Freundin hat Essstörung - wie reagieren?

Hallo.

Seit einigen Tagen kreisen meine Gedanken darum, dass ich nun weiß, dass eine Freundin von mir eine Essstörung hat. Wir kennen uns seit einigen Jahren durch einem gemeinsamen Verein und haben uns angenähert. Die Freundschaft ist schon etwas tiefergehend und auch vertraut, das Interesse sie zu pflegen besteht, auch wenn wir durch sehr unterschiedlich Privatsituationen nur selten Zeit miteinander ausserhalb des Vereins verbringen können.

Nunja. Sie arbeitet viel, ist sehr dünn, hat offenbar ein schlechtes Immunsystem, was man ihr richtig ansieht. Bei Treffen essen wir meist gemeinsam, wobei sie wahnsinnige Mengen verspeisen kann. Allerdings machte ich mir darüber nie Gedanke, bis mal Jemand sagte, dass sie sich ja erbrechen würde.

Irgendwie wollte mir das nicht in den Kopf, aber nun gab es zwei Situationen, die es eindeutig bestätigten und ich kann es nicht mehr leugnen.

Jetzt weiß ich nicht, wie ich mich verhalten soll. Auf jeden Fall werde ich meine Kommentare zu ihren Essmengen und ihrer sehr schlanken Figur ab sofort unterlassen.  Am liebsten würde ich sie ansprechen. Ich habe viele Fragen und natürlich den Wunsch ihr zu helfen, aber das ist doch utopisch. Der Kommentar der mir damals die Augen öffnen sollte, kam aus ihrem alt eingesessenen Bekanntenkreis. Ich kann also davon ausgehen, dass es Viele und vor allem auch nahstehende Personen, wie Eltern und Mann wissen. Vermutlich werden schon alle versucht haben ihr zu helfen, warum sollte also ausgerechnet ich etwas bewirken können?

Daher versuche ich nun, dieses Wissen für mich zu behalten und unsere Freundschaft davon unbelastet zu lassen. Das fällt mir sehr schwer, aber wenn ich dem Drang nachgebe, sie anzusprechen, lade ich doch einfach meinen Druck auf ihr ab. Ich denke, ich werde rein gar nichts an ihrem Problem ändern können, wenn ich es dennoch anspreche, werde zwar ich erleichtert sein, aber sie wird dann sicherlich sehr unangenehm berührt sein.

Was denkt ihr? Lieber nicht absprechen, oder?
Danke fürs zuhören.

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Ich denke, dass sie keine Hilfe oder was auch immer, möchte. Und aus diesem Grund kannst du ihr auch gar nicht helfen.
Blöd ist natürlich, dass es dich verständlicher weise belastet. Du kannst es so lassen wie es ist oder überdenken, ob du diesen Kontakt benötigst oder brauchst.
Alles Gute für dich

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Ja, genau das denke ich eben auch. Ihr die Freundschaft jetzt zu nehmen, kommt aber so nicht in Frage. Ich denke, ich werde es erstmal für mich behalten und abwarten.

Danke.

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"Auf jeden Fall werde ich meine Kommentare zu ihren Essmengen und ihrer sehr schlanken Figur ab sofort unterlassen." 👍
Sie muss von sich aus auf dich zukommen. Dann kannst du für sie da sein und ihr zuhören. Sie muss die Hilfe wollen.

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Ja genau, es ist ja eine schwere, vor allem psychische Erkrankung. Da kann man niemanden zwingen, der es nicht selbst möchte. Leider.

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Ich würde es ansprechen. Gerade wenn ihr gute Freundinnen seid sollte das kein Geheimnis sein und es könnte ihr gut tun sich einer Freundin anzuvertrauen. Würde aber keine Hilfe anbieten und keine Wertung geben. Gerade wenn Familie bescheid weiß, hört sie auf der Seite sicher häufig Sprüche, Tipps, Sorgen. Sicher ist es dann hilfreich, wenn man eine Person hat, die eben mal nicht zur Behandlung drängt o. Ä.
Einfach sowas sagen wie: "Ich habe von jemandem gehört, dass du eine Essstörung haben sollst und irgendwie geht mir das nicht aus dem Kopf. Stimmt das denn? Du sollst wissen, dass du mit mir über alles reden kannst, natürlich nur, wenn du willst."

Wenn sie zum Beispiel weiß, dass du es weißt hört sie bei gemeinsamen Essen vielleicht auf zur Show alles in sich reinzustopfen. Wenn sie nur einen kleinen Salat nimmt und keinen blöden Kommentar dafür bekommt, behält sie den vielleicht sogar bei sich und kann Treffen mit dir vielleicht noch mehr genießen ohne Gedanken an ihr Essverhalten. Das ist ja auch schon ein erster Schritt und eine große Hilfe!

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Ja, also WENN ich es doch mal ansprechen würde, wäre mein Fokus darauf, ihr zu vermitteln, dass ich es einfach weiß und offen für Gespräche bin, das Thema aber absolut ignorieren werde, wenn sie es so will.

Aber soweit bin ich gedanklich wirklich noch nicht. Ich sehe zu sehr die Gefahr, dass sie dann einfach den Kontakt einstellt.

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Ich würde ihr jedenfalls rüberbringen, dass ich es weiß.

*aber nun gab es zwei Situationen, die es eindeutig bestätigten und ich kann es nicht mehr leugnen.*
Und wenn sie es leugnet, würde ich auf diese Situationen hinweisen und danach nie mehr dieses Thema anfassen, es sei denn, sie spricht es selbst an.


Einem Alkoholiker kann man auch nur sagen, dass man ihn für einen hält und mehr ist nicht drin.

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Sie scheint ja große Sorgen oder Kummer zu haben. Sonst würde sie das nicht tun.

