Ab wann ist es für euch ein Problem?

Hallo!

Angelehnt zu vielen Antworten zu meinem Post im Partnerschaftsforum und da man es immer wieder liest, mal eine kleine Frage!
Ab wann ist man für euch persönlich ein Alkoholiker?
Mein Mann trinkt 1 mal die Woche 1-2 Bier. Im Urlaub an dem Abend dann auch gerne mal noch einen Rum oder Whiskey dazu. Wenn ich nicht gerade Stille oder schwanger bin, trinke ich gerne Sonntags 1 Glas Wein bei einem Gespräch mit Freunden. Wenn man hier so liest, gilt man dann ja schon salopp gesagt als Trinker. Was ich total überzogen finde. Ich möchte Alkohol nicht schön reden, mein Onkel hat sich mit Mitte 40 tot gesoffen, von daher ist mir bewusst, was Alkohol anrichten kann.
Wenn ich mich im Bekanntenkreis umsehe, dann müsste fast jeder ein Alkoholproblem haben, denn fast jeder von denen trinkt gerne mal ein Glas und wenn es am Wochenende mit dem Partner auf der Terrasse ist. Es hat mich ein wenig schockiert, laut Urbia würden unsere bald 2 Kinder dann ja bei Alkoholikern aufwachsen

Ab wann ist der Alkoholkosum so bedenklich für euch, dass ihr von einem Alkoholmissbrauch sprecht?

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In einem Satz einer Freundin die Sucht- und Drogenberaterin ist:
Alkohol ist ein Problem in dem Moment wo er zum Thema wird.
Da es verschiedenste Formen von Alkoholismus gibt ist die Frage nach dem Wann und wie oft und wie viel individuell verschieden, entscheident ist das "nicht einfach mal aus banalen Gründen verzichten wollen". Dann spricht man schon von einer ungesunden Affinität dem Alkohol gegenüber.
Da ist ja nicht nur der "Spiegeltrinker" betroffen sondern auch der Quartalsäufer der sich alle paar Wochen wegballert oder eben auch der der nicht auf ein Feierabendbier verzichten kann.

Es ist ein Problem in dem Moment in dem Angehörige anfangen es harmlos zu reden, von wegen "ist ja nur beim Sport und nur weil wir hier ja sooo ländlich wohnen" oder noch auffälliger Dein Argument von wegen er wäre ja wegen "Dienst an der Waffe" da besonders verantwortungsbewusst ... Definitiv nein, im Gegenteil. Ich hatte beruflich öfter mit Beamten zu tun und habe da auch meine Erfahrungen gemacht. Und das ist nicht nur meine persönliche Einschätzung:
https://www.welt.de/print-welt/article415984/Alkoholmissbrauch-bei-der-Polizei-ist-alarmierend.html

Es ist in dem Moment ein Problem in dem er nicht fähig ist von "ich trinke ab der 34. SSW nicht" freiwillig und ohne Probleme auf "dann halt ab der 32 wenn du dich besser fühlst Schatz" umzuschwenken.
Ein Problem ist es bei jedem dem ein "trink heute bitte mal nicht" - "okay" schwer fällt, so einfach ist das. Denn dann bedeutet einem der Alkohol etwas, dann braucht man den Stoff, egal ob einmal am Tag, in der Woche oder im Monat.


Ich komme aus einer Familie mit einem Elternteil der Alkoholiker war und habe mich damit sehr lange und ausführlich damit beschäftigt. KLar ist Dein Mann noch kein echter Alkoholiker, aber die Vorzeichen für eine Gefährdung diesbezüglich sind eben in meinen Augen da, sowohl bei Deinem Mann als auch in Deinen Verhaltensmustern die schon Richtung Coalkoholismus gehen.

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Für mich wird der Konsum des anderen, so wie jede andere Verhaltensweise, dann zum Problem, wenn er/sie es nicht einfach mal mir zuliebe lassen kann und Bedenken unter den Tisch kehrt.

Gar nicht für mich gehen regelmäßige komplette Abstürze und regelmäßiges Trinken bis zur Wesensveränderung (und die fängt viel schneller an als das die trinkende Person oft glaubt).

Red Flag ist und bleibt für mich das Trinken in Answesenheit von Schutzbefohlenen über ein Level hinaus, wo man noch handlungsfähig ist und sensibel auf die Bedürfnisse von Kindern reagieren kann.

Ich hab nix gegen eine am Wochenende geteilte Flasche Wein oder mal ein Feierabendbier. Ich hab nicht mal was dagegen, wenn mal ein Partner ab und an feiern geht und durch den Tisch tritt... Was ich nicht mag, ist, wenn sich Regelmäßigkeit einstellt und es klar ist, dass es vor allem um Wirkungstrinken und nur noch wenig um den Genuss geht.

Ich komm aus ner Alki-Familie, alles funktionale Alkoholiker, man könnte meinen, ich hätte nichts auszustehen gehabt, weil wir nach außen normal wirken, aber es ist für niemanden gut, Eltern oder den Partner regelmäßig volltrunken zu sehen, auch wenn sonst alles zu stimmen scheint.

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Für mich beginnt Alkohol in dem Moment ein Problem zu werden, in dem er regelmäßig konsumiert wird. Also dazu gehört. Dabei spielt es - finde ich - gar keine Rolle, ob das jeden Abend ist oder jeden Samstag.

Ich finde, Alkohol ist das Suchtmittel, das in unserer Gesellschaft am meisten verharmlost wird. Es ist normal, wenn man es sich abends mit einer Flasche Wein gemütlich macht. Sag mal, dass du es dir mit einem Päckchen Zigaretten oder einer Tüte 'Gras' gemütlich machst. In meinen Augen ist das eine nicht besser oder schlechter als das andere, akzeptiert wird aber nur der Alkohol.

Zu einer Einladung wird gerne mal eine Flasche Wein mitgebracht als Geschenk. Warum? Ich kann gar nicht mehr zählen, wie viele dieser Flaschen ich schon entsorgt habe, weil ich die bekomme, obwohl eigentlich jeder weiß, dass ich überhaupt keinen Alkohol trinke. Hat schonmal jemand als Nichtraucher ein Päckchen Zigarren bekommen? #kratz

Bier ist für Jugendliche ab sechzehn Jahren zugänglich, muss ich nicht verstehen, oder?

Wenn ich mit Freundinnen essen gehe, wird obligatorisch zum Abschluss ein Schnaps getrunken und jedes Mal muss ich mich schon fast rechtfertigen, warum ich keinen mittrinke.

Von denselben Freundinnen sehe ich immer wieder Bilder in ihrem Status von Drinks, Wein- und Sektflaschen und dergleichen. Sie machen sich dann 'einen schönen Abend'. Eine Flasche Spezi oder Orangensaft nimmt jetzt keinen Spaß, oder?

Die Mädels sind sicher keine Alkoholikerinnen, aber skeptisch sehe ich diesen regelmäßigen und verharmlosenden Konsum schon.

Wie gesagt, hin und wieder mal, ja warum nicht. Aber sobald er zum Leben gehört, ich weiß nicht. Der Schritt von der Gewohnheit zur Sucht ist manchmal kleiner, als man denkt.