Mein Mann ist irgendwie in einem tiefen Loch.... sehr lang....

Hallo!

Ich habe lange gewartet, aber irgendwie muss alles mal raus und ich weiß nicht wo - also schreibe ich mal hier....

Mein Mann ist seit einem Unfall vor 13 Jahren querschnittgelähmt. Er kommt im allgemeinen wirdklich sehr gut damit zurecht - mittlerweile habe ich ja auch Vergleiche zu anderen in seiner Situation und ich musste bis vor einer Weile immer sagen, dass er das Beste daraus macht, sich nicht hängen lassen hat und ganz viel positive Energie hatte. Seine Eltern haben gesagt, dass er sich noch einmal sehr positiv verändert hat, nachdem er meine Tochter und mich kennen gelernt hat. Und die ersten 3 Jahre waren auch wirklich so harmonisch und einfach nur toll. Klar diskutiert man mal über ein paar Dinge, aber es ist immer harmonisch geblieben. Er war auch pro Jahr mindestens 1x im Krankenhaus - mit irgendwelchen Folgeerkrankungen durch die Querschnittlähmung. Aber er hat hier zu Hause überall mitgemischt, ob draußen oder drinnen. Hat seinen Sport gemacht. Wir haben gemeinsam Ausflüge und Spaziergänge gemacht. Auch nach einer ziemlich schweren Rücken-OP (Anfang 2009) hat er den Kopf nicht hängen lassen, sondern daran gearbeitet, dass er wieder fit wird.

Letztes Jahr im März hat er dann angefangen abends nicht ins Bett zu gehen, sondern die Nacht vor dem Computer zu verbringen und erst gegen 4.00/5.00 Uhr ins Bett zu gehen. Zwischendurch noch ins Bad.... Mit dem Effekt, dass ich immer wach wurde, wenn er ins Bad und etwa eine halbe Stunde bis Stunde später ins Bett kam. Wenn es dann zwischen 4.00 und 5.00 Uhr war, konnte ich meistens nicht mehr einschlafen. Er hat ja dann auch immer noch eine Weile gebraucht, hat noch Tabletten genommen, was getrunken, mit seinem Handy gespielt. Da er es aber immer damit begründet hat, dass es ihm nicht so gut geht, er Kreißlaufprobleme und Schweißausbrüche habe, habe ich gedacht, es geht schon bald wieder vorbei. In der Zeit haben wir dann auch entschieden, dass wir doch noch ein gemeinsames Kind haben möchten. Dann waren wir vor dem Termin im Kinderwunschzentrum im Urlaub und da war wieder alles gut! Wieder zu Hause war auch erst einmal alles ganz okay - mal war er zwar nachts wieder auf, aber er wollte es wieder ändern und ich hatte auch das Gefühl, es gelingt ihm. Auch die Termine für unseren Kinderwunsch waren ihm so wichtig, da war er immer fit und hätte nie einen auf's Spiel gesetzt, indem er erst morgens ins Bett gegangen wäre.

Im August war dann nach einer ICSI der Bluttest positiv!!!! Nach seiner TESE Ende Juni hatte er aber schon wieder sein altes Muster wieder aufgenommen und hatte dann folgenden Rhytmus: er hat die Nacht durchgemacht, ist morgens ins Bett, ist zwei Tage nicht aufgestanden. Dann ist er mittags aus dem Bett raus und dann morgens wieder rein, zwei Tage liegen geblieben und wieder von vorne. Den ersten Ultraschall-Termin im Kinderwunschzentrum, bei dem man das Herz schlagen sehen konnte, hat er dann verschlafen, da er erst eine Stunde bevor er hätte aufstehen sollen, ins Bett gegangen ist. Genauso den Termin im Krankenhaus zur Nackenfaltenmessung. Da musste ich dann aus demselben Grund auch alleine hin. Wenn er dann wieder fit war, hat es ihn sehr wohl interessiert, wie es dam Baby geht und wir waren auch mal gesondert im Krankenhaus, damit er beim Ultrschall mal schauen kann. Seit er nach diesem Schema lebt, hat er auch sehr oft Migräneanfälle. Sein Arzt meinte, das kann auch mit einem gestörten Biorhytmus einhergehen. Und diesen stört er, indem er seinen Körper so durcheinander bringt.

