Kann nicht mit meiner Vergangenheit abschließen

Liebe Forumgemeinde
nach jahrelangem Mitlesen ergreife ich die Chance mich selber einzubringen. (Hintergrundinfo: Mitte 40, verheiratet, 2 Kinder). Achtng: mögliche Midlife-Crisis incoming :-p
Sicher kennt ihr das auch:
Ihr wachst in eurer Heimat auf, macht Abi und zieht in eine andere Stadt - und kommt nie (außer für Familienbesuch) wieder zurück. Meldet euch aber auch dann bei niemanden...
Kontakte zu "damals" sind nicht mehr vorhanden - geghostet, auseinandergelebt, das Übliche halt. :-( Man entfremdet sich, refkletiert, wie man damals gewesen ist (mit heutigem Wissen und Erfahrung) und findet sich ziemlich schei*e wie man sich verhalten hat/wie man war. Dann will man niemanden kontaktieren da man denkt, dass die inen eh nicht so pralle fanden.
Jetzt seid ihr wieder in der "alten Heimat" und seht jemand, den ihr 20 Jahre nicht mehr gesehen habt. Einen alten Crush, z.B. Und dann geht das "alles wieder von vorne los", wie das alte Lied ging.
Mein Verhalten ist dann so: Da ich ein schlechtes Gewissen habe dass ich selber alle "von früher" geghostet habe und mich auch nie gemeldert oder gar gekümmert habe, fällt es mir schwer mit der Vergangenheit klarzukommen. Tausend ;-) entgangene Chance, tausend verpasste Möglichkeiten... Ich erlebe alles "komprimiert" alle Fehler und Dummheiten die ich damals begangen/erlebt habe.
Kurz: Ich komme nicht damit klar, dass ich mich selber weiterentwickelt habe, meine alten Freund/e/innen ignoriert habe und irgendwie trotzdem noch dazugehören möchte. So, als wäre ich immer doch da gewesen.
Ich erwarte natürlich nicht dass sich alle begeistert auf mich stürzen aber das schlechte Gewissen nagt einfach zu sehr - warum hab ich mich nicht gemeldet, warum habe ich das Abi-Treffen geschwänzt und: warum hat sich von den anderen nie jemand bei mir gemeldet. Das passt natürlich nicht zur Selbstwahrnehmung dass man früher "cool" und "beliebt" war.
Was sind eure Erfahrungen? Wer hat Ähnliches erlebt?
Meint ihr, dass ich einfach akzeptieren sollte dass ich doch nicht der "Mittelpunkt der Welt" war, dass es an mir selber lag/liegt, den Kontakt zu anderen zu halten #gruebel.
Meint ihr, dass ich das einfach zu wichtig nehme? Schließlich habe ich mich selber ins "Exil" befördert und mich auch nicht wirklich um die Ehemaligen gekümmert
Schwierig das einzuschätzen und darauf zu agieren - Ich vermute, das ich einfach übertreibe und die Welt nicht akzeptiere, wie sieh ist ;-)

Danke für eure Zeit das alles zu lesen und freue mich auf Kommentare !#liebdrueck

1

Guten Morgen.

Selbsterkenntnis ist bekanntlich der erste Schritt zur Besserung. 😉😁

Nee, Spaß. Ich kann dich bisschen verstehen. Jedoch finde ich persönlich, dass man nicht mit allen Ehemaligen befreundet sein kann geschweige denn muss. In meinem Jahrgang waren wir 130 Abiturienten. Trotz der Tatsache, dass man mit fast allen mal irgendwann irgendeinen Kurs in der 11. und 12.Klasse gemeinsam belegt hatte, habe ich schon damals nur eine handvoll gute Freundinnen gehabt. Mit dem Rest netter Smalltalk oder einfach nur "Hallo". Da ich persönlich finde, dass Freundschaften gepflegt werden müssen, hätte ich gar nicht die Zeit, um jedem gerecht zu werden - mein Tag hat leider auch nur 24 Stunden und Arbeit, Haushalt, Familie beanspruchen auch Zeit. 😅
Zu ein paar wenigen hab ich noch Kontakt. Zu meiner besten Freundin (damals in der 5. Klasse fing die Freundschaft an und ist mittlerweile - OMG sind wir alt - 28 Jahre "alt") habe ich Kontakt gehalten, als sie erst wegen der Ausbildung wegzog und später ich auch. Mittlerweile sind wir beide wieder in die Heimat gezogen und sehen uns öfters.

