Hallo!
Es geht hier um meinen Bruder, 33, ledig, Student.
Die Sache geht mich sehr wohl etwas an, da meine finanzielle Situation unter ihm leidet.
Aber einen Teil der Schuld trage ich auch selbst, den anderen meine Eltern.
Schon als Kinder hieß es "Der Junge soll studieren, das Mädchen soll nicht weitermachen..."
Mit 18 machte ich mein Abi, meine Mutter unterstützte gegen den Willen meines Vaters meine Immatrikulation, dieser sponsorte mein Studium und tat nach knapp 5 Jahren bei meiner Diplomverleihung so, als hätte er die Uni selbst erfunden und mich überredet sie zu besuchen.
Bruderherz (16 Monate jünger) machte 2 Jahre nach mir Abi, danach 1 Jahr "gar nichts" und danach ein Jahr "Pseudozivildienst".
Als er damit fertig wurde, war ich im Ausland, meine Mutter rief an und hauchte "Dein Bruder..." ins Telefon. Ich "Mein Bruder was..."
Sie "Er will studieren..." Ich "Super, was denn?" "Das weiss er noch nicht, er möchte es mit dir besprechen".
Ich kam nach Hause "Ja, was willst du denn machen".
Er "Naja, was Schönes..."
Ich "Ehm, welche Richtung?"
Er "Wenn es nichts besseres gibt, Psychologie".
Ich suchte ihm also eine Uni raus, mein Vater besorgte die Fahrkarten und dann wurde er immatrikuliert...
In 5 Jahren Regelstudienzeit schaffte er 80% der Prüfungen, dann wurde mein Vater krank und starb.
Mein Bruder bekam die Kurve nicht mehr, er arbeitet seitdem im Sommer stundenweise im Familienbetrieb und hängt im Winter (Oktober-April) nur rum. So geht es seit 2004.
Ich arbeitete im Sommer woanders, tat aber mein ganzes Gehalt auf sein Konto. Im Winter war ich zu Hause, damit er lernen konnte. Tat er aber nicht.
Im Heimatdorf verdiente ich echt wenig und wohnte bei ihm und meiner Mutter. Blöde Situation.
Nachdem er nichts auf die Reihe gebracht hat, bin ich diesen Winter nicht wiedergekommen, es geht mir super. Meine Mutter ist auch weit weggezogen, ihr geht es auch super.
Er sitzt also in unserem Elternhaus und hat schon wieder seine Prüfungen verhauen. Er brauch nicht zu arbeiten...
Wie bekomme ich meine Mutter dazu, ihn finanziell kürzer zu halten? Sie sieht es selbst auch ein...
Wir haben ihn beide verwöhnt, aber irgendwann muss mal Schluss sein! Von mir bekommt er keinen Cent mehr, aber meine Mutter ist zu gutmütig...
Kann man da noch etwas machen?
Langzeitstudent
Also 1. kann man die Prüfungen nur ein paar Mal wiederholen..oder 2. schiebt er die Prüfungen vor sich her.
Nein, ich würde ihn auch nicht unterstützen.
mfg
Hallo!
Danke für deine Antwort!
Habe vergessen zu schreiben, dass wir unseren Lebensmittelpunkt in Italien haben.
Dort kann man ewig studieren.
Bis Ende 2010 muss er die "Prüfungen" (was in Deutschland Scheine sind) gemacht haben. Also 25 Einträge in sein Studentebuch, dann kommt die Diplomarbeit. Er hat 22 "Prüfungen" von 25 bestanden, also wäre aufhören blöd.
Schafft er es nicht, muss er auf Bachelor umsteigen, er kann also dabei alt werden.
Naja, mal sehen ob man den Geldhahn etwas enger drehen kann...
Wird er nicht irgendwann exmatrikuliert?
Eltern müssen sich darüber im Klaren sein, dass ihre Kinder irgendwann für sich selbst Verantwortung übernehmen müssen.
Meine Kinder sind ja noch lange nicht so weit, aber ich hoffe, ich kann sie mit spätestens 28 Jahren (oder so) loslassen.
Soll meinen, irgendwann werden sie von mir keine finanzielle Unterstützung mehr erhalten, die es ihnen ermöglicht, GAR NICHTS zu tun.
Ich finde, ab und an mal eine Finanzspritze ist eine Sache, aber mit Mitte 30 noch komplett finanziert werden? Das ist nix für mich.
Deine Mutter muss einen Schlussstrich ziehen, sonst lernt er es nie.
L G
G
Hallo!
Er lebt in Italien, da wird man solange man brav ca. 2000 Euro Beiträge im Jahr bezahlt nicht exmatrikuliert.
Finde dich mit deiner 28-Grenze sehr kulant.
Meine Mutter ist halt ein Kriegskind, sie hat uns beide verwöhnt, aber als Kind begreift man doch, dass es so nicht weitergehen kann.