Er nimmt sehr viele Tabletten für alles mögliche und zu einem Harnwegsinfekt, den er übergangen hat, kamen auch noch Magenprobleme. Er hat sich dann eingeredet, dass er einen Tumor hat und sich ins Krankenhaus einweisen lassen (Ende November 2011). Dort hat man dann innerhalb von 3 Wochen den Infekt behandelt und wegbekommen, eine Magen- und eine Darmspiegelung gemacht - bei der Magenspiegelung kam raus, dass er durch die Einnahme von zuviel Antibiotika einen Pilz hatte. Dafür hat er dann zur Entlassung Tabletten bekommen. Die Packung habe ich dann 3 Wochen später unangetastet in seiner Schublade gefunden....

Aktuell ist es so, dass er tagelang im Bett liegt und Migräne hat - so dass er jetzt der Meinung ist, er habe einen Tumor im Kopf. Dann setzt er sich wieder bei der Kälte nachts im T-Shirt auf die Loggia und raucht eine nach der anderen, weil er Kreißlaufprobleme und Schweißausbrüche hat, surft im Internet, kommt morgens ins Bett und wundert sich, warum er am nächsten Tag auch noch erkältet ist. Versteht mich nicht falsch, ich weiß wie fies Migräne ist und dass man dann nichts sehen und hören und riechen möchte - aber so ist es bei ihm noch nichtmal. Er bleibt einfach liegen, hat aber den größten Appetit, aber dann macht er immer dicht und will niemanden sehen und sprechen.

Ich habe schon viel versucht.... ich habe ja auch Verständnis für ihn, er hat es nicht immer leicht und durch die Folgeerscheinungen der Querschnittlähmung wird er auch immer wieder gesundheitliche Probleme haben. Ich habe so lange versucht ihn aufzubauen, ihn unterstützt und versucht ihm da rauszuhelfen. Aber er möchte gar nicht. Es ist ihm egal, was ich sage und auch wie es mir geht, er nimmt überhaupt keine Rücksicht mehr - es ist ihm egal, ob er mich weckt, ob ich schlafen kann oder nicht. Er sagt andauernd, dass er sich die Kugel gibt, man ihn nach Holland "zum einschläfern" bringen soll, er seinen Tablettenvorrat nimmt, den er versteckt hat. Neulich hat das unsere Tochter mitbekommen und da bin ich das erste Mal lauter geworden und habe ihm gesagt, dass das so nicht geht. Daraufhin hat er sich ziemlich betrunken und nachts im Internet anderen Frauen Nachrichten geschrieben. Das hat ihm zwar dann am nächsten Tag superleid getan - er hat es mir erzählt und sich dann auch direkt 1000x entschuldigt. Aber ich weiß im Moment gar nicht mehr weiter.... In etwa 10 Wochen kommt unser Baby auf die Welt - wie soll das denn dann weiter gehen?! So wie jetzt: eine Nacht durchmachen, 2-3 Tage mindestens im Bett liegen?! Ich weiß, dass ich das alles packe - jetzt schmeiße ich ja auch den Haushalt, kümmere mich um unsere Tochter, die ich über alles liebe und arbeite nebenbei noch (bin selbstständig) von zu Hause und freue mich auf das Baby!!!! Aber was ist mit ihm?!

Hat jemand eine Idee, wie ich ihm aus dem Loch wieder raushelfen kann? Er selber möchte das wohl im Moment gar nicht. Aber dieses "nebeneinanderherleben" ist nicht schön - vor allem weil es früher so anders war - und das war sogar zu einer Zeit, in der er viel mehr gesundheitliche Probleme hatte!

Vielleicht weiß ja jemand einen Rat....

Viele Grüße
Claudia

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Dein Mann ist psychisch krank. Psychisch kranken kannst du nicht helfen, manchmal ist es sogar, dass DU mit deinem Verhalten es noch begünstigst. ich würde nicht viel tolerieren.

alkohol ? wäre ja schon nicht mehr zuhause. PC ? Wenn er seine aufgaben im haushalt nicht erfüllen würde, würde ich den PC rausschmeißen. Du bist ja schon längst ,,gelähmt´´ , richtig zu reagieren.

