Ich Frage mich das, weil es mir jetzt wo wir Kinder haben bei meinem Mann aufgefallen ist.
Wenn er mit dem großen spielt erkennt er oft nicht die Grenzen des Kindes (zB beim raufen, abkitzeln, toben). Zuerst ist es alles lustig und irgendwann ist es dem Kind aber zu viel (fängt an zu weinen, kommt zu mir, verlässt die Situation oder sagt Stopp).
Mein Mann versteht nicht, dass es da eine Grenze zu bewahren gibt.
Ich habe ihn mal darauf angesprochen und er weiß selbst, dass er Grenzen nicht erkennt. Schon in seiner Kindheit war das der Fall, weshalb viele nicht mit ihm spielen wollten. .
Ich gehe den Problemen gerne auf den Grund, da man beim erkennen der Ursache das Problem besser lösen kann. Allerdings weiß ich echt nicht, woher sowas kommen kann?
Seine Mutter war sehr streng in der Erziehung, hat ihm aber gleichzeitig viel Freiraum gegeben (mein Mann war immer sehr flippig und neugierig als Kind). Er ist also manchmal den ganzen Tag alleine im Wald gewesen. Zu Hause gab es hingegen klare Regeln und viel Kontrolle (Zimmer durchsuchen, erst aufstehen, wenn aufgegessen wurde, standpauken etc) .
Mir erschließt aus dieser Erziehung nicht, woher sowas kommt oder ist man einfach so?
Danke für Ideen und Anregungen und guten Rutsch an alle 🍀🤗
Was ist die Ursache, wenn man keine Grenzen akzeptiert?
Interessante Frage, ich bin kein Experte, mir fallen da zwei Sachen zu ein:
Erstmal: wenn dein Mann als Kind schon wusste, dass andere Kinder deswegen mit ihm nicht spielen wollten, warum hat er sein Verhalten denn nicht bewusst angepasst? Also da wo das intuitive Empfinden fehlt halt stattdessen eine rational vernünftige Grenze für sich selbst festlegen?
Spätestens als Erwachsener könnte er ja sagen, sobald das Kind das Gesicht verzieht, sich wegdreht oder wegbewegt oder natürlich auch einfach nein sagt hört er sofort auf. Das ist möglich und vermittelt dem Kind das Gefühl die Situation unter Kontrolle zu haben.
Ich vermute aber, wenn er weiss und es ihm nicht wichtig genug ist, das anzupassen, dass es für ihn kein echtes Problem dargestellt hat.
Das bringt mich zu meinem nächsten Punkt: wir haben ein Kind, das keinerlei Empfinden für Grenzen anderer hat und das auch wunderbar alleine einen ganzen Tag im Wald spielen könnte/würde.
Das Kind ist auf dem Weg zu seiner Autismusdiagnose.
Z.B. Asperger gibt es durchaus so, dass es nicht unmittelbar auffällt, ausser eben in bestimmten Situationen.
Muss aber bei deinem Mann auch gar nicht eine ausgewachsene Diagnose sein, es reicht ja schon, wenn dein Mann z.B. im Fähigkeitenprofil Mimik-Verständnis eher auf schlecht entwickelt steht.
Ich bin gespannt, was andere noch dazu wissen.
Zählt dazu auch, dass er wenig Empathie hat bzw kein Gefühl für die Gefühle anderer?
Ich glaube richtig egal ist es ihm nicht, er sieht es einfach gar nicht erst 🤷♀️
Daher hat er sein Verhalten auch nie angepasst, weil er sich nie im Unrecht sah. Für ihn war das ganz normal die ändern zu "ärgern"
Naja, er wusste es ja spätestens als er begriffen hat, dass sie deswegen nicht mit ihm spielen wollen. Scheinbar hat ihn die Konsequenz aber nicht gestört. Dabei ist gemeinsam spielen - oder ganz allein im Umkehrschluss - etwas das viele Kinder gern wollen bzw. vermeiden wollen.
Unser Kind begreift Mimik nicht in Feinheiten und reagiert nicht normgerecht darauf.
