Missgunst, Miesepetrigkeit und Gefühlskälte - Wie empfindet ihr das?

Hallo zusammen,

mich interessiert, ob ihr ganz subjektiv betrachtet das Gefühl habt, dass euer Umfeld negativer eingestellt ist als noch vor einigen Jahren?

Damit meine ich sowas wie Dinge schlecht reden und relativieren, Freude dämpfen, Verdienste abwerten, Unzufriedenheit rauslassen und auf euch übertragen, aber auch zwischenmenschliche Kälte und Unverständnis, weniger Empathie.
Ich meine nicht politische Unzufriedenheit, sondern nur das Zwischenmenschliche, also den Umgang miteinander.

Findet ihr, dass negative Verhaltensweisen zugenommen haben?
Oder empfindet ihr es überhaupt nicht so und fühlt euch nach wie vor überall bis auf wenige Ausnahmen sehr wohl?
Gibt es für euch einen Unterschied in den Bereichen Familie, Arbeit/Öffentlichkeit und Internet? Und vielleicht auch Unterschiede in den Lebensphasen?

Ich würde mich freuen, etwas über eure Erfahrungen oder Meinungen dazu zu lesen.

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Öffentlichkeit: macht mir tatsächlich oft Angst. Dass die AFD so zunimmt, spiegelt ja definitiv was wieder. Ich empfinde, dass viele Menschen da wirklich… komische und egoistische Ansichten haben.

Familie/Freunde: hat sich eigentlich nichts geändert. Ich fühle mich sehr wohl, unsere Bubbel entspricht schon meinen grundsätzlichen Einstellungen. Auch hier im Ort/Vereinsleben bin ich sehr zufrieden.

Arbeit: bin in Elternzeit. Nach der letzten EZ war ich bestürzt, dass eine meiner liebsten Kollegin so eine Verschwörungstheoretikerin geworden ist. Aber ich komme damit (auf Arbeit) ganz gut zurecht. Im Einzelhandel merkt man aber auch an den Kunden, dass sich was (negativ) ändert. Schade.

Internet: dank Algorithmus bin ich ja ziemlich in meiner Bubble, da hat sich wenig geändert. Auf Urbia empfinde ich eigentlich auch alles „wie immer“ (selbst die Kritik ist seit Jahren die selbe 🙈😅).

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Für mich ist das ehrlich gesagt typisch deutsch und war "schon immer" so :D

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Also ist für dich eigentlich alles gleich geblieben und keine Veränderung oder Verschärfung über die letzten Jahre hinweg spürbar?

Bist du denn in Deutschland aufgewachsen und dadurch selber Teil davon (geworden) oder betrachtest du es sozusagen von außen mit einem anderen kulturellen Background und anderer Mentalität?
Ich bin Deutsche und empfinde die deutsche Mentalität schon als reservierter und distanzierter, aber im Allgemeinen nicht unbedingt als missgünstig oder unfreundlich.

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Ich bin Deutsche, habe aber auch schon im Ausland gelebt. Eine Verschärfung nehme ich nicht unbedingt wahr. Dass viele Deutsche nichts gönnen können, ist zum Beispiel etwas, das ich schon immer sehr stark empfunden habe. Eine große Wohnung reizt zu Kommentaren wie "Das möchte ich nicht heizen müssen", große Fenster zu "Die möchte ich nicht putzen müssen", wer keine Kinder hat, tut nichts für die Gesellschaft und wird auf jeden Fall gestraft mit Einsamkeit und Nutzlosigkeit im Alter usw. Also, wenn du mich fragst: Ein bisschen Neid und Missgunst hat immer ein bisschen zum Deutschsein dazugehört ;)

