Hallo,
zum ersten Mal wende ich mich an andere Eltern, weil ich einfach nicht weiter weiss.
Wir sind eine Akademikerfamilie, ich Opernsängerin, er Archäologe. Wir haben drei Kinder im Alter von bald 7, bald 5 und bald 1 Jahr/en, alles Jungs.
Unser Ältester, Benedikt, kommt in drei Wochen in die Schule. Er ist spachlich sehr gewandt, intelligent, fröhlich, höflich, beliebt.
Doch seit einiger Zeit kommt es immer häufiger vor, daß er, sobald ich etwas von ihm verlange (zB Schuhe zubinden, aus dem Haus oder zu Bett gehen, aufräumen oder andere "Kleinigkeiten"), vollkommen ausrastet. Er verliert regelrecht den Bezug zur Realität. Gestern zB kamen wir von einem wenig anstrengenden Familienausflug gegen 17.30 nachhause. Benni legte sich im Treppenhaus (Haus mit 6 Parteien) auf die Treppen und meinte, er könne nicht mehr. Weil ich das schon von ihm kenne hab ich gesagt, er soll eben nach oben kommen, wenn er wieder stark genug dafür ist. Soweit so gut. Nach 10min rufe ich dann nach ihm und bekomme keine Antwort. Kurz später rufe ich wieder nach ihm und bekomme eine freche Antwort. Also bin ich nach unten gegangen um ihn zu holen, da ist er aber schon davonbgelaufen - warum weiss ich nicht. Er hat dann im Treppenhaus 30min mit mir diskutiert, hat mich angeschrien, mich beschimpft und hat versucht aus der Haustür rauszukommen. Ich bin erst ruhig geblieben weil ich die Situation retten wollte, ich kannte das ja schon, wie gesagt. Nachdem alles nichts genutzt hat, habe ich gesagt, dass er die Wahl hat: entweder wir gehen gemeinsam nach oben und alles ist in Ordnung, oder er bleibt hier unten und kann dafür später auf seinen Tiger verzichten (zum Einschlafen - das letzte Mittel....). Ich habe ihm das mehr als 4 Mal angeboten, jedesmal aber nur Spott, Gekicher oder flapsige Antworten bekommen. Irgendwann, nachdem Benedikt auch körperlich "Einsatzfreudiger" wurde (er hat mich nicht gehauen, aber mehrfach versucht wegzudrängen), habe ich nach meinem Mann geklingelt. Und auch bei ihm hat er nicht gehorcht. Mein Mann hat ihn dann unter großem Gebrüll nach oben getragen. Hätte ich auch, aber 27kg sind mir doch zu heftig.
Oben angekommen hat er andauernd versucht, aus der Wohnung zu gehen. Ich habe abgeschlossen. Er suchte erst den Schlüssel, wollte dann eine dicke Papprolle als Rammbock benutzen (er hat schonmal mit dem Regenschirm die Türscheibe eingeschlagen). "Ich will meine Freiheit wieder." "Gib mir mein Leben zurück." "Ihr habt kein Recht, mich hier einzusperren!" "Ich will hier einfach nur weg."
Nach 45min beruhigte er sich und war friedlich, bis es ins Bett gehen sollte. Ich wollte ihm seinen Tiger nicht geben, irgendwann soll man seine Drohungen ja wahr machen... Er kletterte auf die Küche um ihn zu holen, er schlug mich sogar, er schrie, tobte, wälzte sich auf dem Boden. "Schlag mich! Kneif mich! Ich steh drauf! Aber gib mir meinen Tiger wieder!!!!" Ich war so schockiert und bin es immernoch. "Ich will dass Du mich schlägst. Schlag mich doch endlich!" Alles unter Tränen. Nach fast zwei Stunden kam er wieder aus seinem Zimmer und setzte sich in die Garderobe. Ich sagte ihm, wenn er jetz sofort mit seine Decke ins Bett geht, ohne Theater, bekäme er seinen Tiger. Danach war Ruhe und Frieden. Unter bitterstem Weinen entschuldigte er sich wortreich bei mir. Aber ich kenn das alles schon. Das passiert seit 3 Jahren immer wieder. Das ganze Theater, die ganze Wut, die Agressionen und dann die tränenreiche Entschuldigung.
