Wie mit jemandem umgehen, der Depressionen hat?

Hallo!
Meine Cousine leidet seit Jahren an einer Depression. Sie war schon in einer stationären Therapie, hat dann Medikamente bekommen und hatte
bis zur Geburt ihrer Tochter vor etwas über zwei Jahren regelmäßige
Sitzungen bei einem Psychiater (oder Psychologen?).
Jedenfalls schien es ihr nach der Geburt deutlich besser zu gehen. Sie hat ihre Medikamente abgesetzt (selbständig) und kam wohl ganz gut zurecht.
Nun ist es aber so, das sie die Medikamente wieder nimmt, weil es ihr nicht mehr so gut geht! Sie schafft ihren Haushalt nicht (sie arbeitet nicht) , hängt wohl insgesamt sehr durch und sieht alles schwarz!
Ich würde ihr gerne irgendwie helfen, weiß aber nicht wie... Ich kann mich auch schwer in ihre Lage versetzen, denn eigentlich hat sie alles, was man sich so wünschen kann. Einen wirklich netten Freund, eine super süße Tochter, ein großes Haus und sogar zwei Pferde.... Meine rationale Seite sagt, Depression ist eine Krankheit und sie kann da nichts für. Meine emotionale Seite sagt, das es doch anderen Menschen wesentlich schlechter geht und die trotzdem nicht so Trübsal blasen!
Jetzt bräuchte ich mal Tips von Euch, wie man jemanden in dieser Situation unterstützen kann. Reicht es denn wirklich, nur zu zu hören? In wie weit darf man seine Meinung sagen ála "Reiß Dich doch ein bisschen zusammen" (natürlich netter verpackt)?
Oder sollte ich ihr zum Beispiel tatsächlich beim Haushalt helfen?
Ich bin ein wenig ratlos, wie ich ihr helfen kann und hoffe, ihr könnt mir einige Ratschläge geben! Ich will da natürlich auch nichts verschlimmern!
LG
asira

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Hallo!

Sie kann sich nicht zusammenreißen. Auch nicht, wenn du es nett formulierst!
Depressionen sind nicht rational. Sie weiß selber, dass sie glücklich sein müsste und ist dadurch noch unglücklicher. Das musst du ihr nicht noch auf das Brot schmieren.

Hilfe wäre, den Zustand mit ihr auszuhalten. Ja, hilf ihr im Haushalt und mit den Kindern oder beim Einkauf oder bei Arztbesuchen. Sei einfach da. Sie wird dir erst mal nicht dankbar sein können und das bestenfalls einfach nur hinnehmen. Dann tust du das eben für die Familie.
Zuhören und vor allen Dingen aushalten sind Dinge, die du versuchen kannst zu tun. Wenn du das mal nicht aushälst, dann geh lieber weg als "Zusammenreiß-Parolen" zum Besten zu geben. Damit würdest du es nur schlimmer machen.
Du darfst wütend auf sie sein und gegen Türen oder sonstwas treten....aber nicht in ihrem Beisein!

Gruß
Susanne

3

Danke Dir für Deine Antwort!

*Sie kann sich nicht zusammenreißen* Das ist mir doch auch klar, deswegen habe ich hier gefragt! #winke

*Wenn du das mal nicht aushälst, dann geh lieber weg als "Zusammenreiß-Parolen" zum Besten zu geben. Damit würdest du es nur schlimmer machen.*
Also wäre es im Zweifel doch besser, sich fern zu halten? Ich meine das nicht ironisch! Ich halte es nämlich eigentlich nicht aus, *nichts zu tun* und *nichts zu sagen*...

Vermutlich richte ich ungewollt doch mehr Schaden an, als das ich helfen würde!
Danke nochmal für Deine Meinung!
LG

4

Sich fernhalten, aber ansprechbar bleiben, fände ich eine nette Alternative. Und wenn du siehst, dass du dem Ehemann oder den Kindern was Gutes tun kannst, dann mach das.

