Erfahrung als Au Pair Gastfamilie?

Hallo!

Da mein Arbeitsvertrag befristet ist und in absehbarer Zeit ausläuft, muss ich mich demnächst bewerben. Mit großer Wahrscheinlichkeit werde ich hier in der Region nichts finden und so kann es sein, dass wir umziehen müssen. Und da die Kinderbetreuungssituation in manchen Teilen Deutschlands nicht darauf ausgelegt ist, dass beide Elternteile Vollzeit arbeiten, bin ich schonmal am Überlegen, wie meine Kinder (Tochter 6 Jahre, Grundschule und Sohn 1 Jahr, Kita) betreut werden könnten.

Mittlerweile fände ich ein Au Pair Mädchen eigentlich eine gute Lösung: Falls keine Ganztagsbetreuung möglich wäre, könnte sie die Zeit bis ich oder mein Mann von der Arbeit kommen überbrücken und tagsüber auch hin und wieder kleinere Aufgaben im Haushalt übernehmen. Außerdem könnte sie auch abends mal (!!!) aufpassen, so dass wir auch als Paar etwas unternehmen könnten. Zudem ist es für die Kinder sicherlich auch eine Bereicherung eine fremde Kultur kennenzulernen. Andererseits muss man sich sicherlich sehr sympatisch sein, weil sie ja auch mit in der Wohnung/Haus lebt und man muss wohl eine große Portion Vertrauen aufbringen, weil man ihr die Kinder überlässt...

Gibt es hier Familien, die ein Au Pair hatten/haben? Welche Erfahrungen habt ihr gemacht? Was sollte man unbedingt bedenken?

LG yulunga

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Hallo,
natürlich sollte man alle Bedingungen zunächst erfüllen. Also man sollte ein Zimmer mit mindestens 8 qm, einer abschließbaren Tür und einem Fenster in der Wohnung zusätzlich frei haben. Dieses Zimmer darf natürlich auch nicht als Abstellkammer dienen in der Zeit, wenn das AuPair da ist. Und es sollte alle Möbel enthalten, die du auch deinem erwachsenen Kind zur Verfügung stellen würdest - Möbel, nicht Technik.
Ja, wir hatten schon ein AuPair und suchen auch derzeit wieder eines. Wir haben nur positive Erfahrungen gesammelt. Allerdings muß man echt aufpassen. Das AuPair kommt zu euch als Tochter/Sohn und so sollte es auch behandelt werden - keinesfalls wie ein Dienstbote oder Sklave. Du musst ein hohes Vertrauen zu dieser Person haben - von Anfang an. Ihr bürgt für das AuPair, ohne es persönlich zu kennen. Ein AuPair hat einen extrem geringen Verdienst und sehr hohe Kosten. Alles in eurer Wohnung ist viel mehr wert. Du solltest also versuchen, das AuPair irgendwie gefühlsmäßig an euch zu binden. Das schaffst du, indem du es wirklich in die Familie inkludierst. Also zu jeder Familienfeier ist das AuPair mitgekommen (es sei denn es wollte aus eigenem Willen nicht) auch der Geburtstag des AuPair wurde gefeiert wie alle anderen Geburtstage auch (natürlich auch mit Geschenken). Wenn wir verreist sind, konnte das AuPair mitkommen oder zu Hause bleiben. Das selbe galt natürlich auch, wenn die ganze Familie mal auswärts gegessen hat. Selbstverständlich haben wir immer die Kosten dafür getragen. Das ganze Problem ist am Ende der Abschied. Denn das AuPair wächst einem wirklich ans Herz. Ein Jahr ist verdammt kurz. Man kann zwar erreichen, dass das AuPair im Land bleiben darf, aber nicht als AuPair.
Du solltest bedenken, dass ein AuPair immer bei dir ist - während der gesamten Zeit. Es gibt keine Alternative. Du kannst also keinen Familienurlaub oder irgendetwas in der Richtung ohne das AuPair planen. Das AuPair ist dein 3. Kind. Das AuPair hat an jedem einzelnen Tag Anspruch auf Kost und Logis.

