7 Jahre Kinderwunsch

Guten Morgen zusammen,

ich habe mich heute hier angemeldet, weil ich mich einfach mal mit Gleichgesinnten austauschen möchte.
Ich bin 34 Jahre alt, mein Mann 42 und wir sind jetzt 18 Jahre ein Paar, davon 11 Jahre verheiratet. Um uns herum werden alle (zum Teil auch ungewollt) schwanger. Oft kriegen wir zu hören, dass wir ja so tolle Eltern wären, warum hätten wir denn keine Kinder? Das tut sehr weh.

Seit dem Jahr 2016 versuchen mein Mann und ich nun, ein Baby zu bekommen, aber irgendwie wollte es bislang nicht klappen. Wobei ich gestehen muss, dass wir es erst seit drei Jahren "ernsthafter" mit der Kalendermethode versuchen.
In der Zwischenzeit habe ich zig Untersuchungen hinter mich gebracht: Humangenetik, Hormone, Bauchspiegelung etc. Im Ergebnis wurde festgestellt, dass ich zu viele männliche Hormone habe, der AMH Wert leicht erhöht ist und eine ausgeprägte Endometriose die Ursache für mein monatliches Leiden ist.
Wir versuchen jetzt mit Ovus herauszufinden, ob und wenn ja, an welchem ZT ich einen LH-Anstieg habe . Bislang war mein Mann total dagegen, GV nach Termin zu haben. Ich glaube das alles setzt ihn ganz schön unter Druck. Er sagte mir auch, dass er Angst hat, dass er mir meinen sehnlichsten Wunsch nicht erfüllen kann. Deshalb hat er auch Hemmungen, eine Kinderwunschklinik aufzusuchen.
Mein Mann hat bislang zweimal ein Spermiogramm machen lassen, beides sind eher durchwachsen ausgefallen (die meisten waren zu träge oder drehten sich im Kreis😅).

Lange Zeit habe ich jedes Mal, als ich meine Periode bekommen habe, nur noch geweint. Über diesen Punkt bin ich mittlerweile hinaus und mache mir eigentlich schon keine Hoffnung mehr.

Wem geht/ ging es ähnlich? Habt ihr Tipps oder Erfahrungsberichte, die ihr teilen möchtet?

Herzliche Grüße
Jessica

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Erst einmal fühle dich ganz fest umarmt.
Ich fühle mit dir.

Kannst du deinem Mann nicht sagen, dass du gerne eine KiWu aufsuchen möchtest?
Er braucht absolut keine Angst zu haben, das ist sowas von normal. Bei fast jedem zweiten Paar klappt es natürlich nicht (sofort).

Ich habe auch oft gehört, von Bekannten, dass nach einer OP (Endometriose) es überhaupt kein Problem war schwanger zu werden.

Gruß
Julia

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Hallo Julia,

vielen Dank für die lieben Worte! 🤗

Wir haben vor 2 Jahren das erste Mal eine Kinderwunschklinik aufgesucht; es war ein Vorgespräch verbunden mit einer Blutuntersuchung. Eigentlich müssten wir wieder dahin, aber es hat meinen Mann so abgeschreckt, dass ich ihn bislang nicht überzeugen konnte, dort wieder hinzugehen. Er hat mir jetzt allerdings versprochen, im Frühjahr einen weiteren Termin mit mir wahrzunehmen. Er hat einfach furchtbar Angst davor, als Mann zu "versagen". So hat er sich mir gegenüber geäußert. Ich habe versucht,ihm zu erklären, dass auch ich einige Baustellen habe und die Unterstützung durch die KiWu zumindest mal die Chancen erhöhen könnte. Er ist aber so verkopft, dass er schon direkt darüber nachdenkt, was denn wäre, wenn auch eine KiWu-Behandlung nichts bringt, anstatt es einfach mal zu versuchen.

Meine OP war im September des letzten Jahres, bislang hat es leider noch nicht geklappt.

Liebe Grüße!

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Hallo,

es tut mir leid zu lesen, dass ihr auch so einen langen und schweren Weg habt. Wir versuchen es auch schon seit 2016, jetzt allerdings wahrscheinlich endlich erfolgreich, ich habe gestern einen positiven Test gehabt, morgen ist Bluttest in der KiWu.

