mein Opa und die verflixte Demenz...

Guten Morgen!

Ich weiß gerade echt nicht mehr weiter und bin total am Ende mit meiner Kraft und meinem Latein!

Unsere "Geschichte"

Ende April ging es meinem Opa PLÖTZLICH sehr schlecht - körperlich und geistig... nach einigen Tagen hat sich dann herausgestellt, dass er einfach keine Medikamente (fürs Herz, Lunge, Nieren, Wasser im Gewebe, Blutverdünner,etc.) mehr genommen hat! DAS hat also seinen schlechten Zustand hervorgerufen...

Er kam für etwa 14 Tage ins Krankenhaus und meine Schwester und ich bekamen von seiner Anwältin eine Generalvorsorgevollmacht ausgehändigt, somit kümmern und versorgen wir ihn nun seit etwa 4 Monaten. Und ich kann einfach nicht mehr...

Seit 4 Monaten diese ewig gleiche Spirale aus:

Ins Krankenhaus fahren (er ruft sich ständig den RTW), eine Nacht dort bleiben und in vermeindlich guter Verfassung nach Hause gehen, da er über nacht Sauerstoff und Beruhigungsmittel bekommt

Zu Hause angekommen nimmt er spätestens nach einem Tag seine Medikament nicht mehr (er lässt den Pflegedienst nicht ins Haus)

also geht es ihm nach zwei Tagen wieder so schlecht, dass er sich einen RTW ruft und ins Krankenhaus bringen lässt

Immer wenn es ihm schlecht geht, möchte er gerne von uns in ein Altersheim gebracht werden, wir tun was wir können und immer nach dem Krankenhausaufenthalt - wenn es ihm wieder "gut" geht - will er davon nichts mehr wissen und will zu Hause bleiben. Er ist seit 5 Jahren Witwer und wohnt ganz alleine!

Sein Sohn (mein Vater) kümmert sich nicht um ihn - er wird im Notfall nur bezahlen für seinen Vater - mehr nicht!

Meine Schwester und mein vater haben keinen Kontakt! ICH stehe immer zwischen den Stühlen und muß alles vermitteln!!!

Nachdem mein Opa vor drei Wochen an einem tag 3mal den RTW gerufen hat und doch nicht mitgefahren ist, habe ich ihn in die Psychiatrie zwangseinweisen lassen, da ich das einfach nicht mehr aushalte und er TOTAL verwirrt, agressiv und zornig ist!

Jetzt bekommt er Antidepressiva und Neuroleptika um seine Stimmungsschwankungen im Griff zu halten - er ist auch ganz gut "eingestellt"!

Die Psychiatrie mußte ihn nach 3 Wochen wieder entlassen, da es keinen Grund mehr gab, ihn dort zu behalten. Ich konnte auf die Schnelle wenigstens einen Platz in der Tagespflege organisieren, damit er dagsüber überwacht wird und keine "Dummheiten" mehr anstellt

Jetzt hat er heute morgen gesagt, dass er dort nicht mehr hingehen will - er bleibt ab so fort zu Hause! Und alles fängt wieder von vorne an!

Ich habe 2 Kinder und gehe Vollzeit arbeiten, und "nebenbei" bin ich
seit 4 Monaten nur mit meinem Opa beschäftigt: Arztbesuche, Kontrollbesuche, putzen, aufräumen, waschen, aufpassen, ihn in KH bringen, ihn aus dem KH holen, Altersheime abklappern, Pflegedienste organisieren, ihn irgendwo einsammeln, weil er wieder "abgehauen" ist und natürlich noch das Vermitteln zwischen allen Parteien, weil da keiner bereit ist, mal über seinen Schatten zu springen!

ICH KANN NICHT MEHR!!!

Und gestern abend kam auch noch die Ablehnug der Pflegestufe für Demenzkranke, dabei wurde die Demenz schon 2008 das erste mal diagnostiziert.

Ich kann ihn nirgends gegen seinen Willen "zwangsunterbringen". Soviel habe ich schon herausgefunden. Er steht aber auf diversen Wartelisten von Altersheimen!

WAS kann ich also machen??? Ich schaff das so nicht mehr... er leht immer sämtliche Behandlungen ab - wie soll das denn funktionieren? Ach so... ich wohne auch etwa 35 km von ihm entfernt.

