da ich meinen Kindern nichts mehr bieten kann. Keine Ausflüge, kein Geld fürs Schwimmbad, für Bastelsachen, Bücher usw. keine Geburtstagsgeschenke, wenn sie mal eingeladen werden, nichts. Ich bin froh, wenn ich täglich etwas auf den Tisch bekomme. In der Schule machen sich die Kinder über meine Tochter lustig, weil sie nicht so schicke Sachen trägt wie die anderen, sondern die verschlissenen Jungensachen meines Sohnes. Ich erkläre es den Kindern und wir lieben uns und sie verstehen es auch, aber tränen gibt es trotzdem oft. Letzten Monat ging die Heizung kaputt. 180 Euro, also gab es nichts zu Weihnachten. Daran zahle ich jetzt erst mal 4 Monate ab. Gestern ging mein Kühlschrank kaputt und bei meinem 15 Jahre alten Auto ist die Batterie kaputt, er fährt nicht mehr. Hier auf dem Land, wo nur zweimal am tag ein Bus in die Stadt fährt eine Katastrophe.
Ich mag nicht mehr. Alles bemühen, jeder Optimismus scheint zwecklos. Einst war ich eine lebenslustige gepflegte Frau. Heute.............von einem Friseur kann ich träumen, Make up kann ich mir nicht mehr leisten. Ich habe jede Selbstachtung und Würde verloren. Kämpfe und kämpfe nur frag ich mich langsam noch wofür. Ich hätte mir damals nie träumen lassen mit meinen Kindern mal so tief zu sinken.
Wer diese Zeilen jetzt liest, soll mich jetzt nicht bemitleiden, das brauch ich nicht. Haltet nur kurz inne und werdet euch mal wieder bewusst, wie euer Leben ist. Ich habe es damals nicht „Bewusst“ geschätzt, es war halt so. Schön, warum sollte sich daran etwas ändern.
Nur meine Kinder lassen mich noch weitermachen, ansonsten würde ich jetzt aufgeben.
7 Monate ALG 2 und die Würde und Selbstachtung sinken immer mehr. Sehr lang.
Hallo Du!
Mir geht gerade soviel durch den Kopf, ich möchte dir soviel schreiben, aber ich kann es nicht in Worte fassen....
Dein Text hat mich sehr berührt.
Simone
hi carmen,
das leben kann so grausam zuschlagen. heute noch ganz oben im licht, morgen schon unten in der dunkelheit.
hoffe, daß dein posting so einige selbstgefällige userinnen aufrüttelt wie schnell es gehen kann, da zu stehen wo du stehst.
gebe nicht auf, hast du eine möglichkeit etwas selbst herzustellen und zu verkaufen?
grüßle
wolf
Hallo
Da fehlen mir auch die Worte.Lass Dich mal .Pass auf Deine Kinder auf.Die brauchen Dich jetzt.
lg
oh man wie ungerecht das wieder ist... der mann verpisst sich, u. frau kann wegen den GEMEINSAMEN kindern nicht arbeiten gehn.
unglaublich das er euch nicht hilft!
er müßte das lesen, u.sich schämen euch soetwas anzutun! er wollte schließlich auch diese familie.
mir ging es vor 6 jahren ähnlich, ich bin hochschwanger ausgezogen mit ner tasche voll kleidung.
ich bekam möbel vom sozialamt, u. bargeld vom sozialamt, da gar nixs mehr ging.
ich war richtig richtig tief unten 3 jahre lang.
ich habe am monatsanfang alles für mein kind an gläschen u. windeln u.so gekauft, damit ich das wichtigste bloß da hab.
bis zum 30. bin ich nie gekommen.
aber du hast recht, meistens ist man sich nicht bewußt wenn man gut lebt was für ein luxus das eigentlich ist.
auch ich vergess das oft, obwohl ich auch das gegenteil von dem wie ich jetzt lebe erlebt habe.
du erinnerst mich daran was für ein glück ich habe das es uns gut geht.
ich wünsche dir das du dich mit deinen kindern über wasser hälst, solange bis es alles besser wird.
und es wird besser, wirst du sehen! sei es das du doch einen guten jobfindest, oder villeicht eine neue liebe!
versuch stark zu bleiben, u.halte durch!
alles , alles gute !!
Hallo Zoe-Carmen,
Dein Posting hat mich sehr berührt, ich hab direkt Gänsehaut bekommen.
Wirkliche Hilfe kann ich Dir nicht geben, obwohl ich Sachbearbeiterin in einer Arge bin.
Du als alleinerziehende Mutter mit Kindern, die bereits älter als 6 Jahre alt sind, bist in diesem System wirklich nicht besonders gut gestellt. Insbesondere die Regelsätze für die Kinder sind m. E. zu niedrig angesetzt.
Gib Dich nicht auf! Nimm Kontakt mit Deinem Sachbearbeiter in der Arge auf. Es gibt so viele Fördermöglichkeiten, angefangen mit 1€Jobs (die dir zumindest für einige Zeit ein kleines Zubrot bringen), bis hin zu Einstiegsgeld als Fördermöglichkeit für einen Arbeitgeber, der bereit ist, dich als Alleinerziehende einzustellen. Ich wünsche dir einen netten verständnisvollen Sachbearbeiter, der sich in deine Situation hineinversetzen kann und der dir bei der Findung weiterer beruflicher Perspektiven behilflich ist!
LG H.
liebe Zoe
Auch wenn zur Zeit alle Zeichen gegen dich stehen: gib nicht auf
du hast soviel durchgestanden und du hast auch in deiner "guten" Zeit soviel gepowert und geschafft:
du bist eine starke Frau. Eine sehr starke sogar.
