Meine Mutter (lang)

Hallo,

ich bin neu hier und muss meinem Frust mal Ausdruck verleihen, ich platze sonst. Es geht um meine Mutter (53).

Die Frau hat einfach keinerlei Streitkultur. Wenn sie irgendwas annervt sagt sie es NIE, aber sie lässt es einen spüren - z.B. indem sie Telefonanrufe boykottiert, auf Mails nicht antwortet usw. Und ergibt es sich doch, dass man sich gegenübersitzt, setzt sie ihren "Märtyrerblick" auf, redet kaum was und schmollt vor sich hin.

Aus ihrer Sicht sind nämlich alle doof: die Schwägerin, mein Vater, die Arbeitskollegen, ein Teil der Nachbarn. Sie ist pausenlos am meckern, wiederholt immer wieder, dass sie "an der heutigen Welt kaputtgehe". Ich hab es nicht gern gehört, als mein Mann es mir sagte, aber er hat recht: wenn ich mit ihr gesprochen habe, bin ich idR total deprimiert. Sie ist nur am jammern, am lamentieren, und wäre sie eine Freundin (und nicht meine Mutter) hätte ich sie sicher schon in die Wüste geschickt.

Denn das Gespräch hab ich mehr als einmal gesucht - sie geht überhaupt nicht darauf ein. Denn ich bin ja "unverschämt". Ihr Lieblingswort. Sie hat auch kein Problem damit, den Kontakt für Tage oder Wochen komplett einzustellen. Das ist so eine Art "Liebesentzug", ich werde dann ignoriert und sie wartet, bis ich wieder ankomme, mich möglichst entschuldige (wofür auch immer). In der Regel wird solch eine Streitigkeit aber nicht beigelegt - man macht halt einfach irgendwie weiter und verdrängt.

Als ich schwanger war, sind da so manche verdrängte Erinnerungen wieder hochgekommen - z.B. dass sie mich mit einem Holzlöffel verprügelte, damit ihr "die Hand anschliessend nicht so weh tut". In den Schwangerschaftsratgebern stand, in der SS nähere man sich als Tochter seiner Mutter aus einem ganz neuen Blickwinkel an - das war bei mir definitiv der Fall, aber sicher nicht so, wie der Schreiber das meinte #schwitz Nun ist mein Kind 4 Monate alt, und ich kann nicht fassen, wie man solch ein kleines zartes Ding "schreien lassen" soll ("die hat den Dreh raus, die nutzt dich jetzt schon aus") oder späterhin schlägt... Ich habe mich immer weiter von ihr entfernt... Jetzt hat sie wieder eine solche Schmoll-Phase und ist sauer auf meinen Mann und mich - wir wissen bloss beide nicht, was wir mal wieder ausgefressen haben. Und ich bin inzwischen so angekratzt, dass ich den Kontakt am liebsten abbrechen würde #schock Ich hätte nie gedacht, mal SO zu denken!

Ich will meinem Kind eine gute Mutter sein, ich lasse es aus tiefster Überzeugung nicht schreien, ich fordere nicht, dass es sich stundenlang mit sich selbst beschäftigt, und ich lasse den Haushalt auch mal Haushalt sein und gehe mit dem Kind spazieren - ich handhabe sehr viel sehr anders als meine Mutter früher, und sie fasst das sozusagen als persönlichen Affront auf.
Ausser mit mir hat sie all ihre Kontakte im Freundes- und Verwandtschaftsbereich abgebrochen (immer wegen "unüberwindbarer Differenzen", die anderen sind wie gesagt alle doof). Und auch ich hatte lange Zeit keinen Ansprechpartner ausser ihr - auf verquere Art waren wir sowas wie Freundinnen und haben uns weit mehr voneinander erzählt, als es zwischen Mutter und Tochter wohl gut ist #schwitz Das bereue ich inzwischen richtig.

Ich hab auch mal versucht ihr einen Brief zu schreiben, um meine Sicht zu erklären und einen Dialog in Gang zu bringen - den hat sie nach den ersten drei Sätzen zerrissen weil der ja auch "unverschämt" war. Und dabei hatte ich mir jede Formulierung 15 mal überlegt. Und ich habe es so SATT immer 50mal nachdenken zu müssen, ob ich was sage und wenn ja wie... und dann ist sie doch wieder sauer und ich fühl mich scheiße... Am liebsten würde ich Mann und Kind einpacken, ans andere Ende der Republik ziehen und ganz von vorne anfangen. Meine jüngere Schwester hat den Kontakt zur Familie schon vor 10 Jahren abgebrochen - die kam mit meinen Eltern und deren Art überhaupt gar nicht zurecht.

Tut mir leid, das ist lang und wirr geworden, ich bin sowas von total sauer. Ich steh nämlich nachher noch vorm Kriegsgericht und erfahre dann, was ich mal wieder schlimmes verbrochen hab. Ich will's bloss gar nicht wissen.

