Eine Generation vor uns

Ich frage mich immer wieder ob „früher“ das Leben genauso stressig war wie heute.

Ich empfinde es als sehr stressig. Keiner hat mehr Zeit, alle unter Zeitdruck. Schön ist das nicht mehr.

Was meint ihr?

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Ich meine, man macht sich den Stress selbst oder eben auch nicht. Wenn man drei Kinder hat die jeweils zum Sport, Musikunterricht, noch ein Hobby, Playdate und vielleicht auch Mal zum Arzt müssen, dazu noch arbeiten und ein möglichst großes Haus mit Garten und Hund, wundert mich nicht, dass man irgendwann zusammen klappt.

Ich glaube auch, das war früher anders. Da wurden die Kinder nicht mehrmals in der Woche von einem Termin zum anderen kutschiert. Zumindest niemand aus meinem Freundeskreis. Ich glaube insgesamt waren die Ansprüche früher nicht so hoch. Das alte Auto hat gereicht wenn nicht genug Geld für ein neues da war, man brauchte nicht ständig neue Klamotten, die neueste Elektronik, immer von allem mehr. Und heute will man das und dementsprechend muss man mehr arbeiten und hat weniger Zeit für anderes. Ich glaube, es würde uns guttun zu entschleunigen und den bewussten oder unbewussten Konkurrenzkampf zu beenden.

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Genau so - früher wurden Kinder nach dem Mittagessen rausgeschickt zum spielen, es gab üblicherweise max. ein Hobby pro Woche zu dem man gebracht werden musste, zur Schule lief oder fuhr man sehr früh selbst etc.pp.
Wenn ich mir heute angucke, wie viele "Kinder" mit 13 noch zur Schule gefahren werden (die prima mit Öffis zu erreichen ist) und wie viele Hobbys am A... der Welt erledigt werden müssen, wird mir schlecht.

Mein bester Freund hat sein Au Pair für seine 13jährige eigentlich nur noch, damit die vier Mal pro Woche durch die Gegend kutschiert wird! (Golf, Klavier...).

Das ist doch verrückt!

LG, katzz

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Wir wohnen in einem Dorf, der Schulbus der weiterführenden Schule hält mittags nur an der Hauptstraße die am Dorf vorbei führt. Du kannst dir nicht vorstellen, wie viele Eltern dann unterwegs sind um die Jugendlichen vom Bus abzuholen weil sie keine Lust haben nach Hause zu laufen. Der maximale Weg wären vielleicht 15-20 Minuten bis zum anderen Ende des Dorfes aber die läuft kaum noch einer

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Wir hatten heute einen total entspannten Tag. Nach dem Abgeben in der Kita hab ich fast 2 Stunden mit einer Freundin gequatscht, daheim nahm ich mir Zeit, um für heute und morgen vorzukochen, den Nachmittag haben wir mit einer Mischung aus basteln, Gymnastik und Haushalt verbracht. Alles ziemlich entspannt. Morgen Nachmittag machen wir einen Ausflug mit einer anderen Freundin: nix spektakuläres, nur zu einem kleinen Spielplatz. Das ist immer sehr gechillt, weil dort wenig los ist. Die Kids spielen, wir können uns unterhalten.

Also: nein, ich finde nicht, dass "diese Generation" gestresst ist.

Für mich ist es eine Frage der persönlichen Lebensphase. Sobald ich in meinem Beruf wieder voll einsteige habe ich weniger Zeit als derzeit in der Babyphase.

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Stress und Zeit empfindet ja jeder anders.
egal ob früher oder heute ...

Warum empfindest du das Leben allgemein als stressiger?
Welche Faktoren machen dein Leben jetzt stressig - und gab es diese vor 30 Jahren (eine Generation eher) nicht?

Zeit haben alle Menschen gleich viel.
Jeder entscheidet selber, wie er seine Zeit nutzt, welche Entscheidungen er trifft und wo seine Prioritäten liegen.
Ich bezweifle dass sich das Leben in Bezug auf Stressoren innerhalb der letzten 30 Jahre sehr gewandelt hat.