Und deshalb glaube ich ganz bestimmt, dass du nicht verharren sondern die Karre aus dem Dreck ziehen wirst ! Irgendwie wirst du das schaffen - wie du schon so vieles geschafft hast !
ich wünsche dir ganz viel Mut, Stolz und Energie
Petra
Lass dich mal drücken
Ich wünsche dir viel Kraft, für mehr fehlen mir auch die Worte, nur die Wut das solche Menschen wie ihr mit den ALGII Empfängern gleichgestellt werden, die gar nicht arbeiten wollen und ihr leben so ganz toll finden
Hallo!
Das ist echt erschütternd, wie sich die Geschichte für dich entwickelt hat. Wir leben auch von ALG2, hoffentlich nicht mehr lange, weil mein Mann heute sein Diplom erfolgreich verteidigt hat und jetzt nach Arbeit suchen wird... Aber es ist wirklich ein Unterschied, ob man davor schon mal einen höheren Lebensstil aufgebaut hatte (Haus, Vereine für die Kinder...) oder nicht. Wir kommen eben beide vom Studium, und dann kam gleich ein Kind, das zweite im Juli. Da sind die Ansprüche noch klein genug (auch die des Kindes), dass wir gut auskommen. Wir wohnen eh zur Miete, wenn hier ne Heizung kaputt geht, kostet das uns nichts... Da kann man gut mit ALG2 auskommen. Wir hatten uns eh noch keine großen Urlaube angewöhnt und die Einrichtung ist nichts besonderes.
Ich verstehe dein Gefühl der Aussichtslosigkeit und warum du am Haus festhältst... Aber du musst abwägen: geht es euch besser in einem Haus, auf dessen Kosten euer Leben geht, oder in einer Mietwohnung, dafür mit einem halbwegs vernünftigen Lebensstandard? Ich würde wirklich einen Umzug ins Auge fassen. Ist das nicht der kleinere Übel?
Ich wünsch euch alles Gute
Steffi
Ich hab' leider auch keinen rechten Rat für Dich, nur - villeicht - einen Trost: Ich habe es nun schon zum zweiten Mal in meinem Leben geschafft, von "vor dem Schreibtisch" auf die Position "hinter dem Schreibtisch" zu kommen, sprich vom Sozialhilfebezug als allein erziehende Mutter über die Ausbildung auf eine Sachbearbeiterstelle im Sozialamt, später woanders bei der Stadtverwaltung. Dann (lange Geschichte) nach einigen Jahren Job wg. Krankheit aufgeben müssen, dann der mittlerweile vorhandene Ehemann ohne Job -> ALG II-Bezug, nun über Zeitarbeit wieder - na rate mal: Sachbearbeiterin in der ARGE (mit bis vor ganz kurzem ergänzendem ALG II-Bezug). *schiefgrins*
Will sagen, so schnell wie man manchmal VOR dem Schreibtisch landet, so schnell kann man auch wieder davon wegkommen, auch wenn es in manchen Momenten aussieht, das höre das nie mehr auf - das Gekrebse und Geknappse. Monatelang tat sich bei uns auch nichts, es ging immer weiter bergab und wir dachten, es geht ganz bitter für uns aus, wenn das so weitergeht. Aber nun kamen von jetzt auf gleich und ohne Vorwarnung ein paar Dinge zusammen, es geht wieder aufwärts. Gerade, als es uns am Miesesten ging (Weihnachten 05), liefen im Hintergrund Dinge und Entscheidungen, die uns jetzt erst zu Gute kommen. Ich spreche in Rätseln, ich weiß. Will sagen, bei meinem AG und beim zukünftigen AG meines Mannes wurden kurz vor Weihnachten Entscheidungen getroffen, die wir erst vor kurzem erfahren haben und die positiv sind.
Will vor allem sagen: Gerade, wenn Du denkst, es geht nun ganz und gar beschissen (warum das Kind nicht beim Namen nennen, nicht wahr?! ), gerade dann sendet man vielleicht unbewusst den lautesten Hilferuf ans Universum und es kommen Dinge in Bewegung, die man bald erfahren wird und die einem gut tun werden. Oh Gott, ich höre mich mit meinem mystischen Blafasel sicher an wie eine Heilsverkünderin.... Ich meine: Du und Deine Kinder, Ihr WERDET wieder bessere Zeiten haben! Du und Deine Kinder WERDET bald wieder ein schöneres Leben haben! Du WIRST mit Deiner Tochter einen Hunni nur für ein paar schöne Kleider und für Make-up ausgeben, einfach so, nur weil's gut tut! Dein Sohn WIRD sich die neueste Game-CD kaufen, noch bevor ein anderer Kumpel sie hat! Ihr WERDET in Urlaub fahren! Und das Auto, die olle Möhre, WIRD auch wieder in Schuss kommen. Wenn Du diese Bilder wieder und wieder aktivierst und wieder und wieder trotzig denkst "Und wir WERDEN das alles haben!", dann bekommt Ihr es auch! Weil Du nämlich dann in Dir (und woanders) Kräfte mobilisierst mit diesen Bildern, Gedanken und Wünsche aussendest, die irgendwo ankommen.
Der alte Omi-Spruch "Wenn Du denkst, es geht nicht mehr, kommt irgendwo ein Lichtlein her.", der ist so falsch nicht! Nur: Wenn man die Hände verzweifelt vors Gesicht schlägt, kann man das Licht nicht sehen!
Ich weiß, es ist so verflucht schwer und ich kenne die Gedanken, die Dich umtreiben zu gut, aber es wird werden, ganz sicher. Du bist noch nicht alt, Deine Kinder sind noch sehr jung - das KANN doch gar nicht alles gewesen sein, was das Leben Euch noch zu bieten hat, findest Du nicht?!
Christine