Hallo zusammen,
mich beschäftigt seit einigen Jahren das falsche Verwenden von Apostrophen.
Es ist gefühlt überall und am Anfang wurde ich ganz wahnsinnig als es gefühlt immer mehr wurde.. Noch ging es wie bei "Maier's Bäckerei". Nun gut, das ist ein Name, damit konnte ich leben.
Aber regelmäßig hier im Forum liest man Dinge wie "Mami's". Apostroph bei Plural? Wie kommt man dazu? Liegt es an irgendwelchen Rechtschreibprogrammen oder setzten die Menschen Apostrophe nach eigenem Geschmack? Wandelt sich die Sprache?
Auf dem Markt gab es einen Stand mit dem Schild: " Für s'Baby. Das war für mich sehr schwer vorbeizugehen ohne die Menschen dort anzusprechen.
Lustigerweise behauptete auch meine Schwiegermutter einst, als sie geschrieben hatte "Papa's Schätzchen", das hätte man früher zu ihrer Schulzeit immer so geschrieben mit Apostroph. Habe es mal so stehen lassen und ihre Aussage nirgends bestätigen lassen können. Ich hacke trotzdem nicht darauf rum.
Was meint ihr, gibt es in 50 Jahren überall Apostrophe?
Viele Grüße.
PS: Mir passieren auf jeden Fall auch Tippfehler oder lustige Rechtschreibkorrekturen, wo auch mal plötzlich ein ganz anderes Wort steht. 😅
Apostroph- Sprachwandel?
>>>Aber regelmäßig hier im Forum liest man Dinge wie "Mami's". Apostroph bei Plural?<<<
Nicht umsonst heißt es "Deppen-Apostroph" #
Mich nervt momentan eine Verbforn, die man immer häufiger liest, obwohl es diese Form im Deutschen gar nicht gibt:
Ich habe .... geliked. Ich habe ... gedated.
lustigerweise habe ich mit der Verbform gar kein Problem. Ist eben ein Versuch, ein englisches Wort irgendwie "denglisch" zu beugen. 😅
Solange Worte wie "Handy" hier akzeptiert werden, bin ich auch mit geliked fein.
Beim Apostrophen rollen sich mir aber auch die Nägel hoch... Oft wird dann ja noch nicht mal ein Apostroph verwendet, sondern ein Accent (oder wie auch immer das hier genau heißt: `). Dann steht da: "An alle Mami`s".
Du magst wahrscheinlich auch Leerzeichen vor einem Komma gerne , oder? 😅
Ich glaube nicht, dass es so viel schlimmer geworden ist und wird, aber ich erinnere mich sehr gut, dass es die Diskussion schon vor 15-20 Jahren gab, als ich mich an der Uni auch gerne Mal in eine Germanistik-Vorlesung (Germanistikvorlesung hätte man damals geschrieben, aber das machen die Smartphones nicht so gerne mit) gesetzt habe.
Es gibt eben Leute, die darauf achten und solche, die es nicht tun. Für viele, vielleicht nicht unbedingt deutsche Muttersprachler, ist es gefühlt vermutlich richtig.
Änliches Thema, Zusammensetzungen mit Bindestrich oder gar nur Leerzeichen.
Wäre doch langweilig, wenn es nicht die lustigen Schilder in den Läden geben würde. Hat schon mal jemand einen Imbissflyer ohne lustige Fehler gesehen? Das gehört dazu.
Zusätzlich zum "Deppen-Apostroph" nervt es mich enorm, wenn kein Akkusativ oder Dativ verwendet wird. Beispiele: An der Straße nehme ich mein Sohn an die Hand. Ich brauche ein Tipp. Ich helfe mein Sohn beim Anziehen. Usw. Ich finde das furchtbar.
Auch Folgendes nervt mich: "das" und "dass" falsch anwenden oder auch "seiT" hat mit ZeiT zu tun) und "seiD" (kommt von sinD). Über Standart statt Standard kann ich mich schon nicht mehr aufregen.
Mein Vater spricht Deutsch nicht als Muttersprache. Er macht das mit dem Apostroph auch oft. Und mit Dativ und Akkusativ hat er auch so seine Probleme. Er hätte wahrscheinlich gesagt:
"Ich nehme meinem Sohn an der Hand" oder etwas in der Art. Dieses und anderes in der Art höre ich so oft und nehme es gar nicht mehr wahr.
Folgendes nervt mich aber wirklich:
Bei der Arbeit kriege ich oft Protokolle vorgelegt, die von einer Software generiert werden. Also derjenige, der das Protokoll schreibt, klickt sich einfach durch das Programm und wenn er am Ende auf "Fertigstellen" klickt, steht da das fertige Protokoll. Und da steht dann:
"Am ... (Datum) um ... (Uhrzeit) fand ich mich ... (Ort) ein und dort traf ich an: Niemand."
Nach 14 Jahren, die ich diese Protokolle nun schon lese, kriege ich immer noch Zustände. Das sind offizielle Protokolle von einer deutschen Behörde.
An falsch gesetzte Apostrophe habe ich mich gewöhnt. Diese Regel konnte ich jedenfalls mal. Kommasetzung habe ich nie gelernt. Ich war in der 5./6. Klasse eine Woche lang krank und schleppe dieses Defizit nun auf ewig mit mir herum. Es nervt mich selbst, aber ich verstehe es nicht.
Insgesamt fallen mir aber mehr Verstöße gegen die Sprachrichtigkeit auf, die sich immer weiter verbreiten. Allen voran betrifft dies unvollständige Sätze. Irgendwann habe ich mal gelernt, dass ein Satz mindestens ein Subjekt und ein Prädikat benötigt. Das haben viele „Sätze“ heutzutage nicht mehr. Früher, in meinen 20ern, habe ich mich darüber aufgeregt. Nun, in meinen 30ern, bin ich abgestumpfter. Moment, es müsste Zwanzigern und Dreißigern heißen, richtig?
