Hallo liebe Urbianer,
ich bin neu hier und wollte mal einige Meinungen von Aussenstehenden zu meinem "Problem" hören... ich weiss nicht, ob man das Problem nennen kann, es ist halt einfach eine Sache, die mir tierisch auf den Wecker geht
Ich bin 22 1/2 Jahre alt, mein Mann ist 28 und wir haben eine knapp einjährige Tochter, die unser Ein & Alles ist. Mein Mann hat eine Schwester, die 31 Jahre alt ist.
Wenn es um unser Kind geht, dann will sie alles besser wissen: dass es besser und gesünder ist, das Essen für die Kleine selber zuzubereiten (mach ich ja schon - nur bekommt sie mal ein Gläschen, mal isst sie bei uns mit), dann meint sie, die Kleine ist wegen den Gläschen ein bisschen "dicker", dann legt sie grossen Wert darauf, dass das Fleisch, was sie zu sich nimmt "helal" ist (dass bedeutet "rein", ich muss dazu erwähnen, seine Familie und er sind muslimisch - bitte jetzt keine unpassenden Kommentare!!) Sie sagt mir das zwar nicht selber dennoch bekomme ich es regelrecht mit, wie sie es meinem Mann am Telefon sagt. Mein Mann ist etwas "moderner" und legt nicht allzu grossen Wert dadrauf, dass das Fleisch "helal" ist, zumal es auch etwas teurer ist und wir es im Moment nicht so dicke haben. Das nervt mich so sehr, dass sie sich da so einmischen will und immer alles besser wissen muss...
Ich als Mutter weiss mit Sicherheit am Besten, was gut für mein Engelchen ist. Beziehungsweise, habe ich das gute Recht, selber über mein Kind zu entscheiden.
Das stösst echt an meine Grenzen, dass sie Einfluss haben will... mir kommt es auch so vor, dass sie meinen Mann ein bisschen "einweisen" will denn einmal meinte er, er will nicht, dass unser Baby dieses Fleisch aus den Gläschen zu sich nimmt! Das hat er vorher nie gemeint und mir auch alles überlassen, was die Ernährung angeht.
Die Kleine wächst halt in 2 Kulturen auf, was ja heute im 21. Jahrhundert, kein grossartiges Problem mehr sein sollte. Aber immer dieses Herbeiführen, wie man was zu tun hat, geht mir echt auf die Nerven. Ich weiss nicht, wie ich mich verhalten soll. Wie gesagt, an mich selber kommen solche Worte nicht, sie gehen mehr an meinen Mann, der dann auch noch nicht mal Klartext redet und alles schön redet. Ich bekomme es nur mit und weiss ja, wie seine Schwester "tickt".
Wenn sie anruft, gehe ich schon garnicht mehr ans Handy, nicht weil ich nicht mit ihr reden will sondern vielmehr, weil da irgentwie keine grosse Symphatie ist meinerseits - ich mag sie zwar aber man merkt, dass man nicht auf eine Wellenlänge ist (liegt vielleicht auch am Alter)... das wiederum, dass ich nicht rangehe, wenn sie anruft, das nervt mein Mann und er findet es daneben was ich mache.
Ich will sie auch nicht direkt anfahren und kein Streit provozieren, sonst ist sie ja ok, aber ich will einfach, dass sie die Erziehung mir und meinem Mann selber überlässt!
Was würdet Ihr tun?
fürs Lesen, Kimi21
Warum meint sie alles besser zu wissen? (die Schwester meines Mannes)
Also: Mein Mann und ich sind auch muslimisch - von daher erwarten dich von mir keine Kommentare. Ich kenne das Problem auch so.
Das Beste ist, wenn du erst einmal mit deinem Mann darüber sprichst. So wie ich die Situation in muslimischen Familien kenne (ich bin auch bloß konvertierte Mulima - also komplett Deutsch aufgezogen wurden), wird er sich hinter seine Familie (in dem Fall seine Schwester) stellen. Die wenigsten Männer können etwas gegen ihre eigene Familie tun. Sie werden noch nicht einmal ihre Meinung sagen. Aber vielleicht hast du ja Glück und hast eines dieser Wenigen "Exemplare" - so wie ich. Wenn du im Alleingang mit seiner Schwester redest, gibt das nur Probleme. Am Ende wird sie dann mit der Mutter reden und diese dann auf deinen Mann einwirken. Und du bist wieder die Böse.