Weil es mit dem Perspektivwechsel hapert. Also es hat kein Problem damit, wenn das andere Kind zeigt, dass ihm etwas unangenehm ist. Rein Rational ist es über die Bedeutung der Mimik/Gestik informiert, aber es fehlt das Verständnis, dass sich etwas schlecht anfühlt und man deswegen damit aufhört. Sowas üben wir bewusst ein, es klappt eben nicht intuitiv.
Wie gesagt, mir waren nur die zwei Parallelen aufgefallen, dass es nicht stört, allein zu spielen und der Transfer von der Information zum danach handeln fehlt.
Es gibt bestimmt noch ganz andere Erklärungen dafür.
Hallo, ich finde es erst einmal toll, dass du da so reflektiert drauf guckst und vor allem, dass auch dein Mann bereit ist, das einzugestehen - und vielleicht sogar Veränderungswillen hat?
Um die psychische Verfasstheit deines Mannes wirklich zu verstehen, braucht es sicherlich Therapiesitzungen bei einem/r guten Psychotherapeuten/in. Vielleicht ist dein Mann ja dazu bereit. Ich bin ohnehin der Meinung, dass es jedem gut tun würde, die eigene Verhaltensmuster einmal mit professioneller Unterstützung zu betrachten, um sich bestenfalls von nicht hilfreichen Mustern lösen zu können.
Von dem wenigen, was du aus seiner Kindheit schreibst, finde ich es auch gar nicht überraschend, dass ein solches Muster im Erwachsenenalter resultieren kann. Wenn die Mutter das Zimmer durchsucht hat, hat sie ja ganz offensichtlich die Grenzen ihres Kindes nicht gewahrt. Wenn sie sehr streng war, hat dein Mann als Kind für seine Gefühle wahrscheinlich wenig Empathie bekommen. Um selbst die Grenzen anderer wahrzunehmen, braucht es aber Empathie, und vielleicht konnte dein Mann diese zumindest in diesem Bereich nicht gut entwickeln, weil es ihm einfach nicht vorgelebt wurde. Weil er selbst nicht die Erfahrung gemacht hat, dass seine Grenzen gewahrt werden.
Natürlich gibt es auch noch die Möglichkeit, dass dein Mann neurodivergent (Autismus-Spektrum) ist, wenn er so gar nicht merkt, dass jemand anderes sich zunehmend von ihm bedrängt fühlt und das auch schon als Kind so war. Viele Menschen im Autismus-Spektrum leben ein weitgehend normales Leben und sind gar nicht diagnostiziert. Vielleicht magst du ja auch einmal dazu googeln, ob das infrage käme.
Alles Gute euch!
Wenn du diesen Text so schreibst, kommen dir noch weitere Situationen mit deinem Mann in den Sinn, wo du dachtest, dass er " falsch" oder unangebracht reagiert hat?
Für mich liest sich der Text so, dass dein Mann nicht genügend Empathie hat, um angemessen auf euren Sohn zu reagieren.
Hier ist die Frage zu klären, woher der Mangel an Empathie kommt: kann er nicht, oder will er nicht?
Sind es Verarbeitungsprobleme beim erkennen oder fehlen ihm die passenden Handlungsaktionen? So oder so, du alleine wirst das Problem nicht lösen können, dafür brauchst es professionelle Unterstützung.
Ich gehe jetzt mal davon aus, dass dein Mann dem Gegenüber nicht aufgeschlossen gegenüber steht und eine solche Intervention für sich ablehnt.
Hier an dieser Stelle rate ich dir deshalb Hilfe zu holen, für den Weg dorthin. Bei einer Familienberatungsstelle oder einem Familienzentrum.
Alles Gute für Euch.
Hallo du,
beobachtest du das bei deinem Mann nur in Bezug auf die Kinder oder auch in anderen Situationen und zB auch in Bezug auf dich?
Habe das bei meinem Mann auch schon beobachtet, er hat aber auch Probleme, meine Grenzen zu erkennen. Macht zB Fotos weiter, obwohl ich das nicht will, macht sich lustig…