Ich habe allgemein kein stressiges Leben - klar, mal ne stressige Woche oder so - aber ansonsten. Nö.

Es wird heute Menschen geben die gestresst und entspannt sind.
Und es gab früher Menschen die gestresst und entspannt waren.

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Du hättest mit mir als Alleinerziehende und Geschiedene in den 70ern/80ern nicht tauschen mögen. Null Kitas, null Unterstützung, nur von allen Seiten Belehrungen, auch vom Jugendamt, arbeiten, dass man überlebt - Kilometer rennen....Auto auch keines.
Vieles vom hier geschriebenen "Stress" ist hausgemacht und ich schüttel oft genug den Kopf.
LG Moni

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Ohne dich beleidigen zu wollen,
finde ich deine Aussage anmaßend.
Ohne die Gefühle und die genaue Situation des Anderen zu kennen (das kannst du über ein Forum gar nicht kennen) urteilst du darüber, dass Probleme Anderer nichtig sind, die sich mal nicht so haben sollen und es dir viel schlimmer erging.
(ist nicht der genaue Wortlaut, aber du suggerierst es)

Jeder Stress ist hausgemacht.
Man kann oft mehr entscheiden als man will (auch du hast dich sehr wahrscheinlich für Kinder und für das Leben als Alleinerziehende entschieden)

Viel wichtiger ist jedoch:
Man hat kaum einen Einfluss darauf, wie das eigene Nervensystem auf Stressoren reagiert.
Wie wir Stress emotional empfinden, wie resilient wir sind, können wir nur mäßig beeinflussen - die Grundsteine dafür werden in den ersten Lebensjahren gelegt. Manche haben Glück und haben bereits die genetische Vorraussetzung besser mit Stress fertig zu werden als Andere. Manche haben Glück und lernen in einem liebevollen, fürsorglichen Umfeld sich vom Stress nicht unterkriegen zu lassen.

Menschen die weder das Eine noch das Andere haben können gar nicht anders als deutlich hefitger auf stressauslösende Reize zu reagieren. Das ist nicht ihre Schuld und das können sie nicht (bewusst) beeinflussen.
Denn selbst wenn sie auf rationaler Ebene entscheiden könnten "halb so wild, bekomme ich schon hin" schüttet der Körper trotzdem unkontrolliert Hormone aus und Neuronen feuern was das Zeug hält - egal ob sie das wollen oder nicht.

Die Gefühle von Überforderung, Angst, Verzweiflung, Müdigkeit, Mattheit (alles was zum Stress dazu gehört) sind ECHT.
Ganz egal was Außenstehende davon halten.

Anbei:
Natürlich kann man als Erwachsener immer noch lernen "Gelassener" zu sein, Ängste zu beherrschen,Resilienz erlernen.
Aber das ist ein langer, harter Weg - und ganz sicher nicht erreichbar durch die Aussage "hab dich mal nicht so - mit ging es viel schlimmer als dir."

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>>Jeder Stress ist hausgemacht.
Man kann oft mehr entscheiden als man will (auch du hast dich sehr wahrscheinlich für Kinder und für das Leben als Alleinerziehende entschieden)<<

Jetzt habe ich tatsächlich mal schallend aufgelacht. Schon einmal darüber nachgedacht, dass es nicht immer eine freiwillige Entscheidung ist alleinerziehend zu sein oder man gar keine Alternative hat, wenn man seinen Kindern keinen saufenden, schlagenden Mann aussetzen möchte?!

Das war ein ganz hervorragender Vortrag. Hat was von "hat mir mein Dozent an der Uni gesagt, der in seinen eigenem Kosmos lebt und am realen Leben gar nicht teilnimmt..."