Vielleicht ist es wirklich besser, du versuchst den ganzen Streit zu umgehen. Kannst du nicht eurer Kleinen nur Fleisch geben, wenn ihr selber welches esst? So wie es klingt, ist das ja dann halal. Die Gläschen musst du dann einfach auf die Gemüse- oder Obstbreis beschränken. Manche Muslime gehen übrigens davon aus, das Hühnchen auch halal ist - egal wie es geschlachtet ist. Vielleicht kannst du in dieser Richtung etwas machen.
Aber eins ist klar. Dein Kind wächst in 2 Kulturen auf. Da solltest du dich auch nach den Regeln beider Kulturen richten. Selbst wenn du nicht Muslima bist, dein Kind ist es. Die Religion wird bei den Muslimen über den Vater "vererbt".
Das mit dem Recht über sein Kind zu entscheiden, muss ich meiner Mutter auch noch beibringen. Sie ist übrigens deutschstämmige Christin und fängt jetzt an mir langsam vorzuschreiben, was ich nach der SS machen soll.
Ich hatte gestern mit ihr so ein erbauendes Telefonat, in dem sie dann meinte "Ihr hättet euch eben kein Kind bestellen dürfen, wenn ihr es dann nur herumschleppt." (Das war übrigens ein Zitat und bezog sich darauf, dass wir uns entschlossen haben, keinen Kinderwagen zu kaufen, sondern nur einen Buggy - wir können den Kinderwagen einfach nicht nutzen.)
hi kimi,
ganz einfach, weil sie die ältere ist.
lass dich nicht von ihr verunsichern, was meint denn dein mann dazu?
steht er hinter dir?
grüßle
wolf
Hallo Kimi,
ich denke viel machen kannst Du da nicht. Dir eine zum einen Ohr rein und zum anderen raus Mentalität zulegen. Karma Punkte sammeln.
Oder ihr deutlich sagen, dass Du im Hausbereich Euer Ehe das Sagen hast, ihre Anregungen einmal angehört werden, aber sie ansonsten Deinen Haushalt zu respektieren hat. Das könnte klappen oder ein Riesendrama mit sich bringen.
Natürlich sollte es Dir und Deinem Mann überlassen sein, was Euer Kind isst!
Nur, ein bisschen verstehen kann ich die Schwester schon, sie will nicht, dass das Kind in Sünde aufwächst. Ich habe in meinem Bekanntenkreis einige Moslems und die sind alle sehr pingelig was Essen betrifft. Wenn ich sie zum Essen einlade mache ich keine Schalentiere, lasse auch zum Kochen den Alkohol weg, gucke auf jedes Etikett zweimal, kaufe reines Fleisch, nehme nur vegetarische Brühwürfel, nichtmal Gummibärchen gibt es für die Kleinen... Ich überprüfe alles zweimal.
Wenn ich mir anschaue, wie eine meiner Bekannten in ihrer Mischehe unter den älteren Schwestern leidet hast Du Glück gehabt. Erziehung und Ernährung ist Frauensache und die Älteren wissen grundsätzlich alles besser. Die Arme wurde zu einem Kochkurs durch die Schwestern genötigt.
Aber das Problem ist nicht nur der unterschiedliche Glaube. Dieses Generationsproblem hättest Du mitunter in einer anderen (meiner?) Familie auch. Meine Familie (sehr ländlich, streng katholisch) ist genauso einmischend und konservativ. Frauen müssen nicht studieren, Haus, Herd, immer alles blitzeblank Ich habe oft den Eindruck, meinen Tanten ist langweilig, dass sie sich so viel um andererleutes Angelegenheiten kümmern/ das Maul zerreissen.
LG Mare