An deiner Stelle würde ich mir für MICH selbst Professionelle hilfe holen. sagt sich einfach, stimmts ? Gerade jetzt die letzten 10 Wochen noch ausnutzen und Klarheit zu haben, was man will und wie man es will. Du brauchst kein drittes Kind zuhause, sonst gehst irgendwann DU mal kaputt und vergiss bitte nicht - deine vorrangige Pflicht ist den zwei Kindern zukünftig ein Nest zu geben. Übernehme nicht seine Aufgaben und bestehe darauf, dass er seine macht.

Manchmal wird er auch erkennen, WAs er hat, wenn er dich nicht mehr hat.

Es ist traurig, ich hoffe, dass du dir Hilfe holst.

Lg

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#kratz

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"Dein Mann ist psychisch krank. Psychisch kranken kannst du nicht helfen" (Zitat) Wow, super Diagnose und echt tolle therapieaussichten...:-[

Also ich arbeite mit psychisch kranken Menschen zusammen und WEISS, dass diesen Menschen durchaus zu helfen ist, allerdings weniger mit Deiner "Hilfe", von wegen PC rausschmeißen etc. Hallo, geht´s noch?

"Du bist ja schon längst ,,gelähmt´´ , richtig zu reagieren."(Zitat) aber Du hast ja voll den Durchblick...

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hallo,

das hört sich stark nach depressionen an! rede mit ihm, er muss sich hilfe holen und wenn es sein muss, ein antidepressivum nehmen.
ich bin nach einen schlaganfall halbseitig gelähmt, ich habe auch phasen, wo ich wirklich alles pechschwarz sehe. gottlob sind es PHASEN, bei deinem mann hört sich das nach dauerzustand an.
scheu dich nicht, ihn notfalls einweisen zu lassen, wenn er nochmal von suizid, bzw. "einschläfern" spricht.

lg und viel kraft

schnabel

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Ja, ich denke auch das er an einer Depression leidet. Google das mal, es gibt auch verschiedene Foren, dort können sich auch Angehörige austauschen. Du wirst große Augen machen, denn Du wirst das Gefühl haben, alle reden über Deinen Mann.

Euer erster Schritt ist ein Bewusstsein für seine Erkrankung zu entwickeln. Er muss natürlich einsehen das etwas mit ihm nicht stimmt, das es Aussicht auch Besserung gibt und das das jetzt ganz wichtig ist für euch.

Ein depressiver Mann ist eine enorme Belastung (mein Freund hat Depressionen), vor allem wenn er sich nicht helfen lassen möchte. Such behutsam das Gespräch mit ihm. Dann macht einen Termin beim Neurologen, das ist der erste Schritt. Weitere Schritte sollten dann sein einen Psychiater zu suchen (Achtung lange Wartezeiten, eher Heute als Morgen einen Ersttermin vereinbaren) und mal über einen stationären Aufenthalt nachzudenken. 6-12 Wochen, je nach schwere der Erkrankung. Das wäre für ihn gut UND für Dich. Das ist ähnlich wie eine Kur, kein Gefängnis, er hat Freizeit, könnt euch besuchen. Aber über all das wird euch der Neurologe aufklären.

Kann sein das die Geburt des Kindes ihn kurz aus seinem Loch holt, aber nicht lange. Und es könnte auch genauso gut sein das es ihn noch mehr belastet. Du brauchst jetzt viel Kraft, sehr viel Kraft. Er liebt Dich, auch wenn er es nicht zeigen kann und Gegenteiliges tut.

Sollte er nur noch dahinvegetieren, dann pack ihn ins Auto und lass ihn direkt einweisen in ein Krankenhaus mit Psychiatrie.

Falls Du sonst noch Fragen hast, kannst Du mich gerne anschreiben.

alles Liebe,
sunshine...

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Hallo Du,
rein als Aussenstehende kann ich auch nur sagen, daß Du ohne ihn besser dran bist. So wie Du es schilderst will er sich gar nicht ändern. Dann soll er so weiter leben. Aber er soll nicht Dich dadurch kaputt machen, dass Du es mit ansehen musst. es ist niemandem zu helfen der nicht drum bittet.

