Hier bei urbia sind ja immer alle verzweifelt, weil man im 2. ÜZ nicht schwanger ist, weil das 6 Monate alte Baby keinen Brei essen möchte, weil man den Partner beim Porno schauen erwischt hat, ...
Laut Duden ist Verzweiflung "ein Zustand völliger Hoffnungslosigkeit"
Die Oeconomische Encyclopädie definierte Verzweiflung 1854 als:
„ein Zustand des menschlichen Gemüthes, welcher in einer gänzlichen Hoffnungslosigkeit besteht. Die Verzweiflung ist gepaart mit Angst und Schmerz, und zwar beides in höchster Steigerung. Sie bringt das Gemüth in solche Verwirrung, daß der Verzweifelnde entweder völlig rathlos sich den wildesten Ausbrüchen des Schmerzes überläßt, oder auf eine bloße Möglichkeit der augenblicklichen Rettung hin, auch wenn die Möglichkeit des Gelingens in weiter Ferne liegt und sogar Gefahr vorhanden ist, in einen noch unglücklicheren Zustand zu gerathen, ohne Überlegung jedes Mittel ergreift, sobald die Vermuthung nur auftaucht, es werde eine rasche Entscheidung herbeiführen. Die Verzweiflung führt sogar oft bis zum Selbstmord, bis zur Selbstvernichtung; denn sie raubt die Klarheit der Sinne, das Bewußtsein von Recht und Unrecht, und bringt den Menschen bis an den Rand völliger Geistesverwirrung oder wirklichen Wahnsinns.“
Seid ihr wirklich alle so verzweifelt?
Verzweiflung
Hallo!
Mir ist das auch schon aufgefallen, dass hier gerne mal ziemlich dramatisiert wird.
Wie oft musste ich schon lesen, dass einer Mutter "das Herz blutet", weil der 4jährige nicht zum Geburtstag eingeladen wurde, dem 2jährigen die Schippe weggenommen wurde...
Mein Herz hat noch nie geblutet, und das ist auch gut so - sonst wäre ich vermutlich tot oder hätte zumindest schon einmal in akuter Lebensgefahr geschwebt.
Genauso verhält es sich mit der "Verzweifelung" - nein, solche Verzweifelung kenne ich tatsächlich auch nicht. Mein Sohnemann wollte auch keinen Brei, selbst mit 9 Monaten hat er sich noch geweigert, diesen zu essen. Das hat mich aber weiß Gott nicht verzweifeln lassen. Er war gut genährt und irgendwann hab ich festgestellt, dass er lieber feste Dinge mochte.
Ich denke, so ganz genau muss man es mit der Definition von Verzweifelung aber dann doch nicht nehmen bzw,. diese Hoffnungslosigkeit kann ja z.B. auch dadurch entstehen, dass man dem 2. Klässler 100x erklärt hat, wie er eine Mathe-Aufgabe lösen soll, und er versteht es nicht. Dann kann man durchaus auch bei Mutter und Kind von Verzweifelung sprechen, auch wenn sie nicht alle Kriterien Deiner Definition entspricht.
Aber ich weiß schon was Du meinst. Die Ausdrucksweisen hier sind manchmal einfach sehr extrem, da fragt man sich, wie sich diese Menschen ausdrücken, wenn etwas wirklich schlimmes passiert.
LG
Die Bild macht's vor. Je "reißerischer" die Überschrift, desto eher liest man.
Wenn im Titel steht "Ehe vor dem Aus? Völlig verzweifelt!" klickt man doch eher als bei: "Streitthema: Wie sortiert man die Wäsche".
Es gibt übrigens auch einzelne Punkte in meinem Leben oder meiner Beziehung, die mich verzweifeln lassen - aber nur auf diesen Punkt bezogen und nicht auf unsere gesamte Ehe oder mein gesamtes Leben.
Ich habe schon sehr viele sehr verzweifelte Momente hinter mir. Da fehlt mir auch manchmal das Verständnis für (vermeintliche) Banalitäten, die hier manche Leute verzweifeln lassen.
