Hallo,
Ich beobachte das bei Kindern die im Alter meines Sohnes sind, er ist jetzt 6.
Wenn ich das mit dem vergleiche was Kinder in dem Alter vor 15 Jahren noch konnten( mein Großer ist 21), stelle ich da gewisse Verzögerungen fest, die einfach hingenommen werden bzw als neues Normal gelten.
Mein 6jähriger kommt jetzt in die Schule und es war beim ersten Elternabend im Mai Thema dass es Kinder gibt, die noch Windeln tragen....Ich war doch sehr erstaunt, denn es ging nicht um ein Kind, sondern gleich um 5.
Dazu kommt dass viele nicht selbständig zur Toilette können....wer soll da denn mitkommen?
Auch ist es anscheinend normal dass die meisten Kinder noch nicht Fahrrad fahren können, denn sie sind es gewohnt im Lastenrad zu sitzen.
Ebenso kam zur Sprache dass es Kinder gibt, die noch nie von der Mutter getrennt waren und diese Mütter wollen praktisch eine Eingewöhnung machen und die ersten Wochen mit in die Klasse kommen.
Als die Klassenlehrerin das deutlich ablehnte war die Empörung groß.
Das gleiche ist mir auch schon im Kindergarten aufgefallen, weil die Eingewöhnung der Kinder ewig gedauert hat und teilweise abgebrochen wurde, auch war es die absolute Ausnahme, dass ein Kind mit 3 Jahren tagsüber windelfrei war, etwas was ich beim Großen nicht beobachtet habe.
Ich frage mich, wenn das so bleibt, wann werden diese Kinder erwachsen?
Auch erst jenseits der 25 bzw 30? ist das ein neuer Trend zur Infantilisierung und dass Eltern es nicht mehr wichtig ist, dass Entwicklungsstufen genommen werden und ein Kind immer selbständiger und schließlich erwachsen wird?
Fällt nur mir das auf oder ist hier etwas schief gelaufen?
Verschieben sich Entwicklungsstufen immer mehr nach hinten?
Ich bin vor über 30 Jahren eingeschult worden und da war es in meiner Schule eher normal, dass die Kids mit 6 noch nicht Rad gefahren sind. Wozu auch? Der Führerschein fürs Rad war doch erst in der 3. oder 4. Klasse. Das reichte völlig dann Rad fahren zu können. Ich verstehe absolut nicht, warum man da so einen Druck macht. Was ist denn da der Mehrwert mit 4 oder 5 Jahren unbedingt Radfahren zu können?
Das dachte ich mir auch. Heutzutage sind die Kinder eher mit 3 schon auf dem Fahrrad unterwegs. Soweit ich mich erinnere, gab es in meiner Kindheit gar nicht so kleine Fahrräder, jedenfalls nicht in meinem Umfeld. Die Kleinen sind mit dem Roller gefahren. Das könnte allerdings auch regional bedingt sein. Ich komme aus einer eher bergigen Gegend, in der Fahrradfahren sowieso nicht so populär ist, und wohne jetzt in einer richtigen Fahrradstadt.
Ansonsten:
Bei mir im Kindergarten (um 1980) gab es durchaus auch Kinder, die eigentlich noch eine Windel gebraucht hätten. Das gehörte sich aber nicht. Sie haben dann regelmäßig in die Hose gemacht und wurden ausgelacht.
Eine Eingewöhnung gibt es bei uns jetzt im Kindergarten nur im U3-Bereich. Im Ü3-Bereich gibt es ein Kennenlerntreffen. In der Schule gibt es sowieso keine Eingewöhnung.
Ja das mit dem Radfahren verstehe ich auch nicht 🤷🏼♀️ Mein Sohn hat mit 5 das Fahrradfahren gelernt, fand ich völlig ausreichend, vorher wäre er noch bei jedem Stock und Stein auf der Straße stehen geblieben. Mein Schwiegervater ( neuer Mann von meiner Schwiegermutter) zog mich zur Seite nachdem mein damals vierjähriger dort übernachtet hat und wollte mit mir über etwas sprechen: Er war sehr schockiert, dass der Junge noch nicht Fahrradfahren kann, alle Kinder in seinem Dorf könnten das schon mit 3. Er war wirklich sehr eindringlich und auch nicht mehr freundlich 😁 man muss aber dazu sagen, dass das Dorf überwiegend aus Höfen besteht, das ist dann vielleicht auch etwas anderes, wenn die Kinder dort ohne Gefahren wie der Straßenverkehr rumfietzen können.