Ich habe schon öfter drüber nachgedacht, ob das normal ist oder nicht. Dass ihm der Schuleintritt womöglich zu schaffen macht. Wir sind sicher kein Haushalt, in dem eine Emotion negiert oder verächtlich abgetan wird. Niemals. Wir nehmen die Kinder, ihre Bedürfnisse sehr ernst und ich versuche immer, die beste Mutter zu sein, die ich sein kann. Wir haben keine überhohen Ansprüche an unsere Kinder, erwarten keinen blinden Gehorsam von ihnen.
Aber das, auch, weil es inzwischen immer öfter vorkommt, macht mir wirklich Angst. Noch dazu seine völlige Fixierung auf alles, was mit Polizei, SEK, GSG9, Militär und Waffen zu tun hat. Seit Jahren gibt es für ihn fast kein anderes Gesprächsthema mehr. Und er wird erst 7. Wir haben keine Waffen, wir sind nicht im Schießverein, wir lehnen Gewalt jeglicher Art ab. Was ich zugeben muss: ich nehme Antidepressiva. Aber meine Kinder wissen das nicht, ich bin nicht lethargisch, antriebslos, verwahrlost. Unausgeglichen, ja. Vielleicht hat das abgefärbt.
Übermorgen habe ich einen Termin beim Kinderarzt, weil ich die Befürchtung habe, er hat eine Neurose oder Psychose oder daß ich ihm meine "Depression" (bzw. emotionale Instabilität) vererbt habe oder er sonstwie zu sehr von mir beeinflusst wurde. Ich versuche immer, meine Gefühlslage im Griff zu haben, gerade wegen der Kinder. Manchmal glaube ich, ich habe versagt. Meine Mutter und deren Mutter waren ja auch schon so. Ich will aber auf gar keinen Fall, dass die Jungs auch so leiden müssen.
Geht es jemandem ähnlich? Kann ich irgendwie in einer zukünftigen ähnlichen Situation angemessener reagieren (wobei ich mir wünschte, meine Eltern wären in ähnlichen Momenten genau so mit mir umgegangen, wie ich mit Benni umgehe).
Es ist jetzt sehr lang geworden, danke für's Lesen. Heute Morgen war alles wieder in Ordnung.. Manchmal kommt es mir vor, als baue er über Wochen eine unendliche Spannung auf, die sich in solchen Momenten entlädt. Danach geht es ihm besser.
Ich danke Euch,
worfa
6-Jähriger und Realitätsverlust (?)
Hallo,
zuerst dachte ich Fake...
Als ich weiter gelesen habe, kamen die Antworten für die von dir beschriebene Situation aber schon selber:
"Schlag mich! Kneif mich! Ich steh drauf! Aber gib mir meinen Tiger wieder!!!!" "Ich will dass Du mich schlägst. Schlag mich doch endlich!" DAS sind keine Äußerungen, die ein Kind von sich alleine aus trifft!!!
Dazu die Mitteilung von dir, das du Antidepressiva nimmst rücken das Ganze auch wieder in die richtige Richtung. Grundlos nimmst du die bestimmt nicht, kann es sein, dass von DIR gegenüber deinem Mann diese Äußerungen schon mal gefallen sind? Vor den Antidepressiva oder noch während dieser Zeit? Vielleicht auch abends, wenn die Kids eigentlich im Bett sind...
Ansonsten würde ich definitiv KEINE 30 min mit meiner Tochter (jetzt 8 Jahre) diskuttieren!!!! Selbst wenn sie es versucht, sie bekommt dann ein "Ich diskuttiere mit dir jetzt nicht, ich bin die Mutter und damit basta!!" Und später, wenn die Wogen geglättet sind, reden wir nochmal über die Situation.
Seinen Tiger weggenehmen als Konsequenz finde ich auch nicht die beste Konsequenz, denn auch in dem Alter haben die Kids manchmal nachts noch Ängste und Alpträume und brauchen dann IHR Kuscheltier. Vor allem wenn es (wie es jetzt vom Lesen den Anschein macht) es nachts eher mal etwas lauter werden kann bei euch. Ihn ohne Tier schlafen zu lassen, heißt ihn nachts ohne Tröster die Ängste allein ausstehen zu lassen und das kann ganz schlimm sein!!
Mein Teddy war als Kind für mich auch absolut elementar und lebensnotwendig!!!