Wir haben es fünf Jahre auf komplett natürlichem Weg versucht und bis heute haben wir keine klare Diagnose, warum es nicht geklappt hat. Meinem Mann ist der Weg in die KiWu auch sehr schwergefallen, weil er zunächst dachte, dort wird immer direkt eine künstliche Befruchtung gemacht. Wenn allerdings für deinen Mann schon GV nach Plan ein Problem ist, dann wird es vermutlich wirklich schwierig. Dazu war mein Mann direkt bereit und im Laufe der Monate hat sich die Einstellung meines Mannes dann zum Glück immer mehr geändert, so dass wir von GvnP, zu IUI und schlussendlich IVF gewechselt sind, einfach um die Erfolgschancen pro Zyklus zu erhöhen, da ich mittlerweile Mitte 30 bin. Da das Spermiogramm auch nicht super ist, hatte der Arzt ICSI vorgeschlagen. Dies war meinem Mann dann aber doch zu viel Eingriff in den Vorgang, aber damit konnte der Arzt auch leben und wir hatten trotzdem immer gute Befruchtungsraten. Dies nur als Hinweis, falls ihr doch irgendwann an den Punkt kommt, dies zu diskutieren. Meinem Mann hat noch sehr geholfen, als er erfahren hat, wer im Bekanntenkreis auch Hilfe brauchte, aber darüber wird ja eher selten gesprochen. Wir sind damit im Freundeskreis mittlerweile ziemlich offen, da wir keine Lust mehr auf einige Sprüche hatten.

Vielleicht magst du noch auflisten, was du alles an Untersuchungen hattest und nicht nur die auffälligen Ergebnisse. Eventuell fällt mir dann noch etwas ein, was du unabhängig von einer KiWu-Behandlung noch untersuchen lassen könntest. Leider hört man aber auch oft, dass Endometriose die Eizellqualität beeinträchtigen kann. Wurde diese bei der Bauchspiegelung entfernt?

Alles Gute

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Hallo BluKin,

vielen Dank für deine liebe Nachricht. Das sind ja wunderbare Neuigkeiten! Ich drücke dir die Daumen, dass die Blutuntersuchung positiv ausfällt und du in ein paar Monaten ein kleines Wunder in den Armen halten darfst!🙂


Wir haben vor 2 Jahren das erste Mal eine Kinderwunschklinik aufgesucht; die Ärztin dort hat dann eine Bauchspiegelung empfohlen wegen des Verdachts auf Endometriose und eine Blutuntersuchung durchgeführt. Zudem hat sie darum gebeten, ein Spermiogramm durchführen zu lassen.

Die Operation hatte ich dann im September 2022, dabei wurden Endometrioseherde und Verwachsungen an der Bauchdecke, dem Darm, Gebärmuttersehnen, der Blase und dem Harnleiter (dieser war komplett verwachsen) entfernt. Die Eileiter waren beide durchlässig.
Der AMH-Wert war leicht erhöht (ich meine er lag bei 4,3), ich habe "etwas" zu viel Testosteron im Blut (Wert liegt mir jetzt leider nicht vor), bei den Bluttests während des Zyklus (also Hormonbestimmung bei der Frauenärztin zu 3 verschiedenen Zeitpunkten) war alles "soweit in Ordnung". Es wurden Untersuchungen zur Genetik hinsichtlich Gerinnungsstörungen durchgeführt (meine Mutter erlitt nach meiner Geburt eine Thrombose), diese waren jedoch unauffällig.
Ich habe eine zu kleine Schilddrüse (kein Hashimoto, der Ultraschallbefund zeigte nie eine Entzündung), sodass ich seit 13 Jahren L-Thyroxin nehme. Derzeit 75, bin gut eingestellt (TSH-Wert 0,7), die Hormonwerte der Schilddrüse sind im normalen Bereich.
Aufgrund erhöhter Prolaktinwerte musste ich 2019 und 2020 Tabletten einnehmen. Ein Prolaktinom wurde nach CT ausgeschlossen. Der Endokrinologe sagte, erhöhte Prolaktinwerte kämen bei Schilddrüsenpatienten als Begleiterscheinung ab und an mal vor. Derzeit ist dies aber im normalen Bereich.
Verdacht auf PCO Syndrom bestand, da ich aber normalgewichtig bin, Insulinresistenz normal ist, das Hautbild in Ordnung ist und ich keine starke Körperbehaarung habe, wurde dies nicht diagnostiziert. Bei diversen Ultraschalluntersuchungen hatte man lediglich festgestellt, dass ich recht viele Follikel habe, aber eins reifte immer gut heran. Zysten hatte ich nicht.