Vielen Dank fürs Lesen (bis zum Schluss)

LG
Jenny

1

hallo,
ich weiß wie du dich fühlst.
mein papa hatte 2006,2009 und 2010 einen schlaganfall(2006 einen schweren).
und parkinson mit demenz!!
am anfang geht das alles noch zu hause,es kamen auch schwestern die ihm halfen.
aber irgendwann werden die menschen störrisch und launisch.mein papa hat entweder vergessen die tabletten zu nehmen,oder aber er hat viel zu viele genommen.
und dann letztes jahr kam dnn der anruf,ds die schwestern ihn ins kh einweisen lassen,da es nicht mehr ging.(mein papa lebte in NL)
im kh hat der arzt mri dann papiere vor gelegt,wo ich dann von null auf nichts entscheiden durfe,lasse ich papa wieder alleine nach hause und es geht von vorne los oder willige ich ein ihn in ein pflegeheim einweisen zu lassen.
ich habe mich zum wohle von papa für zweiteres entschieden.(man ist selbst auch viel ruhiger wieder.)
so die drei wochen bis im rehazentrum ein paltz frei wurde,blieb er im kh.(das rehazentrum ist im selben haus wie im pflegehaus.)
sie wollen erst mal sehen,ob mein papa wieder nach hause kann,ob ihm noch zu helfen ist.
aber schnell merkten sie das es nichts mehr wird,also wurde um ein gespräch gebeten,wo mein papa bei war.wieder die entscheidung,was zu machen ist.wieder eingestimmt.
lg

2

Hallo Jenny,

erst mal möchte ich Dir sagen, dass ich beeindruckt bist, was Du alles an einem Tag schaffst/ schaffen musst. Auch wenn Dein Opa es vielleicht nicht sagt, denke ich, dass er Dir dankbar ist für Deine Fürsorge für ihn.
Beim Lesen hatte ich den Eindruck, dass Dein Opa sich sehr einsam fühlt und durchaus merkt, dass er viele Dinge nicht mehr so gut kann. Der häufige Anruf beim Rettungsdienst spricht sehr dafür. Denn diese scheinen nicht nur gesundheitlich bedingt zu sein; dann würde er - denke ich - auch mitfahren und sich im Krankenhaus betreuen lassen. Er scheint es zu brauchen, dass man sich um ihn kümmert; dass er im Mittelpunkt steht. (Hat er Freunde vor Ort?) Dass er sich in der Tagespflege nicht mehr wohlfühlt, hängt m.E. auch damit zusammen: Dort muss er sich hinbegeben - die kommen nicht seinetwegen zu ihm. Und er ist dort einer von vielen.
Nichtsdestotrotz ist dies der richtige Ort für ihn - oder eben ein Vollzeitplatz im Altersheim. Alleine kommt er scheinbar nicht mehr wirklich gut zurecht und v.a. ist es keine Lösung, dass Du Dich zwischen Deiner Familie, Deiner Arbeit und ihm zerreißt.
- Aufrund der 35km geht mir gerade die Frage durch den Kopf: Ist es eine Option, dass er zu Euch bzw. in Eure Nachbarschaft zieht? Dann ist er Euch nah und Du hast nicht mehr die Fahrerei. Kommt aber sehr auf seinen Allgemeinzustand an, ob er grundsätzlich noch in der Lage ist, sich selber zu organisieren. -


Am liebsten möchte ich Dir raten, mal "eine Woche Urlaub" zu nehmen. Lass Deine Schwester mal den Opa übernehmen und fahre alleine oder mit einer guten Freundin - zumindest über's WE - mal weg. So kannst Du mal wieder den Kopf frei kriegen und auf neue Ideen kommen, wie's weitergehen kann.

Vielleicht kannst Du Deinen Opa sogar überzeugen, für diese Zeit in Kurzzeitpflege ins Altersheim zu gehen. Dann bekommt er zugleich einen Eindruck und findet sogar - wünschenwerter Weise - vielleicht schon Anschluss. Wenn Dein Vater zahlt, müsst Ihr Euch ja zumindest über die Finanzierung keine Gedanken machen. :)

Zu guter Letzt rate ich Dir, hinsichtlich der Demenzablehnug, Einspruch zu erheben. Das Gesundheitssystem stellt sich anfänglich gerne quer; mit Hartnäckigkeit erreicht man aber meist noch einiges.

Abschließend lass Dich #liebdrueck und ich wünsche Dir und letztlich auch Deiner Familie viel Kraft!

LG palea #katze

4

Hallo!

Du hast Recht, wenn du sagst, dass er einsam ist!
Wir können aber nichts dagegen tun...

Er und meine Oma waren schon immer Einzelgänger und echte Freunde hatten die beiden nicht! Dazu kommt, dass nicht einmal mehr die Nachbarn meines Opas etwas mit ihm zu tun haben wollen, da er so aggressiv und jähzornig ist.