Was sollen die Kinder denn mal sagen. Ist das echt noch ein vorzeigbarer Vater oder schämst Du dich schon fremd. In Ansätzen ist das so wie bei Alkoholikern die andere in Co -Abhängigkeit ziehen. Und Androhung von Suizid ist ein wunderbares Mittel andere zu erpressen.

Du stehst sicher vor einer ganz schweren Entscheidung. Von allein wird es sicher nicht mehr besser. Ich wünsche Dir echt viel Kraft und denk vor allem an Dich und die Kinder.

Grüße Lea

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hallo lea,

was sind eigentlich deine vorstellungen von einer ehe? in den hintern treten, wenn jemand ganz unten ist? in guten wie in schlechten zeiten verspricht man sich, die schlechten zeiten sollen nur bloß wegbleiben.
bei einigen antworten musste ich echt schlucken und war gleichzeitig superdankbar, dass mich mein mann nicht hat fallen lassen. mein mann hat alles mit mir durchgestanden.
anscheinend ist das nicht selbstverständlich.....

lg schnabel

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Sag mal bist du verheiratet? Ich habe meinem Mann versprochen wir halten zusammen und gehen miteinander durch dick und dünn!

Kerstin mit Ida #verliebt und MADITA, LEO & #stern #stern im #herzlich

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könnte es vielleicht sein, dass er denkt, er sei der Verantwortung nicht gewachsen Eurem Kind ein "normaler" Vater sein zu können?

Vielleicht stellt er sich vor, wenn es ein Junge wird, dass er nicht mit ihm Fussball spielen kann wie andere Väter oder ähnliches?

Ich würde auf jeden Fall einen Psychologen zu Rate ziehen, denn das sind ganz klar Depressionen etweder als Auslöser oder als Folge seiner momentanen Lebensweise.

Was anderes fällt mir dazu auch nicht ein.

Euch viel Glück!

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Ja, das war auch mein erster Gedanke. Immerhin haben das auch viele Männer, die nicht querschnittsgelähmt sind. Bei uns war es damals so, dass mein Mann nach der Geburt ein langes Gespräch mit meiner Hebamme hatte und da zum allerersten Mal gesagt hat, dass er einfach das Gefühl hatte, das eine Frau schon seit dem positven Test immer genau weiß, was sie zu tun hat, aber der Mann ist in der ganzen Schwangerschaft nur der Hanswurst, der Befehle ausführen soll, aber es der Frau trotzdem niemals recht machen kann. Also fühlt man sich schon vor der Geburt wie der letzte Trottel, so dass man sich kaum noch vorstellen kann, dass man ein guter Vater werden kann.

Bei Männern jedoch ändert sich das manchmal nach der Geburt, weil der Beschützerinstinkt durchkommt.

Ein Mann mit einer Querschnittslähmung muss das alles unter erschwerten Bedingungen durchleben und ich würde nicht unbedingt erwarten, dass man dieses Problem alleine lösen kann. Das heißt aber auch nicht automatisch, dass er unheilbar psychisch krank sein muss. Ich würde es eher als Krise verstehen und behaupten, dass die Frau und Mutter des Kindes die Letzte auf dem Planeten ist, mit der der Mann über diese Problem sprechen möchte.

Meinem Mann hat damals gefholfen, dass er sich damals mit einem Vater zweier Kinder unterhalten hat, der ihm erzählt hat, wie das bei ihm alles angefangen hat und wie er dann aber auch da reingewachsen ist. Seitdem gibt es bei uns die bahnbrechende Erkenntnis:"Männer haben die Hormone nicht!" Deshalb haben sie es in gewisser Weise auch schwerer, sich in ihre Rolle hineinzufinden. Und die Mütter machen es ihnen meistens auch nicht gerade leicht. Das liegt auch an den Hormonen. ;-)

Das Verhalten des Mannes finde ich vergleichsweise gar nicht so extrem. Geh mal in ein Studenten-Wohnheim, da ist dieses Verhalten ganz normal. Und die ändern das auch nur, weil sie irgendwann fertig sind und dann berufstätig werden müssen. Mit Abstand betrachte würde ich heute sagen: Lass ihn nochmal ein paar Blödheiten machen, wenn das Kind erstmal da ist, muss er dauernd vernünftig sein.

