Hallo,
habe vorhin mit meiner Tochter (11) den Bericht über Tugce A. gesehen - schreckliche Geschichte, die man niemandem wünscht. Hat mich sehr berührt weil - nicht weit von uns weg - und als Mutter einer gerechtigkeitsliebenden Tochter sowieso.
Der jungen Frau wird posthum ein Riesen-Respekt gezollt, verdienterweise, offenbar war sie ein besonders engagierter junger Mensch und wäre vermutlich eine klasse Lehrerin geworden.
Aber sollte man sie wirklich als gutes Beispiel nehmen? Ich bin mir nicht sicher ob ihr Tod nicht einfach eine Verkettung tragischer, weiblicher Fehleinschätzung war.
In einem Mc Donalds in Offenbach um 4 Uhr früh würde sich mein Eingreifen definitiv auf das Absetzen eines Notrufes beschränken - und das würde ich auch meiner Tochter einbleuen, - wobei ich sehr hoffe, dass sie sich um diese Uhrzeit niemals an einem vergleichbaren Ort in einer vergleichbaren Stadt aufhalten wird.
Auch der Fall von Dominik Brunner damals - die Leute gehen offenbar davon aus, dass andere ihren Argumenten zugänglich sind - und das halte ich in Fällen wie diesen völlig fehlinterpretiert.
Resumee: Zu Tode gekommen: weiblich, ehrgeizig, gebildet, sozial engagiert. Täter: männlich, mehrfach vorbestraft.
Für wen eingesetzt: zwei betrunkene Mädels, 13-16 Jahre (interessanter Aufenthaltsort - 4 Uhr morgens für die Damen), die sich noch nicht mal gemeldet haben - mit gutem Grund? - und die vermutlich mit den Typen durchaus fertig geworden wären, oder zumindest drauf eingestellt.
Zivilcourage heute würde für mich heißen - Augen und Ohren offen halten, Handy bereit halten, Notruf absetzen - gezieltes persönliches Eingreifen - nicht bei Jugendlichen, nicht bei psychisch Gestörten, nicht bei Waffenträgern.
Wie seht ihr das?
Lohnt sich Zivilcourage - Tugce A?
Hi,
natürlich lohnt sich Zivilcourage aber der Eigenschutz sollte dennoch im Vordergrund stehen!
Wegsehen ist keine Lösung und noch dazu feige und strafbar! Ein Notruf und falls möglich das Mobilisieren von anderen Passanten wäre in so einem Fall der ideale "Einsatz".
Sich selbstlos allein mit den Tätern anzulegen führt nur zur Selbstgefährdung!
LG
Zivilcourage ist immer ein zweischneidiges Schwert und nur die schlimmsten Fälle (wie hier Tugce A. oder Dominik Brunner) erregen Aufsehen.
Aber wenn man sich mal in seinem Umfeld umschaut: Wer ist den wirklich bereit dazu und sagt wirklich etwas oder geht dazwischen und steht auch dazu?
Ich persönlich habe bereits schon zwei Mal Schläge kassiert weil ich mich eingemischt habe, allerdings habe ich immer noch ein Pfefferspray bei mir und (darüber keine Diskussion, danke) ein Messer, was dann zum Einsatz kommt, zusätzlich zum Handy mit Notruf. Irgendwas von den drei Dingen kann ich immer greifen.
Würden nicht immer so viele weg schauen, müsste so etwas wie in diesem und weiteren Fällen gar nicht passieren.
Jeder möchte doch geholfen bekommen, warum dann auch nicht selbst helfen und sei es nur durch lautes Schreien und den Notruf wählen?
Grüße
"eine Verkettung tragischer, weiblicher Fehleinschätzung"
Ich persönlich sehe nicht, inwieweit "weiblich" hier relevant sein sollte. Das kann einem Mann ebenso passieren.
Ich stimme dir zu, dass es in manch brenzliger Situation sinnvoller und gefahrloser ist, die Polizei zu rufen als selbst einzugreifen.
