Hallo ihr Lieben,
ich muss mir das mal von der Seele schreiben. Mein Mann und ich haben eigentlich schon sehr lange den Traum Deutschland zu verlassen, die Frage war lange wohin, mittlerweile können wir uns ein Leben in Spanien gut vorstellen, ich habe eine Verbindung zu der Kultur und spreche auch fließend spanisch, mein Mann zumindest etwas.
Seit dem Krieg in der Ukraine will ich dieses Land eigentlich so schnell wie möglich verlassen und Ende letzten Jahres haben wir auch angefangen das ganze zu planen, dann wurde ich allerdings schwanger (ungeplant )und die Pläne wurden erstmal auf Eis gelegt.
Ich fühle mich hier absolut nicht mehr sicher, ich kann keine Nachrichten lesen, weil ich wirklich Panik bekomme, ich Versuche es die ganze Zeit einfach nur komplett zu verdrängen, aber manchmal sehe ich aus Versehen eine Schlagzeile oder was auch immer in Bezug auf den Krieg und fange vor Panik wirklich an zu zittern und zu weinen.
Eigentlich erscheint mir Spanien nicht sicher genug und ich würde lieber nach Südamerika, das will mein Mann aber absolut nicht und das ganze ist auch wesentlich komplizierter von wegen Visum usw.
Ich bin irgendwie von der ganzen Situation komplett überfordert, ich weiss überhaupt nicht wo man anfangen soll. Das Hauptproblem ist das wir kein Geld haben und bald ein Baby bekommen. Wir können nicht einfach so ein Haus kaufen, dafür haben wir nicht genug. Mein Mann spricht nicht gut genug spanisch um dort arbeiten zu können, ich zwar schon, aber das geht wegen dem Kind ja nicht wirklich (das er das Kind komplett betreut und ich voll arbeite geht auch nicht, weil mein Handwerks Beruf dafür einfach zu schlecht bezahlt ist)
Eventuell könnte mein Mann als selbständiger seine Arbeit auch aus dem Ausland weiterführen.
Es zerreißt mir auch mein Herz meine Familie zu verlassen, gerade mit Baby und überhaupt so komplett ohne Familie im Ausland stell ich mir das sehr schwierig vor.
Mein Mann ist der Meinung wir können uns noch Zeit lassen, aber ich will hier nur noch weg. Wie gesagt es ist nicht mal hauptsächlich wegen des Kriegs, wir haben sehr viele Gründe warum wir hier in Deutschland nicht weiter leben möchten.
Ich will in Deutschland auch keinen Kredit aufnehmen und in Spanien bekommt man als Ausländer so schnell keinen (auf jeden Fall nicht hoch genug um ein Haus zu kaufen).
Vielleicht ist ja irgendjemand von euch ausgewandert und hat Erfahrungen, wo man überhaupt anfängt?
Bin ich einfach nur paranoid das hier bald der Krieg ausbricht oder geht es euch auch so?
Auswandern wo anfangen..
Deine Furcht vor Krieg ist sicherlich etwas übertrieben aber deine Blauäugigkeit nach dem Motto "Wo anders ist das Gras grüner" finde ich sogar noch grösser und beängstigender.
In viele Länder kannst du nicht einfach so immigrieren ohne dort eine Arbeit vorzuweisen.
Wovon wollt ihr in Spanien leben? Dort gibt es kein Bürgergeld, dort wachsen keine Lebensmittel an den Bäumen.
Ihr solltet den Plan nochmal ganz genau überdenken.
In der Regel fängt man damit an die Sprache zu beherrschen zumindest so das man sich verständigen kann im Arbeitsumfeld, dann sucht man sich eine Arbeit in dem Land, zeitgleich kann man schonmal nach Mietobjekten schauen wenn man sich ein Eigenheim nicht Leisten kann.
Im Vorfeld sollten aber sicher auch schonmal die Visabedingungen abgecheckt werden.