Daneben sitzen und ebenfalls Trübsal blasen, ist sicher keine gute Alternative.
Ich finde, man muss die richtige Balance finden, denjenigen eben nicht ganz allein zu lassen, sich aber auch nicht mit herunterziehen zu lassen.
Und man muss natürlich merken, wenn es dem denjenigen vielleicht auch mal wieder besser geht und man seine Fürsorglichkeiten wieder zurücknehmen kann.

So in etwa. Kleine Dinge kannst du tun, das große Ganze muss sie leider allein hinkriegen.

Gruß
Susanne

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Hast du dich mal ein wenig belesen, was Depressionen bedeuten? Es gibt keinen (noch so netten) Weg ihr zu sagen sie soll sich zusammenreißen... #schock
Sei einfach da, hilf ihr im Haushalt und so schwer es auch fällt: sag ihr nicht, dass sie glücklich zu sein hat. Das weiß sie selbst!
Und belaste sie nicht mit deinen Problemen.
Deine Meinung kannst du dir in einem solchen Fall bestenfalls denken, so sagen solltest du ihr das niemals!

LG

5

Danke für Deine Antwort!

*sag ihr nicht, dass sie glücklich zu sein hat. Das weiß sie selbst!* Keine Sorge, so unsensibel bin ich dann doch nicht #schwitz
Ich merke ja, das sie einen hohen Leidensdruck hat und möchte natürlich nichts tun, was das ganze schlimmer macht!

*Und belaste sie nicht mit deinen Problemen.* Ich fürchte, das passiert unbewußt (ihrerseits) von alleine. Wir waren zeitgleich schwanger, aber unser Kind kam leider tot zur Welt #stern Wir können auch keine Kinder mehr bekommen und das weiß sie... allerdings haben mein Mann und ich uns damit "arrangiert", soweit man das kann....

Wenn ich Deine Meinung und die Deiner Vorschreiberin richtig deute, wäre es wohl besser, ich würde ihr besser nicht versuchen zu helfen... bin nicht die richtige dafür! Das Problem ist, das sie sonst niemanden hat! Ich fühle mich irgendwie... verantwortlich (blödes Wort, aber mir fällt kein anderes ein)
Gäbe es denn einen Anlaufpunkt für sie, den ich ihr ans Herz legen könnte?

Danke nochmal!
LG

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Das mit eurem Baby tut mir sehr leid!

Sie sollte unbedingt wieder zur Therapie gehen, denn nur dort kann ihr wirklich professionell geholfen werden.

Ich finde es ganz toll von dir, dass du so für sie da sein möchtest, aber in so einem Fall ist weniger wirklich mehr. Das soll nicht heißen, dass du sie komplett hängen lassen sollst. Schau immermal nach ihr und frag sie direkt ob du ihr was abnehmen kannst- erwarte aber keine Gegenleistung dafür- nichtmal unbedingt ein Danke.

Alles in allem finde ich es ganz toll, dass sie mit dir eine gute Freundin an ihrer Seite zu haben scheint.

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Für Leute mit Depressionen ist Struktur sehr wichtig.
Sie brauchen eine Plan, wie der Tag ablaufen soll. Sind sie ohne Plan löst sich alles in Chaos auf und die Person sitzt mittendrin und sieht nur eine RIESIGE UNLÖSBARE Aufgabe vor sich und fängt nicht an.

Es ist schon richtig, dass du ihr mal im Haushalt helfen kannst, aber du sollst nicht ihren Haushalt MACHEN.
Mal nen Hinweis geben "Der Abwasch muss mal wieder gemacht werden" ist schon OK. Und dann nimmst du sie und sagst "hilf mir dabei".

Wenn sie alles schwarz sieht und darüber redet, dann "tröste" sie nicht.
Auf Sätze wie: " Ich fühle mich furchtbar! Ich habe keine Zukunft!"
bitte nicht antworten : "Ach klar hast du eine Zukunft! Du hast ein Haus, 2 Pferde, nen lieben Freund, eine supersüße Tochter...!"

Auf solche Antworten folgen nämlich gern "beweise" wie schlecht es dem Betroffenen geht. Jeh mehr man sie zerredet, umso schlimmere Sachen fallen solchen Leuten dann auch ein. Oder sie wenden sich von einem ab.

