Arbeiten im Familienbetrieb, kann das gut gehen?

Hallo zusammen,

ich stehe derzeit vor der Entscheidung in unserem Familienbetrieb zu arbeiten. Mein Mann würde mit in das Unternehmen einsteigen (wobei mich das nicht sorgt, sondern eher mit meinem Vater, seiner Frau und 2 meiner Brüder zusammen zu arbeiten).

1. Ich möchte gerne von Euch wissen, ob ihr schonmal vor der Entscheidung standet und wie ihr euch entschieden habt?

2. Wenn ja, würdet ihr es wieder so machen?

3. Wo seht ihr Vor-und Nachteile bzw. wo gibts Probleme?

Ich würde mich sehr freuen von Euch zu lesen, da ich mich über das Thema mit niemanden so recht austauschen kann

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Hallo!

Ich arbeite seit fast 6 Jahren im Familienunternehmen.

Mein Vater als mein Chef ist toll. Wir verstehen uns gut, ich habe natürlich etliche Vorteile, dadurch das Papa mein Chef ist. Ich muss mir keine Gedanken um meinen Job machen, wenn ich mal krank bin. Wenn meine Tochter krank ist, brauch ich morgens nur anrufen und sagen, dass ich nicht komme. Man muss natürlich darauf achten, diese Vorteile nicht überhand nehmen zu lassen.

Nachteil kann natürlich sein, dass man schon sehr viel Zeit miteinander verbringt und es dadurch auch mal zu Reibereien kommen kann. Ich könnte mir auch vorstellen, dass es im Lebenslauf nicht ganz soviel her macht.

Ich würde es dennoch jederzeit wieder machen!

LG Lena

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Hallo,

der Mann meiner besten Freundin arbeitet im Familienbetrieb. Sein Bruder ist sein Chef. Er hat es schon oft bereut, dort angefangen zu haben. Aus Loyalitätsgründen hat er sich bis jetzt noch keinen anderen Job gesucht bzw. ist es inzwischen für ihn auch schwer noch etwas anderes zu finden, da er über 50 ist.

Der Grund für seine Unzufriedenheit ist, dass er von seinem Bruder ausgenutzt wird. Von ihm wird mehr Einsatz erwartet, als von den anderen Angestellten. Während die anderen Angestellten aber z.B. zusätzliche Dienste oder Überstunden bezahlt bekommen oder abbummeln dürfen, wird es bei dem Mann meiner Freundin als Selbstverständlichkeit vorausgesetzt, dass er gerne mal länger bleibt. Sozusagen als Freundschaftsdienst unter Brüdern.

Als ich damals hörte, dass er im Betrieb seines Bruders anfängt, habe ich zu meiner Freundin gesagt, wie toll das ist und dass ich ihn darum beneide, da es sicher einfacher für ihn sein wird, mal frei zu bekommen, dass eben alles lockerer ist. Das Gegenteil ist der Fall.

Es muss natürlich nicht so laufen. Da muss jeder selber einschätzen können, wie die liebe Verwandtschaft so drauf ist.

Cinderella

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P.S.

Der Mann meiner Freundin ist z. B. an Feiertagen wie Weihnachten/Silvester/Ostern immer im Dienst. Die anderen Angestellten bekommen frei, da kehrt der Bruder den Superchef heraus. Er selber verreist zu solchen Gelegenheiten gerne mal und der Mann meiner Freundin ist der "Dumme". Auch mit freien Tagen und Urlaub ist er sehr knausrig.

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Hi,

ich habs gemacht - gegen den Rat meines Umfeldes und hab mich breit schlagen lassen, bei meinem Mann und seinen Eltern mit einzusteigen. Nach ein paar Monaten ist mir die Ehe um die Ohren geflogen. Ich habe unterschätzt, wie anders meine angeheiratete Familie beruflich ist. Privat liebe Menschen, beruflich ein No-Go. Und da gab es dann massive Konflikte und ich konnte hinterher meinem Mann nicht mehr in die Augen schauen, weil ich mich so geschämt habe für ihn und seine Eltern.

Letztendlich war es auch ein Riesenproblem, dass mein Mann wusste, dass ich in der Sache Recht habe - er konnte sich aber nicht gegen seine Eltern stellen und das war letztendlich ein k.o. Kriterium für uns.