Das Haus in dem er wohnt, hat er selber gebaut - deshalb schon ist ein Umzug für ihn ausgeschlossen! Mein Vater hat mit seiner neuen Frau bis 2008 auch dort gewohnt (im OG - es ist ein 2-Familien-Haus). Jetzt steht die Wohnung leer. Denn 2008 hat mein Opa am Haus ein Feuer gelegt und seitdem hat mein Vater Bedenken, dort zu wohnen. (Das kann ich auch sehr gut verstehen)

Dass er bei mir wohnt ist aus mehreren Gründen nicht machbar (siehe oben) und des weiteren reagiert er sehr heftig auf meinen kleinen Sohn! Wenn der kleine (4 Jahre) im selben Raum ist wie er, dann wird er total unruhig, gestresst, starrt ihn regelrecht an und ist ihm gegenüber nur zornig und laut!

Das alles ist so... aussichtslos im Moment :o/

LG
Jenny

3

Als erstes möchte ich Dir sagen: Hut ab, vor all den Dingen, die Du da so tagtäglich wuppen mußt. Das schaffen die wenigsten und es ist absolut verständlich, dass Deine Kräfte irgendwann an ihre Grenze gelangen.

Ich habe lediglich die Erfahrung mit meiner Großtante gemacht. Sie hat super viele Medikamente bekommen und irgendwann stellten wir fest, dass sie sich nicht mehr geduscht hat. Sie hatte Angst, hinzufallen, weil sie an Parkinson erkrankt war. Letztlich hat man sie in eine Psychosomatische Klinik zum Medikamentenentzug geschickt, die sie dann aber nur entlassen wollten, wenn sie entweder in ein Altersheim kommt, oder eben im familiären Umfeld betreut wird. Damals konnte das keiner von uns leisten, weshalb sie in ein Alters- und Pflegeheim kam. Die Geschichte ging leider nicht so schön aus, weil sie ihre alte Umgebung und ihr Leben vermißte und binnen eines Jahres so abgebaut hatte, dass sie verstarb (ich vermute nach wie vor Pflegemängel vor allem bei der Flüssigkeitsversorgung wurde sie zu oft im Stich gelassen, was bei Parkinson absolut nicht geht).

Nunja, das mit der Ablehnung der Krankenkasse ist nicht selten. Ich würde auf jeden Fall Widerspruch/Einspruch gegen die Entscheidung einlegen. Klar, die Pflegekassen wollen auch sparen, aber das geht eben nicht, wenn die Situation so schlimm ist, wie Du schreibst.

Es gibt in der Tat nur zwei Dinge, die Dir das Leben erleichtern könnten. Entweder er findet kurzfristig eine Platz in einem Altersheim oder Du holst ihn in die Familie, denn ich denke auch, dass er sich - vor allem nach dem Tod der Partnerin - einfach einsam fühlt. Das geht ganz schnell. Frauen sind da - meiner bisherigen Erfahrung nach - einfach anders drauf, geselliger und irgendwie selbständiger in dem Alter. Dann könnte die Pflegebetreuung bei euch zuhause stattfinden, aber es wäre auch immer noch ein Familienmitglied da, um mal nachzuschauen, dass er z.B. seine Medis nimmt und er hätte den familiären Anschluss, der ihm vielleicht fehlt.

Das ist aber immer auch eine Entscheidung der eigenen Familie, ob sie bereit ist, so eine Belastung gemeinsam zu tragen. Wenn diese nicht dazu bereit ist, bleibt wirklich nur ein Altersheim und das möglichst schnell. Alternativ sollte es gerade auch bei Demenzkranken eine Möglichkeit durch die behandelnden Ärzte geben, ihn in eine geschlossene Pflegeabteilung für Demenzkranke einzweisen. Dann entfällt u.U. eine längere Wartezeit. Zumal wenn die Kosten nicht an Dir hängen bleiben, wäre das auch eine Option. Hast Du da mal mit den behandelnden Ärzten gesprochen?

Ich wünsche Dir, dass Du bald die Möglichkeit für eine Auszeit bekommst, damit Du wieder Kraft tanken kannst und auch Deine eigene Familie wieder etwas von Dir hat. Dass Familienmitglieder nicht miteinander sprechen, kenne ich selbst sehr gut. Es ist jedoch wichtig, dass man irgendwann über den eigenen Schatten springt (Deine Schwester) und alte Dinge zurücklässt. Nur so kann man wachsen und erwachsen werden.

Gruß
marjatta

5

Hallo...

... und vielen Dank für deine Antwort!