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Hallo,

wir haben seit Juni diesen Jahres ein Au Pair - eine Wechslerin. Letzteres hatte den Vorteil, dass wir face-to-face-Kontakt hatten und das ist ein himmelweiter Unterschied als Kontakt via Skype. So konnten wir auch gleich ihre Deutschkenntnisse testen und - das Wichtigste überhaupt - wie unser Kronprinz auf sie reagiert und umgekehrt.

Was gibt es zu beachten?

- 260 Euro Taschengeld
- monatliche Au Pair-Versicherung (Kranken-, Unfall- und Haftpflichtversicherung) ca. 43 Euro (je nach gebuchten Tarif)
- MVG-Fahrkarte (macht bei uns 55,80 Euro)
- eigenes Zimmer (glaub mind. 8qm sollen es sein)
- Kost&Logis frei

- Mehrkosten an Strom, Gas und Wasser
- max. 30 Arbeitsstunden/Woche (auch auf ein schlafendes Kind aufpassen zählt als Arbeitszeit - Thema: Babysitten am Abend)
- max. 6 Std/Tag
- 4 Wochen bezahlter Urlaub
- Anmeldekosten/Visa ca. 120 Euro
- Deutschkurs (KANN von Gastfamilie bezahlt/bezuschusst werden)
- zu Heimfahrten KANN man einen Zuschuss geben, ist aber auch kein MUSS
- WE frei
- Vermittlungsgebühr Au Pair-Agentur ca. 400 Euro (bei uns waren es "nur" 200 Euro, da unsere Ena eine Wechslerin war und die Agentur bereits 400 Euro kassierte hatte - vom Vorgänger).

Ach ja, Augen auf bei der Wahl der richtigen Agentur. Eine seriöse Agentur hat auf ihrer HP keine Steckbriefe der Mädchen!!!! Sie erteilt erst Auskunft auf Nachfrage und gibt dann erst Daten raus.

So, ich denke das wars :-)
Wir sind mit Ena (Kroatin) sehr zufrieden. Natürlich gab es auch schon mal etwas Knatsch.

Anfangs war es für uns äußerst merkwürdig, dass ein wildfremder Mensch mit uns im Haus wohnt und dem wir obendrein auch noch unser Liebstes (unseren Kronprinzen)

anvertrauen.

Wenn du noch weitere Fragen hast, kannst du mich gerne per PN anschreiben.

LG,
incredible

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Huhu#winke

Deine Fragen kann ich dir so nicht beantworten, aber ich wollte dir mal von der anderen Seite berichten: ich war selbst mal ein Jahr lang Au Pair, in den USA und es war eine Erfahrung im Leben, die ich nicht missen möchte.

Nach meiner Erfahrung gibt es zwei Arten von Gastfamilien:

- die, die das Au Pair gerne in die Familie aufnehmen möchten, interessiert sind an dem kulturellen Austausch etc. Meine Gastfamilie war so eine. Ich wurde für meinen Geschmack manchmal sogar etwas zu viel integriert, d.h. meine Gastmutter hat mir echt viele Dinge aus ihrem Privatleben, z.B. Sexleben #schock, anvertraut, das ich gar nicht unbedingt wissen wollte. Und mein Gastvater ist fast ausgeflippt, als ich das erste Mal bei meinem Freund übernachten wollte (ich war damals 22!)... Nun ja, ich war ein Teil der Familie und wurde auch in anderen Dingen so behandelt. Ich durfte mich immer frei im Haus bewegen, an Familienessen teilnehmen, für mich wurde genau wie für die Kinder eine Geburtstagsparty ausgerichtet etc. Auf der anderen Seit wurde von mir auch erwartet, dass ich mich wie ein Familienmitglied verhalte, z.B. an Familienessen teilnehmen auf die ich eigentlich gar keine Lust hatte, mal Dinge im Haushalt erledigen, die eigentlich gar nicht meine Aufgabe waren, wenn Not am Mann war etc.