LG
Valada
Und euer Sohn hat das dann evtl mitbekommen? (weil er nachts vielleicht wach geworden ist und einen Streit mitbekommen hat)
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Ansonsten würde ich definitiv KEINE 30 min mit meiner Tochter (jetzt 8 Jahre) diskuttieren!!!! Selbst wenn sie es versucht, sie bekommt dann ein "Ich diskuttiere mit dir jetzt nicht, ich bin die Mutter und damit basta!!" Und später, wenn die Wogen geglättet sind, reden wir nochmal über die Situation.
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Das sagen viele.
Was würdest du denn tun?
Hochschleppen schafft man nicht, würde ich jedenfalls bei meiner 6-Jährigen mit 26/27kg nicht schaffen, schon gar nicht eine Treppe hoch.
Hochzerren kann man ebenso vergessen.
Einfach stehenlassen?
Dann kann er gehen, Haustür auf und weg.
Das geht ja auch nicht.
Ich sage es nicht nur, ich mache es auch so, weil alles andere nichts bringt!! Was nützt es, IN der Situation zu bleiben und Kind und Mama schaukeln sich immer weiter hoch bis sich zum Schluss beide doof fühlen?
Zu dem Fall: Ja er könnte gehen, aber warum sollte er gehen? Das ist eine Situation in der er Grenzen austesten will und die Situation die er austestet ist diese "Was passiert wenn ich NICHT in die Wohnung gehe?".
Ja ich hätte ihn da gelassen, die Tür zur Wohnung offen und hätte im Alltag weiter gemacht. Z.B. Abendbrot fertig gemacht. Das hätte ich ihm dann auch mitgeteilt mit Vorankündigung, z.B.: "Ich mache jetzt Abendessen, wenn du nicht in der Wohnung bist, wenn wir essen hast du halt Pech gehabt. DANACH gibt es nichts mehr!" Aber das ganze im ruhigen Ton, ohne Druck, ohne Schimpfen. Es einfach als eine Tatsache hinstellen und IHM die Entscheidung lassen, was er machen möchte.
Alleine im Flur zu sitzen ist langweilig und deswegen glaube ich, dass er nachgekommen wäre.
Er ist 6 Jahre alt und kein Kleinkind mehr. Ein Kleinkind würde ich auch nicht alleine im Flur sitzen lassen, aber einem 6-Jährigen traue ich eigentlich doch schon genug Verstand und Selbstständigkeit zu, alleine aus dieser Situation kommen zu können.
Das er später versucht hat abzuhauen, war eine neue Situation die er austesten wollte, resultierend auf die erste Situation. (1. Situation -> ich darf nicht im Flur sitzen bleiben, 2. Situation -> also testen wir mal was passiert wenn ich es trotzdem versuche). Aber auch da glaube ich nicht, dass er wirklich "abgehauen" wäre, wenn er zur Tür raus wäre. Wahrscheinlich hätte er sich auf die Treppe gesetzt und gebockt und wenn er gemerkt hat, dass er damit keine Reaktion provozieren kann, wäre ihm langweilig geworden und er wäre wieder reingekommen.
LG
Valada
hallo,
ich glaube der weg zum arzt ist der richtige schritt. was du da über deinen sohn schreibst der ja erst fast 7 ist, liest sich wie die worte eines viel älteren.
"Schlag mich! Kneif mich! Ich steh drauf!"
"Ich will meine Freiheit wieder." "Gib mir mein Leben zurück."
das hört sich für mich nach einem erwachsenen an.
du schreibst das er polizei etc. begeistert ist. woher kennt er denn solch spezielle sachen wie sek und gsg9?? darf dein sohn evtl. im fernsehen sendungen gucken die nicht altersgerecht sind?? oder besorgt ihr ihm bücher über kapftruppen und lest vor??
gruß marcela
Hallo!
Ich kenne in meinem Umkreis keinen Jungen in dem Alter der nicht weiß was das heißt (SEK, GSG9). Wir wohnen direkt an einer Grundschule-Du müsstest mal hören was da so Gesprächsthemen sind... Da fliegen einem die Ohren weg...
VG
neddie
hallo
ich denke du projezierst einfach zuviel deiner aengste auf deinen sohn.....kinder sind so empfindsam, bekommen soviel mehr mit als man denkt.
ich koennte mir vorstellen, dass die kinder mitbekommen, dass mit dir etwas nicht stimmt...aber es wird uebertuenscht durch die "versteckten" medikamente, das verwirrt.
abgesehen davon, sind meine jungs (5+3) aehnlich "dickkoepfig", bockig und fixiert auf bestimmte sachen.
wie sind denn deine 2 anderen kinder?
viel erfolg beim kinderarzt und alles gute fuer dich!