Ob die Ordnungshüter rechtzeitig eintreffen werden, um tatsächlich Schlimmes zu verhindern, oder ob man die Situation auch selbst regeln könnte - diese Einschätzung obliegt dem einzelnen. Und da sind Irrtümer immer möglich, das muss einem klar sein.
Zivilcourage "lohnt" sich im übrigen immer - sie kommt der Gesellschaft insgesamt zugute, im besten Fall natürlich unmittelbar den (potentiellen) Opfern. Für den, der sie zeigt, "lohnt" sie sich wohl nur in den seltensten Fällen. Aber das sollte nicht der Antrieb hinter Zivilcourage sein - das hast du mit "sich lohnen" aber sicher auch nicht gemeint.
Du würdest dich in vergleichbaren Situationen darauf beschränken, einen Notruf abzusetzen. Das finde ich absolut OK.
Ich hoffe nur, dass nicht zu vielen Menschen von allen Beispielen gelebter Zivlicourage ausschließlich besonders tragische Einzelfälle wie diesen heranziehen, um daraus ihre zukünftige Handlungsweise - im schlimmsten Fall nämlich "Wegsehen" - abzuleiten.
Ich finde "weiblich" hier insofern relevant, weil ich mir vorstellen kann, dass sie dachte, sie könnte - als Frau - deeskalierend wirken. Das ist auch oft richtig - häufig bei der Polizei - aber bei manchen Typen - gruseligerweise bei jüngeren - macht das keinen Unterschied.
Als junges Mädel oder Frau rechnest du vermutlich nicht damit, niedergeschlagen zu werden, weswegen ich mich gerade als Mann raushalten würde und nur Profis informieren würde - es sei denn, ich würde über die entsprechende Körpergröße und die entsprechende Technik verfügen um mir solche Typen vom Leib zu halten. Wobei gegen Klappmesser, mit denen man heute auch rechnen muss, kein Kraut gewachsen ist - außer der entsprechenden Einstellung und der eigenen Bewaffnung - die ich nicht befürworte.
Finde das was die Polizei hier schreibt sehr gut http://www.polizei-beratung.de/themen-und-tipps/zivilcourage/tipps.html
Auch wenn es für manche hart klingt, außer für meine Familie würde ich mich nicht ALLEINE in so eine Situation einbringen
"1.Ich helfe, ohne mich selbst in Gefahr zu bringen" ist finde ich der wichtigste Punkt denn ich denke es kann die Situation bei weitem verschlimmern wenn man sich alleine (vlt. sogar noch als Frau gegen Männer) dazwischen stellt
Ich denke aber bei vielen schaltet das Gehirn (wie in allen Extremsituationen) erstmal ab und handelt intuitiv ohne sich zu überlegen was das für Folgen haben kann
,,und die vermutlich mit den Typen durchaus fertig geworden wären, oder zumindest drauf eingestellt."
Hallo,
Ich finde diesen Satz von dir wirklich Angesicht der Situation geschmacklos und da vergeht mir irgendwie Lust an einer möglichen Diskussion. Schön dass du weißt was vermutlich passiert wäre ...
,,und die vermutlich mit den Typen durchaus fertig geworden wären, oder zumindest drauf eingestellt."
Hallo,
Ich finde diesen Satz von dir wirklich Angesicht der Situation geschmacklos und da vergeht mir irgendwie Lust an einer möglichen Diskussion. Schön dass du weißt was vermutlich passiert wäre ...
Hi,
bei dominik Brunner wurde es durchgekaut, wie man sich zu verhalten hat.
Das eigene Risiko kann man extrem minimieren aber nicht ganz auf 0 bringen.
lisa
Hallo,
Zivilcourage ist wichtig, aber man sollte nie die eigene Sicherheit aus den Augen verlieren.
Ich erinnere mich da an eine 16-jährige, die voriges Jahr auch den XY-Preis bekommen hat, weil sie sich in Thalkirchen eingemischt hat, als Jugendliche einen anderen Jugendlichen verprügelt haben.
Das Schlimme finde ich immer, dass sich keiner aufgerufen fühlt, zu helfen und dann eskaliert dann das Ganze womöglich.
GLG