Also zum Thema Einschulung kann ich nichts sagen. Allerdings kommt unser Sohn auch mit 3,5 Jahren in den Kindergarten und wird dort erst einmal noch eine Windel tragen. Ja, das hätten wir uns vielleicht auch anders gewünscht, aber er lehnt aktuell Töpfchen und Toilette komplett ab. Es gibt manchmal Dinge, die man nicht beeinflussen kann.
Natürlich läuft hier einiges schief.
Aber das betrifft nicht nur die Kinder. Mittlerweile zieht es sich durch die ganze Gesellschaft.
Heute erst hat sich meine Kollegin krank schreiben lassen wegen Halsweh.
Manchmal kann ich nur noch mit dem Kopf schütteln
Also ich hatte schon Halsweh, da habe ich selbst Spucke mit Tränen in den Augen runtergeschluckt. Fand ich auch gerechtfertigt mich da krank schreiben zu lassen.
Oder das Halsweh war nur eine Ausrede, weil der wahre Grund die lieben, lästernden Kollegen nichts angeht.
Oder was auch immer du nicht weißt, was dahintersteckt und was dich nichts angeht. 🤷🏼♀️
😀
Ich glaube, ein bisschen bist du da in einer besonderen Bubble, genauso kenne ich das nicht. Also, später windelfrei auch, aber nicht mehr bis zur Schule. Zeigt eben, das üben doch hilft und Kinder auch mit 2 trocken werden können.
Fahrradfahren hab ich eher das Gefühl, dass Kinder es früher können. Meine große hat es mit 3,5 gelernt, da war meine Oma außer sich, wie das so früh schon sein kann und was für ein Wunderkind, aber es war in unserem Umfeld ein relativ normales Alter.
Ich habe aber das Gefühl, dass oft emotional und in Richtung Selbstständigkeit weniger erwartet wird. Also, dass man Kinder einfach Mal machen lässt (mal alleine wohin gehen, alleine Fahrrad fahren, Freunde so allein treffen, dass Eltern sich nicht einmischen, aufs Klo gehen, nachts ohne Babyphone schlafen..). Das hat halt alles irgendwie eine Sicherheitskomponente, die ich nicht von der Hand weisen will, aber es nimmt den Kindern halt sie Möglichkeit, eigenständige Erfahrungen zu machen, weil Mama halt doch immer im Hintergrund ist und eingreifen kann. Also, so pseudo-selbstständig, aber ich glaube, Kinder merken den Unterschied ganz gut.
"Ebenso kam zur Sprache dass es Kinder gibt, die noch nie von der Mutter getrennt waren und diese Mütter wollen praktisch eine Eingewöhnung machen und die ersten Wochen mit in die Klasse kommen."
... sicher.
Ja, konnte ich auch nicht glauben, aber ist genauso passiert.
Natürlich ist das Wort Eingewöhnung nicht so gefallen, aber es würde darauf hinaus laufen wenn es so gemacht wird wie die Eltern sich das vorstellen und fiel mir in dem Zusammenhang halt als passende Beschreibung ein.
Es war ganz klar davon die Rede, dass die Mütter mit in die Klasse kommen und erstmal da bleiben, mindestens bis zur ersten großen Pause, bei Bedarf auch länger, dann schrittweise im Wochen Rhythmus die Begleitete Zeit reduzieren bis eine Verabschiedung in der Klasse beim 8 Uhr Gong möglich wäre.
Die Mütter hatten ganz klare Vorstellungen...
Wie war das denn vor 15 Jahren?
Ich habe das Gefühl, dass es mit immer höheren Anforderungen und Eltern, die beide arbeiten, zusammenhängen könnte (no hate!).
Also, die Eltern haben nicht mehr so viel Zeit für die Kinder, die Kinder sind früh in Betreuung und es gibt immer mehr Fertigkeiten, die sie bitte einfach können müssen, ohne, dass man ihnen Zeit dafür gibt.