Ein paar Beispiele für "Erziehungsmassnamen": Mama ist in Deutschland, ich drücke dem Kleinen das Überweisungsformular in die Hand, damit er seine Beiträge bezahlt. Er bezahlt die 3. Rate statt der 2.
Mama kommt wieder und rennt zur Bank.
Wieder mal Beiträge, Mama möchte mich zur Bank schicken. "Soll er doch selber". "Na gut, dann fahre ich".
Sie ist 70, es ist heiß, sie ist auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen, also fahre ich...
sorry, aber da solltest du auch deine mutter nicht mehr untetstützen, wenn sei will soll sie doch, halt dich raus, sie muss es auch lernen und das wird sie nicht, wenn du ihr hilftst und somit auch deinen bruder
hallo,
wieso leidest du unter dieser situation finanziell? das verstehe ich irgendwie nicht... du bist doch unabhängig und kannst selbst entscheiden, was du mit deinem einkommen machst. was deine mutter wiederum mit ihrem geld macht, ist ihre eigene sache.
im übrigen würde ich schon mal schauen, wo das problem liegt. vielleicht ist er seit jahren überfordert mit der situation? vielleicht leidet er unter depressionen? vielleicht hat er angst vor der beruflichen zukunft und schiebt daher (unbewusst) den abschluss immer wieder auf? es kann viele gründe geben, es muss nicht immer faulheit sein.
als mutter würde ich ihm eine letzte angemessene frist setzen, ab wann er kein geld mehr bekommt und versuchen, in erfahrung zu bringen, warum er sich vor dem abschluss drückt. wie gesagt, es kann wirklich mehr dahinterstecken als "kein bock". wenn er allerdings nicht bereit ist, sich zu kümmern und die eventuellen probleme anzugehen, wäre bei mir auch die geduld am ende.
deine mutter lass aber mal ihre entscheidungen am besten selbst treffen, das ist nicht deine baustelle.
alles gute, e.
Hallo Elodia!
Deine Überlegungen stimmen in etwa...
In einer Gesellschaft wie unserer (Süditalien) war es unverstellbar, dass das Mädchen studiert und der junge nicht. Mein Bruder wäre am Liebsten Barman geworden, aber mein Vater und das halbe Dorf hätten das nie zugelassen. Er wäre sein Leben lang mit mir verglichen geworden.
Ich fühlte mich moralisch verpflichtet ihm bei dem Immatrikulationspapierkram zu helfen.
Bis zum Tod meines Vaters fluppte es bei ihm eigentlich, deshalb fand ich es in den 1. Jahren danach selbstverständlich ihn zu unterstützen.
Er hat ein Firmenkonto und bezahlt meine Rentenbeiträge, wenn ich woanders arbeitete "verkaufte" er micht als Arbeitskraft, also kam das Geld auf sein Konto... Damit ist jetzt Schluß.
Es ist nicht nur Faulheit. Er gibt die Schuld seiner Grundschullehrerin (alte Jungfer mit faschistichen Ansichten, keiner aus der Klasse hat es besonder weit gebracht) und dem Pfarrer bei dem er Kommunionunterricht hatte (1913-1994):
Prüfungsangst hatte er schon immer... Angst zu versagen sowieso.
Berufschancen hat er wirklich keine besonderen.
Fände nur gut wenn er die Sache trotz Allem fertig macht, sich die Urkunde einrahmt und dann was ganz anderes macht. Wenn er nicht fertig wird, wird es sehr negative Konsequenzen für sein Selbstvertrauen haben.
Meine Mutter kann mit ihrem Geld machen was sie will (sie fragt mich dauernd, ob ich etwas davon brauche), ich fände es nur sinnvoll, wenn er langsam selbst lernen würde, damit umzugehen...
Den Mist hat er eben nicht ganz alleine gabaut, beide Eltern und ich haben auch dazu beigetragen, wenn auch nicht aus Bosheit. Und die Mentalität halt... Das Dorf wimmelt von solchen Exemplaren, die sonst eigentlich wirklich sehr nett sind...
Ihr beiden Frauen hindert ihn daran, sich zu entwickeln.
Da ist gar kein Raum, selbst etwas zu tun.
Wenn Du es so schaffst, o.k. Deine Mutter braucht eine Therapeutin, damit sie lernt loszulassen. Vielleicht hat es was mit dem Tod ihres Partners zu tun.
Gruß
Manavgat
Hallo Manavgat, danke für deine Antwort!
"Vielleicht hat es was mit dem Tod ihres Partners zu tun."
Ja, mein Vater hat aus dem Nichts sehr viel aufgebaut, war aber sonst sehr labil.
Meine Mutter hat finanziell immer Alles gemanaged, aber er hatte die Hosen an. Nach seinem Tod kam mein Bruder dann an seinen Platz...
Zu einer Therapeutin wird sie wohl nie gehen, aber ich bin froh, dass sie wenigstens eine eigene Wohnung gemietet hat...