Besser wär in dem FAll zu sagen "Das fühlt sich für dich sicher schrecklich an."

Um mit Leuten mit Depressionen besser klar zu kommen ist die beste Stratgie, alles mit dem "Selbstkundgabe-Ohr" zu hören. Was gibt die Person mit ihrem Verhalten von sich Preis?
Und dann die erhaltenen Informationen an die Person zurückzugeben.
http://home.arcor.de/krpfl-schule2/Pdf-dateien/Grundlagen_der_Kommunikationspsychologie.pdf

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was mir noch einfällt:
bei depressiven Patienten ist das "Beziehungs- und Apellohr" sehr geschärft. Die hören fast nichts auf Sachebene. Daher kann es öfters passieren, dass du das Gefühl hast, dir wird das Wort im Munde herumgedreht.
Dagegen hilft nur tief durchatmen und den Sachverhalt noch mal erklären und darauf hinweisen, dass du das Gefühl hast, dass sie dich nciht richtig verstanden hat.

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Wow, vielen Dank für Deine Antwort #klee

Das macht mir doch gleich wieder Hoffnung!

*Sind sie ohne Plan löst sich alles in Chaos auf und die Person sitzt mittendrin und sieht nur eine RIESIGE UNLÖSBARE Aufgabe vor sich und fängt nicht an.* Genau diesen Eindruck habe ich bei ihr, was zum Beispiel den Haushalt angeht! Ich habe vorgeschlagen, sich doch zunächst erst mal nur einen Raum vorzunehmen und nicht gleich die ganze Wohnung putzen zu wollen!

*" Ich fühle mich furchtbar! Ich habe keine Zukunft!"* Solche Sätze kommen eigentlich wenig von ihr, weil sie alles in sich reinfrisst und für sich selber auch nie einstehen würde! Sie hat da wirklich null Selbstbewusstsein!
Ich habe das Gefühl, das sie ihre Situation schon sehr genau einschätzen kann, aber eben keinen Weg raus findet #schmoll Und als ob sie meint, das sie eigentlich glücklich sein müsste und ein schlechtes Gewissen hat, weil sie es nicht ist und somit auch "kein Recht" hat, zu klagen!
Die Pdf-Datei werde ich mir heute abend mal in Ruhe zu Gemüte führen! Danke #winke

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Hallo,

du hilfst ihr schon, wenn du ihr zeigst, dass es dir nicht egal ist, wie sie sich fühlt.

Zuhören ist wichtig - auch wenn es manchmal echt anstrengend sein kann.

Und: "Reiß dich zusammen" zu sagen, ist aus meiner Sicht nicht zwingend falsch. Das kommt auch ein bisschen auf euer Verhältnis an.

LG Marion

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Danke #klee
Das sie zu mir kommen kann und ich für sie da bin, habe ich ihr schon immer signalisiert. Aber es fällt mir schwer, nicht mehr zu tun, weil ich weiß, das sie so passiv ist und mein Angebot, sich jederzeit bei mir zu melden (und wenn es auch nur ist, um ein bisschen zu quatschen) noch nie angenommen hat (und auch nicht tun wird, denke ich)
Wenn ich mich allerdings melde, redet sie eigentlich sofort und ich merke auch, das ihr das gut tut!
LG

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Hallo,

wurde schon untersucht, was die Ursache der Depressionen ist?

Ich leide unter starken Depressionen, weil ich eine Schilddrüsenunterfunktion habe und auch unter einer deutlichen Belastung wegen der Krankheit meiner Tochter leide.

Und hier kann angesetzt werden. D.h. ich nehme Medis gegen die UF und gehe zum Psychologen, um die Depressionen in den Griff zu bekommen.

Und es geht mir schon deutlich besser, weil mir auch Wege aus dem Loch gezeigt werden.

Selber helfen oder gar zusammenreißen, das kann ein depressiver Mensch nicht. Die erste Hilfe muss von außen kommen. Also solltest Du sie unterstützen, soweit es Dir möglich ist.