Die Sprache ist im Wandel und so richtig wird mir das bewusst, wenn ich mir Texte aus dem frühen 20. Jahrhundert durchlese und mit heutigen, korrekten Texten vergleiche. Was das für ein Unterschied ist! Allein in der kurzen Zeit gab es große Unterschiede. Und was als richtig empfunden wird, ist eine Mehrheitsentscheidung. Je mehr Menschen Probleme mit der Orthografie haben, und je mehr durch KI oder Rechtschreibkorrekturen angepasst wird, desto größer ist der Fortschritt, ob es nun Konservativen wie mir passt oder nicht. Als Lehrkraft bin ich froh, wenn ich den Inhalt nachvollziehen kann. Ob da nun der Genitiv/Akkusativ/Dativ korrekt verwendet wird, ist für mich leider zweitrangig geworden. Wie sollen Kinder und Jugendliche sich schriftsprachlich korrekt ausdrücken, wenn sie es mündlich, im Alltagsgebrauch nicht können? Einige Kinder und Jugendliche haben heutzutage Probleme mündlich einen Vorgang zu beschreiben. Sie können ihn nicht in eine Abfolge mehrerer nacheinander folgenden Abläufe gliedern. Da können wir froh sein, wenn sie ihre Texte mit KI inhaltlich verständlich machen können.
Und über meine Kommasetzung mache ich mir nur bei Urbia Gedanken. Im Alltag komme ich mit Kommata, die mit dem Salzstreuer verteilt wurden, gut durchs Leben. Auch die Unterscheidung zwischen Perfekt und Präteritum gelingt mir nicht. Aber wen juckt das, wenn die Gesellschaft um die Existenz beider Tempora nicht weiß?
"Kommasetzung habe ich nie gelernt. Ich war in der 5./6. Klasse eine Woche lang krank und schleppe dieses Defizit nun auf ewig mit mir herum."
Das geht mir mit Englisch so. In der Unterstufe hieß es: "Das lernt ihr in der Mittelstufe." In der Mittelstufe: "Das lernt ihr in der Oberstufe." Und in der Oberstufe: "Das hättet ihr schon längst gelernt haben sollen." 🤷🏻♀️
Da habe ich auch eine Lücke und Englisch abgewählt und stattdessen die wohl grammatiklastigste Sprache bis zum Abitur belegt. 😅 Seitdem kann ich immerhin korrekt benennen, was ich nicht kann. 😜
Hallo,
Ich stolpere immer über seit und seid Aber kommentieren würde ich es nicht.
Ich erinnere mich noch mit einem Lächeln im Gesicht an das Gespräch mit meiner Arbeitskollegin ( Deutsch war nicht die Muttersprache):
" oh, ich habe ein Fleck in das Hose."
" falscher Artikel".
" Danke, habe einem Fleck in die Hose"
" hm, fast richtig"
"Ok, habe einen Fleck in den Hose"
" der Hose"
"Nee, meine Hose ist für Frauen",
" ok" " ok"
Das ist eine richtig lustige Geschichte. Danke! 😂
Ich frage mich schon seit geraumer Zeit, warum "mein erstes Kind" auf urbia in der Regel "mein 1 tes Kind" geschrieben wird. Mein einstes?
Warum nicht mein 1. Kind? Ist doch viel einfacher!
Hallo, ich finde den Thread total interessant, kann zwar der Apostrophenfrage nichts beitragen (da weiß ich einfach nie, welcher wann angewandt wird 🙈).
Bin jetzt 50. Jahre alt, hab also noch die alte Rechtschreibung gelernt und mich aus Prinzip nach der Umstellung ewig geweigert, die neuen Regeln anzuwenden, bzw mich überhaupt damit zu befassen. Als mein mittlerweile 12jähriger Sohn schreiben lernte, erklärte er mir einiges, und nur ihm konnte ich bei dem Thema zuhören und annehmen.
lg minitouch
PS: wer in meinem Text Tipp-, Rechtschreib- und Grammatikfehler findet, darf sie gerne behalten 😉
"da weiß ich einfach nie, welcher wann angewandt wird"
Wie meinst Du denn das? Es gibt doch nur eine Sorte Apostroph, oder? 🤔 Jetzt bin ich gleich ganz verwirrt 😂
Ich möchte noch Einzigste und ebend ergänzen. Furchtbar!
Stimmt, aber das sagen die meisten nur oder schreibt so auch mal jemand? Wahrscheinlich schon möglich. 🫣
Es gibt durchaus Kinder und Jugendliche, die es auch in der Klassenarbeit schreiben, genauso "drinne" oder gar "dranne". 😖 Standardsprache muss ja auch erstmal thematisiert werden und das passiert anscheinend oft erst an der (weiterführenden) Schule. Ich mache das konsequent, die Kolleginnen und Kollegen wahrscheinlich auch. In der Oberstufe sieht man es kaum noch.
Mein persönliches, ultimatives Grauen ist "dem Jonathan seine Jacke" statt "Jonathans Jacke", "Luisa ihre Brille" statt "Luisas Brille" etc. Ganz schlimm.
Das habe ich bisher auch nur gehört, wenn Großeltern oder seltener Eltern mit einem kleinen Kind reden- und dann wundert man sich, warum das Kind seltsam spricht.
Das schreibt wirklich auch mal jemand so?
Ich stand mal neben einer Kita-Gruppe beim Ausflug - ein Kind hatte offenbar seine Mama gesehen. Da sagt die Erzieherin "So, jetzt tu mal die Mama noch winken, dann gehen wir weiter." 🙈😆😱