Der Fall mit dem Treppenhaus, du diskutierst zu lange rum, drohst mit Mitteln die dir Schaden wenn er dann nicht schläft, meine Stieftochter meinte das letztens auch sie wolle nicht rein und ich hab sie zweimal gebeten zu kommen und dann geschnappt und es gab keine Geschichte mehr.....Da sie ja solange rumgemacht hat.....
Hallo Valada,
ich habe noch nie jemanden, auch nicht im Streit, gebeten, mich zu schlagen, zu kneifen oder ähnliches. Den Ausspruch "Ich steh drauf" gibt es in unserem Vokabular eh nicht. Also: von uns hat er das nicht. Ich habe ihn gefragt, wo er das gehört hat oder wer das zu ihm gesagt hat: keine Antwort. Also, Du kannst Dir vorstellen, wie erschrocken wir waren, denn von UNS hat er sowas noch NIE gehört.
Ihm den Tiger wegzunehmen würde mir im Traum nicht einfallen, ich weiss sehrwohl, was das einem Kind bedeutet. Deswegen dachte ich eigentlich, dass er bei der "Drohung" endlich mitkommen würde.
Ist mir schon klar, dass man keine 30min diskutiert. Aber was machst DU denn nach dieser Zeit, wenn sich immernoch nichts tut? Im Gegenteil, wenn es nur schlimmer wird? Was tust DU, wenn sich die Wogen eben nicht glätten?
Nein, natürlich nehme ich die Antidepressiva nicht grundlos. Vielen Dank auch für den Hinweis. Wie gesagt, meine Kinder bekommen bestenfalls hier und da eine Stimmungsschwankung mit - wie bei anderen Frauen PMS. Ich wusste, daß man das hier natürlich als die Ursache allen Übels anbringen würde und ich kann nur betonen, dass meine Depression meine Privatsache ist und meine Kinder davon nicht berührt werden.
Danke für Deine Antwort,
w
"ich kann nur betonen, dass meine Depression meine Privatsache ist und meine Kinder davon nicht berührt werden. "
Das geht überhaupt nicht, du kannst deine Kinder davon nicht abschirmen.
Auch wenn du noch so sehr versuchst es vor ihnen zu verbergen!
Du kannst aber nicht was androhen und wissen beim androhen das du es eh nicht machst, er merkt das und weiss das, wieso sollte er dann mitkommen?
Dann ist irgendwann ende der Diskussionen und er wird mitgenommen.
Deine Kinder bzw. Dein Sohn wird merken das was nicht stimmt, das du labil bist und nutzt dies gekonnt, er wird dich sicher manchmal an den 'Rand bringen wo du denkst aaaaah. Und er weiss es, genauso wie er es weiss das er eh bekommt was er will ob er nun mitkommt oder rumdiskutiert. Ich habe meine Stieftochter einmal unter prostest mit ins Haus genommen und seither nie wieder, warum? Weil sie weiss das Konsequenzen folgen.
Hallo,
vielen Dank für Eure Antworten, mit so vielen habe ich nicht gerechnet.
Also, wir haben gar kein Fernsehen. Wir haben einen Fernseher, aber keinen Anschluss. Die Kinder dürfen Freitags Abends mit uns gemeinsam eine DVD schauen. Niemals unter der Woche, niemals nicht altersgerechte Filme.
Ich weiss nicht, wo diese extreme Fixierung herkommt. In keiner unserer Familien gibt es einen Polizisten. Im Kindergarten gab es letztens das Polizeiprojekt, mehr aber nicht. Ich finde es ja schön, dass er sich dafür begeistert. Es zeugt von einem Bedürnfis nach Gerechtigkeit was auch sehr zu ihm passt. Aber es ist eben doch sehr extrem.
Kann gut sein, daß ich meine Ängste in ihn reininterpretiere. Aber dann müssten meine anderen Söhne ja ähnlich reagieren wie er und das tun sie nicht im Ansatz! Mathis (bald 5) ist sowieso total anders als Benni und Hauke (bald 1) ist wie ein Baby eben ist, süss, neugierig.
Mal sehen, was der Arzt am Mittwoch sagt.