LG

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Danke für Deine Antwort!
Sie gibt ihrer Mutter die Schuld an der Depression... Es stimmt schon, das meine Tante nicht der allereinfachste Mensch ist, aber das was meine Cousine für Gründe anführt, scheinen mir eigentlich "normale" Mutter-Tochter-Konflikte zu sein, aber bei ihr sind die wohl anders angekommen! Sie meint zum Beispiel, das ihre Mutter ihr nie zugehört hat (in der Pubertät jetzt). Das hat meine Mutter auch nicht, aber mich hat das nie gestört und ich habe als Teenie auch nicht das Bedürfnis gehabt, mit meiner Mutter über irgendwas "wichtiges" zu reden #zitter
Dafür hatte ich Freundinnen, die meiner Cousine wohl gefehlt haben!

*Die erste Hilfe muss von außen kommen.* Wie könnte das denn konkret aussehen?
LG

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Hallo

Ich könnte mir Vorstellen das sie wieder nen Psychologen aufsucht und weitermacht wo aufgehört wurde bei der vorherigen Behandlung.
Evtl auch in einer Tagesklinik.
Ich selber leide auch seit einigen Wochen an einer schweren Depression leider.
Es fällt mir schwer darüber zu reden . Stationär war ich schon und bin jetzt auf Medis eingestellt.
Warte nun auf einen ambulanten Terapieplatz für ne Verhaltensterapie . Habe zuviel in mich reingefressen und vor ein paar Wochen hatte ich halt das Burn out.. Mal eben in zwei Monaten 15 Kilo runter weil kein Hunger mehr und einen Absetz der Operativ entfernt wurde.
Mit jemand darüber zu reden hilft oft auch schon ein bischen.

l.g pipilotta20#stern#stern#stern mit johannes und männe

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Als erstes würde ich mich an Deiner Stelle ein bisschen belesen, damit Du Deine Cousine besser verstehen kannst. Schau zum Beispiel mal hier in diesem Forum: http://www.diskussionsforum-depression.de/index.php?site=kndepression unter "Angehörige" zum Beispiel, oder "Umgang mit der Krankheit" oder such ganz allgemein nach Depressionen.

Sätze wie "Stell Dich nicht so an" oder ähnliches geben Deiner Cousine noch mehr das Gefühl zu Versagen. Sie wird sich dann denken "toll, nicht mal das bekomme ich hin.

Ich würde Sie in einer ruhigen Minute ruhig mal darauf ansprechen, das Du Dir Gedanken machst und siehst das es ihr nicht gut geht. Ob es sein kann das sie an Depressionen leidet. Das Du Dich erkundigt hast und ihr gerne helfen würdest, was auch immer sie unter "Hilfe" versteht. Sag ihr das Du weisst das Sie ihren Alltag im Moment nicht alleine regeln kann, das das ok ist und Du ihr gerne hilfst, wie auch immer sie es gebrauchen kann. Geb ihr vielleicht mal einen Link von einem Depressions-Forum, dann kann sie sich mal in Ruhe damit befassen und sieht das sie nicht alleine ist. Nachdem Deine Freundin erzählt hat das ihre Depression vielleicht in der Kindheit begründet ist lies auch mal "inneres Kind". Gib ihr Hilfestellungen an wen sie sich wenden soll. Suche einen Neurologen raus und gib ihr die Nummer. Setze sie nicht unter Druck und versuche z.B. Ablehnung, nicht Erscheinen, sich nicht an Termine oder Vereinbarungen zu halten nicht persönlich zu nehmen. Denn es ist nicht persönlich, sie kann nur grad nicht anders. Hab enorm viel Verständnis.

Du kannst eine menge tun.
Vielleicht auch mit ihrem Mann sprechen. Der kommt in Deinem Post gar nicht vor. Wie hält er die Situation aus? Redet er darüber, braucht er vielleicht auch Hilfe etc...

