Wie gehen eure Männer mit unerfülltem Kinderwunsch um?

Liebe Leidensgenossinen,

mich interessieren eure Erfahrungen zu einer bestimmten Situation, die mich (leider) immer wieder auf die Palme bringt.
Viel diskutiert und wohl unumstritten ist die Tatsache, dass frau nach unzähligen erfolglosen Versuchen und belastenden Behandlungen andere Schwangere, frisch gebackene Eltern und permanente Konversationen bzgl. Babies/Schwangerschaft nicht ganz ohne Neidgefühle erträgt. Und (zumindest im geschützten Raum des Forums) können das die Meisten auch offen zugeben. Nachdem ich persönlich lange mit diesem als verwerflich betrachteten Gefühl gehadert habe, konnte ein Gespräch mit einer ebenfall betroffenen Freundin, die mir bestätigte, dass dies normal sei, Erleichterung schaffen. Erleichtert, dass es auch anderen so geht, "erlaube" ich mir nun das Gefühl und ziehe mich nun aus Eigenschutz bei flüchtigen Bekannten aus belastenden Gesprächen und Situationen zurück. Bei engen Freunden gelingt es mir trotz ebenfalls vorhandener Neidgefühle, mich mit ihnen zu freuen und sie weiterhin mit ihren Babies zu treffen. Das Thema ist für mich ok, nur noch selten belastend und ich habe für mich einen Weg gefunden damit umzugehen.
Ganz anders reagiert hingegen mein Mann. Er ist völlig aus dem Häuschen, bespricht die neue Sensation ausführlichst im Freundeskreis, gratuliert (auch in den sozialen Netzwerken) jedem noch so flüchtigen Bekannten und erzählt mir dann immer freudestrahlend von den "tollen" Neuigkeiten, dass es mal wieder einem Harry Hanswurst, ewigem Single und Gegner von Familie und fester Bindung in einem betrunkenen One-Night gelungen ist, sein Erbgut zu verbreiten.
Mir ist die Tatsache, dass die beiden Geschlechter verschieden mit derartigen Problemen umgehen wohlbekannt, jedoch regt mich sein Verhalten maßlos auf. Warum? Vermutlich, aus folgenden Gründen:
1. weil ich mich und meinen Neid selbst als noch missgünstiger empfinde und mich das zu einem schlechten Menschen degradiert.
2. weil ich gefühlt allein leiden muss und kein Verständnis/ Bestätigung von meinem Partner erhalte, den die Situation scheinbar nicht tangiert.
3. mein "Verbündeter" verloren geht, bei dem ich mich ausweinen kann, weil er sein solcher "Gutmensch" ist, der meine Emotionen nicht nachvollziehen und daher Trost spenden kann.

Als Resultat behalte ich meine Gedanken seither zunehmend für mich und mache Dinge mit mir selbst aus. Außerdem bin ich meist nach den unglaublichen Nachrichten über eine weitere erfolgreiche sexuelle Zusammenkunft erst mal eine Weile beleidigt und genervt von seinem selbstgerechten Verhalten.

Wie läuft das bei euch? Falls ähnlich: Wie geht ihr damit um? Ich freue mich auf Antworten.
Liebe Grüße,
Butterfly

1

Finger wund getippt und schwupp war der Text weg ... Hoffe du erhältst nicht gleich alles doppelt.

Was ich schrieb ist, dass ich mich in deinen Worten zu 100% wieder finde! Ich hab aber absolut keine Lösung und weiß selbst nicht, wie ich damit umgehen soll.
Es gibt Tage, da könnte ich rückwärts die Wände hoch laufen ..

