Hi Leute,
bei uns ist am Donnerstag spontan ein Obdachloser im Garten aufgetaucht. Er ist jung (20 Jahre). Wir haben ihn erstmal bei uns im Gartenhäuschen unterkommen lassen. Aber das ist ja kein Dauerzustand. Das häuschen ist nicht beheizt.
Wo können wir uns wenden um Hilfe für ihn zu bekommen?
Wir haben ihm gesagt, dass er erstmal bis Montag bleiben darf und sich dann was neues suchen muss. Wir füttern ihn durch und er bekommt zu trinken. Aber wir wollen das jetzt auch nicht auf unbestimmte Zeit machen [a) es ist teuer und b) wir würden schon gerne unseren Garten komplett für uns haben ohne die Gedanken daran zu verwenden, dass da noch wer ist]. Uns wäre es halt wirklich lieb, wenn er Montag auszieht. Aber eigentlich wollen wir ihn auch nicht dann nach draußen schmeißen wo er bei Wind und Wetter (und minusgraden) auf der Straße übernachten muss.
Ich hatte ihm angeboten, seine Verwandtschaft abzutelefonieren, aber er will nicht, meint er macht das selber. Ich könnte beim Ordnungsamt anrufen, mir wurde gesagt, sie wären zuständig ihm eine bleibe zu finden, aber stimmt das? Und wenn er ablehnt?
Er bekommt noch kein Hartz IV, Antrag ist angeblich fertig ausgefüllt und muss nur noch gestellt werden. Ich kann das aber nicht für ihn übernehmen, ich hab ihm angeboten unsere Adresse als proxy anzugeben, bis er eine feste Unterkunft hat. Aber wie gesagt, den Antrag muss er schon selber stellen.
Was gibts aber noch? Ich finde keine Obdachlosenunterkunft in der Nähe. Er ist bis er 18 war in einem Jugendwohnheim gewesen, also ist die Beziehung zu seiner Familie schon damals sehr mau gewesen. Was kann ich noch tun um ihn am Montag mit gutem Gewissen 'rauszuschmeißen'?
Wie Obdachlosem helfen?
Hey!
Ich habe damals immer bei der Polizei angerufen, wenn ich einen Obdachlosen bei Minustemperaturen auf der Straße gefunden habe. Die kannten die Unterkünfte vor Ort immer, sagten aber auch, dass diese Menschen oft nicht in die Unterkünfte wollen, weil dort Haustiere und Alkoholkonsum verboten seien.
Ruf notfalls bei der Polizei an oder bring ihm zum Jobcenter, um den Antrag abzugeben. Vielleicht haben die noch eine Idee.
Liebe Grüße
Schoko
Hi,
danke für deine Antwort. Ich bin halt unter der Woche auch am Arbeiten und kann ihn nicht einfach hin und herfahren. Telefonieren geht halt auch aus dem Ho einfach so, aber rumfahren ist halt ne andere Sache.
Ich werde mal morgen beim Ordnugnsamt anrufen und nachfragen
Also hier bei mir (weiß grad nciht ob das überall so ist) ist die Gemeinde VERPFLICHTET Obdach zu bieten. Punkt aus. Das heißt er hat Anrecht auf eine Unterkunft. Zudem gibts Notschalfstellen für junge Erwachsene.
Das mit dem Antrag...hmm...ohne Meldeadresse kann er doch gar keine Antrag stellen?
Wie kommt er darauf bei euch im Garten zu stehen?
Das kommt darauf an. Manche Städte stempeln ofW bzw erlauben einen Vermerk im Perso, dass die Person eben ofW (ohne festen Wohnsitz). Damit kann man Anträge stellen, bekommt täglich oder wöchentlich einen Scheck den man sich persönlich abholen muss. Kosten der Unterkunft kann man dann natürlich nicht abrechnen.
Danke, ich werde morgen bei der Gemeinde anrufen.
Ich hab keine Ahnung wieso unserer Garten, ich hab ihn nicht gefragt. Wir leben sehr ländlich und es gibt hier eine natürliche Kalksteinhöhle in unserem Garten. Ich hoffe nicht, dass unserer garten als Obdachlosenschutzhöhle bekannt ist.
Ich habe ja kein Problem damit mal zu helfen, aber ich will halt nicht, dass es zu einer Dauerlösung für ihn wird. Er schien sehr passiv in den letzten Tagen. War sehr still und bewegte sich praktisch nicht, das tut mir halt auch leid, er ist so jung und müsste voller energie sein.
Zumindes kann er essen wie ein scheunendrescher! Heute hat er sicher 2 Portionen mehr gegessen als mein mann oder ich. Und er schien noch immer hungrig zu sein.
Hallo,
Eure Adresse anzugeben beim Amt ist keine gute Idee, je nachdem was ihr an Einkommen habt wird das angerechnet wenn er bei euch wohnt. Besser wäre es ihm eine Wohnung zu suchen und dann parallel dazu den Antrag für Hartz IV zu stellen. Hat er eine Wohnung bekommt er die bezahlt. Vielleicht kennt ihr jemanden der jemanden kennt der gerade ne kleine Wohnung frei hat.
Viel Erfolg
Sunny
So viel ich weiß, kann er die angeben als Postadresse ohne, dass er da wohnt. Mein Bruder hatte das so gemacht als er noch keine feste Wohnung hatte und meine Schwester bekam dann seine Post.
Geh mit ihm morgen zum zuständigen Einwohnermeldeamt bzw. Landratsamt.