Ich würde es nie und nimmer wieder machen. Heute bin ich geschieden und habe echt alles verloren an das ich mal geglaubt habe.

Natürlich muss das nicht immer so sein - aber Du hast nach Erfahrungen gefragt.

Alles gute für Dich.

Lg von der Zweiflerin

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Ich arbeite mit meiner Mutter und Vater zusammen das geht, mein Bruder wird zeitweise aufgenommen was ich nicht gut finde weil er nicht gerade sozial und umgänglich ist.

Nachteil ist mein Bruder bei mir sonst versteh ich mich super mit meinenEltern. Vorteile gibt es viele.

6

Hi,

eigene Erfahrungen habe ich kaum (hab nur im Restaurant der Schwiegereltern gekellnert) aber einige Bekannte die im Familienunternehmen arbeiten bzw. gearbeitet haben.

Ich denke sowas kann mit den eigenen Eltern oder Verwandten ganz gut funktionieren, da das Verhältnis ein anderes ist als zu Schwiegereltern oder auch zum eigenen Mann.
Bei den eigenen Eltern kann man leicht mal "aussteigen" ohne das gleich das komplette Familienleben in Trümmern liegt. Beim Betrieb der Schwiegereltern oder des Mannes kann es leicht ganz schnell um die eigene Ehe gehen, wenn etwas schief läuft.

LG

Judith

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Hallo!

Als mein Vater noch lebte, habe ich mich geweigert bei ihm zu arbeiten, es wäre niemals gut gegangen.

Nach seinem Tod brauchte meine Familie mich dann unbedingt und ich bin eingestiegen. Menschlich ist es noch ok, finanziell ist es ein Nachteil, ich arbeite noch woanders nebenbei.

Ich hätte es sehr schade gefunden, dass unser Unternehmen in fremde Hände fällt, deshalb kümmere ich mich mit darum. Eher Verantwortungsgefühl als Motivation.

Hätte mein Bruder selbst etwas aufgebaut, wäre ich nie auf die Idee gekommen dort einzusteigen.

Wo könntet dein Mann und du denn sonst noch arbeiten? Unter welchen Bedingungen? Wenn ihr beide eine unbefristete gut bezahlte Stelle habt, würde ich es nicht tun.

Mögt ihr diese Arbeit? Oder eher nicht... Ich würde es von dem Einkommen und der Qualität der Arbeit abhängig machen. Wenn euch die Tätigkeit Spass mach und genug dabei rausspringt, würde ich zusagen!

8

Hallo,

das würde ich wohl davon abhängig machen, wie das allgemeine Verhältnis untereinander ist und ob mein Vater mich wie eine Erwachsene behandelt oder noch immer wie ein kleines Kind.

LG
Sassi

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Hallo Zirkuskatzl,

arbeite seit 4 Jahren im Familien-unternehmen meines Freundes (z.Zt.bin ich in Elternzeit) und würde es auf gar KEINEN Fall wieder machen!
Wenn der Betrieb Deinen Eltern gehört ist es nochmal etwas anderes, aber wenn es nicht Dein eigener ist, bist Du nur die Dumme!
Bei mir ist es so gewesen, dass ich noch nicht einmal aus dem Wochenbett war, da hat meinen Schwiegermutter ständig nachgefragt, wann ich denn wieder komme! Habe dann nebenher von zuhause angefangen zu arbeiten, aber wenn Du nicht persönlich vor Ort bist u.Dir einfach die Zeit nimmst, die Du f.die Umstellung brauchst, bist Du faul! Ständig darfst Du Dir anhören wie überlastet Deine SM ist (das ist sie seit ich im Betrieb bin, nur versteht sie es eben das geschickt zu verkaufen. Ich meine, wenn ich eine Putzfrau f. Haus u. Betrieb habe, eine Dame, die mir jeden Tag die Wäsche bügelt u.mit den Hunden spazieren geht u.ich eigentlich mich nur ums Mittagessen kümmern muss, dann habe ich genug Zeit f.d.Betrieb).
Ich streite mich deswegen fast täglich mit meinem Freund - am Liebsten wùrde ich alles hinschmeissen!
Ach ja, und jemanden als Elternzeitvertretung einstellen geht nicht, weil: Achtung festhalten: ein Familienunternehmen sind

@zweiflerin
mich würde Deine Geschichte interessieren, nimmst Du Kontakt mit mir auf?

LG Leopoldo