Danke Euch allen nochmal,
w
Einiges, vor allem die Ausraster im Treppenhaus, das Toben danach (auch die Äusserungen soweit) würde ich auf die Einschulung schieben, bzw. auf die grossen Veränderung dadurch. Ich kann mich erinnern, dass meine Tochter (jetzt 10) damals sehr ähnlich reagiert hat, plötzlich unheimlich erwachsen gewirkt hat und diskutieren wollte bis zum Umfallen. Auch solche Sachen wie "gib mir mein Leben wieder" u.ä. sind damals gefallen. Sie ist sehr intelligent, sensibel und bekommt alles mit, sie ist aber keinesfalls psychisch krank Ich habe diese Tobsuchtsanfälle damals als Vorpubertät bezeichnet und irgendwie hat es ja auch gestimmt. Mit der Zeit hat sich das auch wieder gelegt, sie wurde im Laufe der Schuljahre ausgeglichener und passte sich in ihren neuen Platz ein.
Anderes, zum Beispiel sein Interesse für Waffen etc., finde ich da schon komischer, allerdings denke ich, dass darauf das Wort realitätsfremd durchaus passt, und zwar nicht im Zusammenhang mit diesen Agressionen, sondern in Hinblick auf Euer Leben. Es kommt mir ein bisschen so vor, als würden Eure Kinder hm sagen wir "weldfremd" aufwachsen. Dinge zu verteufeln und totzuschweigen ist nicht immer die beste Lösung. Weiss er denn, was in der Welt los ist? Wenn Ihr keinen Fernseher habt, liest er Zeitungen? Redet Ihr?
Auf jeden Fall ist es nicht falsch, den Kinderarzt zu fragen. Alles Gute und vielleicht kannst Du ja mal berichten wie es für Euch weitergeht?
lg jo+ 3
Hallo worfa,
vorab: Ich kenne mich mit 6-Jährigen nicht wirklich aus, weil meine Kinder noch jünger sind.
Aber zwei Dinge sind mir bei deinem Verhalten in der beschriebenen Situation negativ aufgefallen:
1. <<hab ich gesagt, er soll eben nach oben kommen, wenn er wieder stark genug dafür ist. >> <<Nach 10min rufe ich dann nach ihm und bekomme keine Antwort>>
Du hast ihm also erst selbst die Verantwortung dafür übertragen, wann er hochkommen will, und sie ihm dann wieder weggenommen, indem er hochkommen sollte, als du es wolltest. Vielleicht war das der Auslöser seiner Wut.
2. <<Nachdem alles nichts genutzt hat, habe ich gesagt, dass er die Wahl hat: entweder wir gehen gemeinsam nach oben und alles ist in Ordnung, oder er bleibt hier unten und kann dafür später auf seinen Tiger verzichten >>
Das ist aber nicht wirklich ein Angebot und auch keine Konsequenz, sondern hat schon was von (sorry) Erpressung. Wenn es für ihn wirklich das Schlimmste ist, seinen Tiger nicht haben zu dürfen, solltest du ihm das m.E. nicht androhen. Damit stellst du ihn vor eine Pseudo-Wahl und provozierst damit gerade eine Eskalation.
Ansonsten denke ich, wenn du Bedenken wegen der Auswirkungen deiner emotionalen Instabilität auf die Kinder hast, dass du dich vielleicht mal an eine familientherapeutische Beratung wenden solltest. Und sei es nur, um in dieser Sache etwas Druck von dir selbst zu nehmen.
LG Meggie
Hallo Meggie,
kann sein, dass Du Recht hast.
Danke, LG,
w
Ja, das klingt echt sehr logisch, auch erstens.
Vllt hätte er anders reagiert, wenn man nur locker gefragt hätte:"Na, wie sieht es denn aus, bist du wieder zu Kräften gekommen und kommst? Soll ich dich vllt ein bißchen stützen?"
Also drucklos, freundlich, und Hilfe anbietend.
Hallo Worfa,
bzgl. deiner Depressionen und deiner Angst, dass auch dein Sohn davon betroffen ist, kann ich dir nur Raten deine Ängste mit einem guten Kinderarzt zu besprechen. Depressionen können in der Tat erblich sein. Ich hatte lange einen Freund der darunter sehr gelitten hat weil seine Mutter manisch-depressiv war (Ständig in behandlung, manchmal in einer Geschlossenen Abteilung, manchmal in einer Offnen und manchmal auch nur in einer betreuten WG) und er immer Angst hatte diese Krankheit auch zu bekommen.
bzgl. deinem Sohn ist meine Vermutung, das er zum einen ganz massiv nach Aufmerksamkeit sucht (und je krasser seine Sprüche werden, desto mehr Aufmerksamkeit bekommt er logischweise) und auch nach Grenzen und Strukturen. Was hilft ist ihm für positive Verhalten ganz viel Aufmerksamkeit zu schenken, dann muss er sich nicht mehr durch negatives holen.