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Hallo blume, ich weiß nicht, wo du "früher" ansiedelst, aber wie schon geschrieben ist Stress auch aus meiner Sicht eine Frage der Prioritäten. Wir leben hier trotz allen Krisen immer noch relativ sicher, relativ luxuriös und wir vergessen gerne, das ein wenig Dankbarkeit den Stress killt.
Du hast die gleichen 24 Stunden am Tag wie alle Generationen vor dir. Immerhin brauchst du kein Waschbrett mehr, mußt keineSorge haben dass es morgen kein Brot gibt oder bis tief in die Nacht Socken stopfen.
Wenn du keine Zeit hast - nimm dir welche! Für Freundschaften und Beegnungen, zum Ausprobieren und Lernen aller möglichen Sachen, für dich und alles, was dir gut tut. Veränderung beginnt im eigenen Herz. Alles Liebe dir!

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Zum einen finde ich mein Leben nicht wahnsinnig stressig, allerdings beobachte ich schon, dass manche Kinder jeden Tag 1-2 Hobbies haben inkl. Wochenende. Das waere mir viel zu stressig.
Zum anderen haben frueher oft mehrere Generationen zusammen gelebt, da entzerren sich Arbeiten wie Haushalt und Kinderbetreuung.

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Ich denke, jede Generation hatte so ihr Päcklein zu tragen und jede Generation hat Menschen, die mit Stress umgehen können und die es nicht können.
Ich gehöre auch eher zur gestressten Fraktion und habe mir leider einen Job ausgesucht, in dem ich so gut wie immer erreichbar sein muss. Nie wirklich Feierabend zu haben, empfinde ich als stressig oder auch Dinge zwischen Tür und Angel klären zu müssen. Da wir beide Vollzeit arbeiten, gehe ich schon oft auf dem Zahnfleisch und mal zwei Stunden quatschen ist eher selten drin. Ich hab es mal mit Teilzeit versucht, aber da wurde ich doch immer über meine Stunden hinaus eingespannt und auf einmal mussten wir beim Urlaub usw. doch stark aufs Geld gucken - und das, obwohl wir nicht schlecht verdienen. In der Generation vor uns blieb die Mutter in der Regel Zuhause und musste nicht an mehreren Baustellen gleichzeitig sein.
Dennoch glaube ich auch, dass wir uns manche Probleme selber machen. Der andauernde Medienkonsum und die damit verbundene Ablenkung tragen sicherlich dazu bei, den Stressfaktor zu erhöhen und die Ideale, wie man zu sein hat, werden auch immer anspruchsvoller.

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Ich habe einen stressigen Job. Auch wenn ich ihn manchmal verfluchte mag ich ihn eigentlich. Aber nach Dienstschluss lass ich die "Hüllen" fallen und mach es mir gemächlich.
Die Generation vor mir, also meine Eltern waren ständig in Bewegung. Feierabend war wortwörtlich auf den Abend bezogen.
Die hatten mehr Hetze als ich. Natürlich war das hausgemacht.
Meine Oma musste kilometerweit laufen um Wasser zu holen. Feldarbeit, Hofarbeit, Hausarbeit und eine Kinderschar... Nee, da möchte ich nicht tauschen.
Ich mach mir meine Welt wie sie mir gefällt.

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Eine Familie mit mehreren Kindern zu versorgen ist immer mit gewissen Anstrengungen verbunden (gewesen). Da hatte jede Generation ihre ganz eigenen Schwierigkeiten.

Heute haben wir doch objektiv betrachtet ALLES und dennoch fühlen wir uns nicht entlastet.

Die heutige Generation ist vielleicht etwas Medienüberlastet. Wir bombardierten unser Hirn neben dem normalen Alltagswahnsinn ständig mit massenhaft anderen Infos. Ich glaube, dass gerade das ermüdend und stressend sein kann, vielleicht sogar mehr als wir glauben.

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DAS ist Mal eine richtig gute Antwort!
Merke ich bei mir selbst. Anstatt einfach Mal mein Baby im Arm halten, ankommen und nichts tun außer genießen hänge ich im Internet. Zuviel Konsum, das stresst und macht unglücklich.
Ich lerne gerade, dort rauszukommen. Mehr Wald, mehr Natur, mehr malen. Ohne Internet, ohne Medien.

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Deshalb Nähe ich jetzt wieder mehr. Man ist ganz für sich, kein Handy, keine Beschallung. Einfach nur entspannen

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