Parallel dazu gibt es dann den Trend, dass man sich vom Kind führen lässt, statt das Kind zu führen, so dass vielleicht Eltern auch Angst haben, das Kind mit Toilettentraining zu überfordern.
Was mich nur wundert: Ich war bis zum Kindergarteneinstieg mit 5 auch nie von der Mutter weg, nie bei Fremden (nur mal bei den Großeltern, aber meist mit der Mutter) und trotzdem war das Alleinebleiben gar kein Problem für mich, weder im Kindergarten, noch in Vorschule oder Schule. Ich denke, es könnte daran gelegen haben, dass ich Geschwister und im Vergleich zu heutigen Kindern viele Freiheiten hatte, ich wusste nie, was kommt - nur so ganz nebulös, man kommt mal in die Schule, aber was genau man da macht und wie lange am Tag, war mir nicht bewusst - und verspürte nie Druck, irgendetwas zu können.
Erst in der Schule, weil es da ein großer Krampf war, Schleife binden zu lernen und Häkeln zu lernen, beides, weil ich Linkshänderin war und meine Lehrerin nicht wusste, wie sie mit das vermitteln könnte.
Heute sehe ich so viele Zwänge, so viel Drängen: Kind muss Fahrrad fahren können, schwimmen können, etwas schreiben können, Fertigkeiten für die Schuleingangsuntersuchung haben usw. Ich habe die Vermutung, dass sich heutige Eltern viel eher unter Druck sehen, das "liefern" zu müssen, als frühere, bei denen das "einfach so nebenbei" kam. Man hat zwar die Kinder auch gefördert, aber mMn weniger mit der Deadline im Kopf.
Den Druck spüren die Kinder doch, da machen sie evtl. eher dicht.
Auf der anderen Seite: Haben sich Entwicklungsstufen nicht seit Jahrzehnten nach vorne verschoben? Man schaue mal 20jährige der vergangenen Jahrzehnte oder Jahrhunderte an - die sehen oft viel "erwachsener" aus als heutige 20jährige, sowohl bezüglich Stil, als auch bezüglich reinem Aussehen. Auf der anderen Seite waren früher Menschen mit 50 "alt", heute wird das meist noch nicht so empfunden, besonders bezüglich des Lebensstils.
Ich nehme das völlig anders wahr:
Radfahren: Klappt heute oft schon mit 3 bis 4 Jahren, weil durchs Laufrad viel Übung besteht. Meine Generation hat sich mit 4 bis 5 Jahren erstmal mit Stützrädern herumgequält. Klar gibt's auch Kinder, die kein Interesse haben und es erst mit 6 bis 7 Jahren lernen. Aber ich kenne auch Menschen in meinem Alter, die noch nie Radfahren konnten. Das ist nichts Neues.
Toilettengang und Fremdbetreuung: Also in unserer Gegend werden die meisten Kinder ab 1 Jahr, spätestens aber ab 3 Jahren im Kindergarten betreut. Ich kenne kein Kind, dass kitafrei erzogen wird. Da bist du vielleicht in einer ganz anderen Bubble gelandet. Und bei uns im Kindergarten gibt es zumindest in der Gruppe meines Kindes kein Kind, das mit 5 Jahren tagsüber noch Windel trägt oder nicht alleine Pipi machen kann. Nachts Windel tragen kommt in dem Alter noch öfters vor, hat meist organische Gründe und das war auch früher schon so. Vielleicht war es früher aber ein Tabuthema und man hat nichts davon mitbekommen?
Bei Urbia habe ich schon öfters von Familien gelesen, die die Kinder bis zur Einschulung zu Hause betreuen. Aber diese Kinder gehen meist in Vereine und dergleichen und kommen dort auch ohne Mama klar. Und den Eltern scheint absolut bewusst zu sein, dass es in der Schule keine Eingewöhnung gibt. Ich kann das also fast nicht glauben, was du zu dem Thema schreibst.
Was sicherlich zugenommen hat, ist die Anzahl der Kinder, die noch keine Schuhe binden kann (weil nicht nötig), dafür aber problemlos ein Tablet bedienen kann (gab's halt in meiner Kindheit nicht). Anforderungen verändern sich eben.