Bei mir kommt noch hinzu, dass ich das Gefühl habe, dass mein Mann sich überhaupt nicht damit beschäftigt. Bei mir kontrolliert es aber den Tag. Gefühlt hängt alles an mir. Ich wache schon Morgens mit dem Gedanken auf. Temperatur messen, LThyroxin nehmen (Schilddrüsenunterfunktion, nur aufgrund des Kinderwunsches festgestellt), 30 Minuten warten, Clavella auflösen und trinken, 30 Minuten warten, ...
Und ihm scheint es schon zu viel zu sein weitestgehend auf Alkohol zu verzichten. Von Zink Tabletten einmal täglich brauchen wir gar nicht reden!
Die Frage was ein Ovulationstest ist, hab ich auch schon min. 3x beantwortet.

Es ist wahnsinnig anstrengend und Kräfte zehrend.

Die "ungeplant" Schwangeren in meinem Umfeld machen die Situation nicht leichter.

Ich kann dir also leider gar nicht helfen, aber gerne mit dir leiden!!

Viele Grüße,

2

Erstmal muss ich dir ein Komoliment machen. Du hast eine sehr gut, gewählte Wortwahl!

Und ich danke dir für deine Geschichte.

Ich denke, dass im allgemeinen die Männer nicht so viel damit zu tun haben möchte. Sie haben nun leider nicht die extreme Indung zu dem Wunsch wie wir Frauen, wobei ich mir ganz sicher bin, dass es die Männer auch sehr mitnimmt, wenn wir nicht schwanger werden. Der Stolz geht dadurch etwas verloren. Bei uns Frauen hängt emotional viel mehr an der Kinderwunschsache. Wir üben jetzt schon seit über 2 Jahren. Mein Mann macht sich überhaupt keinen Stress, ich anfangs schon. Habe mir Ovus gekauft und mich dadurch sehr unter Druck gesetzt. Bis ich zu einem Punkt kam, wo ich merkte dass mir die Liebe zu meinem Mann viel wichtiger ist, als der Kiwu. Die Männer nervt es extrem, wenn wir uns Frauen so hineinsteigern.

Mittlerweile denke ich so... ich kann auch ohne Kind ein glückliches Leben führen.
Und das schwanger werden kommt von ganz alleine. ;)

Mein Mann möchte ein Kind aus Lust und Liebe entstehen lassen und nicht weil es ein Ovu oder der Kalender sagt.
Alles Gute euch!

3

Nanny wow und wie hast du das Kopfkino und den Psychostress wegbekommen? Weil ich finde eben schon, dass das sehr mühsam ist, wen man sich selbst diesen Druck macht, dem Man spielt es eigentlich keine Rolle, wann das kleine Wunder dann kommt, für die Frau das allmonatliche Warten und bangen eine Qual. Schlimm auch, weil ich ja weiss, dass ich mir Stress mache, aber nicht weiss, wie ich das ändern kann. Hast einen Tipp?

Herzliche Grüsse

5

Ich glaube das eine gewisse Zeit vergehen muss, das man dann eine leck-mich-am-arsch-Einstellung bekommt und man wirklich nicht mehr daran denkt. Und genau zu diesem Zeitpunkt klappt es dann meistens.

Ich bin gerade auf dem Weg dahin, diese Einstellung anzunehmen, weil ich keine Lust mehr habe. Auch wenn wir Freunde treffen die Kinder haben oder die Nachbarn, dann bin ich total genervt von den Kindern, obwohl ich ein sehr kinderlieber Mensch bin. Ich liebe Kinder, aber zur Zeit gehen sie mir einfach auf die Nerven und sind anstrengend. Auch deren Eltern sind jedes Mal am stöhnen und ich bin in solchen Momenten froh, keine Kinder zu haben. ;) vielleicht ist es auch nur trotz von mir. Zur Zeit genieße ich die kinderlose Zeit extrem. Freunde von uns sind oft sehr neidisch auf uns und raten uns die MDR Zeit so lange zu genießen wie es noch geht.