:-[:-[:-[

Danke allen, die gelesen haben! #klee

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HAllo,

ich kann dich verstehen, habe ein sehr kompliziertes Mutter-Tochter-Verhältnis, es gab viel böses Blut zwischen uns. Ist aber eine andere, komplizierte, schmerzhafte Geschichte.
Auf jeden Fall habe ich 1997 komplett den Kontakt abgebrochen. Haben erst wieder seit 2008 Kontakt, der Umgang hat sich komplett verändert, sie scheint mich nun auch anders zu sehen.

Vielleicht solltest du auch eine Weile auf Distanz gehen, lass dich nicht vors "Kriegsgericht" stellen! Sie soll dir schlichtweg sagen, was sie angenervt hat oder es lassen. Versuche, nicht in die Falle mit dem (unberechtigten) schlechten Gewissen zu tappen.
Vielleicht nimmst du einfach deine Tochter und machst einen schönen Spaziergang anstatt die das Drama anzuhören?
Du bist zwar die Tochter deiner Eltern, aber nicht ihr Blitzableiter oder Spielzeug.

Alles Liebe

Sakirafer

2

meine Mutter hatte früher sehr gut die emotionale erpressung drauf weil ich ja immer soooo FRECH war. Junge du bringst mich ins Grab , ich hänge mich auf..... als ich den Spruch das gefühlte 500te mal gehört habe bin ich los und habe eine Wäscheleine gekauft, ihr auf den Tisch gelegt und gesagt: nur zu, aber sieh zu das nicht ich dich finde. dann war ca 5 Monate Funkstille und seitdem gibt es ein besseres Miteinander!

3

Liebe kleiner-pieps,

jeder Mensch trägt Verletzungen mit sich herum die er in der Kindheit erlitten hat.
Der eine mehr, der andere weniger, aber im Grunde hat jeder sein Thema mit seinen Eltern.
Die Art Deiner Mutter entstand aus der Behandlung die sie als Kind erfahren hat und der Art wie sie damit umgegangen ist. Statt sich damit zu beschäftigen bleibt sie anscheinend in der Opferrolle und empfindet die Welt als schlecht.
Da man sich in den Kopf setzt niemals so zu werden wie die Eltern, setzt man alles daran nicht in diese Themen zu verfallen. Du versuchst also ihr zu zeigen, dass Du es gut meinst, dass Du nicht schlecht bist und das Du auf sie zugehst auch wenn Du gar nicht weißt was du eigentlich falsch gemacht hast. In diesem Punkt bist du also noch immer das kleine Mädchen das es ihrer Mutter recht machen will damit sie nicht böse auf sie ist, damit es weiter geliebt wird.
Allerdings passiert es fast immer, dass man das was man so ablehnt an den Eltern, am Ende in anderer Form doch genau weiterlebt, weil einem ja keine Lösung vorgelebt wurde.
Auch Du füllst dadurch das Du Dich durch Deine Mutter so getroffen fühlst wie früher das kleine Mädchen, ganz genau die Opferrolle aus.
Aber Du hast die Chance die Lösung zu finden.
Nicht für Deine Mutter, denn jeder muss seinen eigenen Weg finden, aber für Dich.
Wenn Du also lernst in solchen Situationen mit Deiner Mutter die Erwachsene pieps zu bleiben und nicht in die Rolle des kleinen Mädchens zu rutschen und die gleichen Empfindungen wie früher zu durchleben, dann kannst du auch gelassen bleiben und Dich abgrenzen. Deine Mutter wird die Veränderung spüren und ihr Verhalten wird auf keinen Nährboden mehr bei Dir stoßen.
Das ist dann Eure Chance einen neuen Umgang miteinander zu finden.

Ih hoffe ich konnte mich verständlich ausdrücken.
Liebe Grüße
Sunny

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du wirst deine Mutter nicht ändern können aber dich Selbst. Finde einen Weg damit umzugehen und grenz dich deutlicher ab. Hab ich auch durch und schon lange keinen Kontakt mehr. Was später ist weiß ich nicht aber jetzt tut es mir schon lange sehr gut das ich diesen Druck nicht mehr habe.
Ela;-)

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hi,

was sagt denn dein vater zu der ganzen inszenierung? welche ansicht vertritt dein mann?

k.

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>>>Sie ist nur am jammern, am lamentieren, und wäre sie eine Freundin (und nicht meine Mutter) hätte ich sie sicher schon in die Wüste geschickt.<<<

Warum hat deine Mutter da mehr Vorrang?

Nur weil sie deine Mutter ist, musst du so eine Behandlung nicht hinnehmen. Wenn sie offensichtlich nicht mal bereit ist, dir zuzuhören, ist eh Hopfen und Malz verloren.

7

Hi,

ganz ehrlich... Wenn sie schmollen will, dann lass sie schmollen. Warum kommst du denn immer wieder angekrochen?

Ich habe auch eine Mutter die nur lamentieren kann und mir ständig ein mieses Gefühl gibt. Ich habe ehrlich gesagt nie den Kontakt abgebrochen... Ich habe mich einfach nicht mehr gemeldet und von ihr aus kam nix! Seitdem habe ich eigentlich Ruhe und mir gehts schon erheblich besser.;-)
Spiel einfach dieses Spielchen nicht mit! Du scheinst ja ein dankbarer Fußabtreter zu sein!

LG

Judith