Liebe Grüße!

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Hallo Jessica,

vielen Dank für deine ausführliche Antwort und entschuldige meine später Rückmeldung, aber die letzten Tage waren etwas turbulent und ich ziemlich erschöpft. Trotz Blutungen habe ich aber einen schönen hCG-Anstieg und darf morgen zum ersten US 😊 5+1 ist zwar ziemlich früh, aber dann hat die Praxis erstmal geschlossen, so dass ich hoffe, morgen schon eine kleine Fruchthöhle in der Gebärmutter zu sehen und bei dem ganzen Ziehen und Zwicken im Unterleib über die Feiertage keine Angst vor einer ELSS haben muss.

Schade, dass ihr schon einmal in der KiWu wart und es deinen Mann dort so abgeschreckt hat. Aber schön, dass er es nochmal versuchen möchte.
Untersuchungsmäßig hast du ja schon einiges hinter dir. Hier ansonsten noch ein paar Ideen, die meiner Meinung nach recht einfach untersucht werden können, von KiWu-Praxen meist aber auch erst nach einigen Fehlversuchen. Aber wenn dein Mann keiner Behandlung zustimmt, kannst du sie vielleicht trotzdem machen.
Insulinresistenz wäre ein weiterer Vorschlag von mir gewesen, denn das hat eventuell nach sieben gescheiterten Transferen bei uns den Erfolg gebracht. Mein oGTT war schon vor vier Jahren auffällig, aber mein HOMA-Index bis heute super im Normbereich, deshalb habe ich erst im November Metformin bekommen, da mittlerweile auch die Werte nach dem Essen etwas auffällig waren. Hast du auch deinen HOMA-Index bestimmen lassen oder nur den Zuckerbelastungstest gemacht? Ich kenne einen Fall, da war der Belastungstest unauffällig, der HOMA-Index aber stark erhöht und nach ein paar Wochen Metformin hat direkt der nächste Transfer geklappt (vorher 3 gescheitert, sehr schlechtes Spermiogramm, deshalb ICSI).
Man kann eine Biopsie der Gebärmutterschleimhaut auf Plasma-/Killerzellen und das Mikrobiom machen. Wenn es da Probleme gibt, kann es relativ einfach mit Medikamenten behandelt werden. Meine Praxis bietet die Biopsie auch ohne Narkose an und ich empfand es nicht viel anders als die normale Vorsorgeuntersuchung, manche sagen allerdings schon, dass es kurz gut weh tut. Im Endeffekt war die Untersuchung bei mir unauffällig, ich hätte mich sonst wahrscheinlich aber sehr geärgert, warum das nicht eher gemacht wurde. Wir mussten es größtenteils selbst bezahlen, aber es waren nur 200 oder 300 Euro, verglichen mit den Kosten der KiWu-Behandlung also verhältnismäßig wenig.
Hatte dein Mann damals nur ein normales Spermiogramm machen lassen oder wurde ein 24-Stunden-Spermiogramm gemacht? Dies wurde uns in der KiWu als erstes geraten, bevor wir mit GvnP angefangen haben. Denn es gibt auch Fälle, in denen die Spermien nur kurz leben und dann hat man natürlich keine Chance.
Ich kann nicht sicher sagen, ob bei mir die Zuckerwerte den Unterschied gemacht haben, da ich in diesem Versuch auch höher dosiert Cortison bekommen habe. Falls es bei dir den Verdacht auf autoimmune Aktivitäten gibt, sind z. B. deine Schilddrüsen-Antikörper erhöht oder der ANA-Titer, wäre das vielleicht auch ein Therapieversuch. Die Meinungen unterscheiden sich allerdings, ob es wirklich einen Einfluss hat und ob es ab Zyklusbeginn genommen werden sollte oder erst nach Eisprung.
Ansonsten sollten halt nicht nur die Hormonwerte im Blut, sondern auch sowas wie Eisen und Vitamin D stimmen.

Liebe Grüße und schöne Feiertage 🎄

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Hier hilft nur radikale Ehrlichkeit: wenn es 7 Jahre lang nicht geklappt hat, ist alles andere als eine IVF oder ICSI (je nachdem, wie schlecht das SG ist), Zeitverschwendung.

Ich hatte ebenfalls seit 2016 einen Kinderwunsch, Mutter geworden bin ich 2022, unter voller Ausschöpfung aller medizinischen Möglichkeiten.

