Hallo,
gestern Abend hatte ich zu 20.00Uhr noch einen auswärts Termin und wollte mit dem Fahrrad los. Dazu muss ich das fahhrad im Hinterhof holen und an einer dunklen Ecke zum Ausgang raus. Das ist eine Art Sackgasse, die Beleuchtung ist mies und es laufen um die Uhrzeit ja nicht mehr so viele Leute dort lang.
Ich kam also gerade aus meinem Ausgang, hatte hinter mir die Tür verschlossen (hinter mir also kein Weg zurück) und auf mich zu kam ein junger Mann, vielleicht Mitte 20. Das Licht gab nicht so viel her, aber er sah nicht ungepflegt aus. Stellte sich vor mich und fing mit einer langatmigen Erklärung an, wo er die Nach verbringen will, nämlich in einem stattlich finanzierten Obdachlosenheim (oder so ähnlich), da könne er sicher hin, ihm fehle jedoch nur noch ein € zum Fahrgeld. Ich habe mich ehrlich gesagt sehr unwohl gefühlt. Er schien nicht sonderlich bedrohlich, aber die Gesamtsituation hat bdas geschafft. Jedenfalls antwortete ich, dass ich Abends, wenn ich unterwegs bin, selten meinen Geldbeutel dabei habe (das stimmt sogar, ich nehme meistens nur Bargeld mit). Er meinte noch, das sei vernünftig und dann bin ich an ihm vorbei gefahren.
So, den ganzen Abend habe ich dann noch hin und herüberlegt. Ich bin recht mitfühlend und gebe vielleicht nicht jedem Bettler was, doch aber hin und wieder, wenn ich das Gefühl habe, es wäre der richtige Weg.
In der beschriebenen Situation hatte ich jedoch Bammel, dass ich meinen Geldbeutel raushole, der greift danach und weg ist er. Eine Chance hätte ich nicht wirklich gehabt. Ich habe mich regelrecht in die Ecke gedrängt gefühlt.
Mir tat er im Nachhinein leid. Nennt mich naiv, aber ich hatte das Gefühl, er sagt die Wahrheit. Ich war selber noch nicht obdachlos oder in der Gefahr es zu werden. Aber ich weiß selber, wie schnell einem das Schicksal einen strich durch die Lebensplanung macht.
Wie reagiert ihr in solchen Situationen? Gebt ihr den Euro oder lehnt ihr grundsätzlich ab?
lg
Unangenehme Situation mit Bettler
Ich persönlich glaube da mit dem Fahrgeld benötigen nicht. Dazu müsste mehr sprechen als nur die Behauptung. Mein persönliches Radar sagt auf 100 Fahrgeldanfragen kommt vielleicht eine richtige (rein subjektiv).
Selbst wenn es stimmt war es letztlich richtig, den Geldbeutel nicht herauszunehmen. Dazu war die Situation zu unübersichtlich.
M.E muss dir also gar nichts leid tun.
Hallo,
nun ja...das ist eine Masche. Bei uns sitz ein junge Mann so 22 - 26 Jahre und heult oft oder jammert vor sich hin und erzählt das was von Rauswurf (immer gestern) der Freundin und das er kein Geld hätte um heim zu fahren.
Ich sah den schon vor Tagen rum heulen und in der Zeit wäre ich locker heim gelaufen - sind um die 50 Kilometer, wenn das stimmt, so was stemmt man ja wenn man faul ist locker und mit sehr viel Pausen an max. twei Tagen.
Ein Taxifahrer hat ihm auch 20 Euro gegeben und denoch ist er noch hier.....bzw, fährt immer gegen frühen Abend mit dem Zug und seinen Einnahmen heim.
Gerade junge Leute fallen auf den rein und geben oft mehr als einen Euro.
Ich gebe grundsätzlich nichts. Wenn kein Geld für eine Fahrkarte vohanden ist muss man halt laufen......hätte man immer auf eine Mitfahrgelegenheit gewartet, wäre die Erde wohl nie flächendeckend bevölkert worden. Das hat meist auch zu Fuss statt gefunden und ein wenig wandern schadet ja auch nicht. In der Zeit, wo man rum bettelt,
kommt man ein paar Kilometer weit.
ich wohne in der großstadt, klar kenne ich die masche. und ich schrieb ja, dass ich zumeist auch nichts gebe. außer ich hab das gefühl es wär das richtige in dem moment.
der junge mann gestern abend war allerdings anders als die bettler, die ich sonst so erlebe. er war sehr höflich und seine schilderung klang sinnig (meist sind es ja so sprüche a la: entschuldigen sie, haben sie mal nen euro, damit ich...) bei ihm klag das schon anders. zudem lief er bei usn durchs wohngebiet. hier habe ich noch nie einen bettler erlebt. in der innenstadt ja, zu hauf, aber hier, abends 20.00uhr? das und seine art haben mich ja zum nachdenken gebracht.
allerdings weiß eigentlich auch jeder vernünftige mensch, dass man sich in einer dunklen sackgasse keiner jungen frau nähert und um geld bittet. deshalb war ich auch harscher, als ich es sonst gewesen wäre....
lg
Ich finde, dass du dir keine Vorwürfe zu machen brauchst.