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Hallo.
In meinem Umfeld ist es ganz unterschiedlich.
Ich habe Nachbarn, die wahnsinnig nissgünstig sind und gleichzeitig mit ihren erfolgen sehr protzen. Also wirklich unangenehm. Da kommt auch ständig die Frage: wie könnt ihr mit 1 Auto überleben.
Eurer Unkraut stört. Kann euer Kind das immer noch nicht?
Ansonsten habe ich sowas nicht. Also mein Freundeskreis ist fern davon und wir freuen uns über alles was der andere erreicht. Meine Mädels sind überwiegend gut drauf und wenn mal geträumt wird, dann machen wir es uns kuschelig und trauern zusammen..
Ich würde dir auch raten, such dir Menschen , die dich unterstützen!
Liebe Grüße

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In meinem privaten und beruflichen Umfeld fühle ich mich sehr wohl und habe sogar das Gefühl, dass sich die von dir beschriebenen Punkte die letzten Jahre (grad beruflich) eher sehr gebessert haben. Man achtet mehr darauf, niemanden zu verletzen, nicht übergriffig zu reagieren, reflektiert mehr und gibt auch viel positives Feedback.

Das von Dir beschriebene erlebe ich leider, sobald ich online bin.🙈

Da wird einem oft ganz anders. Wobei ich mir auch da nicht sicher bin, ob diese Krakeeler auch im echten Leben so sind.

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Macht das Verhalten online etwas mit dir? Also lässt du das an dich ran oder denkst du dir, dass es dich nicht so sehr berührt, weil du die Leute gar nicht wirklich kennst?

Ich merke, dass es mich zunehmend berührt, je mehr ich mich damit beschäftige und manchmal auch verärgert oder verunsichert, ob ich zu empfindlich geworden bin.
Es ist nicht so, dass mich Konversationen, die ich online führe, ins Unglück stürzen, aber sie geben mir ein schlechtes Gefühl, das mich mittlerweile länger begleitet als ich möchte. Das Gefühl hatte ich vor einigen Jahren noch nicht und ich frage mich, ob es an mir oder an der allgemein veränderten Stimmung liegt.

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Du fragst zwar jemand anderes, aber ich will trotzdem antworten.
Ja ich bin immer wieder enttäuscht und fassungslos wie wenig Empathie manche haben. Aber, wenn man genau hinschaut sind es oft nur so 10% der Kommentare, die mit Hass Missgunst oder ähnlichem voll sind. Auch hier in urbia, sind die meisten Kommentare doch liebevoll unterstützend gemeint.
Aber sowas wie jemanden abzuwarten, wegen irgendwelcher Dinge, finde ich richtig schlimm und zeigt, die Dummheit der Menschen ist wohl grenzenlos.
Bin auch gerade gespannt, wer in den USA gewählt wird.

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Hallo aniluka,
ja, ich finde, die negative Grundstimmung hat schon zugenommen. Für mich teilweise verständlich, weil so vieles sicher geglaubte nach und nach zusammenfällt. Jede Woche sind Lebnsmittel teurer, Betriebe schließen, dies und das, es hat sich von "alles wird gut" auf "was kommt noch" geändert und wir fallen aus dem Luxus. So schlimm finde ich das gar nicht. Wir müssen jeder für uns Verantwortung übernehmen. Und für die Botschaften, die wir aussenden. Freundlichkeiit hat rein gar nix mit Wahlverhalten zu tun. Also nein, es liegt weder an der AFD noch an sonst einer Partei ob ich mein eigenes Leben meistere, es liegt allein bei mir.
Ja, es hat sicher auch mit Lebnesphasen zu tun. MeineKinder sind alle erwachsen und stehen auf eigenen Füßen, mehr oder weniger. Da lasse ich los. Ich lasse aber auch Erwartungen und Träume los.
Lächeln geht immer.