Alles Liebe ❤️

LG Luthien mit ⭐⭐⭐⭐ und 🧒

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und ergänzend zu luthiens Beitrag, würde ich sagen, musst Du ehrlich mit Deinem Mann reden. Beim Kinderwunsch gibt es keine Kompromisse. Also entweder er zieht mit und lässt sich auch in der KiWu-Klinik untersuchen oder Du musst Dir überlegen, ob es für Dich ok ist, keine Kinder zu bekommen (also bevor die zu Verfügung stehenden Hilfsmöglichkeiten ausgeschöpft sind).

"Er sagte mir auch, dass er Angst hat, dass er mir meinen sehnlichsten Wunsch nicht erfüllen kann." --ja, also so wie es jetzt ist, trägt er jedenfalls nichts dazu bei, dass der Wunsch überhaupt eine Chance hat, sich zu erfüllen.

Bearbeitet von rma
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Hallo Jessica,
Erst einmal tut es mir leid, dass ihr auch in der Situation seid! Einen unerfüllten Kinderwunsch zu haben, ist einfach sehr traurig und emotional anstrengend. Ich drücke dir fest die Daumen, dass du deinen Mann von der Kinderwunschklinik überreden kannst! Es ist eine ganz normale Behandlung, wie bei allen anderen Krankheiten auch! Ich selbst habe leider auch endometriose und wenn es nach der Bauchspiegelung nicht direkt klappt (etwa 6-9 Monate kann man es auf natürlichem Weg probieren), ist eine IVF leider unausweichlich. Diese Krankheit ist einfach furchtbar was den Kinderwunsch angeht und braucht professionelle Unterstützung! Das hat mit deinem Mann und seiner Männlichkeit herzlich wenig zu tun! Vielleicht kannst du ihn darüber zu einer Behandlung bringen. Es geht nicht um seinen Körper, sondern darum, dass du chronisch krank bist und Hilfe / eine Behandlung braucht, um mit einer solchen Krankheit trotzdem ein Leben nach deinen Wünschen führen zu können. Selbst mit einem perfekten Spermiogramm macht es bei endometriose keinen Sinn länger als 6-9 Monate nach der OP zu warten. Und selbst mit IVF kann es länger dauern…
Alles Gute für dich!!!

Bearbeitet von ilaj23
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Hey
Das könnte mein Beitrag sein. Wir versuchen es auch seit 2016 und seit 2020 mit Kalender und richtig ernst. Ovutests und alles was dazugehört. Clomifen , Letrozol von der normalen Gynäkologin. Januar 2023 hatten wir den ersten Termin in der Kinderwunsch Klinik. Bis heute hat es nicht geklappt.

Ich würde auf jeden Fall ehrlich mit deinem Mann reden. Bis dort dann mit allem richtig gestartet wird, vergeht auch Zeit. Bei mir haben sie sich nicht auf alte Ergebnisse verlassen sondern alles nochmal gemacht, was der gyn auch getan hat. Nur noch etwas spezifischer.
Diagnosezykus, Monotoring, blutentnahmen, ggf IUI ob es nicht vielleicht doch noch klappt, Pausenzyklen, weil sich irgendwelche Zysten bilden, Pausenzyklen wegen Urlaubszeit oder Krankheit, IVF, die vielleicht auch nicht sofort gelingt, und so weiter und so weiter. Uns läuft jetzt Krankenkassen technisch die Zeit davon. Ein Jahr haben wir jetzt noch, dann bin ich 40.
Mir ist mit dem ersten Besuch in der Kinderwunsch Klinik eine große Last abgefallen. Da man einfach nicht mehr selber verantwortlich ist für dieses Thema. Nicht mehr alleine dasteht, und einfach Hilfe bekommt. Es fühlt sich gut an. Hätte ich das vorher gewusst, wäre ich deutlich früher losgegangen. Nie hätte ich gedacht, dass die Wartezimmer dort so voll sind.
Zudem kommt, dass das Spermiogramm von meinem Mann auch immer 1A war, sich nun aber bei der ersten IVF gezeigt hat, dass sie trotzdem nicht in die Eizelle eindringen können. Was vermutlich an einem Gendefekt der Spermien liegt, welches man über das Spermiogramm nicht erkennen kann. Wenn dem wirklich so ist, hätten wir es bis zum Sankt Nimmerleinstag versuchen können. Ohne Hilfe wird es nicht klappen. Und wären wir nicht hingegangen, hätten wir das niemals rausgefunden…