Wenns nur um einen Euro für die Fahrkarte ging, dann kann er nicht weit weg gewohnt haben. Bei uns kommt man mit 1EUR eine Zone weit und die hat nur 20km Spannweite.
20km kann man auch mal laufen.
Für 20km hätte ich mich nciht zum Obst gemacht und fremde Leute nach Geld angebettelt.
Allerdings ist es mir auch schon mal passiert, dass ich an der Straßenbahn ausgestiegen bin und ne Frau (gepflegt) dastand und fragte, ob wer nen noch gültigen Fahrschein für sie hat. Ich hatte meinen noch in der Hand und ihn ihr gegeben.
Im Nachhinein total dämlich! Ich kann froh sein, dass das keine Masche von den Fahrkartenkontrolleuren war, die die Leute dabei erwischen wollen, wie sie verbotenerweise ihre Fahrscheine an andere weiter geben, weil die noch gültig sind!
Mach ich nie wieder! Egal wie gepflegt jemand aussieht. Weder gebe ich Geld weg, noch tue ich noch mal verbotene Sachen, für die ich am Ende haftbar gemacht werden kann.
Ich kann nen Fahrschein verschenken, oder andere festgelegte Werte, aber kein Geld.
----Gebt ihr den Euro oder lehnt ihr grundsätzlich ab?---
Ich gebe ab und zu was.
Aber wenn ich in die Stadt gehe, stecke ich mir immer 2-3 Münzen in die Jackentasche, die ich dann geben kann. Niemals hole ich meinen Geldbeutel raus.
Da ich in Berlin wohne, wäre ich arm, wenn ich jedem Bettler etwas geben würde und grundsätzlich lehne ich immer ab. Gute Straßenmusiker bekommen etwas und selten mal einer, der mich wirklich überzeugt. Wenn ich Essen übrig habe und danach gefragt wird, gebe ich etwas.
Und ja ja, alle brauchen immer zufällig ganz viel Fahrgeld - ist klar.
In Hamburg ist es auch so. Wenn du jedem Bettler einen Euro geben würdest, der dir am Tag über den Weg läuft, dann könntest du mit dem Geld täglich eine 4-köpfige Familie ernähren. Von mir bekommt auch keiner mehr was.
Das ist doch bestimmt gelogen, ich zumindest bin früher immer per Anhalter gefahren, wenn ich kein Geld hatte. Laufen kann man auch, habe ich auch oft genug gemacht.
In deinem Fall hätte ich glaube ich mit der Polizei gedroht, sollte er mir nochmal im Dunkeln auflauern.
Ich gebe normalerweise nichts, nur wenn jemand besonders nett ist. Ich hatte z. B. letztes Jahr im Urlaub Krücken und ein Bettler hat mir gute Besserung gewünscht und damit meine Laune verbessert, der hat etwas bekommen.
Falls das jemand doof findet, ich wohne in einer Großstadt, da stehen oder sitzen an jeder Ecke zig Bettler.
Sowas ist mir auch schon mal passiert, allerdings am Mittag. Im Nachhinein tat es mir auch leid, ein Euro hätte mir nicht weh getan.
Aber es war hell. Im Dunkeln hätte ich vielleicht sogar Angst gehabt ( ich gucke zu viel Criminal Minds...da gibt es so miese Fälle)
Aber ich hatte mal ne Situation, da kam ich mit 2 Taschen aus dem Aldi Markt.
Jemand meinte er habe Hunger, ob ich nicht mal 1 / 2 € hätte.
Ich hab ihm gesagt: Hunger? Kein Problem. Dort ist ein Bäcker und ein Schlachter.
Wir gehen dahin, holen ein paar Brötchen und lassen beim Schlachter was drauf machen.
Das hat er abgelehnt und wollte lieber ein paar Euro, um bei Aldi was zu kaufen.
Ich hab ihm gesagt: Falsche Antwort. Und dabei hatte ich kein schlechtes Gewissen....
Wieso, ist doch egal? Entweder ich bin bereit, etwas zu geben oder nicht. Ich hab doch keinen Anspruch, jemanden zu erziehen ... vielleicht wollte er ja Obst und Joghurt und keine Brötchen mit Wurst ...
Hallo,
stimmt schon irgendwie.