Alles Liebe

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Danke für Deine Antwort!
Den Vorschlag, sich in einem Forum mal umzuschauen habe ich schon gemacht. Da ist sie gar nicht drauf eingegangen. Ich kann ihr ja aber noch mal den link schicken. Danke dafür!
Ich glaube auch nicht, das es ihr Recht wäre, das ich mit ihrem Partner spreche. Werde sie auch dazu noch mal fragen, aber das will sie sicher nicht!
Ich biete ihr auch noch mal an, mit zu einem Arzt zu fahren. Das habe ich bisher auch noch gar nicht in Erwägung gezogen.
LG

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Ich meinte es auch anders. Ich hätte den Partner mal auf die Situation angesprochen und gefragt in wieweit sie aktiv sind was ihre Depression angeht. Vielleicht gehen sie schon einen Weg von dem Du nichts weißt. Vielleicht könntest Du ihn fragen, ob er eine Idee hat wie Du helfen kannst. Und er weiß gleichzeitig das er mit Dir offen darüber sprechen kann.

Vielleicht ist Deine Cousine noch nicht so weit sich mit der Depression zu beschäftigen. Verdrängen bedeutet ja auch dem Problem nicht so nah zu sein. Es ist anstrengend und unangenehm sich damit zu beschäftigen.

Wenn sie überhaupt nicht wahrhaben möchte das sie Probleme hat dann würde ich in gewissen Abständen immer mal auf das Thema zu sprechen kommen. Gerade wenn Kinder im Spiel sind. Depressionen gibt man meist über Generationen weiter durch sein Verhalten. Man muss diese Kette durchbrechen und das sollte sie wollen, sich selbst und ihrem Kind zuliebe.

Ich finde es übrigens ganz toll das Du ihr, trotz Deiner eigenen Probleme, unter die Arme greifen willst. Du scheinst eine starke Persönlichkeit zu sein. Pass aber auf das es Dir nicht alle Kraft raubt, zieh auch mal Grenzen wenn es nötig ist. Für depressive Menschen da zu sein ist nicht unbedingt leicht.

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Hallo,

wenn die Krankheit bestätigt ist, ist da nicht mit zusammenreißen.

Stell dir vor, sie hat sich ein Bein gebrochen und kann sich kaum bewegen vor lauter Schmerzen:

sagst du dann auch, reiß dich zusammen, das heilt wieder? Steh auf und mach weiter wie sonst auch?


Mal im ernst. was genau du machen kannst, weiß ich nicht. Die Therapie muss sie selbst WOLLEN, zwingen kannst du sie nicht. Außer sie ist eine Gefahr für sich selbst oder andere, dann ginge zwingen schon.

Haushalt machen würde ihr kurzfristig helfen, aber nicht dauerhaft. Außer du hilfst ihr, bis die Therapie wieder gut läuft.

Du könntest ihr anbieten sie zum Arzt zu fahren oder auf ihre Tochter aufzupassen, so lange sie beim Arzt/Psychologen ist....

Sowas.




"Ich kann mich auch schwer in ihre Lage versetzen, denn eigentlich hat sie alles, was man sich so wünschen kann. Einen wirklich netten Freund, eine super süße Tochter, ein großes Haus und sogar zwei Pferde.... Meine rationale Seite sagt, Depression ist eine Krankheit und sie kann da nichts für. Meine emotionale Seite sagt, das es doch anderen Menschen wesentlich schlechter geht und die trotzdem nicht so Trübsal blasen! "

Es ist schwer, aber schaue nicht nur darauf!!!

Denn das WICHTIGSTE hat sie NICHT: GESUNDHEIT!!!

was heißt, anderen geht es schlechter und blasen nicht Trübsal? Andere sind vielleicht nicht krank!

Ich meine, es gibt sehr arme Menschen, die Hoffnungen haben, Lebensmut und vor allem Gesundheit!
Und es gibt Menschen, die haben den größten materiellen Reichtum der Welt, Familie, Freunde, Verwandte.... aber krank sind sie trotzdem.

Das gemeine an Depression: sie wird nicht als Krankheit "anerkannt". Jedenfalls für Außenstehende oft sehr schwer. Dabei kann Depression durchaus zum frühen Tod führen. Folgekrankheiten bzw. sich selbst ....

Nun, bei einem Beinbruch oder bei Krebs oder anderen schweren chronischen Krankheiten ist es offensichtlicher. Da fällt es auch leichter zu sagen, ok, die Person ist krank.