Ich fand es im Endeffekt gut so, hätte mir aber auch die andere Alternative vorstellen können:

- Gastfamilien die ihre Au Pairs als Arbeitskraft ansehen und auch so behandeln. D.h. man wohnt zwar dort, nimmt aber nach der Arbeitszeit nicht aktiv am Familienleben teil. Ich habe das bei vielen Au Pair Kolleginnen gesehen und das hat teilweise auch echt gut funktioniert. Eine Freundin von mir drüben hatte z.B. eine Einliegerwohnung für sich und nach Feierabend ist sie dort hingegangen und hat ihr Leben gelebt. Ich finde das nicht unbedingt die schlechtere Variante. Es müssen sich nur beide Seiten einig sein, dann kann auch das wunderbar funktionieren. Und ihr ist es im Gegensatz zu mir z.B. nicht passiert, dass die Kids mitten in der Nacht am Bett standen, weil sie schlecht geträumt hatten und nicht Mommy & Daddy stören wollten...

Die 2. Variante findet man oft bei Familien, die schon sehr viele Au Pairs hatten und nicht jedes Mal einen auf Familie machen wollten.

Bei meiner Gastfamilie war ich z.B. das 1. Au Pair. Schon meine Nachfolgerin war nicht mehr ganz so involviert wie ich. Ich denke das ist eine normale Entwicklung.

Lange Rede, kurzer Sinn: wenn ihr es euch leisten könnt, kann ein Au Pair eine tolle Sache sein, auch für die Kids. Wobei ihr das auch nicht unterschätzen dürft. Meiner Kleinen (sie war 6 als ich wieder ging), ging es eine Weile nachdem ich gegangen war richtig beschissen. Meine Gastfamilie hat fast ein Jahr lang gewartet, bis sie ein neues Au Pair geholt haben, weil sie sich so dagegen gewehrt hat. Ich war halt ein Familienmitglied, das ersetzt werden sollte! Das geht in Kinderaugen gar nicht!

LG Brijuni#blume

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Hi,

auch wir haben ein Au Pair Mädchen bei uns aufgenommen.

Kati hat eigentlich alles geschrieben was wichtig ist und du beachten musst. Allerdings widerspreche ich Ihr in dem Teil, dass das Aupair immer bei euch ist und auch mit in den Urlaub geht.

Aktuell sind wir für ein paar Tage in England unterwegs- da durfte unser Aupair mit (sind aber weil wir ein Haus haben auch keine extrakosten).
Im April fliegen wir nach Asien- da geht sie nicht mit. Auch wenn sie ein TEil der Familie ist- das ist die Zeit die wir allein für uns wollen. Sie nutzt die Zeit, um für sich zu erkunden was sie möchte (Berlin und München).

Ab Januar hat Silas einen Kitaplatz und somit, wird sie unser vorerst letztes Aupair sein.

VG solania

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Ich bin leider nicht eher zum antworten gekommen. Vielen Dank für eure Antworten, sie haben mir einen besseren Einblick in die ganze Thematik verschafft.

LG

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Wir haben schon seit mehreren Jahren Au Pairs und sind total happy. Allerdings legen wir Wert darauf, dass die Herkunft vom Au Pair ein EU-Land ist, damit das Au Pair im Notfall oder bei unerträglichem Heimweh auch mal nach Hause reisen kann.

Wir nehmen unser Au Pair bewusst nicht mit in den Urlaub, weil ich persönlich finde, dass eine Familie auch immer zwischendurch eine Zeit für sich als "Mikro-Familie" benötigt siehe http://www.aupair-village.com/de/gastfamilie/nach-der-ankunft-vom-aupair/urlaub-mit-aupair. Deshalb legen wir den Zeitpunkt des Urlaubs häufig zwischen Ab-und Anreise vom alten/neuen Au Pair und diese Vorgehensweise hat sich für uns bewährt.