Keiner ist zufrieden mit dem was er hat-ist doch immer so. ;)

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Also ganz so ist es bei meinem Mann nicht, er interessiert sich nicht dafür wer schwanger ist oder ein Baby bekommen hat. Allerdings scheint es für ihn auch nicht so schlimm zu sein dass es so ewig dauert bis es klappt.

Ich glaube das liegt bei den Männern auch mit daran, dass sie nicht in dem Körper stecken, der jeden Monat aufs neue PMS hat und jedes Zipperlein was in dieser Zeit etwas anders ist, als eventuelles Anzeichen für eine SS gedeutet wird... sie rennen nicht ständig aufs Klo und schauen ob die Mens doch schon da ist. Ich denke wir Frauen werden durch unser körpergefühl einfach ständig daran erinnert und dadurch steigert man bzw Frau sich immer weiter rein. Wisst ihr wie ich meine?
Ich merke zur Zeit, dass ich mich total ungern mit Freundinnen treffen, von denen ich weiß, dass sie evtl auch noch ein Kind wollen, einfach weil ich Angst habe, dass sie mir bei diesem Treffen dann sagen, dass sie schwanger sind. Eigentlich total bescheuert, aber ich bekomme dieses Neidgefühl einfach nicht raus :(
Und abschalten? Keine Ahnung wie das funktionieren soll????????

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Abschalten geht wirklich sehr schlecht. Mit dem was du schreibst, hast du vollkommen recht. Ich habe oben bereits geschrieben, dass wirklich Zeit vergehen muss bis man am Ende der Hoffnung ist und man dann wirklich nicht mehr daran denkt. Bei mir fängt es gerade erst an. Nach ÜZ 27.

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Huhu!

Zu dieser Thematik habe ich kürzlich in einem Buch (Gelassen durch die Kinderwunschzeit) einige interessante Zeilen gelesen.

Also, soweit ich es noch zusammenkriege, ist die Ursache des Verhaltens der Männer, dass sie meist viel langsamer die Zuversicht verlieren, als wir Frauen. Mein Mann freut sich auch deutlich mehr als ich über den Nachwuchs der anderen und berichtet dann freudestrahlend davon. Das liegt glaube ich daran, dass sie uns eine Sache voraus haben. Sie haben nämlich die Ruhe und den Nerv, es einfach auf sich zukommen zu lassen und sind sich auch sicher, dass es schon noch klappen wird.

Wenn sie dann von anderen erzählen, wollen sie uns vermutlich indirekt sagen, dass wir uns keine Sorgen machen müssen, es wird schon noch was.
Manche Männer sagen ja auch irgendwann, sie wollen es lieber doch lassen. Ich denke, es liegt dann daran, dass sie uns eigentlich nur vor unserem Schmerz beschützen wollen. Männer sind ziemlich hilflos, wenn wir so schrecklich leiden und dann versuchen sie einen halt auch oft mit den völlig falschen Worten aufzuheitern.
Meine Erfahrung nach nun fast zwei Jahren Kinderwunsch ist, dass letztlich nur reden, reden, reden hilft. Ich hab schon so viele Tränen vergossen und meinem.Mann immer und immer wieder meine Gefühlswelt erklärt und so verständnisvoll er auch immer war und so sehr er mich auch getröstet hat, so richtig verstanden, was in mir vorgeht, hat er glaub ich immer noch nicht.

Ich fürchte, wir müssen es ihnen einfach nachsehen und vielleicht tut es ja auch gut, wenn man versucht, sich eine Scheibe von der Zuversicht abzuschneiden.
Mir hat das Buch, das ich erst total kritisiert habe, ziemlich geholfen. Vielleicht ist es auch etwas für dich?!

LG

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Ich kenne durchaus Männer, die das auch belastet, meist machen sie das aber mit sich aus. Das Verhalten von deinem Exemplar finde ich etwas ungewöhnlich. Vielleicht will er damit seine Angst überdecken, dass es bei euch nicht klappen könnte? Oder er merkt wie das Thema für dich kippt und will dir Zuversicht geben?