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Hallo Claudia
Dein Mann ist mit Sicherheit psychisch krank. Schlepp ihn zum Psychiater (nicht zum Psychologen), denn wahrscheinlich braucht er auch medikamentöse Hilfe. Oder zuerst zum Hausarzt oder direkt in ein KKH mit Psychiatrie. Kümmere Dich so schnell, wie Du kannst. Viele Leute werden depressiv, einer der schwierigsten Schritte ist der erste. Er kommt da nicht alleine raus.

Alles Gtue,

Paula

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Hallo, ihr Lieben!

Vielen, vielen Dank, für die vielen Antworten!!!!

Und vor allem natürlich für eure Ratschläge! Ich möchte meinem Mann ja helfen - nur wusste ich nicht wie und da scheint es wirklich gut zu sein, wenn man die Situation Außenstehenden schildert....

Ich denke, ich werde jetzt ganz behutsam daraufhin arbeiten, dass er sich Hilfe sucht - und werde ihm natprlich auch eine Hilfe sein, soweit ich es kann. Aber ich glaube ja mittlerweile auch, dass ich das alleine nicht schaffen kann, ihn da rauszuholen.

Ich liebe ihn ja - daher macht es mich ja auch in letzter Zeit so traurig, was aus unserem Familienleben geworden ist. Und ich hoffe so sehr, dass wir das wieder so hinkriegen, wie es war! Das war ja ja damals kein kurzfristiger Zeitraum, sondern wirklich mehr als 3 Jahre, in denen wir das schönste Familienleben hatten, das man sich wünschen kann!

Danke noch einmal! Ich werde jetzt beginnen mich über das Thema zu informieren und dann werde ich versuchen, ihn in die richtige Richtung zu lenken. Ich kann mir vorstellen, dass ich das kann behutsam machen muss, damit er nicht komplett dicht macht, oder?!

Liebe Grüße
Claudia

Ich glaube auch gar nicht mal, dass er denkt, er kann unserem Baby kein vollwertiger Papa sein - denn das ist er jetzt schon bei unserer Tochter! Für sie reißt er sich auch heute meistens zusammen. Und er ist wirklich ein toller Vater für sie! Er macht Quatsch mit ihr, er spielt mit ihr, aber er erklärt ihr auch viel und ermutigt sie zu Dingen, die sie sich nicht zutraut. Er steht voll hinter ihr. Und sie hängt an ihm! Wenn er mal einen Tag auf ist, dann klebt sie förmlich an ihm. Genauso ein toller Papa wird er auch für unser zweites Kind sein. Ich hatte ja auch gehofft, dass die Schwangerschaft ihn aus dem Loch holt, aber das ist nicht der Fall. Von den Bewegungen im Bauch ist er zwar immer fasziniert, aber das war es auch irgendwie schon.

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Hallo Claudia,
es hört sich bei Deinem Mann schon sehr nach einer handfesten Depression an. Was der Auslöser ist (Unfallfolgen, SS oder die Kombi) ist wohl eher unklar. Fakt ist, er braucht Hilfe!!! Also, falls er- wovon ich erst mal ausgehe- nicht sehr freundlich un positiv auf Deine Anregungen hinsichtlich Psychiater reagiert (was ich zunächst auch echt verständlich finde, denn es braucht Zeit sich einzugestehen, dass man Hilfe braucht und das dann auch noch von einem Psychiater), dann wende Dich doch mal an eine Sozialpsychiatrische Beratungsstelle (gibt es zum einem beim Gesundheitsamt,aber auch bei freien Trägern, wie Caritas...) und bespreche dort mal Eure Situation. Die können Dir dann auch bestimmt, die Adresse einer Angehörigengruppe geben, Du wirst stauen, wie viele Menschen an einer Depression leiden. Ich denke das wird gut tun sich auszutauschen...
Was die Äusserungen hinsichtlich eines möglichen Suizid betrifft, solltest Du diese ernst nehmen, auch wenn Du Dir das vielleicht nicht vorstellen kannst, aber dass er so tief versinkt in sich selbst hättest Du vorher ja bestimmt auch nicht gedacht. Sprich: Wenn er einen Suizid ankündigt, d.h. sowas wie :"Ich geh jetzt zur Brücke und schmeiß mich dort runter!" musst Du die Polizei rufen. Wenn er Überlegungen äußert, wie "Ich hab mich schon mal umgeschaut... und werde wohl demnächst von der und der Brücke springen, ich kann nicht mehr!" solltest Du zum SPDI (Sozialpsychiatrischen Dienst/ Gesundheitsamt), die müssen ihn dann letztendlich auch aufsuchen.