Was auch zugenommen hat, ist die Anzahl der Kinder, die im Familienbett schlafen oder sich bei emotionaler Belastung von den Eltern unterstützen lassen. Das finde ich eine positive Entwicklung hin zu einer Gesellschaft, in der man sich auch emotional unterstützt und Rücksicht aufeinander nimmt. Also natürlich gibt es auch Menschen inkl. Kinder, die lieber alleine schlafen. Aber man versucht den Alltag so zu gestalten, dass alles Bedürfnisse wahrgenommen und soweit möglich berücksichtigt werden.
Ich glaube, es ist ein bisschen von beidem. Kinder wachsen behüteter und Versorger auf und haben eine engere Bindung zu ihren Eltern, die mehr die Vertrauten als die Erzieher sind. Und das ist was schönes.
Aber auf der anderen Seite wächst man halt auch irgendwie an den Hürden im Leben, die man nehmen muss. Es gibt ja viele Leute, die erzählen, wie stolz sie auf sich sind, dass sie irgendwas alleine hingekriegt haben (Auto fahren, Auto kaufen, Abi machen, sich ein Studium finanzieren...). Und das wird natürlich irgendwie weniger, wenn man nur Kinder bekommt, denen man jeden "Luxus" bieten kann (Auto, Auslandsstudium, 3 Flugreisen im Jahr) und für die man alle Probleme aus dem Weg räumt.
Für mich tauscht man da irgendwo Umsorgen, eine schöne Kindheit und Sicherheit gegen Selbstständigkeit, Eigenverantwortung und Kompetenzen. Ich empfinde das als schwierigen Balanceakt.
Ich finde es gar nicht soo schwierig. Es geht halt darum sich mit den Bedürfnissen der verschiedenen Familienmitglieder auseinanderzusetzen. Dazu gehört auch das Bedürfnis nach Autonomie und Selbstwirksamkeitserleben, aber es gibt kein Bedürfnis nach einem Auto. Und ich habe jetzt auch nicht die Sorge, dass die heutigen Kinder finanziell zu sehr verwöhnt werden, denn das Geld saß eine Generation früher deutlich lockerer.
Schwierig finde ich die Entwicklung, dass immer mehr die Eltern für Hausaufgaben und Schulprojekte zuständig sind und nicht mehr die Kinder. Oder dass mancherorts die Kinder von den Eltern in die Grundschule begleitet werden und nicht mehr alleine laufen. Da geht es aber meiner Meinung nach überhaupt nicht um die Bedürfnisse der Kinder, sondern um die Sorgen der Eltern.
Klar, es wird immer schlimmer!
Demnächst wird sich beim Matheabi schreiend und wütend auf den Boden geworfen, wenn es nicht so gut läuft, Mutti muss mit zur Eingewöhnung in die Uni und beim Geschäftsessen werden Nudeln mit ohne Soße bestellt... (Ironie off)
Mein Sohn erzählte dass am ersten Vorlesungstag tatsächlich sehr viele Eltern mit im Hörsaal saßen....Wie bei der Einschulung mit 6.
Auch kommen Eltern oft mit zur Sprechstunde der Dozenten oder Professoren und wollen dann über die Noten der Hausarbeit diskutieren, anscheinend können die jungen Leute nicht mehr selbst für sich sprechen oder Probleme lösen., da muss dann Unterstützung von den Eltern her, absolut nicht altersentsprechend ist so ein Verhalten und die Eltern merken es nicht mehr.
Dazu kommt, dass Eltern es nicht mehr akzeptieren können ,wenn ihre Kinder versagen oder schlechte Leistungen abliefern.
Jeder muss aufs Gymnasium und Abi machen egal ob er die Leistungsanforderungen erfüllt oder nicht...müssen die Anforderungen halt runter, damit jeder die Chance hat das Abitur zu schaffen, Stichwort falsch verstandene Chancengleichheit.
...schlechte Noten werden erstmal dem Lehrer angelastet, der ist entweder unfähig oder kann den kleinen Einstein nicht leiden...
Ich hab 12 Jahre Schule hinter mir mit Kind 1 und mir graut es vor der 2.Runde die jetzt anfängt.
Ich bin Dozentin und hatte tatsächlich noch nie mit den Eltern der Studierenden zu tun 😂