Würdest du bei einem Diabetiker oder Rheumapatienten mit Schubweise schweren Schmerzen auch sagen - der hat alles, er soll nicht so trübsal blasen?

Oder würdest du anbieten aufs Kind aufzupassen, damit die Person zum Arzt gehen kann?

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Hallo!
Danke für Deine Antwort!
Um nichts verschütt zu kriegen, möchte ich Dich auch an einigen Stellen zitieren!

*Stell dir vor, sie hat sich ein Bein gebrochen und kann sich kaum bewegen vor lauter Schmerzen: sagst du dann auch, reiß dich zusammen, das heilt wieder?*
Ja, würde ich, wenn jemand tatsächlich nur jammert. Aber ich finde, das dieser Vergleich im wahrsten Sinne des Wortes hinkt!

*was heißt, anderen geht es schlechter und blasen nicht Trübsal? Andere sind vielleicht nicht krank!* Und vielleicht sind sie es doch und baden trotzdem nicht im Selbstmitleid!

*Würdest du bei einem Diabetiker oder Rheumapatienten mit Schubweise schweren Schmerzen auch sagen - der hat alles, er soll nicht so trübsal blasen?* Ich habe selber eine Krankheit, die sich kurz "Lupus" nennt. Ich habe entzündete Gelenke, eine Muskelschwäche, kann oft nicht mal 50m laufen und meine Nieren arbeiten nicht richtig! Ich habe jeden Tag Schmerzen! Auf Grund dieser Krankheit kam unsere Tochter still zur Welt und wir werden keine Kinder mehr bekommen können!
Vielleicht bin ich deswegen da etwas "abgehärtet" und kann mich nun mal eben schlecht in Leute versetzen, denen es doch eigentlich gut gehen müsste! Dennoch versuche ich Verständnis zu haben und frage hier um Rat, wie ich ihr helfen könnte!
Wie auch Du mir geraten hast, werde ich ihr meine Hilfe im Haushalt anbieten! Auf die Tochter aufpassen geht leider nicht....
Danke nochmal #klee
LG

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Hallo,

entschuldige, das wusste ich nicht!

Deine "Abhärtung" ist für dich sicher auch nötig, um selbst weiter machen zu können. Von daher sehr verständlich!

Ehrlich gesagt bewundere ich für deine Kraft nach außen hin. Ich kenne einige kranke Menschen (Schlaganfälle, Rheuma, Herzanfälle, psychische Krankheiten, schwerer Diabetis). Einige wachsen über sich hinaus und WOLLEN weitermachen. Sie kämpfen sich täglich durch. Und manche rutschten in eine Depression hinein. Da wollten sie NIE hin! Aber sie rutschten rein, weil ihnen zwischendurch die Kraft fehlte. Dann wollen sie wieder raus, aber können erst mal nicht. Und genau da ist das Problem.

Bei Depression ist das Problem, dass dieses "Jammern" auch zum Krankheitsbild gehören kann. Aber nicht muss. Es gibt auch Menschen mit Depression, die NIE drüber reden. Sich kaum merklich erst innerlich und dann äußerlich zurück ziehen und dann den Freitod wählen und keiner hats gemerkt. Einfach weil die Anzeichen so gering waren oder auch auf anderes hätten hindeuten können.

Zum direkten Umgang wurde an anderer Stelle über mir schon was gutes geschrieben:

ich fasse zusammen: nicht zum Aufraffen motivieren wollen, sondern die Person in ihrer Situation ernst nehmen, aber nicht in die Mitleidsschiene reinrutschen.

Nicht erwarten, dass die Person es alleine schafft, wenn man es ihr sagt, aber auch nicht alles für sie tun. Sondern eben dieses Beistehen.