Ganz oft haben Kinder die so um die Einschulung herum sind einen Rückfall ins "kleinkindhafte". So sehr sie sich auch auf die Schule freuen so unbekannt ist das alles auch und das kann schon auch mal Angst machen. Da fallen Kinder gerne mal in ein früheres Stadium zurück um da nochmal "Kraft und Sicherheit" zu tanken. Das ist dann für ein Kind so eine Gradwanderung zwischen "ich bin ja schon sooo groß und selbstständig und cool" und " verdammt ich hab keine Ahnung was da so läuft und wie und überhaupt mach mir das alles ein bißl Angst".
Schenk ihm also eine ganz große Portion Aufmerksamkeit und Sicherheit, damit er den Schritt ins Schulkindstadium wagen kann.
Thema Grenzen: drohe NIE eine Konsequenz an die du eigendlich nicht bereit bist durchzuziehen. Wähle immer eine Konsequenz die realisierbar, realistisch und logisch ist. Eine Konsequenz wäre gewesen. Wenn du nicht mit mir zusammen hochkommst, dann hole ich Papa der trägt dich dann hoch. Dann aber auch nicht verhandeln und diskutieren. EINE Ansage und dann handeln. Je länger diese Konfliktsituationen dauern desto mehr Zeit hat er sich in eine Sache hineinzusteigern und zu verrennen und desto schwieriger wird es für ihn sich wieder emotional von der Situation zu trennen und runterzukommen.
so bzgl. Polizei, SEK etc. ... ich denke manchmal Jungs haben eine genetische Anziehung zu solchen Dingen, da kann man wohl nix machen, wichtig ist halt nur, dass die Informationen die ein Kind dazu bekommt auch kindgerecht sind. Vielleicht ist es aber auch etwas, weil es für einen Jungen in dem Alter auch "coole" Berufe sind. Bitte nicht falsch verstehen, Opernsängerin und Archäologen sind für Kinder schon recht "abgehobene" Berufe (auch wenn ICH Archäologie super spannend finde aber das tut nix zur Sache) und Polizei ist sowas bodenständiges, greifbares. Wenn man sagt "Mein Papa ist Polizist" dann weiß jeder was das ist. Wenn man sagt " Mein Papa ist Archäologe" kann die Antwort auch "Hä ein Achäowas?" sein. Darüber hinaus ist auch Polizei, Militär, SEK etc ganz stark von Strukturen(z.B. Hierarchien etc) geprägt und das gibt wiederum auch Sicherheit.
Liebe Grüße
Tanja
Hallo Tanja,
vielen Dank für Deine Antwort, sie hilft mir sehr
Ähnliche Gedanken habe ich mir natürlich auch gemacht, es tut nur wirklich gut, es auch mal von jemand anderem zu hören.
LG,
Cosima
Hi,
kann sein, dass ich da falsch liege, aber mein erster Gedanke beim Lesen war, dass der Junge einfach eine sehr dramatische Ader ("Gib mir mein Leben zurück", "Schlag mich") hat und etwas cholerisch ist.
Was du da beschreibst, ist schon heftig, was eventuell unter anderem daran liegt, dass du nicht optimal reagiert hast, und es so eskaliert ist, eins zum anderen kam. Aber das ist nun mal so in solchen Situationen. "Ich hätte ..." und "Ich würde ..." ist immer leicht zu sagen aus Außenstehende.
Das mit den Waffen und Polizei würde ich zwar auch nicht so prickelnd finden ... aber ist das so ungewöhnlich für einen 7jährigen?
Grüße
Hallo,
ich musste ja echt lachen, als ich das gelesen habe und ich glaube, Du hast völlig recht! Diese dramatische Ader hat er in jedem Fall von mir und auch das cholerische Wesen. Ich sehe so oft mich in ihm, dass es wirklich schon fast beängstigend ist. Jedoch: er ist viel fröhlicher, schlauer und viel beliebter, als ich es je war. Von daher hat er es hoffentlich leichter.
Vielleicht mach ich aus einer Mücke einen Elefanten.
LG
worfa