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Ich glaube schon, dass die Politik einen Einfluss auf uns hat.
Ich finde auch der Ton im Landtag lässt zu wünschen übrig. Wenn man hört wie manche Politiker sprüche weit unter der Gürtellinie los lassen, dann glaub ich, das es schon einen Einfluss auch auf unsere Gesellschaft hat. Alleine diese endlos Debatte um das *innen. Soll doch jeder frei entscheiden ob er es nutzen will, wie viele abfällige Kommentare es zu so einen kleinen 🌟 gibt. Da hat die Politik auch viel mitgemischt.
Und auch die Chancenungleichheit im bildungssystem macht es schwieriger seines eigenes Glückes Schmied zu sein

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Gar nicht so einfach, Politik auszuklammern, da dadurch tatsächlich negative Auswirkungen zu bemerken sind. Ein "Rechtsruck" der andere Einstellungen mit sich bringt. Zum Glück beschränkt es sich in meinem Umfeld "nur" auf Parolen. Die sind oft schwer zu ertragen, man kämpft gegen Windmühlen...

Ansonsten kann ich in der Familie keine Änderung bei Herzlichkeit o.a. Zwischenmenschlichen feststellen. Im Bereich der Freunde- und Bekannten erlebe ich eine "Reifung" bei vielen. Es sind viele 40 (+/- 10 Jahre) und bei aller Unterschiedlichkeit, sind wir irgendwie im Leben angekommen. Phasenweise geht es natürlich X oder Y mal nicht gut, es gibt depressive Verstimmungen oder handfeste Depressionen genauso wie schwierige Lebensabschnitte und man streitet auch mal. Aber ein genereller negativer Trend ist nicht erkennbar.

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Was ich damals im Netz schlimm fand, war dieses unempathische Axt-im-Walde Verhalten, ätzende Kommentare, die alles ins Lächerliche ziehen und niedermetzelt, was meine Werte darstellt.

Ich habe nun keinerlei soziale Netzwerke mehr außer Urbia und YouTube (und auch hier nervt die Kommentarspalte).

Im echten Leben ist eigentlich alles wie immer.

Da wir uns aber in Summe mehr im Netz bewegen als gesellschaftlichen Austausch im echten Leben zu betreiben, verschiebt der Eindruck sich schnell.

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Doch ja ich empfinde es so das die Stimmung nachdenklicher und negativer geworden ist , Werte sich verändern etc. . Schlecht reden , Skepzis und vergleichen das gab es schon immer ich finde die letzten Jahre hat es noch mehr zugenommen Unsicherheit und Angst durch Inflation , Krieg der gar nicht so weit weg ist . Alles wird teurer , wirtschaftliche Unsicherheit viele Firmen und Betriebe schließen weil sie von Insolvenz geschlossen werden . Auch die Coronazeit hat geprägt Freundschaften , work live Balance die überdacht worden sind 3 Jahre die für viele auch eine neue Lebensphase mitbrachte man hat gehofft das alles wieder besser wird aber es kamen neue andere Probleme . Ziele und Träume die durch Teuerungen in weite Ferne gerückt sind z.B. Eigentum erwerben , Struggle zwischen schwieriger Kinderbetreuung und Work überall Unsicherheiten . Wir werden immer digitaler aber auch immer unverbindlicher das Internet bietet uns teilweise eine Scheinwelt . Wir lesen viel mehr Informationen , kommunizieren immer weniger persönlich , sehen , vergleichen uns und werden nur noch unsicherer weil der Realitätscheck ein anderer ist .

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Empfinde ich privat überhaupt nicht so. Vor allem in unserer Nachbarschaft (Stadt) und in unseren Berufsumfeldern wird es eher immer herzlicher. Der Zusammenhalt ist sehr gut. Unter Freunden sowieso. Nur die familiären Beziehungen schwächeln etwas. Da gibt es ein paar unter den Geschwistern, die sich privat zuviel aufgehalst haben und jetzt gestresst und leider manchmal missgünstig wirken.
Im Netz schocken mich natürlich auch die teils offen rechten Kommentare, zB in den Facebook-Kommentaren unter bestimmten Artikeln, aber auch in anderen Medien.

Bearbeitet von Inaktiv