Ich bin ausgewandert, würde dir aber erstmal davon abraten und zuerst eine Therapie wegen deinen übersteigerten Ängsten machen.
Wenn du davor weglaufen willst, wirst du sie nur mitnehmen.
Sorry, laß mal die Kirche im Dorf. Du würdest wirklich ein Land in Südamerika wegen der SICHERHEIT Deutschland vorziehen????
Ich kann dir sagen, wo du anfangen kannst: Informiere dich UMFANGREICH über das In Frage kommende Land.
Mir geht es ja nicht um die interne Sicherheit, Südamerika wird gerade nicht permanent mit Atomwaffen bedroht... Aber das ist ja eh raus.
Es ist schon lange Euer Traum, Deutschland zu verlassen. Ein Traum ist positiv und er hat ein Ziel für das man brennt.
Und jetzt lies Dir Deinen Text doch noch einmal selber laut vor.
Angst ist ein schlechter Ratgeber.
Die Angst vor einem Krieg finde ich gar nicht so übertrieben, auch wenn andere anderer Meinung sind. Vielleicht die Reaktion darauf mit dem Zittern. Meine Großeltern leben noch und sagten, genauso hat es angefangen damals. Allerdings hilft blinde Panik da auch nicht weiter..die Idee mit der Therapie finde ich auch gut.
Bzgl Ausland muss man Bedenken, dass dort die Dinge anders laufen. Meinem Gefühl nach wird das oft alles zu sehr romantisiert. Freunde sind auch enttäuscht zurück gekommen. Woanders gibt es weder Elternzeit, noch Elterngeld, noch Unterstützung. Viele Länder sind ebenso nicht sicher, weil dort Banden unterwegs sind etc. Auch in manchen Gegenden Südamerikas wurde ich ziemlich abraten. Auch wenn viel gemeckert wird - in D haben wir schon ziemlichen Luxus, sei es das Gesundheitssystem, auch wenn es marode und kaputt gespart ist. Man kann immerhin noch einen Arzt sehen, in anderen Ländern spricht man erstmal bei Bagatellen mit "Büropersonal", das entscheidet ob man überhaupt berechtigt ist einen Arzt zu sehen. Und so viele andere Dinge. Ggf hilft es wirklich erstmal, sich mit wenn sich einer berechtigten Angst auseinander zu setzen. Und nicht panisch und kopflos Dinge zu entscheiden, sondern rational und gut überlegt.
Zuerst einmal solltet ihr eure Gründe fürs Auswandern hinterfragen.
Zuerst einmal das Thema "Angst".
Angst ist nie ein guter Ratgeber. Deutschland ist ein sehr sicheres Land.
Putin droht zwar gerne mit Atomwaffen, aber er will keinen Krieg mit der NATO, erst recht keinen Atomkrieg (die NATO hat etwa 5500 Atomsprengköpfe zur Verfügung).
Auch ich halte eine Therapie für einen guten Weg, diese Angst in den Griff zu bekommen.
Denn an einem anderen Ort wird sie bleiben oder zu einer neuen Angst werden (Drogenkriege, Überfälle, Morde, Vergewaltigungen, Putschversuche, Christenverfolgung ... in Südamerika).
Der zweite Punkt, an dem ich hängenbleibe ist die Aussage: "Auswandern ist schon lange unser Traum, aber wir wissen nicht wohin".
Das weckt bei mir den Eindruck, dass ihr eine sehr romantisierte Vorstellung vom Auswandern habt.
Ich kenne mittlerweile etliche Menschen, die befristet oder dauerhaft ausgewandert sind (wir selbst auch) und es war immer eines von drei Motiven (teilweise fielen sie zusammen):
1) Ein überzeugendes Jobangebot in diesem Land.
2) Familiäre Bindungen in dieses Land (binationale Beziehung)
3) Ein anderweitiger tiefer Bezug zu diesem konkreten Land (z. B. eine langjährige Faszination).