Ich versuche es abzuhaken als das, was er vermutlich ist: einfach eine ungenaue Wortbenutzung, um klarzustellen, wie frustriert man gerade ist.
Mich jedes Mal darüber aufzuregen, würde mich wahrscheinlich wirklich verzweifeln lassen.
Hallo Luthien,
ich verstehe deinen Punkt und sehe es ähnlich, halte es auch nicht für Wortklauberei. Hast du auch einen linguistischen Hintergrund, beruflich gesehen? Ich muss zugeben, dass ich beruflich bedingt bei Sprache und deren Gebrauch manchmal Monk-mäßig empfindlich bin. Wenn jemand zum Beispiel sagt "Ich hab mir das neue iPhone geholt", dann fängt mein Auge schon nervös an zu zucken - "holen" mit "kaufen" gleichzusetzen geht für mich gar nicht. Ich leide dann aber still für mich 😁
In vielen Beiträgen werden sich die Augen ausgeweint, man weiß überhaupt nicht mehr weiter, ist wütend, traurig, überfordert und und und. Das alles läuft dann unter dem Oberbegriff "Verzweiflung".
"Verzweiflung" verstehe ich oft auch so: man arbeitet sich vergebens an irgendeinem Thema ab und kommt nicht weiter. "Ich kann nicht mehr" ist so ein Satz, der einem auch immer wieder unterkommt.
Ich versuche, das alles als das zu verstehen, was er für die Beitragserstellerinnen vermutlich oft ist: eine Momentaufnahme, in der sie selber einfach nicht mehr weiterwissen und sich tatsächlich erschöpft, hoffnungslos und hilflos fühlen, weil emotional, durch irgendwelche eigenen Glaubenssätze, externe Faktoren oder warum auch immer zu sehr verstrickt.
Ich bewege mich ja vorwiegend in den Foren Partnerschaft, Liebesleben und Gesundheit. Oft, glaube ich, brauchen die Menschen, die dort schreiben, einfach einen mehr oder weniger sanften Schubs, jemanden, der ihnen aus ihrer vermeintlichen Zwickmühle einen Fingerzeig Richtung Ausgang gibt (den sie dann hoffentlich auch annehmen können). Ich nehme an, das ist in den Kinderwunsch- oder Babyforen ähnlich, da wirst du besser Bescheid wissen. Den Begriff "Verzweiflung" übersetze ich dann für mich jeweils so, wie ich ihn in dem speziellen Fall interpretiere. Und versuche, meinen inneren Monk zu besänftigen, wenn mir das Wort "Verzweiflung" zu hoch gegriffen vorkommt. 😊
Liebe Grüße,
DieKati
Ja, es gibt einen linguistischen Hintergrund 😅
Bin eigentlich auch eher tolerant, was Sprachwandel angeht 😉
Ist mir auch schon aufgefallen.
Was mich auch total nervt, sind nicht nur hier "Gleichgesinnte". Es werden bei allen möglichen Krankheiten und Problemen Gleichgesinnte gesucht!
Niemand ist "gleichgesinnt", weil er das gleiche gesundheitliche oder familiäre Problem hat.
Gleichgesinnt könnte man hier zum Beispiel sein, weil man ähnliche Werte in einer Partnerschaft hat, oder den gleichen Erziehungsstil anstrebt.
Gemeint sind ähnliche Erfahrungen oder meinetwegen, auch etwas dramatisch, Leidensgenossen.
Stimmt, darüber bin ich auch schon gestolpert.
Ist mir auch schon aufgefallen.
Was mich auch total nervt, sind nicht nur hier "Gleichgesinnte". Es werden bei allen möglichen Krankheiten und Problemen Gleichgesinnte gesucht!
Niemand ist "gleichgesinnt", weil er das gleiche gesundheitliche oder familiäre Problem hat.
Gleichgesinnt könnte man hier zum Beispiel sein, weil man ähnliche Werte in einer Partnerschaft hat, oder den gleichen Erziehungsstil anstrebt.
Gemeint sind ähnliche Erfahrungen oder meinetwegen, auch etwas dramatisch, Leidensgenossen.