Vielleicht eher darauf den Fokus legen. Zu schauen, wie geht es ihr wirklich und ihr signalisieren, dass du bei Kummer für sie da bist.

Also nicht „oh hast du wieder abgenommen?“ sondern eher „ oh du siehst traurig aus, magst du reden“.

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Hallo😊
Ich kann aus Erfahrung sprechen, als Jugendliche litt ich auch 4 Jahre an einer Essstörung. Erst hatte ich Bulimie, dann Magersucht.
Mir konnte in dem Moment keiner helfen, weder Eltern, Großeltern noch Freunde. Solange es bei ihr nicht selbst ankommt, dass sie Hilfe benötigt, bringt leider alles nichts so schwer das auch ist..
Bei mir kam das wirklich von heute auf morgen, dass ich zu meiner Mama gesagt habe, dass ich Hilfe benötige. Davor war wirklich ALLES zwecklos..

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Hm, ich weiß nicht gut du sie wirklich kennst und ich weiß, das ich garantiert nicht das Maß der Dinge bin.
Ich weiß nur, das mir die meisten Leute damals unsagbar auf die Nerven gingen, die meinten mir "helfen" zu wollen. Denn sind wir doch mal ehrlich, niemand kann einem dabei helfen...das kann man nur selber und wenn man Hilfe braucht, dann weiß man wo man die bekommt.
Haben mich die falschen Leute darauf angesprochen, dann wurde ich fies oder sarkastisch: "Du willst mir helfen? Klar, dann iss doch mal meine Portion mit auf oder willst du lieber meine Haare beim Kotzen halten? Such dir was aus." Ich habe so reagiert, weil ich die Leute frech und übergriffig fand. Ich hatte ziemlich feine Antennen dafür, wer mich warum ansprach. Fies wurde ich zu denen, die durchschaubar wie Plexiglas waren. Es ging ihnen nicht um mich, es ging nur um sie selber. Um ihr eigenes Helfersyndrom zu befriedigen. Und ich wurde fies, wenn ich merkte, das es Menschen gab, die das Gebrodel der Gerüchteküche für wahr hielten und mich nicht mal gefragt haben was da dran ist. Nein, die Gerüchte wurden als Fakten abgetan.
Richtige Freunde waren da, ohne große Worte, ohne Drama und mit ganz viel Akzeptanz. Sie haben sich Sorgen um mich gemacht (wie sehr, das habe ich erst viel später erfahren), mich aber nicht mit Fragen gelöchert und keinen mitleidigen Blick aufgesetzt, wenn sie mir ihre Meinung (!) gesagt haben. Ich liebe sie auch 20 Jahre später noch. Meine Freunde haben mir immer erzählt, was die Gerüchteküche gerade wieder für einen Mist ausgebrütet hat (von Junkie über Krebs bis HIV war alles dabei!).

Woher kommt dieses Gefühl, sie "retten" zu wollen? Warum willst du ihre Baustelle zu deiner machen? Du ahst ja schon richtig erkannt, du wirst an ihrem Problem rein gar nichts ändern können.
Du kannst aber jemand anderes für sie sein, nämlich zu denen gehören, die sie einfach mögen und gerne Zeit mit ihr verbringen. Und ich würde sie wertfrei darüber informieren, was ihr Bekanntenkreis da so ausplaudert. Nicht weil du Antworten willst, sondern damit sie Bescheid weiß.
Und jetzt kommt es noch ganz bekloppt: Was ist denn, wenn sie eine andere Erkrankung hat, weswegen sie so dünn ist, obwohl sie gut essen kann? Was ist, wenn du einfach nur voll auf die Gerüchte angesprungen bist? Bei mir war es umgekehrt, ich hatte/habe eine Essstörung, aber zu hören das ich ein Junkie bin, ja das hat schon was. Während ich kotzend auf dem Klo hing (und glaub mir, das merkt keiner wenn man es richtig macht) dachten echt welche ich jage mir gerade eine Nadel in den Arm. Mir war zu der Zeit immer kalt, also trug ich auch im Sommer dünne, langärmlige Oberteile. Es dachten welche, das mache ich um die Einstiche zu verstecken...dadurch fühlten sie sich bestätigt und haben das so weiter erzählt. Ein ganz toller Bekanntenkreis! Was ich damit sagen will, du weißt gar nichts.

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Ich verstehe, was du sagen möchtest, aber jetzt projizierst du deine frühere Wut auf mich. Ich versuche doch auszudrücken, dass mir bewusst ist, dass ich durch ein Ansprechen nur meinen Druck auf ihr ablade.

Dass sie sich erbricht, weiß ich leider sicher. Ich habe zweimal kleine Reste von Erbrochenem in Toilettensiphon festgestellt, beim einen Treffen hätten es auch wenige andere Personen sein können, aber beim letzten Mal waren wir beide allein bei mir zu Hause. Und nein, ich habe nicht danach gesucht und sie nicht auf der Toilette belauscht. Normalerweise essen wir auch auswärts. Da hätte ich es also nicht bemerkt und auch nicht forciert. Es ist Monate her, dass die Bekannte mir das erzählte und wir haben ausser dieser Information nicht weiter darüber gesprochen.

Ich werde eher nichts sagen und mich normal Verhalten so normal man das schafft. Ich bin da nicht so talentiert mich zu verstellen.

Deine Erinnerungen an früher mögen es dir erschweren, aber Emotionen sind nunmal nicht rational, auch wenn mir bewusst ist, ihr nicht helfen zu können, so ist der Wunsch natürlich da. Das kann ich nicht einfach abstellen.

LG

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Super geschrieben :-)

Auch mit dem Beispiel, dass es was anderes sein kann und die Gerüchteküche steppt.

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