Bei uns kamen Punkt 1 und 3 zusammen: Mein Mann hegt eine große Faszination und Liebe für dieses Land und hat sogar ein Jahr hier studiert. Dann kam unverhofft das Jobangebot und nach reiflichen Überlegungen haben wir angenommen (und bereuen mittlerweile).
Der dritte Punkt sind eure Grundvoraussetzungen. Die sind wirklich bescheiden, um auszuwandern.
Die Sprachkenntnisse sind enorm wichtig, um überhaupt Anschluss zu finden und selbst dann muss man stark dagegen ankämpfen, nicht in einer Bubble zu landen, sondern wirklich dazuzugehören.
Wir wurden wirklich herzlich aufgenommen und die Menschen sind sehr hilfsbereit. Aber wir sind halt "die Deutschen". Integration braucht Zeit und harte Arbeit.
Das Geld ist ein weiterer Punkt. Überhaupt um dort hinzuziehen (Container mieten? Den gesamten Hausrat neukaufen?). Und auch, um dort ein Leben zu führen. Wenige Länder haben ein so gutes Sozialsystem wie Deutschland. Ich denke da vor allem an die Kosten für ärztliche Behandlungen und später für die Schule.
Freunde von uns wollten in die USA ziehen (sie stammt von dort). Das haben sie erst nach den Geburten der Kinder getan, weil sie sich das dort kaum hätten leisten können. Sie sind auch nur für einige Jahre geblieben. Dann sind sie wegen der Bildung, der Lebenskosten und einiger anderer Gründe zurück nach Deutschland gekommen.
Wenn ihr auswandert, solltet ihr euch sehr gut über die Lebensqualität im betreffenden Land informieren. Dazu gehört das Sozialsystem, die politische Stabilität, Kriminalität, (gefühlte und reale) Sicherheit, Gehalt und Lebenshaltungskosten, Jobchancen, Sprachkenntnisse, Ausländerfreundlichkeit ...
Wie gesagt: Wir sind ausgewandert (auf begrenzte Zeit). Der Arbeitgeber meines Mannes uns stark unterstützt was die behördlichen Dinge angeht.
Wir haben schon nach wenigen Monaten über eine vorzeitige Heimkehr gesprochen und tun es seitdem immer wieder.
Hier ist nämlich mittlerweile Krieg ausgebrochen. Und ich sehne mich danach, in die Sicherheit Deutschlands zurückzukehren.
Lateinamerika, naja. Allenfalls Costa Rica bietet Zustände, wie man sie aus Europa kennt, vielleicht noch Chile oder Uruguay, da war ich nie. Eine Therapie, in der du lernst, wie du mit deinen Ängsten umgehen kannst, wird dir möglicherweise eher weiter helfen. Die spanischsprachige Welt ist sehr gross, entsprechend ist der Leidensdruck, eine Fremdsprache zu beherrschen, viel kleiner als bei uns, das merkt man. Ohne fliessend spanisch zu können, wird dein Mann nichts zu melden haben.
Ihr träumt also "schon sehr lange" Deutschland zu verlassen, habt also auch "schon sehr lange" Zeit gehabt, Euch darauf entsprechend vorzubereiten.
Und was ist passiert? Ziemlich wenig.
Wieso hat Dein Mann nicht schon längst einen Spanischkurs nach dem anderen belegt?
Wieso habt Ihr nicht Extraarbeiten angenommen, um mehr Geld reinzubekommen?
Wäre es nicht überlegter gewesen, Eure Kinderpläne noch ein paar Jahre nach hinten zu verschieben?
Stattdessen habt Ihr "sehr lange Zeit" in den Tag hinein geträumt.
Ich bin vor fast über 16 Jahren ausgewandert und viele Auswanderer erlebt, die genauso blauäugig und schlecht vorbereitet gewesen sind, wie Ihr es seid.
Diese Auswanderer sind mittlerweile alle wieder in Deutschland.
Viele Grüße
Trollmama
P.s.: Wenn Ihr Eure Pläne verwirklichen wollt, dann fangt an, Euch dafür auch so richtig reinzuhängen.