Auf der anderen Seite: Wenn ich keine Kohle habe und RICHTIG Hunger, dann kann und werde ich nicht auch noch Ansprüche stellen, WIE ich satt werden möchte, dann freue ich mich auch über ein Brötchen, was man mir geben will.
LG
klaxx
Mhh....gesetzt den Fall, dass der wirklich den Schneid gehabt hätte, mich im Halbdunkeln anzusprechen, wäre er wohl um einen Euro reicher gewesen.
Grundsätzlich gebe ich aber kein Geld, sondern frage die Leute die betteln, ob sie einem Kaffee + belegtem Brötchen zugetan wären.....oder evtl. Limo und Pizza......Bratwurst und Pommes etc.
Anhand der Reaktion weiss man eigentlich sofort, woran man ist....und bekommt evtl noch ein interessantes Gespräch dazu.
Schnorrenden "Zigeunerweibern" (ist mir nun herzlich egal, dass die Bezeichnung politisch nicht korrekt ist) gebe ich grundsätzlich nichts.
Was ich mir grundsätzlich kaufe ist die "Obdachlosenzeitung"...aber das sehe ich nicht als betteln an, sondern das ist ein Job gegen Geld....und das unterstütze ich gerne.
die obdachlosenzeitung kaufe ich auch hin und wieder. nicht regelmäßig, geb ich zu, aber doch, wenn es gerade passt.
ich bin oft hin und hergerissen. ich weiß, dass es in unserer stadt einige anlaufstellen für obdachlose gibt, vor allem auch für jugendliche der straße.
ich habe mal einen ausführlichen bericht dazu gesehen und da wurde leider auch gesagt, dass viele dieser jungen menschen die hilfe nicht annehmen wollen.
und da fehlt mir persönlich dann das verständnis. es gibt sicherlich viele gründe, warum man obdachlos ist, obwohl in dl soziale gelder fließen.
aber sich als junger mensch shcon so gegen die hilfe zu sperren finde ich widersinnig.
und leider passiert es einem in der stadt auch immer wieder, dass einem was unfreundliches hinterhergerufen wird, wenn man kein geld gibt.
und ja, bettelnden frauen mit kindern im anhang gebe ich auch nichts. auch wenn mir die kinder unsagbar leid tun. ich will nicht unterstützen, dass diese mütter ihre kinder zu sowas ausnutzen.
lg
"Grundsätzlich gebe ich aber kein Geld, sondern frage die Leute die betteln, ob sie einem Kaffee + belegtem Brötchen zugetan wären.....oder evtl. Limo und Pizza......Bratwurst und Pommes etc."
Interessierte Nachfrage: gehen die Leute dann mit? Nehmen sie das an? Ich habe nämlich den Eindruck, dass vielen das sehr unangenehm ist. Es gibt hier einen Herrn im Kiez, der bettelt in der U-Bahn, manchmal vorm Supermarkt, wir kennen uns vom Sehen, quatschen immer mal etwas und ich bin mir SEHR sicher, dass er nicht trinkt, dafür ein dickes anderes (gesundheitliches) Problem hat. Naja. Letzten Winter sah ich ihn häufiger völlig verpeilt vor dem Einkaufszentrum im Regen oder Schnee stehen und er sah echt nicht gut aus. Ich habe ihn mehr als einmal gefragt, ob ich ihm einen Kaffee holen soll, ob wir 'ne Pizza essen gehen, ob er Hunger hat - auf GAR keinen Fall. Entweder er tut so, als verstehe er die Frage nicht, oder als kenne er mich nicht und einmal fragte er mich ganz entrüstet, ob er aussähe, als ob er das nötig hätte und zog von dannen.
Nur ein Beispiel, aber ich hab das Gefühl, dass er sich schämt und damit wird er wohl nicht allein sein.
Hallo!
Bei mir hängt es von der Situation ab. Auf offener Straße, noch dazu im Dunkeln, packe ich nie, nie, NIE meine Portemonnaie aus. Nie. Ganz egal, wie glaubwürdig die Person ist, die da vor mir steht.
Wenn ich Kleingeld in der Hosentasche habe, was immer mal vorkommt, gebe ich hin und wieder etwas, in Deiner Situation hätte ich das wohl gemacht. Aber niemals würde den Geldbeutel, das Handy oder ähnliches auspacken. Dafür passiert hier einfach zu viel.
In der Bahn, wo immer die gleichen Leute durchkommen und ihre Obdachlosenzeitungen verkaufen, ist das etwas anderes. Für bestimmte Leute, die bekanntermaßen in den U-Bahn-Stationen abhängen und betteln, habe ich auch immer mal ein paar Cent in der Tasche oder bringe vom Einkaufen ein Brötchen mit.
Viele Grüße!