Ich habe auf die Antwort "über dir" geschrieben - vielleicht beantwortet das einige deiner Fragen!

LG
Jenny

6

Hallo,

Deine Situation ist echt heftig. Habt ihr schon mal über eine Pflege-/Haushaltshilfe nachgedacht, die mit im Haus wohnt.

Bei uns gab es letztes Jahr die Situation, dass meine Großtante von heute auf morgen beide Arme nicht mehr bewegen konnte. Sie war kinderlos und ich hatte die Vorsorgevollmacht, war hochschwanger und wir konnten sie dann davon überzeugen, dass sie nur in ihrem Haus bleiben kann, wenn rund um die Uhr jemand bei ihr ist. Über Bekannte haben wir eine polnische Dame vermittelt bekommen, die ein echt Glücksgriff für meine Tante gewesen wäre: sprach sehr gut deutsch, sehr ordentlich und zuvorkommend, lernbegierig und im richtigen Alter für meine Tante (meine Tante 77 - sie Ende 50). Ich alleine bzw. auch mit Unterstützung hätte die Pflege meiner Tante mit 2 Kleinkindern nicht gewährleisten können, auch wenn wir im selben Ort wohnen. Jolanda (die Polin) hatte eine Führerschein und wir hatten den Eindruck, dass sie auch Sachen durchgesetzt hätte, die notwendig gewesen wären wie z.B. regelmässiges Essen und Tabletteneinnahme.

Wenn Dein Opa noch eine Wohnung im Haus frei hat - vielleicht wäre das eine Maßnahme. Es würde Deinen Alltag entzerren und kostentechnisch wäre auch das erträglich. Kenne mehrere Familien, bei denen obiges Modell gut läuft. Dein Opa könnte im Haus bleiben, hätte Gesellschaft, wenn ihm danach ist und der Haushalt wäre erledigt.

Wenn Du mehr wissen willst gerne per VK.

LG

Alexandra

7

Hallo!

Vielen Dank für deine Antwort!

Die "leerstehende" Wohnung im Haus gehört meinem Vater und sie ist fast komplett eingerichtet und 180 m² groß (mein Vater will irgendwann zurückkommen). Das wäre irgendwie unangemessen für eine Pflegekraft.

Wir haben uns natürlich auch schon Gedanken über eine Pflegekraft bei hm im Haushalt gemacht, da er aber gefühlsmäßig so "labil" und unberechenbar ist und ihn selbst Kleinigkeiten öfter zu ausrasten bringen, wäre es (im Moment zumindest) ein Unding, dort jemanden wohnen zu lassen.

Denn wenn er mich anbrüllt oder die Fäuste ballt, dann mach ich einfach die Tür von außen zu und fahre Heim. Abends meldet er sich dann eigentlich immer und entschuldigt sich! Jemand der dort wohnt, kann nicht einfach gehen...

LG
Jenny

8

Ich möchte nicht in Deiner Haut stecken, es ist bewundernswert, wieviel Energie Du für den Opa aufbringst. das ist durchaus nicht selbstverständlich. ich denke, Du solltest Dich beraten lassen, welche Rechte und Pflichten Du mit der Vollmacht has.
Bestimmt wird Dir und Deiner Schwester nichts anderes übrigbleiben, als für eine dauernde Pflege zu sorgen. Du musst Deine Schwester mehr mit einbinden, allein schaffst Du das nicht ewig. Oftmals benehmen sich solche schwierigen Menschen bestimmt auftretenden Fremden weitaus weniger schwierig und fügen sich mehr als bei den Verwandten. Du darfst nicht vergessen, dass der Opa zu Dir eine emotionale Beziehung hat, die den Umgang in einer solchen Situation, wo er so hilflos ist, für ihn noch schwerer machen. Du kannst einen Pflegedienst suchen, die bekommen einen Schlüssel und sind dann nicht davon abhängig, ob er sie ins Haus lassen will oder nicht. Dann gibt es wenigstens eine gewisse Grundbetreuung ( z. B. bei der medikamenteneinnahme)und Du wirst entlastet. Vielleicht denkt der Opa ja auch, dass er Euch nicht mehr zu sehen bekommt, wenn Fremde ihn in einem gewissen Umfang versorgen. Alte Menschen haben diese Angst sowieso und kommen oft schlecht damit klar, dass die ehemals Kleinen und von ihnen Abhängigen nun erwachsen sind, nicht mehr von ihnen abhängig sind und dam,it auch zwangsläufig der Kontakt abnimmt.
ich wünsche Dir von Herzen alles Gute und eine Lösung für dieses Problem!