Wenn du jemanden von früher siehst, dann mach dir nicht so viele Gedanken. Vielleicht kurz quatschen und dann gut.

Und - Vorsicht, eventuell harte Worte: Du musst doch nicht bei allen "cool" und "beliebt" gewesen sein - bei den richtigen ist es wichtig. Und das merkt man eben erst im Nachhinein.

So, jetzt mach den Platz "Nabel der Welt" mal wieder frei, dort sitzen nämlich meine Kinder. #rofl

Ich wünsche dir einen wunderschönen Tag und denke, dass du dich nicht ändern oder verbiegen musst. Du bist richtig, genauso wie du bist. Nimm die Vergangenheit als Erinnerung an und freu dich, dass du bist wie du bist!
Alles Gute! #winke

2

Hello

Wir sind wahrscheinlich in demselben Alter. Ich war zwar nie die Coole und Beliebte, zog aber auch für lange Zeit weg. Zurück in der Heimat, und nichts war mehr so wie früher. Ich hatte niemanden geghostet. Ich war einfach zu lange, zu weit weg. Manchmal überkommt mich die Sehnsucht nach der Vergangenheit, dann aber denke ich wieder, dass die einen oder anderen sich auch die Mühe hätten geben können, in Kontakt zu bleiben. Generell ist meine Erfahrung, dass man schnell abgeschrieben ist. Wichtig ist wohl, das eigene Leben spannend zu halten, indem man immer wieder neue Leute kennenlernt, neue Dinge erfährt. Klar wäre es schön, wenn ich mal von jemandem gesucht und gefunden würde. Die anderen nehmen sich vielleicht auch etwas zu wichtig, wer weiss 🫣.

Lg

3

Ich glaub, dass es weder an dir noch an all den Anderen lag, dass die Kontakte abgebrochen sind - das ist halt ein Stück weit "das Leben".
Wie heißt es so schön "aus den Augen, aus dem Sinn".
Wer sagt dir, dass es den Anderen nicht ähnlich ergeht?
Ich würde sagen, wenn du jemanden triffst, kannst du auch nach 20 Jahren versuchen ein Gespräch zu führen - du wirst es dann schon merken, ob dein Gegenüber einfach nur gelangweilt ist oder ob sich evtl. etwas daraus ergibt.

Ich hab auch fast alle Kontakte hinter mir gelassen, bis 50 km weg gezogen, damals vor gut 30 Jahren. Da gab es auch kein Social Media, worüber man evtl. in Kontakt bleiben konnte. Leider hab ich auch meine Kollegen völlig "abgekoppelt" - das bereue ich noch heute, denn wir waren zu 75 % ein super Team. Bei mir lief es so, daß ich anfangs immer dachte, ja jetzt mach ich mal, melde mich mal, fahr mal vorbei... und so verging Monat für Monat - irgendwann wäre es mir dann nur noch peinlich gewesen, nach viel zu langer Pause.

Zwei Freundinnen hab ich noch aus damaliger Zeit - wir hören meist monatelang nichts voneinander - das ist aber ok.

LG

4

Ich denke auch ganz einfach: aus den Augen, aus dem Sinn. Das ist halt so wenn man wegzieht.
Was ich machen würde? Sollte ich in meiner Heimat zu Besuch sein (wohne 300 km weg) und ich würde jemanden aus meiner Schulzeit treffen, würde ich ihn tatsächlich einfach anquatschen, wenn mir danach ist. Wie meine Vorrednerin schon schrieb, sollte dein Gegenüber gelangweilt sein, kann man sich nen schönen Weg wünschen und gut ist. Vielleicht aber freut sich dein Gegenüber dich zu sehen und ihr kommt wieder in Kontakt. Beides ist vollkommen okay :-)

5

Ich kenne es etwas anderes. Ich bin zum Studium weggezogen. Ich habe nie irgendwen geghostet und war auch an Klassentreffen. Aber die Tatsache ist halt, dass die Leute, die im Ort oder der näheren Umgebung geblieben sind, auch ihr Leben haben. Erstens haben sie auch neue Freunde, so wie ich, und zweitens sind die, die auch nach der Schule regelmässig etwas gemeinsam unternommen haben oder die einander heutzutage auf dem Spielplatz mit ihren Familien wieder sehen, anders miteinander befreundet als ich, der sie alle fünf bis zehn Jahre mal sieht. Für die bin ich einfach nicht wichtig, und das ist auch ganz natürlich.