Er soll sich einen Wohnberechtigungsschein ausstellen lassen, um eine Sozialwohnung zu bekommen.
Hat er eine Ausbildung absolviert? Wahrscheinlich nicht, oder?
Besteht die Chance auf einen Job?
Soviel ich weiß, hat er keine Ausbildung. Er hatte einen Job, aber mochte nicht darüber reden, wieso er den verloren hat. Er scheint generell recht verschlossen zu sein, wer weiß, was er erlebt hat.
das Einwohnermeldeamt ist hier 20min Autofahrt entfernt und ich muss morgen arbeiten, kann ihn also nicht einfach hinfahren und es ist ein Kaff, es fahren glaube nur alle 2h ein Bus
Dein Engagement in allen Ehren. Aber ER muss das alles machen. Und wenn ER nciht bereit ist was zu tun (und er hat Zeit mit dem bus zu fahren) dann wird eh nichts rauskommen. Ich würde mich nch erkundigen wo er sich hiinwenden muss um eine Obdachlosenunterkunft zu erhalten. Das würde ich ihm sagen, ihm den Weg erklären und meinetwegen das Busticket zahlen. Aber dann muss er es tun...tut er es nciht, dann ist es seine Entscheidung. Meinen Garten gebe es dann aber definitiv nicht mehr.
Hallo,
Sozialamt anrufen, nach "Hilfe zur Überwindung besonderer sozialer Schwierigkeiten" §67 SGB XII fragen (Einrichtungen und Träger, die das anbieten.
(Drohende) Obdachlosigkeit gehört da mit rein.
Und: nicht alles glauben was erzählt wird. Man kann den Menschen nur bis vor die Stirn gucken (Stichwort "Waldjunge Ray"). Hilfe anbieten ist gut und richtig. Schlafplatz anbieten ist schon mehr, als die meisten Menschen gemacht hätten.
Aber die Initiative muss von dem Hilfesuchenden kommen. Wenn er überfordert ist, soll er sich eine gesetzliche Betreuung bemühen, das ist das nächste Amtsgericht zuständig.
Viel Glück an euren Gast und 👍 für eure Mühe
Hallo du,
eure Hilfsbereitschaft ehrt euch sehr! Achtet bitte trotzdem auf euch. Von dem jungen Mann erfahrt ihr, wenn überhaupt, seine Version der Geschichte. Du bist voller Empathie, du willst helfen, du fütterst ihr erst mal durch und stellst einen Schlafplatz - das wird gerne angenommen, aber Hilfe zur Selbsthilfe nicht so gerne, oder? Ich wäre an deiner Stelle vermutlich so neugierig, dass ich nebenbei fragen würde, in welchem Jugendwohnheim er war und mich dort erkundigen würde.
Ansonsten würde ich bei Hilfsorganisationen (Malteser, DRK...) nachfragen, was es für Möglichkeiten gibst und was du am Besten machen kannst. Auf keinen Fall als Meldeadresse dienen! Ich wünsch dir viel Kraft! Auch dafür, das schlechte Gewissen auszuhalten. Selbiges ist aus meiner Sicht nicht immer ein guter Ratgeber, sondern oft ein agressiver Vernichter all dessen, was du dir selbst wert bist. Das gilt sicher nicht für jeden, manchem Menschen würde ich schon eine dicke Portion Gewissen gönnen, aber du gehörst sicher nicht dazu. Pass gut auf dich auf!
Das ist wahr, ich fühle mich, als hätte ich eine streunende Katze aufgenommen.
Ich möchte halt auch, dass er versucht sich selber zu helfen. Er durfte ja jetzt von Do-Abend bis nun Montag hier bleiben, ich hatte bisher nicht das Gefühl, dass er sich besonders bemüht hat um eine andere Unterkunft. Ich hab ihm vieles vorgeschlagen. Deswegen haben wir auch Montag als Grenze genommen, damit wir zumindest ihn guten Gewissens wegschicken können. Montag ist ein Arbeitstag und er sollte alle Einrichtungen erreichen können. Und Montag bedeutet zumindest 3 volle Tage und 4 Nächte in den er sich weder Gedanken um Unterkunft noch Verpflegung machen musste. Er hatte also mMn ein paar Tage in den er Kraft tanken konnte für die Zukunft in der er sich hoffentlich selbst hilft.
Schließt auf jeden Fall die Hütte ab.
Du kannst nur etwas tun, wenn er möchte. Wenn er nichts anderes möchte, dann verabschiedet euch und sagt ihn, dass er nun weiterziehen muss.
Ja, die Gemeinde muss ihm zumindest eine Obdachlosenunterkunft bieten. Das wird er aber sicher wissen…. Ihr seid nicht verantwortlich dafür, dass er ohne Obdach ist. Mehr als ihm Hilfestellen zu benennen und ihn ggfls dorthin zu bringen, könnt ihr nicht tun.
Dein Engagement in alle Ehren, aber sei extrem vorsichtig und nicht so gutgläubig.
Du schreibst, ihr wohnt ländlich und eher abgeschieden... Das passt nicht zu den gewöhnlichen Aufenthaltsorten von Obdachlosen, die doch im Normalfall eher in urbanen Gebieten anzutreffen sind, da besser Chancen auf einen warmen Schlafplatz, bessere Chancen zu Betteln, Sicherheit in der Gruppe, Hilfsangebote etc.
Warum taucht jemand völlig Fremdes plötzlich in einem abgeschiedenen Garten auf? Hast du dir die Frage nicht gestellt?
Mein erster Gedanke war: der versteckt sich aus irgendeinem Grund vor irgendetwas...