Ich wünsche Dir viel Kraft und das Du die notwendige Unterstützung schnell finden wirst.
*ichdrückdichmalfest*
zitronenschnittchen

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Hallo,

wie behutsam Du sein musst, das ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich.

Als erstes würde ich mich belesen, damit Du ihn etwas besser verstehen kannst
und damit man nicht ständig die "falschen Sätze" sagt. Du kannst Dich auch

selber an einen Psychologen oder an eine psychologische Beratung wenden.

Dein Mann ist so sehr mit sich selbst (und der Depression) beschäftigt das es
ihm schwer fallen wird sich um Dich, die Schwangerschaft etc. zu kümmern.
Wenns "brennt" dann wird es wahrscheinlich gehen, aber im Alltag wirds
schierig. Er wird sich überfordert fühlen und das zieht ihn noch mehr runter.

Über Verständnis für seine Situation bekommst Du vielleicht sein Vertrauen.

Ich würde mich erst mal informieren und mir dann mal in dem richtigen
Moment (wenn ihr etwas länger Ruhe habt) Zeit nehmen für ein längeres
Gespräch. Ich würde anfangen mit das Du Dir Gedanken machst und das Du
das Gefühl hast das er aus seinem Kreislauf nicht rauskommt, egal wie sehr
er kämpft. Das Du aufgrund seines Verhaltens auf die Idee gekommen bist
das er an einer Depression leidet.... usw.

Ich würde ihm aber auch ganz klar nahe bringen das die Situation für Dich
eine extreme Belastung ist, das Du nicht weisst wie lange Du diese Kraft
haben wirst, ohne selber zusammen zu brechen. Das Du aber natürlich
kämpfst, so lange Du siehst das er es auch tut.

Wenn Du ihm die ganze Situation ohne Vorwürfe und mit viel Verständnis
näher bringst, dann hoffe ich für euch, das er den Weg zum Neurologen

geht.

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An dieses Nebeneinander herleben muss man sich aber ein Stück weit gewöhnen, denn ihr seid durch eure unterschiedlichen Rollen auch irgendwie in unterschiedlichen Welten unterweges. Jeder muss sein Päcken tragen und die Dinge für sich durchleben. Meistens ist es dann aber so, dass man sich später noch darüber austauschen kann, wenn die schwierige Anfangszeit überstanden ist. Bei uns hatte sich auch über das erste Babyjahr ganz viel angestaut und hinterher haben wir uns mal (nach einem Riesenstreit) darüber ausgetauscht. Hinterher haben wir beide gesagt:"Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich ganz anders darüber gedacht und mich anders verhalten." Aber einmal ist eben immer das erste Mal, beim zweiten Kind macht man die gleichen Fehler zwar nicht mehr, dafür aber andere.

Nutze die Chance und sprich mit der Wochenbett-Hebamme darüber, denn es ist auch abzusehen, dass sich das alles im Wochenbett nochmal zuspitzen wird. Triff im Hormonchaos keine weitreichenden Entscheidungen!

Ich glaube, du wirst deinem Mann helfen, wenn du ihm sagst, dass du dir Sorgen machst, aber ihm nicht wirklich helfen kannst. Er muss das einsehen, du gerade andere Dinge zu tun hast. Natürlich wäre es einfacher für ihn, wenn du ihm die Last abnehmen könntest, aber das ist leider unrealistisch. Je eher ihr beide das akzeptiert, desto schneller kann er sich anderweitig Hilfe suchen. Pornos im Internet und Prostituierte sowie Fremdgehen helfen da nicht, sich zu betrinken auch nicht.