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Ratschläge wie "reiß Dich mal zusammen" sind absolut kontraproduktiv, meistens habe Deoptressive ja auch Schuldgefühle weil sie in einer sehr leistungsorientierten gesellschaft nicht gerade sehr leistungsfähig sidn und das aber meistens sein wollen. Stell Dir vor Du hättest ein handicap, gebrochenes Bein oder sonstwas, daß Dich zumindest vorübergehend in Deiner Leistungsfähigkeit einschränken würde. Und zB Deien Familie, gernell Deine Mitmenschen müssten dadurch quasi einiges mittragen, hätten mehrarbeit, Unanehmlichkeiten, Stress in welcher Weise auch immer und da könntest nicht viel machen außer denen zuschauen wie sie um dich rumwirbeln und Deine Aufgaben miterledigen. Du würdest Dich wahrscheinlich ziemlich nutzlos und nicht gerade wohl fühlen in Deiner Rolle als gehandicappter mensch. Vielleicht findest Du etwas was Deien Cousine uch mit/in ihrer Depression hinkriegt und bittest sie das für Dich zu tun, zB Brot beim Bäcker zu besorgen weil sie da eh vorbeikommt und Du grad soviel um die Ohren hast oder ich weiß nicht was, vielleicht bittest Du sie auch bei etwas um ihre Meinung/rat ..irgendne Kleinigkeit die Du auch selber machen könntest aber die deienr Cosuine vielleicht relativ leicht fällt weil sies eh gut kann oder gerne macht, vieleicht auch Sachen wie Kuchen backen, nähen etc...vielleicht gibts da ja noch Sachen die sie noch schafft dann würde sie sich etwas nützlicher und weniger belastend finden und vermittelt bekommen, daß sie Dir wichtig ist. Ansonsten würd ich sie einfach möglichst offen fragen wies ihr geht, ob zb medikamente wirkung zeigen, einfach viel den Kontakt suchen/anbieten und möglichst wenig erwarten. So wie wenn sie körperlich krank wäre und im Bett liegen würde mit 40 grad fieber.

Wenn sie nur schwarz sieht und das schwarz sehen einfahc unrealistisch ist, würd ich ihr das durchaus sagen an Deiner Stelle. Sie kann eben aufgrunde der krankheit die Dinge nicht anders sehen bzw. sieht nur das negative. Wenn es aber auch positives in ihrem leben gibt und das gibt es ja anscheinend dann würd ich ihr das auch öfter unter die nase reiben wenn sie das grad mal wieder "übersieht".

grüsse,
missy

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Hi,

ich keine dein Problem zu gut. Meine Mutter hat seit vielen Jahren Depressionen und bis nach meinem Abitur wohnte ich zu Hause und habe es jeden Tag miterlebt. Selbstmordversuch, mehrere Selbstmorddrohungen, stationäre Aufenthalte.... das ganze Programm.

Auch meine Mutter hatte alles was man sich wünschen kann. Reichen Mann, alle Güter die sie haben wollte, tolle, hilfsbereite Tochter, liebe Familie, mehrere Tiere, Haushaltshilfe.

Du kannst nicht viel machen. ABER was du machen kannst:

- mach sie nicht in Sachen schlecht, die wirklich mit ihrer Krankheit zu tun hat. Das macht alles noch viel schlimmer.

-im Haushalt hilfst du am besten mit. Nimm sie und sag, dass ihr das jetzt zusammen macht, das geht ganz schnell, mach den ersten Schritt, so dass sie quasi gezwungen wird mit zu machen, wenn du zb nach Putzmittel fragst, oder wie sie das sonst immer macht.

-erklär ihr nicht, dass es ihr eigentlich gut geht. Das sieht sie nicht. Lass sie reden, erzähle von dir und versuche zynische Bemerkungen zu übergehen, auch wenn die manchmal evtl. sehr fieß sein können.

-zeig ihr, dass du sie sehr lieb hast, umarme sie, mach ihr deutlich, dass sie geliebt wird, dass ihr kind sie braucht und liebt, unternehmt zusammen etwas (Zoo, spazieren, ausreiten, evtl. Familienfotos machen usw.)

Das sind meine Ratschläge. Natürlich musst du dir nicht alles gefallen lassen. Manchmal muss man auch mal druchgreifen und klar machen, dass andere Kinder schlimm hungern oder dass sie anderen nicht weh tun darf, trotz ihrer Krankheit.

LG